Allgemeine Krise

Worüber man in der Welt-Reise-Community so spricht / sprechen sollte, wo Du Reisethemen diskutieren, von Deinem Fernweh daheim oder Heimweh unterwegs berichten - oder auch außerhalb Deines Vorstellungsbereichs einfach mit anderen Mitgliedern der Weltreise-Community "labern" kannst... (Keine Reise-Infos hier!)
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Julchen
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Beiträge: 1030
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Re: Allgemeine Krise

Ungelesener Beitrag von Julchen »

Hallo Ihr alle!
Ja, vielleicht werde ich von der Weltreise zurückkommen und entdecken, dass ich gerne Lehrerin bin.
Ich habe nur manchmal furchtbar Angst vor Menschen, und der Gedanke dran, vor über 30 Jugendlichen zu stehen, jagt mir einen Heidenschrecken ein. Ich bin depressiv, und auch wenn ich die Krankheit mit Tabletten meist ganz gut im Griff habe, ist das vielleicht nicht die beste Voraussetzung für den Schuldienst. Naja, ich werde es sehen. Wenn ich im Referendariat merke, dass ich nur unglücklich werde mit dem Job, dann muss ich mir halt was anderes überlegen.
Jetzt erst mal der Abschluss, und am 6. Februar steige ich ins Flugzeug... erst 5 Monate nach Nepal (davon 10 Wochen Arbeiten in einem Kinderheim), dann je gute 2 Monate Myanmar, Neuseeland und Peru/Bolivien.

Liebe Grüße
julchen
Benni
WRF-Mitglied
Beiträge: 14
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Re: Allgemeine Krise

Ungelesener Beitrag von Benni »

Kopf Hoch Julchen

Mehr gibts da nicht zu sagen

schwäbische Travellergrüße von Benni

z.Z. Tschechien
Trisa
Kiebitz
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Allgemeine Krise

Ungelesener Beitrag von Trisa »

Hallo zusammen,

habe eben diesen alten Thread wiederentdeckt und reihe mich einfach mal hier ein. Wüsste nicht wo meine Gedanken besser hinpassen.....

Kurz ein bisschen was zu mir: Ich bin mittlerweile 27 Jahre und seit längerem totunglücklich mit mir und meinem Umfeld. Fernweh habe ich seit meiner Schulzeit, damals hätte ich alles getan für ein Austauschschuljahr. Der nächste Wunsch war Au-pair. Beides wurde vor allem durch meine Mutter verhindert. In dem Alter ist man eben doch noch beeinflussbar. Ich steckte in einer Ausbildung und mir wurde daheim schön immer eingeredet, dass ich viel zu unselbständig bin, nicht mit Kids klarkommen würde, usw. Trotzdem packte ich kurz nach meiner Ausbildung meine Sachen und lebte knapp ein Jahr in Spanien. Erst als Gästebetreuerin, dort habe ich live erlebt, dass ein Aussteigerleben möglich ist. Dass sich immer ungeahnte Möglichkeiten auftun.
Und doch bin ich seit 2002 nun wieder hier.
Während ich früher zumindest nach Möglichkeit Ausschau gehalten habe und noch den Glauben an mich hatte, verliere ich das mehr und mehr. Dazu kommt, dass ich mein Leben immer weniger auf die Reihe bekomme. Momentan weiß ich nichts mit mir anzufangen. Es gibt nichts was mich hier wirklich hält. Und trotzdem schaffe ich den Absprung nicht.

Ich weiß nicht, ob es noch der Einfluss meiner Erziehung ist oder ich allgemein nicht zum Traveln geboren wurde. Aber die Sehnsucht, dieses Fernweh verschwindet auch einfach nicht. Vor eineinhalb Jahren habe ich mich halbherzig entschieden mein Abitur nachzuholen, was mich nur noch belastet. Schule ist nicht wirklich mein Ding, ein geregeltes Leben in Deutschland ist es auch nicht! Ich weiß nicht genau was mein Problem ist, fehlendes Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein oder Disziplin?
Müsste ich nicht erst in Deutschland gut leben können, um alles hinzuwerfen?
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Astrid
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Allgemeine Krise

Ungelesener Beitrag von Astrid »

Hallo Trisa und Herzlich Willkommen im WRF :).

