Liebeserklärung an den Flow

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Lohas
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Liebeserklärung an den Flow

Ungelesener Beitrag von Lohas »

Im WRF wird viel über ihn geschrieben, Astrid hat ihn an anderer Stelle mal definiert
Wenn Du Dein Reisetempo als angenehm empfindest,
es nicht als belastend, sondern bereichernd erlebst,
Du Dich an dem Ort, an dem Du gerade bist, wohl fühlst und ihn verläßt, wenn Dir der Sinn nach Neuem steht,
Du das, was Du dort tust, gerne machst,
Du Dich weder gestresst, noch gelangweilt fühlst,
Du bei dem, was Du tust, die Zeit vergisst und voll und ganz in der Gegenwart lebst, ohne über die Vergangenheit oder die Zukunft nachzudenken,
dann befindest Dich im Flow.
und irgendwie ist es ja das, wonach wir alle suchen.
Ein bißchen wie das Verliebtsein in die eigene Reise und das Gefühl des endlich angekommen seins.

Da ich das Gefühl für meinen Flow nach 3,5 Monaten Deutschland und langer Krankheit gerade verliere, wollte ich mal dazu aufrufen, Momente zu sammeln, in denen er das erste Mal da war.
Vielleicht können wir uns dann alle beim Lesen ein Stückchen zurückholen....


Bei mir war es im November letzten Jahres in Pai, in Nordwestthailand.
Ich war erst zwei Monate unterwegs und hatte gerade angefangen wirklich alleine für mich zu reisen und mich nicht an jemanden ranzuhängen.
Ich hatte die erste Nachtzugfahrt alleine gemeistert und mich für die Fahrt nach Pai entschieden, obwohl alle neu kennenglernten zum Trekken in Chiang Mai blieben.
Alles lief perfekt. Ich stieg aus dem Bus aus, es kamen zwei Jungs auf mich zu und fragten, ob ich eine Bleibe suche und empfahlen mir die schnuckeligste Bambushütte aller Zeit mit Hängematte.
Der Ort war perfekt für ein verspätetes Blumenkind wie mich. (Es gab einen rosa Bulli, der Café verkauft... ein Paradies!!!)
Am nächsten Morgen bin ich früh aufgewacht, habe (immerhin) lauwarm in meinem kleinen "Openair-Bad" geduscht und mich dick in Decken eingewickelt und mit meinem ipod in die Hängematte gelegt.
Als die Sonne über die Berge in mein Gesicht schien, lief "Fresh Feeling" von Eels und ich glaubte, vor Glück zerspringen zu müssen.
Und ich wusste da war er... mein höchst eigener, hart erkämpfter Flow
:D

Und jetzt ihr!
Memento mori - In omnia paratus.
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Astrid
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Liebeserklärung an den Flow

Ungelesener Beitrag von Astrid »

Liebe Lohas :)

Da Du mich ja schon zitiert hast, schreibe ich 3 meiner Momente, mit denen ich mir das Gefühl des Flows vergegenwärtige, wenn er mir abhanden kommt - die ersten beiden fanden unter Wasser statt ;).

Das erste Mal in Thailand bei und nach der Begegnung eines Walhais und das zweite Mal in Malaysia quasi Auge in Auge mit einem meiner Lieblingstiere... einer Schildkröte.

Beim 3. war ich gerade in Sachen Visaverlängerung auf Palawan unterwegs, wo sich ein bürokratischer Minuten-Akt in eine 1-wöchige Odyssee verwandelte - ohne jegliche Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu MArtin, der sich auf einer anderen Insel befand und mit jeder ankommenden Fähre auf meine Rückkehr wartete...

Die Musik dazu: -> und ein eigener Thread Mit Musik zurück zum inneren Flow :).

Die hat mich namlich im Banwa-Guesthouse, das ich auch in der Kategorie Besondere Unterkünfte an magischen Orten erwähnt habe, empfangen - gerade als ich dachte, die gesamte Welt hätte sich gegen mich verschworen ;).

