Träume jetzt leben oder auf später verschieben?

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Windträumer
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Träume jetzt leben oder auf später verschieben?

Ungelesener Beitrag von Windträumer »

Hallo Leute,

ich würde mich freuen, wenn ihr euch kurz Zeit nehmen könntet. Eure Meinungen in dieser Angelegenheit sind mir wirklich wichtig.

Und zwar plagt mich seit geraumer Zeit wieder das Fernweh. Ich habe Träume und konkrete Ziele, die ich hier erreichen möchte. Wie bsw. mit dem Segelboot über den großen Teich nach Südamerika, um den Kontinent dann per Anhalter zu erkunden. Im Vorfeld möchte ich mir hierzu einen ordentlichen Haufen Geld ansparen, um die Reise so richtig genießen zu können. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich etwas gefunden, an dem ich mich einfach festhalten kann und das mir Kraft gibt. Meine Träume sind neuer Antrieb und Motivation für mich, meinen Arsch hochzukriegen und dafür bis zum Äußersten zu kämpfen. Als ich auf Reisen war, kam mein Alter Ego zum Vorschein, den ich unterwegs zum ersten Mal kennen lernen durfte. Und ich fand es einfach geil. Ich liebe meinen Alter Ego. Ich liebe mich so sehr auf Reisen.

Allerdings spüre ich, dass meine Mama einfach nicht glücklich mit meiner Entscheidung ist und sich ständig Sorgen macht. Ich werde nächsten Monat 27 Jahre alt. Und sie würde sich am liebsten wünschen, dass ich mein Studium wieder aufnehme.

Es ist nun so, dass ich gezwungenermaßen ein Jahr nachholen müsste um die Allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Um diesen Abschluss anzustreben, müsste ich im Vorfeld auch noch entsprechende Französisch-Kenntnisse vorweisen. Ich habe aber nie Französisch gelernt. Das heißt, dass ich an einem Intensivkurs teilnehmen müsste. Um dann bei Erfolg ein Studium an der Universität angehen zu können.

Dieses ganze Hin und Her möchte ich mir einfach nicht geben, da es einfach nicht das ist, was ich will. Oder besser gesagt, im Moment nicht will. Die 400-500 € möchte ich lieber meinem Reisekonto gutschreiben anstatt sie für einen Intensivkurs auszugeben, bei dem ich alles reingedrückt bekomme.

Meiner Meinung nach kann ich noch studieren, wenn ich 30 oder 40 bin. Man lebt doch nur einmal und ich möchte meine Träume zuerst angehen, weil mir das Gefühl einfach sagt, dass die Vorrang haben.

Ich kann meine Mama verstehen, dass sie sich Sorgen macht, und dass sie möchte, das etwas "Gescheites" aus ihrem Sohn wird. Aber ich bin einfach ein Typus von Mensch, der nicht viel zum Leben braucht. Ich bin ein Verfechter des minimalistischen Lebensstils, denn zuviele materielle Besitztümer belasten mich mental einfach nur. Ich bin ein Müßiggänger, der lieber im Hier und Jetzt lebt. Ich möchte einfach leben und die Gegenwart spüren, das Leben ab und an auch mal entschleunigen und mir nicht ständig den Kopf zerbrechen müssen wegen Gedanken an später.

Ich bin von Natur aus ein zuversichtlicher Mensch, und weiß, dass ich immer irgendwo einen Job finde. Ich sehe Lösungen, nicht die Probleme. Außerdem habe ich eine Ausbildung im Einzelhandel erfolgreich abgeschlossen.

Was sind eure Meinungen hierzu? Vielleicht habt ihr euch schon mal in einer ähnlichen Situation befunden. Über euer Feedback würde ich mich wirklich, wirklich freuen. Vielleicht habt ihr gar Ratschläge oder andere Ansichten hierzu. Doch auch diese würde ich sehr gerne lesen wollen.

Ja, ich weiß, das war jetzt ein langer Text, aber ich musste das einfach mal loswerden. Ich danke euch jetzt schon mal.

