Klischees und Vorurteile verschiedener Nationalitäten

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Sun
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Klischees und Vorurteile verschiedener Nationalitäten

Ungelesener Beitrag von Sun »

Klar, ich schreibe ja auch von Vorurteilen im Allgemeinen. Oder eben von Situationen die ich erlebt habe, d. h. wo ich mit Vorurteilen konfrontiert wurde.

Manchmal ist es ja auch mühsam, auf Reisen selbst immer auf die gleichen Vorurteile oder Vorstellungen einzugehen ...Nein, wir haben nicht alle einen Keller voller Geld.., ...Ja, wir haben viele Banken, sogar ein Bankgeheimnis..., ....stimmt, Schokolade aus der Schweiz ist bekannt, aber wir essen auch anderes..., etc.

Aber es kann ja auch immer zu lustigen Situationen führen. Es ist ja auch immer spannend, eines besseren belehrt zu werden.

:D Sarah
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Julchen
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Klischees und Vorurteile verschiedener Nationalitäten

Ungelesener Beitrag von Julchen »

Der_Felix hat geschrieben:grundsätzlich könne er sich Gesichter ganz gut merken, nur die Ganzen "Weißen" in seiner Anlage machten ihm Probleme. Die könne er nur nur sehr schwer auseinanderhalten, denn irgendwie sähen die doch alle gleich aus, zumindest mehr oder weniger (wörtlich: "same same but different" ;-) ) ...
:lol: :lol: Das kenne ich! Beim Photos von Freunden zeigen in Nepal hiess es bei jeden Bild: Looks like your sister!! Same same! :lol:

Aber ganz ehrlich, das geht uns ja erstmal mit Chinesen oder Thais oder welcher Nationalitaet auch immer genauso. Erst, wenn man mehrere gut kennt (und erkennt), lrnt man, die Unterschiede in Gesichtern wahrzunehmen. Bis dahin haben sie alle Schlitzaugen und schwarze Haare :wink: ... und wir "Weissen" werden eben auf eine fuer uns unbekannte Weise ueber einen Kamm geschert... :P

Liebe Gruesse wieder aus Potosi, Bolivien
julchen
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Eliane
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Klischees und Vorurteile verschiedener Nationalitäten

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Dann werfe ich auch mal ein paar Worte in die Runde.

Schlimm ist es mit den Klischees, wenn sie in der Schule per Lehrbuch vermittelt werden. Das begegnet mir in Russland mehr als oft. Gebetsmühlenartig können einem manche über allerlei Länder Vorurteile herbeten, auch wenn sie keinen davon kennen. Und wie oft stimmen die Klischees ja auch überhaupt nicht.

Wobei ich selbst aber bei mir auch einige deutsche Marotten ausgemacht habe, die ich vor vielen Jahren ohne meine Auslandserfahrung schlichtweg abgestritten hätte.
Russen organisieren, Deutsche planen.
Ich muss in meinem Job einfach rechtzeitig vorher Bescheid wissen, was auf mich zukommt, weil ich es vernünftig und nicht nur provisorisch machen will. Das hat nichts mit fehlender Spontaneität zu tun. Meistens fange ich letztlich auch erst kurz vor knapp an, irgendwas auszuarbeiten, aber ich brauche für mich vorher die Zeit, um das alles in meinem Kopf zu sortieren.

In Russland dagegen wird alles irgendwie in letzter Sekunde erst angegangen. "Übermorgen ist Abgabetermin für den Konferenzband, kannst du nicht noch schnell einen Artikel liefern, es ist doch international." - "Seit wann plant ihr die Konferenz?" - "Seit 6 Monaten."

Die Deutschen sind immer pünktlich.
Ich nicht, die deutsche Bahn auch nicht, die russische dagegen schon.
Also was nun?

Ansonsten ist es aber wohl auch so, es muss nicht sein, dass alle die Italiener als laut empfinden, auch wenn wir Deutsche das bisweilen tun.

Was Hitler angeht, so habe ich da in Russland auch immer wieder Begegnungen. Erstmals vor 11 Jahren, als ich einem burjatischen Skin, der mir "Heil Hitler" hinterherrief, im Affekt eine Ohrfeige gegeben habe.
Dass er bei Hitler als Asiate als erster auf der Abschussliste gestanden hätte, hat ihn nicht beeindruckt: Aber Hitler hat ja nicht gesiegt.
Vielfach rufen Kinder "Heil Hitler" oder "Hände hoch", weil sie das aus alten sowjetischen Propaganda-Filmen so kennen. Ich erkläre ihnen dann, dass es kein Spaß für Deutsche ist und dass manche böse reagieren könnten. Dann sollen sie lieber "Hallo" oder "Guten Tag" sagen.