Liebe Grüße
Astrid
Eine fremde Kultur ergründen zu wollen, ist wie der Versuch, den Horizont zu erreichen... Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat - doch der Blick zum Horizont ist ein anderer. [A. Bokpe]
LoFi
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Ungelesener Beitrag von LoFi »

Hallo Zusammen!

Ich finde das Thema Flow auch sehr schön, da es durchaus eine positive spirituelle Ebene darstellt, die ein ganz einmaliges, essentielles Gefühl transportiert.

Eure Flow-Momente hören sich ganz spannend an.

Spontan fallen mir mehrere Momente in meinem Leben ein, in denen ich dieses Gefühl erlebt habe. Jedoch kann ich mich dabei speziell an zwei konkrete Erlebnisse erinnern:

1. Als ich mit dem Zug nach Frankfurt am Main gefahren bin, ich einfach nur die Skyline aus dem Fenster betrachtete und ganz bestimmte Gefühle entwickelte, als der Zug über den Main fuhr und sich die Bankentürme im Wasser spiegelten, während Vögel durch den Himmel zogen.

2. Als ich gegen Ende meiner Australienreise das zweite mal in Byron Bay war. Es war ein verregneter Tag und ich ging abends durch das Gelände der Arts Factory und saß einfach auf der Bank und betrachtete das Windspiel der Palmen im Regnen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte und wir frühstücken wollten blieb ich alleine im Bett liegen (die anderen gingen schon essen) und begriff, was ein Moment war.

Liebe Grüße
baschi
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Ungelesener Beitrag von baschi »

Moin Moin,

Flow...vor meiner einjaehrigen Reise ist mir dieses Gefuehl nicht wirklich ueber den Weg gelaufen - dachte ich.
Dann war ich so mit der Planung beschaeftigt, wie kuendigen, impfen, finanzielles regeln, Abschied, Wohnung aufgeben usw, dass ich irgendwie blockiert war. Ausser einer 10 woechigen USA Reise mit Rucksack, hatte ich noch nicht so viele Erfahrungen mit dem Ausstieg. Dann die ersten Wochen unterwegs. Immer Ueberholspur, bloss nichts verpassen - und verdammt - wo ist er denn, der Flow - ich hatte ihn schon aufgegeben.
Und dann ploetzlich wurde alles etwas ruhiger oder ich wurde gelassener oder was weiss ich?
Dann gab es so unspannende Momente wie in Ubut/Bali morgens bei einem Yasmintee vor der Hütte in einem Garten zu sitzen und...und nichts eben.
Oder auf einem seeehr alten Postdampfer mit 4 Knoten von Rarotonga nach Aitutaki vorne am Bug zu sitzen und der Schiffsdiesel blubbert vor sich hin.
Solche Sachen eben.
Und nun kommt's: zu Hause angekommen ging das genauso. Also kleine Zeitspannen im Alltag zu finden und 10 Minuten Kurzurlaub. Manchmal fuehlt man sich sogar zu Hause wie unterwegs und beobachtet vage Situationen, die sich vor einem abspielen. Kann das schlecht erklaeren - aber das geht.

Also so long dann...
Gruss/Baschi
Nicky-nator
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Ungelesener Beitrag von Nicky-nator »

Schönes Thema!
Die beiden für mich eindrücklichsten "Flow"-Erfahrungen bisher waren...

...nach einer harten Nacht in einem serbischen Nachtzug mit defektem Fenster und stundenlangen Grenzkontrollen einer bulgarisch-serbischen Kaspertruppe kurz vor Sonnenaufgang in Belgrad angekommen und genau beim Sonnenaufgang an der Donau langspaziert. Irgendwie war das genau der Moment wo ich dachte, es gibt nichts Richtigeres für mich, als genau hier und jetzt zu sein. Schwer zu beschreiben, aber ich bekomm immer noch eine Gänsehaut, wenn ich mich an den Moment erinnere.