Viele Grüße

Der Windträumer
jonathan
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Ungelesener Beitrag von jonathan »

Windträumer hat geschrieben:Was sind eure Meinungen hierzu? Vielleicht habt ihr euch schon mal in einer ähnlichen Situation befunden
Mein lieber Traeumer, unterschaetze mal diesem Forum nicht. hier gibt es nicht nur Jungs wie du, sondern hier gibt es auch Vaeter, die Jungs haben, wie du. und so ein Vater bin ich.

Und wenn ich lese, dass du dein Abi nicht machen willst, obwohl du bereits 27 bist, dann kann ich nur sagen: ich verstehe die Sorgen deiner Mutter - aber mach halt, was du willst, dann wird das halt nix mehr in deinem Leben mit dem Abitur.

Ich bin froh, dass mein Sohn sein Abi gemacht hat. Er hat sogar noch ein Studium abgeschlossen danach.

Aber Traeumer, es muss und soll natuerlich auch Leute geben wie du, die von all so "einem Zeugs" nichts wissen wollen. Meinen Sohn wird es freuen; wieder ein Konkurrent weniger, hua..

Und du hast recht: verhungern wirst du sicher nicht; es gibt ja notfalls Sozialhilfe, nur reicht die halt nicht zum Reisen.

Haettest du mehr Ehrgeiz, dann haettest du auch kuenftig Geld, und dann koenntest du auch kuenftig reisen....

Wie heisst es doch so schoen: Chacun est l’artisan de son bonheur, aber das ist franzoesisch und das willst du ja nicht lernen. na gut: Jeder ist seines Glueckes Schmied heisst es auf deutsch... ;)
Livie81
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Ungelesener Beitrag von Livie81 »

Jeder ist ein anderer Typ und wird Dir hier im Forum seine Meinung geben, die seinen Typ wiederspiegelt - manche sind Kopf-Menschen und würden der Vernunft Vorrang geben, manche Herz-Menschen und würden Dir zur Reise raten.

Ich persönlich finde, man sollte eine vernünftige Basis im Leben schaffen, so dass man die Chance auf einen Job, der einen komfortabel über Wasser hält und einem die finanzielle Möglichkeit zum Reisen gibt, denn das hat man nicht unbedingt, wenn man sein Leben lang nur im Supermarkt oder McDonalds jobbt. Also lieber jetzt Zähne zusammenbeissen und ein paar Jahre in Bildung investieren, vielleicht noch nebenbei jobben um sich nach dem Uni-Abschluss eine Reise leisten zu können, und danach stehen Dir alle Türen offen, egal ob Du Karriere machen willst oder 10 Jahre auf Weltreise gehen möchtest. Ich finde, man sollte sich keine Chancen verbauen, nur weil man einem Impuls folgt.

Ich für meinen Teil bin mit dieser Taktik gut gefahren und bereue nichts in meinem Lebenslauf. Mein Freund hingegen hat es mit dem Studium nicht so ernst genommen und jetzt mit 35 wurmt es ihn doch sehr, dass er keinen Magister gemacht hat, sondern als Langzeitztudent nur mit Bachelor dasteht und noch kein einziges Mal regulär gearbeitet hat und somit auch keine guten Chancen auf einen guten Job hat, um sich etwas leisten zu können.
Reinsch
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Ungelesener Beitrag von Reinsch »

Eine gute Basis ist auf jeden Fall, naja, eine gute Basis halt. Ob das zwingend Abi und Studium sein müssen ist die andere Frage.

Ich habe genügend Bekannte die auch ohne Abi (und demnach Studium), die trotzdem ein tolles Leben führen. Andere rühmen sich mit toller Bildung, bekommen aber doch nix zu Stande.
Mit 30 anfangen zu studieren, das heißt bestenfalls mit Mitte 30 fertig werden und ins Berufsleben starten. Das würde ich nur angehen wenn wirklich ein sehr fester Plan vorhanden ist, den man da durchziehen will. Ansonsten startet man mit gut 10 Jahren Verspätung in den Job, während andere da so langsam schon ihren Ausstieg planen...

