Wi(e)derintegration: habe Harmonie und Lächeln verloren

Nach längerem Reiseleben ist nichts mehr, wie es vorher war: Die Heimat nicht und man selbst schon gar nicht. Und dann trotzdem: Business as usual?
Du bist nicht allein mit dieser Erfahrung - tausche Dich aus!
Christian86
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Re: Wi(e)derintegration: habe Harmonie und Lächeln verloren

Ungelesener Beitrag von Christian86 »

Goucho hat geschrieben: Ich denke sogar, dass die Reise selbst schon lange vor dem Abflug beginnt.
Und genau deswegn denke ich , dass man sich gut in die Lage versetzen kann , ehe man fort war - die meisten wissen sicher , warum sie weg wollen , wenn es nicht gerade um Wellness-Urlaub gehen soll.

Und wie es schon ein Vorschreiber ausgedrückt hatte - man ändert vor einer Reise unweigerlich seine Einstellung nicht nur aus Sparseimkeitsgründen - man erfährt auch schnell ,dass man sovieles tatsächlich nicht brauch - ein neues Leben beginnt dann ganz schnell.
"An dem Tag, an dem Wir voller Überzeugung sagen können, dass alle Kinder dieser Welt unsere Kinder sind, beginnt der Frieden auf Erden" - Hermann Gmeiner
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Coogar
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Ungelesener Beitrag von Coogar »

@Christian86:
Ich finde, Du betreibst hier ein bisschen zuviel Schwarzweißmalerei.
Für Dich scheint alles, was in Deutschland existiert und passiert, in irgendwelche Schubladen zu passen. Plus, ich mag diese Art nicht, auf alles herabzusehen, das nicht den gleichen Weg geht wie man selbst.
Ist ja nicht so, dass Du die absolute Weisheit innehättest.
Was von dem, was Du schreibst, entspricht denn der Wahrheit und was davon ist Deine Interpretation der Wahrheit, kannst Du Dir ja mal überlegen.
Vergiss auch nicht, warum Du die Möglichkeit hast überhaupt reisen zu gehen, denn viele Leute aus anderen Gesellschaften, die Du ja so sehr mehr schätzt, haben eben genau diese Möglichkeit nicht. Du schöpfst also auch ganz gut aus den Vollen, also komm mir nicht mit dieser Verachtung auf alles Materielle, das ist scheinheilig.
Auch in anderen Mentalitäten wird Dir Materialismus und Oberflächlichkeit zuhauf begegnen, nicht alles, was anders ist, ist zwangsläufig besser.
What is the use of straining after an amiable view of things, when a cynical view is most likely to be the true one?
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Ralph
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Ungelesener Beitrag von Ralph »

Jetzt wollte ich meinen Senf auch noch mal dazu geben, und Coogar spricht mir aus der Seele. So ziemlich alle hier im Forum, die sich auf eine längere Reise vorbereiten, machen das auf Basis von verdientem und erspartem Geld. Ohne Moos nix, los...so ist es halt! Alles im Leben besteht aus Aktion und Reaktion. Wer arbeitet verdient Geld. Und wer Geld hat, kann es ausgeben - wofür auch immer.

@ Matthes: Ich habe nicht das Gefühl, dass jemand auf mich herab schaut. Und ich jedenfalls schaue auf niemanden herab. Ich glaube kaum, dass mein Wertesystem oder eine "Ich-will-für-den-Rest-meines-Lebens-Reisen- Mentalität" für jeden gut ist. Ich habe z. B. einige Freunde in meinem Umfeld, für die Fernreisen oder die Vorstellung an eine Langzeitreise der absolute Albtraum ist. Die wiederum glauben, dass ich unendlich viel verpasse, weil ich kein Kinder habe und dauernd durch die Welt fliege. Also, jeder wie er will...