Alles in allem gibt es aber überhaupt keine Probleme als Deutsche in Russland, im Gegenteil, die meisten nehmen einen wirklich herzlich auf, haben höchstens Fragezeichen in den Augen, weil ich keinen Mercedes oder Volkswagen fahre, sondern einen russischen UAZ.
Oder weil ich lieber hier als in Deutschland lebe, wo es ihrer Meinung nach keine Gewalttaten gibt, alles sauber, gerade und ordentlich ist.

Spannend finde ich es, wenn Russen meine Nationalität überhaupt nicht einsortieren können. Oft bin ich für sie eine Baltin, aber es kommt auch vor, dass sie mich für eine Amerikanerin halten. Wohingegen eine amerikanische Freundin von mir hier, sehr oft für eine Deutsche gehalten wird. Warum, konnten wir noch nicht herausfinden.

Auffällig ist, dass viele Leute aus deutschsprachigen Ländern sehr schnell anfangen Russisch zu sprechen, irgendwie, nach ein paar Tagen oder Wochen.
Sehr viele Amerikaner oder Franzosen dagegen zeigen sich über Monate hinweg "resistent" und kommen über das russische Hallo nicht hinaus.
Bei anderen Nationalitäten konnte ich das noch nicht so eingehend beobachten, aber vielleicht fällt das ja woanders auch auf?

Viele Grüße
Eliane
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_philipp_
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Klischees und Vorurteile verschiedener Nationalitäten

Ungelesener Beitrag von _philipp_ »

Oh ja da gibt es so einige, sehr viele sind schon genannt worden:

Unsere Lieblingsnachbarn die Niederländer:
- Alle Niederländer haben ein Auto mit Anhängerkupplung oder aber ein Wohnmobil.
- Die Niederlande ist in der Ferienhochsaison im Sommer leer gefegt, da alle auf Autobahnen oder Campingplätzen herumreisen.

Und ich muss sagen dass das Klische bei meinem Norwegen Urlaub echt immer wieder zugetroffen hat.

Tatort: Einsamer Waldweg, wir sind ca. bereits eine Stunde mit den Rucksäcke über Wanderwege etc. unterwegs auf einmal ein einsamer Waldweg ( kann ein Waldweg nicht einsam sein? Wir lassen das heute mal zu ;-) ) am Ende ein Wohnmobil.

Jetzt könnt Ihr alle raten woher das kommt etc. aber wir hatten fast immer recht: Die guten Niederländer // Holländer haben wieder zugeschlagen

Schweizer Vorurteil:
Regen sich immer über langsamere Bergsteiger bei auf und Abstieg auf.

Deutsches Klischee:
Ordungswahn und Regelliebend: wieder ein Fall wo dies für Norweger immer wieder bestätigt werden muss und bei Gesprächen mit Einheimischen auch wird.

Tatort: Eine Landstraße links und rechts nichts außer Wälder und Geschwindigkeit begrenzt auf 70Km (bei 80 Maximum). Auf dieser idillischen Straße fährt ein Konvoi mit ca. 10 Autos

50% dieser Konvoi's sind wie folgt aufgebaut:

Deutscher, Deutscher, Deutscher, Deutscher, Norwger

Die anderen könnt Ihr euch vorstellen:

Holländer, Deutscher, Deutscher, Norweger

Wobei wir bei Norwegen mit Klischees und Vorurteilen wären:

- Norweger fahren immer zu schnell
- Norweger = Tiefflieger
- Norweger überholen auch direkt immer am Berg auf der Kuppel obwohl man nichts sehen kann ala Kamikaze
- Norweger müssen geringere Strafen bei Geschwindigkeitsverstößen zahlen // Ein Gerücht das nicht stimmt
- Norweger haben als Hobby auf unübersichtlichen Straßen im Gebirge immer mehr als 5 Autos gleichzeitig zu überholen
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Julchen
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Ungelesener Beitrag von Julchen »

Wollte Euch mal was fragen, was vielleicht etwas komisch klingt:

Es passiert mir immer wieder auf meienr Reise: Ich unterhalte mich mit jemand, und dann Where are you from? - Israel, and you? - Germany - und sofort, kommt es mir vor, liegt etwas zwischen uns.

Dabei ist die Geschichte doch 60 Jahre her, und weder ich noch der/die Israeli vor mir haben direkt was damit zu tun gehabt.

Geht das nur mir so, oder kennt Ihr das auch?

Liebe Gruesse aus Tupiza, Bolivien
julchen
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Eliane
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Klischees und Vorurteile verschiedener Nationalitäten

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Liebe Julchen,

neulich hatte ich in der Mongolei so eine Begegnung mit Israelis. Erst sehr freundlich und dann fragten sie mich, woher ich käme und brüsk wandten sie sich ab.
Fand ich auch ein wenig merkwürdig. Von immer kann ich aber nicht sprechen, zu wenig Israelis kurven hier in meiner Gegend rum.
Andererseits zeigt es mir, dass diverse Jugendaustauschprogramme zwischen Dtl. und Israel doch ihre Berechtigung haben müssen.