Wie Du vielleicht beim stöbern und schmökern gemerkt hast, gibt es im Forum viele, die sich mit ähnlichen Gedanken und Gefühlen rumschlagen – insofern zitiere ich
pukalani hat geschrieben: Nicht unterkriegen lassen! Du bist nicht allein. Willkommen im Club! ;)
trisa hat geschrieben: Ich weiß nicht genau was mein Problem ist, fehlendes Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein oder Disziplin?
Deine Fragen zeugen in meinen Augen eher von einer hohen Reflektionsbereitschaft und somit von einer Fähigkeit, denn von einem Problem.
Vermutlich ist es von allem etwas – aber wer kennt diese „Mängel“, wenn er/sie ehrlich zu sich ist, nicht?!
trisa hat geschrieben:Während ich früher zumindest nach Möglichkeit Ausschau gehalten habe und noch den Glauben an mich hatte, verliere ich das mehr und mehr. Dazu kommt, dass ich mein Leben immer weniger auf die Reihe bekomme. Momentan weiß ich nichts mit mir anzufangen. Es gibt nichts was mich hier wirklich hält. Und trotzdem schaffe ich den Absprung nicht.
Da Du gegenwärtig zur Schule gehst, wäre es ja vielleicht auch gar nicht sinnvoll, gerade jetzt den „Absprung“ zu schaffen…
trisa hat geschrieben:Müsste ich nicht erst in Deutschland gut leben können, um alles hinzuwerfen?
Diese Ziel finde ich persönlich wünschenswert, allein schon, um Dir Optionen offen zu halten - aber nicht jeder mag in Deutschland oder an jeder x-beliebigen anderen Stelle auf der Welt leben, nur weil er in die jeweilige Gesellschaft hinein geboren wurde.

Auländische Freunde von uns, die Deutschland besucht oder eine Weile dort gelebt haben, berichten viel Positives. Unisono wird jedoch Deutschland auch als ein Land der Regeln und Verbote beschrieben. Für die einen bedeutet das Halt und Sicherheit, für die anderen Einschränkung und mangelnde Freiheit.

Vielleicht würde es Dir helfen, einmal genauer hin zu schauen, welche Ängste und Unsicherheiten die Deiner Mutter und welche Deine sind...

In diesem Sinne: Kopf hoch, Augen zu und bis zum Abi durch – oft wird einem erst im Nachhinein klar, warum man welchen Weg gegangen ist und welche Vorteile sich daraus für die Zukunft ergeben, auch wenn die Gegenwart ganz trostlos aussieht :).

Liebe Grüße
Astrid
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der Bär
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Wohnort: leider in Nordhessen

Allgemeine Krise

Ungelesener Beitrag von der Bär »

Liebe Trisa, liebe Astrid,

vieles, was ihr beide schreibt, hat mich gerade sehr berührt und ich habe mich darin wiedergefunden. Ich kenne das zu gut, von einer Mutter in eine Rolle gezwungen zu werden, die überhaupt nicht zu einem passt und wo einem das Kostüm schon von Anfang an zu eng ist und man sich vorkommt wie ein Zebra in der Arktis.

Liebe Trisa, ich finde auch, du solltest das, was Astrid zu Schulausbildung geschrieben hat, gut reflektieren. Vielleicht hilfts dir ein bißchen, wenn ich dir dazu aus meiner eigenen Erfahrung was beisteuern kann:

ich habe auch eine Ausbildung gemacht und in einem Job gearbeitet, der mich totunglücklich gemacht hat und wo ich immer das Gefühl hatte, fehl am Platz zu sein. Damit einher ging auch das starke Gefühl, fehl in Deutschland zu sein - ich weiß nicht genau, wie das zusammenhängt, denn letzteres empfinde ich bisweilen immer noch von Zeit zu Zeit.

Nun, ich bin in dieser Zeit schon viel gereist. Es hat mich glücklich gemacht, weg zu sein und es war furchtbar, zurückzukommen und weiter arbeiten zu müssen. Dann hab ich irgendwann alles hingeworfen. Von heute auf morgen und bin wieder drei zur Schule gegangen und hab mein Abitur gemacht.