Und noch eine Nachricht an alle Schwarzmaler: Ich verbringe seit über 15 Jahren jährlich mehr Zeit im Ausland, als in Deutschland. Was ich daraus gelernt habe ist, dass jeder Ort, jeder Lebesstil und jede Form des sich Verwirklichens immer Vor- und Nachteile hat. Vor 15 Jahren war ich auch der Meinung, dass Deutschland mit seiner typisch deutschen Mentalität, seinem Wetter und seinem Bürokratismus das aller Letzte ist und das wir alle Hamster sind, die jeden morgen in ihr Rad steigen. Mit 65 gehen wir in Rente und mit spätestens 66 bekommen wir einen Herz-Kasper. Mittlerweile sehe ich das ganz anders, hat allerdings etwas gedauert, das raus zu finden.

A propos Bürokratie, war schon mal jemand in Mexico City aufm Amt? Dagegen ist ein Behördengang in Deutschland nahezu paradisisch. Oder ein Besuch bei Zollamt in Teheran - auch echt witzig...

Happy Trails

Ralph
Christian86
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Ungelesener Beitrag von Christian86 »

Tuit mir echt leid coogar aber irgendwie interpretierst du das ganze anders , als es gemeint ist.

Ich habe in beioden letzten Aussagen Raum gelassen für alle möglichen Interpretationen und du versteifst dich darauf , dass eine gemeint ist ...

Muss echt ein Missverständnis sein - wäre mir aber ganz recht , wenn das ganze back to topic ginge , wir wollen drüber diskutieren , woran es liegen könnte , dass man Integrationsprobleme nach einer solchen Reise hat und wie man denen begegnet ;)
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Ralph
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Ungelesener Beitrag von Ralph »

Okay, Christian, ich gebe Dir Recht. Die Diskussion schweift etwas ab. Widmen wir uns wieder Gaucho's Fragen und diskutieren nicht das Für und Wider der "Rat Race"...
dieSteffi
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Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

Wenn man zurück kommt....

Integrationsprobleme nach der Reise!

Es gibt Reichtümer, an denen man zugrunde gehen kann, wenn man sie nicht mit anderen teilen kann.

Ich will reden und erzählen, was ich erlebt habe, besonders wenn ich alleine gereist bin. Aber ich traue mich nicht richtig, denke, die anderen verstehen nicht, oder es interessiert sie nicht, oder denke, sie stempeln mich als Angeber oder Schlimmeres ab.

Dann ist auch noch die Euphorie, die ich seit Planung der Reise gespürt habe, nach der Rückkehr wieder verschwunden. Zu Hause hat sich nichts geändert. Die Leute sind noch die gleichen, ich selbst nicht mehr. Ich komme mir vor, wie von einem anderen Stern, ich habe neue Welten entdeckt... Aber interessiert es die anderen wirklich nicht, oder habe ich nur Angst vor ihren möglichen Reaktionen, wenn ich von meinen Erfahrungen berichte?

Es ist ein komisches Gefühl, bevor ich wegfuhr erschien mir der geplante Zeitraum unendlich lang. Während der Reise verging die Zeit wie im Fluge und ich hätte noch Jahre dran hängen können. Als ich dann wieder da war, erschien mir meine Abwesenheit wie ein Tag. Das ist schon eine komische Sache mit der Zeit. Alles war noch mehr oder weniger genauso, wie am Tag der Abreise, als wäre die Zeit zu Hause stehen geblieben, nur ich habe mich mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit tausendmal um die Erde gewicktelt... Und jetzt, bumms, bin ich wieder gelandet.


Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lache, weil es so schön gewesen ist!

Bringe dich ins Leben der anderen ein, interessiere dich für sie, dann wird aus langweiligem Smalltalk (der oftmals der Beginn wunderbarer Freundschaften werden kann) eventuell ein anregendes Gespräch. Und wenn nicht –so what!