Was mich schon eher gestört hat war das Wort "Müßiggänger". Auf solche wartet man in der Regel nirgendwo auf der Welt. Es sei denn sie können es sich leisten. Das sehe ich aber hier nicht. Eine eher ungeschickte Kombination.
Wer bin ich und was hab ich vor? : Vorstellung
Danny Machu
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Ungelesener Beitrag von Danny Machu »

Livie81 hat geschrieben:und ein paar Jahre in Bildung investieren, vielleicht noch nebenbei jobben um sich nach dem Uni-Abschluss eine Reise leisten zu können, und danach stehen Dir alle Türen offen, egal ob Du Karriere machen willst oder 10 Jahre auf Weltreise gehen möchtest.
Genau das kann ich nur unterschreiben.

Es gibt nun mal immer ein Leben nach der Reise. Es sei denn natürlich man plant nie wieder irgendwo ansäßig zu werden, was es natürlich auch geben soll, ich bei dir aber nicht rauslesen kann. Auch wenn du von dir sagst nicht der Typ dafür zu sein, aber stell dir doch mal vor was denn so grob nach der Reise kommen soll. Jobben für den Mindestlohn? Studium beginnen? Wenn ja, was? Wo wirst du leben?
Das sind große und wichtige Fragen, denen du dich einfach als Erwachsener nicht entziehen kannst.. wie gesagt: Wenn du jetzt nicht gerade vorhast für den Rest deines Lebens rumzureisen.

Ich persönlich kann dir da nur meinen bisherigen Weg ans Herz legen: Ich mache gerade meinen Bachelor und jobbe nebenbei. Ich studiere seit 1,5 Jahren und konnte mir so ca. 2500€ zurücklegen. Bis zu meinem Abschluss habe ich vor mir auf diese Weise 4500-5000€ zusammenzusparen, die ich dann für eine längere Reise nutzen werde. Natürlich muss ich dazu sagen, dass ich großes Glück habe etwas zu studieren, das mir sehr liegt, mir großen Spaß macht und mir eine gute finanzielle Perspektive bietet. Mir ist klar, dass nicht jeder ein Studium beweltigen und nebenbei auch noch jobben kann, aber es ist der "vernünftigste" Weg. (Aus-)bildung ist nunmal sehr wichtig und ganz ohne geht es eben nicht.

Kümmere dich erstmal um eine Sache nach der anderen und im Optimalfall kannst du sogar 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen. Studieren, Reisen und Sparen ist möglich!

Wie aber bereits erwähnt wurde: Wir können dir alle nur unseren Input geben, die Entscheidung wirst du treffen müssen. Du kennst dich am Besten und wirst wissen was das Beste für dein Leben ist. Ich persönlich kann dir nur raten große Reisen erst anzutreten, wenn du dein Leben hier im Griff hast.
Das Reisen ist schließlich kein endgültiger Fluchtweg aus dem Alltag.
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Strolch
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Träume jetzt leben oder auf später verschieben?

Ungelesener Beitrag von Strolch »

Ich kann deine Gedanken nachvollziehen und teile viele deine Gefuehle. Auch ich versuche im Hier und Jetzt zu leben; ich weis, dass ich immer irgendwie weiterkommen werde und will mir keine Gedanken um spaeter machen; will statdessen meinem Herzen folgen und mich frei fuehlen. Ich will ich selbst sein und genau wie du, fuehle ich, dass Reisen mich zu mir selbst fuehrt.

Ich habe durch das Reisen vieles gelernt. Eine wichtige Sache dabei war, dass Dinge sich aendern. Woher soll ich wissen, ob es mich mein Leben lang erfuellen kann, von Ort zu Ort zu vagabundieren. Wenn ich mir vorstelle alt zu sein und auf mein Leben zurueckzuschauen, dann will ich mehr sehen als nur Orte und Erfahrungen. Ich will zurueckschauen koennen auf Dinge, die ich bewirkt und und Gutes, das ich getan habe. Ich will eher ein Baum sein, der Fruechte traegt, als ein Blatt im Wind.
Darum will ich studieren, mich qualifizieren. Bereit sein fuer alles was kommen kann. Wenn ich danach immernoch Reisen will, wird mir meine Bildung dabei sicher gute Dienste leisten. Lieber ueberqualifiziert Reisen, als unterqualifiziert leben.