Es war vom ersten Schultag an so, als hätte ich diesen Schritt zwingend irgendwann tun müssen, als Teil von meiner Entwicklung. Spaß gemacht haben mir die drei Jahre auch nicht immer und ich war auch oft in Zweifeln verstrickt, weil ich nicht wußte, was danach kommen soll. Alle anderen in meiner Klasse/in meinen Leistungskursen verfolgten schon klare Ziele: Medizin studieren, Jura studieren etc. Ich hatte kein Ziel, nicht in dem Sinne.

Dann hab ich Kulturwissenschaften studiert. Einfach so, weil dieser Studiengang neu eingerichtet worden war und ich mir das angeschaut habe und dachte: passt perfekt zu dir und dem, was du dir vorstellst. War auch so. Trotzdem hats mich oft angekotzt ;-).

Und dann ist was Wichtiges, Interessantes passiert: ich bin "zufällig" (ich schreib das in Anführungszeichen weil ich nicht an Zufälle glaube) in den Radio- und TV-Journalismus reingerutscht. Vom Ende meines ersten Semesters an. Da hab ich vorher nie hin gewollt, nicht in Erwägung gezogen, im Gegenteil - eher oft gedacht: DAS will ich sicher garnicht.

Auch dieser Weg ging durch tiefe Täler und ich war auch oft von Selbstzweifeln geplagt. Jetzt hab ichs nach dem Studium und vielen Jahren geschafft, das zu haben, wovon ich immer dachte, es ist mein Traumjob. Ist es aber nicht. Wars nur aus der Ferne betrachtet. Der Job jetzt (als Radioreporterin beim Hessischen Rundfunk) ist in vieler Hinsicht wirklich so, wie ich ihn mir vorgestellt habe und in vieler Hinsicht ganz anders. Aber: ich hab dadurch, dass mir so vieles nicht dran passt, auch nochmal verstärkt rausgefunden, was mir wichtig ist und warum ich überhaupt Journalistin geworden bin. Und in diese Richtung will ich jetzt in diesem Jahr viel mehr gehen (das ist mein Projekt für 2009 - es wird wieder nicht leicht, wie immer, aber ich freu mich drauf!).

Fazit, sofern man überhaupt eins ziehen kann: das Leben ist ein Prozess und vor allem unsere Entwicklung ist ein Prozess. Man weiß nie, welche Möglichkeiten sich eröffnen, wenn man eine Chance ergreift. Im Prinzip ist es genau wie beim Reisen....und wie in dem Gedicht von Robert Frost ;-).

Ich wünsch dir einen wunderbaren Tag, liebe Trisa und dir natürlich auch, liebe Astrid und freu mich zu lesen, was ihr dazu meint!

Ganz liebe, sonnige Grüße
der Bär
...and I, I took the one less travelled by, and that has made all the difference. Robert Frost
Trisa
Kiebitz
Beiträge: 2
Registriert: 05 Jan 09 2:07

Allgemeine Krise

Ungelesener Beitrag von Trisa »

Hallo Astrid und der Bär,

entschuldigt bitte, dass ich erst jetzt wieder schreibe. Ich danke euch beiden vielmals für eure Antworten!

Ob ich an der Schule überhaupt weitermachen kann/darf entscheidet sich in den nächsten Tagen (hatte ja schon einiges vebockt), ihr dürft also Daumen drücken.
Wenns weitergeht dann möchte ich die Sommerferien irgendwo in Europa verbringen, Taucherfahrungen sammeln und endlich, endlich mal wieder Meeresluft schnuppern.
Vom Weltreisen weit entfernt, für mich ists ein erster Ansatz.....

LG
Trisa
killerloop23
Reise-Geburts-Helfer
Beiträge: 263
Registriert: 01 Aug 04 11:00
Wohnort: Europa

Allgemeine Krise

Ungelesener Beitrag von killerloop23 »

Trisa hat geschrieben:...
Vom Weltreisen weit entfernt, für mich ists ein erster Ansatz.....
Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Weltreise! Lass Dich nicht unterkriegen!
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