...Mit dem Nachtzug von Moskau nach Kiew gefahren. In Moskau hatte ich eine Mandelentzündung leidlich auskuriert und das war der erste Morgen, wo ich mich wieder fit gefühlt habe. Ich hatte das untere Bett in einem Zweibettabteil und als ich wach geworden bin sind wir grade durch so eine unglaublich schöne Moor-(?) Landschaft gefahren mit Bodennebel und einem unfassbar intensiv-roten Sonnenaufgang. Ich hab einfach nur die Augen aufgemacht und mein erste Blick fällt genau auf die Szenerie. Gedacht hab ich in dem Moment glaub ich gar nicht, war einfach nur glücklich.

Soviel von mir. Mal sehen was dieser Sommer für neue Erlebnisse bringt ;)
juzi
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Liebeserklärung an den Flow

Ungelesener Beitrag von juzi »

Oh ja der flow!!!

den hatte ich schon ganz oft, obwohl ich immer nur höchstens 3,5 Wochen unterwegs war ;-)

Einen sehr schönen flow hatte ich im letzten Urlaub in S panien, als ich mit Delfinen im wasser war, ganz nah, ich saß auf meinem Brett und 1 Meter entfernt schwammen 2 Delfine, es war so magisch, dass ich weinen musste.

Das war mein persönlicher Flow - highlight, sozusagen. Ich liebe dieses Gefühl, man vergisst Raum und Zeit, nur Genuss, der Kopf ist frei, keine Sorgen nur noch Ruhemodus

Ich freue mich schon auf den nächsten flow :-)
maystelo
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Ungelesener Beitrag von maystelo »

Lohas hat geschrieben:Im WRF wird viel über ihn geschrieben, Astrid hat ihn an anderer Stelle mal definiert
Wenn Du Dein Reisetempo als angenehm empfindest,
es nicht als belastend, sondern bereichernd erlebst,
Du Dich an dem Ort, an dem Du gerade bist, wohl fühlst und ihn verläßt, wenn Dir der Sinn nach Neuem steht,
Du das, was Du dort tust, gerne machst,
Du Dich weder gestresst, noch gelangweilt fühlst,
Du bei dem, was Du tust, die Zeit vergisst und voll und ganz in der Gegenwart lebst, ohne über die Vergangenheit oder die Zukunft nachzudenken,
dann befindest Dich im Flow.
und irgendwie ist es ja das, wonach wir alle suchen.
Ein bißchen wie das Verliebtsein in die eigene Reise und das Gefühl des endlich angekommen seins.
Erst wollte ich sagen, dass der Flow aus dem Satz "Go with the flow" für jeden anders ist. Dann las ich noch einmal das, was hier als Definition des Flows steht und dachte: Das ist mein Alltag. Danke an mein Leben, dass ich es im Flow leben darf. Mein Alltag, mit meinem Beruf und den Menschen in meinem Leben bringt mich zu Wohlgefühl und Freude, zum Vergessen der Zeit und sicherlich nicht zur Langeweile. Ich denke nicht allzu oft an die Vergangenheit und auch nur gelegentlich an die Zukunft. Wozu also noch auf Reisen gehen? Weil es zu meinem Flow dazu gehört. Vielleicht ist es doch für viele ähnlich, vielleicht übersehen es viele im Alltag nur.

Ist der Flow nicht einfach "glücklich sein"? Wirklich und wahrhaftig glücklich sein. Nicht Glück haben und fünf Cent finden, nicht glücklich sein, weil man es muss, sondern es in sich drin empfinden. Ohne einen äußeren Zwang, einfach so entspannt zu sein, in der eigenen Mitte und unwillkürlich zu lächeln.
Hier erfährst du etwas über meine Reise/n
Plan A: Amerikas (von Nord nach Süd), Antarktis, Australien, Asien, Afrika

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