Fuer jemanden zwischen 20 und 30 ist ohne Verpflichtungen leben bestimmt das Geilste. Aber fuer jemanden mit 40 vielleicht nicht mehr.. Willst du nicht mal heiraten? willst du beim Reisen deinen Partner kennen lernen? Willst du dann auch unterwegs Kinder bekommen und Sie im Wohnwagen unterrichten, anstatt in die Schule zu schicken? Kannst du heute schon entscheiden, dass das ist was du willst? Oder willst du dir nicht lieber Moeglichkeiten offen halten?
Watch, Listen, Learn and Teach
Windträumer
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Beiträge: 14
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Träume jetzt leben oder auf später verschieben?

Ungelesener Beitrag von Windträumer »

Hey Leute!

Vielen Dank für eure Meinungen zu diesem kniffligen Thema.
Eure konstruktiven Beiträge und auch das Aussprechen mit Freunden haben mir hierbei sehr geholfen.

Es ist wohl wirklich das Vernünftigste, wenn ich mir zunächst meine eigene Zukunft sichere. Ich Fantast denk' halt zu oft mit dem Herzen. Wir leben wohl doch nicht wie Peter Pan im Nimmerland.

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Ich danke euch nochmals für euer Feedback.
Mit den besten Grüßen und Sayonara Compagnons!

Der Windträumer

8)
Segler Seb
Aktives WRF-Mitglied
Beiträge: 67
Registriert: 13 Jan 15 18:50

Träume jetzt leben oder auf später verschieben?

Ungelesener Beitrag von Segler Seb »