Jeder lebt sein eigenes Leben, für jeden sind andere Dinge wichtig, jeder hat seine eigene Vorstellung und seine eigene Wahrheit. Hin und wieder berühren uns andere und meistens eben nicht und seinen Weg geht jeder allein. Und das ist gut so. Gehen und gehen lassen.
Christian86
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Ungelesener Beitrag von Christian86 »

Top-Beitrag gefällt mir super :)

Aber irgendwie steht das ganze so ein wenig für Einsamkeit - hab ich so empfunden beim Lesen.
Jeder lebt sein eigenes Leben und macht sein eigenes Ding ... es ist sicher jeder für sich selbst verantwortlich , was er aus seinem Leben macht , was man vorhat , worauf man Priviliegien und Schwerpunkte setzen möchte.

Aber sich in das Leben anderer Einbringen , sich für Sie zu interessieren ist ein gefährlicher Punkt:
1. Man kann sich einbringen und interessieren
2. Man kann sich dadurch selbst verlieren und genau das erfahrene aus anderen ländern belastet einen immer mehr ... denke hier drinne liegt ein Stück des Problems der Wi(e)derintegration , weil eben genau das der Punkt ist , in dem man sich wieder in die Gesellschaft das vorherige Leben einfügen soll/muss ?!
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dieSteffi
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Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

Einsam ist nur, wer sich selbst nicht hat!

Es gibt doch nur ein Leben - mein Leben! Es besteht aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es gibt kein vorheriges und nachkommendes Leben in das ich mich integrieren muss. Ich bin doch immer in meinem Leben drin. Ich kann Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht getrennt voneinander betrachten. Sie sind alles das gleiche, bedingen sich.

Wenn ich mit mir selbst zufrieden bin und mit mir auskommen kann, dann kann ich das auch mit anderen. Denn sie sind nichts weiter als ich selbst. Ich kann auch sie nicht getrennt von mir betrachten, sie bedingen mich, machen mich zu mir.
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Goucho
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Ungelesener Beitrag von Goucho »

@steffi&olaf

Toller Beitrag. Schön geschrieben.


Ich habe im eröffnenden Posting den "Smalltalk" erwähnt. Es scheint
sich jeder hierran aufzuhalten. Ich wollte eigentlich nur Beispiele bringen,
aber es ist nicht der Fall, dass ich jeden Smalltalk von Grund auf ablehne.
Eben nur jene, die nach fünf Minuten immer noch keine Tendenz nach Tieferem
erkennen lassen (und leider in der Überzahl sind).

Wie auch immer.

Ich möchte Christian zum Teil beistimmen und Aussagen wie
"Einsam ist nur, wer sich selbst nicht hat!"
halte ich für wenigsagende Halbwahrheiten.

Natürlich gibt es nur "ein Leben - mein Leben" - da stimme ich voll zu.

Allerdings sehe ich den Rest deiner Meinung anders. Für mich gilt:
Ich bin nichts weiter als die Summe meiner Erfahrungen !!
Das bedeutet, dass die Vergangenheit meine Gegenwart beeinflusst - hier stimme
ich noch zu - aber die Zukunft ist nur die kommende Gegenwart und ist IMHO
daher nur insofern beeinflusst von der Vergangenheit wie die aktuelle Gegenwart.
Aus diesem Grund gibt es eigentlich nur Vergangenheit und Gegenwart.

Da aber die Gegenwart ausser von meinen Erfahrungen auch noch von meinem
Umfeld beeinflusst wird, denke ich nicht, dass wir jederzeit Herr unseres
Lebens sein können.

Ich will hier nicht verwirrend werden, aber ich glaube einfach nicht an die
Theorie, dass jeder Kapitän eines Schiffes, das Seite an Seite mit
anderen Schiffen im Hafen liegt, unbeeinflussbar manövrieren kann.

Wir sind nunmal ein soziales Tier.

Nichtsdestotrotz hat mich der Satz
"Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lache, weil es so schön gewesen ist!"
berührt. Danke dir.

Deinen letzten Satz kann ich nicht kommentieren, da ich nicht genau verstanden
habe, was du meinst ("...Denn sie sind nichts weiter als ich selbst...").


-Goucho-


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