Nach Israel ausgewanderte Russen freuen sich dagegen immer, wenn sie mich irgendwo kennen lernen. Irgendwie haben sie wohl das Gefühl, dass sie mit mir ihre Eindrücke über die "große weite Welt" besser teilen können, als mit ihren früheren Landsleuten.

Liebe Grüße vom Baikal
Eliane
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mahimahi
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Klischees und Vorurteile verschiedener Nationalitäten

Ungelesener Beitrag von mahimahi »

:D ist ja echt ein herrliches thema...

Das mit dem "same same", dem gleichaussehen, kenne ich auch. Es hat bei mir selbst ein paar monate gedauert, bis ich die gesichter hier unterscheiden konnte. Das ist schon ein phänomen.

Ich habe mich letzte woche mit einer tonganischen Guest House besitzerin unterhalten - aus ihrer sicht sind alle
Deutschen & Schweizer: korrekt (insbesondere was das bezahlen angeht) und pünktlich (Österreicher hat sie nicht aufgezählt - entweder sind die anders, oder sie kennt keine - oder beides...)
Italiener (männlich): sind hinter allen mädchen her (ich selbst habe mal einen Italiener in einem Guest House kennengelernt, der es tatsächlich geschafft hat, in einer nacht zwei "Dates" mit auf sein zimmer zu nehmen, nacheinander natürlich *lach*)
Skandinavier: feiern immer und überall
Australier: trinken zu viel und sind laut (die "Engländer" der südhalbkugel *smile*)
Japaner: sehr höflich, leise und sauber
Chinesen: das genaue gegenteil von den japanern
Russen: unheimlich ("scary")

und Tonganer: Tonganer sind überhaupt die schlimmsten (sagen alle Tonganer, die mal eine zeit in übersee gelebt haben, über ihre eigenen landsleute - etwas, dass ich von Deutschen über Deutsche auch schon oft gehört habe, wenngleich mit anderen ausprägungen)

In Tonga gibt es ein besonderes verhältnis zu deutschen, da seit der jahrhundertwende (ich meine die um 1900) viele deutsche hier eingewandert sind (zT auch aus dem ehemals "deutschen" Samoa) und es gibt viele tonganische familien mit deutschen wurzeln und deutschem namen. Daher auch das spezielle interesse an der deutschen geschichte und den weltkriegen. So wurde ich schon mal auf dem weg zur bäckerei auf offener strasse danach gefragt, was ich denn über den ausbruch des ersten weltkrieges durch das attentat auf Franz Ferdinand 1914 in Sarajewo denken würde... Ich war ähm... sprachlos *smile*.

Gruss
Mahimahi
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Der_Felix
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Ungelesener Beitrag von Der_Felix »

Julchen hat geschrieben:Es passiert mir immer wieder auf meienr Reise: Ich unterhalte mich mit jemand, und dann Where are you from? - Israel, and you? - Germany - und sofort, kommt es mir vor, liegt etwas zwischen uns.
Habe ich auch so erlebt. Allerdings habe habe ich auch schon trotz dieser plötzlichen Blockade sehr interessante und letzten Endes wohl für beide Seiten bereichernde Gespräche darüber geführt, so dass das "etwas" zwischen sogar das eine oder andere Mal zu so etwas wie Vertrautheit geworden ist. Zudem habe ich die mit beste Pasta meines Lebens in Argentinien von einer Israelin zubereitet bekommen ... (was dann gleich das nächste Klischee ad absurdum geführt hat: hätte die beste Pasta nicht von einer Italienerin kommen müssen?)

;-) Felix
Wer immer nur in die Fußstapfen anderer tritt hinterlässt keine eigenen Spuren!
http://felix-welt.de
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Peng
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Klischees und Vorurteile verschiedener Nationalitäten

Ungelesener Beitrag von Peng »

Die Probleme mit Israel kann ich bestätigen.

Ich hatte in Griechenland mal eine kleine Liaison mit einer süßen Israelin...
Als Ihre Mitreisenden mitbekamen das ich Deutscher bin, wurde sie wüst beschimpft und ich mit Steinen beworfen.

So kann das schlimmstenfalls auch abgehen, traurig, aber wahr.

Zur Schweiz:

Alles was woanders ca. 5 Minuten in Anspruch nimmt, dauert bei Schweizern minimum das Dreifache an Zeit :lol:
Die sind eben sehr gemütlich, wie mir scheint :wink:

Wir haben im Zuge der WM wohl einiges zurechtrücken können was Deutsche und Deutschland betrifft... Das hat uns auf alle Fälle gut getan 8)

Grüßle

Peng

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