Hallo,
ich komme gerade von einer (wenn auch nur zweiwöchigen) reise zurück. Unterwegs - als segler- hatte ich viel Zeit über meine Reisepläne für die Zukunft nachzudenken. Am liebsten würde ich im Moment, wenn schon alles hier soweit wäre, an Bord gehen, leinen los und auf ins Unbekannte. Am Liebsten abseits aller üblichen Wege, und dann weit weg. Und frühestens in ein paar Jahre wieder kommen. Da ich erst Anfang 20 bin würde dies vermutlich Low Budget und mit Work and Travel zwischendurch relativ gut gehen. Dann vielleicht noch Bücher schreiben oder Filme drehen - joa, da könnte man sich was aufbauen. Ein wenig marketing und eine priese Glück und vielleicht wäre ich dann, wenn ich alle Work and Travel ziele durch habe, so das davon kein Geld mehr rein kommt soweit mich als Reiseblogger zu finanzieren. Wäre doch geil - zumindest im Moment.
Nur kollidiert das mit einem anderem, das mir wichtig ist: Andere Menschen. Ich bin zwar beim besten willen nicht übermäßig Sozial - ich bin idr. alleine am Segeln, abgesehen vom Tanzen (Standart und Latein) habe ich ehr selten Kontakt mit anderen Menschen außerhalb von Arbeit und Familie und vermisse es auch nicht. Übermäßig viele Termine und Soziale Bindungen engen mich irgendwie ein. Da hab ich das Gefühl auf jeden Geburtstag und noch x weitere Termine Rücksicht nehmen zu müssen. Doch bei Reisen lernt man die Leute eben nur kurz kennen und verschwindet dann gleich wieder aus ihrem Leben. Und selbst mit moderner Technik ist es schwer, dauerhaft in Kontakt zu bleiben.
Aber worauf will ich hier hinaus?
Nun, momentan würde ich es sehr genießen alleine (oder mit einer Freundin, wenns denn eine passende Gäbe) über die Weltmeere zu schippern. Ich genieße die ruhe beim Einhandsegeln. Ich genieße es, alleine zu sein, meine Ruhe zu haben. Aaaaber... ich komme auch ganz gerne mal in dem einen oder anderen Hafen an. Treffe hin und wieder mal gerne auf bekannte Gesichter. Mag in Zukunft auch wieder eine Beziehung zu einer Frau - und zwar was mit Zukunft, nicht nur für die Zeit bis ich weiterreise. Und ich will was hinterlassen - gerne Kinder, das fühlt sich für mich gut an. Oder aber auch was in anderen Menschen - Menschen die ich kenne.
Ich möchte mit meinem Leben andere Menschen inspirieren und Berühren und das ganz persönlich - nicht über einen Blog, Bücher, Filme... das ist alles schön und gut aber doch was anderes als wenn ein Mensch einen direkt anspricht und sagt: Ich finde toll was du machst. Du bist für mich ein gutes Vorbild. Mach weiter so.
Also, was willst du?
Wenn du noch nie Kinder, Familie, wohlmöglich Haus und Karriere wolltest, dann wüsste ich tatsächlich nicht, warum du jetzt studieren solltest.
Du hast eine Ausbildung, es reicht also für einen normalen Beruf erstmal aus.Nicht jeder muss studieren. Und: Wenn du wirklich 10 Jahre reist, ist es egal ob du das jetzt oder nach einem Studium machst. Nach 10 Jahren bist du raus - sorry, aber das ist wenn man in einen gelernten Job zurück finden will wohl immer zuviel. Wenn du aber z.B. ein Jahr reisen willst, dann würde ich das jetzt machen (vorausgesetzt das geld reicht). Denn wenn du tatsächlich einmal für ein paar Monate oder ein Jahr reisen und dich danach wieder in die Gesellschaft eingliedern willst, dann ist in meinen Augen der richtige Zeitpunkt jetzt bzw. sobald man das wirklich Nötige Geld zusammen hat. Man muss übrigens nicht unbedingt danach genau das gleiche machen wie davor.
Um mal bei mir als Beispiel zu bleiben: Ich überlege momentan für eine Saison - also 6 - 7 Monate zu Segeln. Ostsee oder Nordsee. Vielleicht Auch rund GB. Oder Norwegen hoch? Ich wies es nicht. Ich würde am liebsten all das - und noch viel mehr - mal machen. Aber wenn ich das jetzt alles machen würde, dann hätte ich mich selbst aus meinem Job raus gekickt. Und wenn man denn schon arbeiten muss (wer hat das nur erfunden? :D ) dann mach ich meinen Job echt gerne. mein Hobby - (Fahrten)segeln - ist für mich mein Leben. Ich liebe es und versuche mein Leben diesem Hobby anzupassen. Um dieses Hobby auch nach einer Segelsaison Langzeitsegeln regelmäßig ausüben zu können überlege ich danach auszuwandern - in Deutschland gibt es in meiner Branche nicht viel Arbeit an der Küste - und lerne momentan dafür sogar eine neue Sprache. Ich liebe es einfach, wenn ich da draußen bin, bin ich ICH. Und das ist herrlich. Aber auch ich kann mich nicht für immer aus der Gesellschaft ausklammern, so ganz mag ich das ja auch garnicht. Und wenn ich dann schon einen halbwegs geregelten Job haben muss - dann mache ich wirklich sehr, sehr gerne den meinigen. Ich mag ihn einfach.

Also: Wenn du nicht studieren willst, wenn dein aktueller Job dir ausreicht und du dir sicher bist das er dir auch in ein paar Jahren noch ausreicht (und das weist nur du - nicht deine Mutter, Vater, Tante, Onkel oder XYZ aus dem Internet) dann weis ich nicht wofür Abitur und Studium. Ich habe kein Studium - aber eine qualifizierte Ausbildung in einem Beruf, mit einem guten Einkommen. Warum sollte ich studieren? Die Arbeit hat erstmal nur den einen Zweck für Angestellte: Geld verdienen. Wenn die eigene Tätigkeit dieses Ziel in ausreichendem Maße erfüllt, ist das doch ausreichend. Dann käme für mich eine Studium nur dann infrage, wenn es mich interessiert - oder wenn ich der Meinung wäre, das meine Tätigkeit in Zukunft nichtmehr genug Geld einbringen würde
Also, zwei einfache Fragen die du dir selbst stellen solltest:
1.: Verdiene ich mit meiner Arbeit genug Geld um jetzt und in Zukunft damit zufrieden zu sein? Dabei auch bedenken, ob deine Arbeit auch in Zukunft benötigt wird.
2.: Gibt es ein Studium/Weiterbildung die mich interessiert, die eine Thematik bearbeitet über die ich mehr wissen möchte?
Wenn du auf 1 mit Ja und auf 2 mit Nein antworten kannst wüsste ich nicht, warum du studieren solltest. Ich kann nur von mir sprechen - aber um ordentliche Ergebnisse zu erzielen muss ich motiviert sein. Und "XYZ denkt ich sollte mal studieren" hört sich für mich nach einer beschissenen (verzeiht die Sprache) Idee an.
Arbeit hat den Zweck Geld einzubringen um das eigene Leben finanzieren zu können. Sie kann - muss aber nicht - der Lebensmittelpunkt sein.

Soo, langer Text. Daher ein Fazit:

Es gibt keine Universelle Antwort. Aber man sollte nicht aus einer momentanen Laune alles hinwerfen. Denk zurück: Welche wünsche und Pläne hattest du in der Vergangenheit? Was ist dir wichtig im Leben? Und überlege dir, was du willst und was möglich ist. Versuche einen Weg zu finden der dir einerseits nicht die Zukunft verbaut - reisen ist nur solange Freiheit wie man zurück nach Hause kommen kann - andererseits aber auch dir gefällt, den du gehen möchtest. Du musst nicht studieren wenn du es nicht möchtest und es finanziell nicht notwendig ist. Musst du nicht - und es gibt genug Menschen die nie studiert haben und dies auch nie bereut haben. Denn ein Studium ist kein Garant für Glück. Ebensowenig wie ein Leben auf reisen. Und die meisten verbinden Reisen mir Freiheit Doch welche Freiheit bietet einem das Reisen, wenn es nur noch eine Flucht ist, ohne die Möglichkeit stehen zu bleiben oder gar umzukehren?

Viele doofe Fragen, aber ich an deiner Stelle würde mal darüber nachdenken. Vielleicht kommst du ja dann selbst auf die Antwort auf deine Frage.

Und, nur noch eine Frage von mir, vielleicht hast du es ja auch geschrieben und ich hab's übersehen: Warst du schonmal auf Langzeitreise? Wenn nicht, mach doch eine Reise für ein paar Monate, max. ein Jahr. Danach kannst du immernoch zurück kehren und du weist dann wenigstens relativ sicher ob so eine Langzeitreise wirklich das Richtige für dich ist.


Aber vielleicht bin ich auch nur ein Idiot, der sich selbst viele bescheuerte Fragen stellt, in dessen Denkorgang ein fetter Knoten ist und der zu sehr zwischen scheinbar widersprüchlichen Wünschen und Träumen hin- und hergerissen ist.

Grüße,
Sebastian
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tobias12
Aktives WRF-Mitglied
Beiträge: 49
Registriert: 08 Mär 14 19:08

Träume jetzt leben oder auf später verschieben?

Ungelesener Beitrag von tobias12 »

Mmh, das ist immer eine schwierige Entscheidung. Man steht einerseits im Konflikt mit den Gesellschaftlich anerkannten Werten und mit dem, was man selbst individuell machen will.
Ich bin immer dafür, dass man das machen sollte, was man selbst möchte. Das ist das wichtigste und alles andere kann nur unglücklich machen. Deine Mutter muss sich da leider dran gewöhnen, dass du dein eigenes Ding machst. Dir stehen alle Wege offen, und wenn du gerne Reisen willst, dann mach es.
Du wirst es mit Sicherheit nicht bereuen :)
Mich kriegt ihr nicht, ich bin frei wie der Wind.
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