Einwanderung nach Tonga

Astrid & MArtin haben über 1 Jahr auf Tonga im Südpazifik gelebt, Moderator mahimahi wohnt auf Tongatapu...
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mahimahi
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Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von mahimahi »

Hallo Andreas,

sofern du dich für länger als 90 Tage (maximal verlängerbares Touristenvisum - Achtung: gültiges Rückflugticket bei Einreise notwendig) im Land aufhalten willst, brauchst du ein sogenanntes Assured Income Visa, das alle 2 Jahre zu erneuern ist.

Mit diesem Visum darfst du NICHT arbeiten, dh du musst bei der Beantragung nachweisen, dass du über entsprechende finanzielle Mittel verfügst, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Es wird nicht genügen, dass du sagst, du willst als Selbstversorger leben. Hast du denn ein Stück Land dort, von dem du ernten kannst und ein Haus, in dem du wohnen kannst? Auch unbewohnte Inseln haben Eigentümer.

Wenn du arbeiten oder selbst ein Einkommen generieren willst, musst du ein Employment oder ein Business Visa beantragen (Employment and Business Visa / Arbeitsvisum für Tonga).

Die tonganische Staatsbürgerschaft bekommst du frühestens nach 5 Jahren Aufenthalt und du musst einen tonganischen Sprachtest absolvieren. Neuerdings soll es die Möglichkeit einer Permanent Residency geben, aber dafür kenne ich die Voraussetzungen nicht. Weitere Details hier: http://tongaconsul.com/index.php?option ... &Itemid=27.

Gruß,
Mahimahi
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Andreas83

Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von Andreas83 »

Hallo mahimahi,

danke für die Antwort! Also Land besitze ich dort natürlich nicht, habe auch gehört, dass es für Ausländer unmöglich ist in Tonga Land zu erwerben, man könnte es maximal pachten aber wie die Preise da sind, weiß ich auch nicht.

Aber mal angenommen, ich würde dort einige Einheimische kennen und sie würden mich in ihrem Dorf wohnen lassen, dann wäre es ja eigentlich auch
egal das ich da kein Land besitze.

Da wäre dann nur noch das Problem der finanziellen Mittel. Mal angenommen, ich könnte in einem Dorf leben und würde mich mit allem versorgen was die Natur so zu bieten hat, wozu bräuchte ich da noch Geld?
Ich würde vielleicht 10-15ooo € mitnehmen für Notfälle usw. aber das wäre bestimmt nicht genug, um ein Visum für zwei Jahre zu bekommen oder?

Gruß, Andreas
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mahimahi
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Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von mahimahi »

Hallo Andreas,

Also mal angenommen... du kennst dort ein paar Einheimische, die dich aus lauter Freundschaft ohne eine Gegenleistung zu erwarten im Dorf leben lassen (oder du bist halt sonst irgendwie von Nutzen für die Gemeinschaft (Arzt? Handwerker? ach ja, du darfst ja nicht arbeiten ohne Business Visum und Zulassung... also dann "unter der Hand" gegen Wohnung und Brot) - das bedeutet aber auch "Integration" in die einheimische Gemeinschaft (Kirche, Kultur, Sprache) - soll ja grad ein beliebtes Diskussionsthema in Deutschland sein - nur dieses Mal bist du der Ausländer), ...

und mal angenommen, du kannst dich mit allem versorgen, was die Natur zu bieten hat, denn du weisst und beherrscht wie man Fische mit Speeren fängt oder Muscheln und anderes Seegetier bei Ebbe vom Riff sammelt, wie man Ufi, Mei, Lu und Manioke pflanzt, anbaut und erntet, oder findest Bananen, Pawpaw und Kokosnuss in deinem Garten (Bitte nicht vom Nachbarn klauen, das gibt Nasenschmerzen. Da verstehen die Einheimischen keinen Spass), du hast Feuerholz zum Abkochen des ausreichend gesammelten Regenwassers und bekommst sogar ab und an mal ein Brot geschenkt, ...

dann... glaube ich nicht, dass du wirklich so leben möchtest und könntest. Dein Idealismus in Ehren, aber glaube mir, wenn du nicht gerade Rüdiger Nehbergs kleiner Bruder sein solltest, bist du einfach nicht für so ein Leben vorbereitet. Klar kann man vieles Lernen, aber frage dich mal ehrlich, ob du wirklich den Sinn deines "Auswanderns" nach Tonga darin siehst, ein anstrengendes, entbehrungsreiches und verzichtübendes Dasein im Busch zu fristen.

Ja, wozu bräuchtest du dann noch Geld?
Jedenfalls nicht für Bus, Taxi (leihst dir eben ein Fahrrad aus oder gehst die 10 Kilometer zum nächsten Ort zu Fuss), Schuhe (barfuss ist sehr gesund), Strom, Wasser (ich sag nur: Regen!), Telefon, Internet, Postfach, Bankkonto, Medikamente (es soll echt tolle traditionelle tonganische Buschmedizin geben, aber das wäre ein neues Thema), Butter (wächst leider nicht auf Bäumen), Gas, Kerosin, Feuerholz (nur "gefundenes" Holz kost nix), Zeitungen & TV (lügen eh alle), Zigaretten (habs aufgegeben!), Tee & Kaffee, Pizza, Steak, Bier (hmmmmmm...) usw. Lässt sich fortsetzen.

Zu deiner Frage: Anforderungstechnisch reichte bisher der Nachweis von Barmitteln (Bankauskunft) im Werte von mindestens T$ 50.000 (entspricht ca Euro 20.000) für ein 2-Jahresvisum.

Gruss,
Mahimahi
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Andreas83

Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von Andreas83 »

Hallo mahimahi,

ob du es glaubst oder nicht, es gibt tatsächlich Menschen die so leben wollen oder schon so leben. Ich bin sehr mit der Natur verbunden und bin so oft da drausen wie es nur geht. Auch ein Überlebenstraining bei der Bundeswehr habe ich schon absolviert also weiß ich, wie man von der Natur leben kann. Mir ist auch klar, dass eine Südseeinsel etwas anderes als Europa ist und das ich da noch viel lernen kann.

Ohne Techink kann ich jedenfalls ganz gut leben. Wenn ich das hier so sehe, wie die Leute nurnoch Zuhause vor dem TV, Computer, Console oder dem Handy hängen, kann ich getrost darauf verzichten. Wenn ich drausen in der Natur bin, vermisse ich nichts von dem.

Aber du hast auf jeden Fall recht, ganz ohne Geld geht es nicht. Ich würde z.B. Geld ausgeben um Briefe an die Familie zu schreiben und dann müsste man natürlich auch wieder Geld ausgeben um erstmal an eine Briefmarke zu kommen und einen Brifkasten finden. Alternativ könnte man auch in einem Internetcafé eine e-mail schreiben. Es gibt sicherlich noch einige kleinigkeiten für die man Geld ausgeben müsste aber dafür würde ich auch genug mitnehem. Zumindest für Wasser und Strom so wie TV und Internet (außer Internetcafé 1-2 mal im Monat oder eben Post) bräuchte ich kein Geld. Ach und ein Telefon brauch ich gleich garnicht, genau so wie irgend welche Luxusnahrungsmittel/-güter außer vielleicht mal eine Packung Milch ab und zu. Aber Zigaretten? Bier oder Alkohol allgemein? Weder trinke ich noch rauche ich also hat sich das Thema auch erledigt. Naja, ich denke mal du weißt wie ich das meine.

Auf jeden Fall danke ich dir für deine überaus detailierte Antwort, sie war wirklich sehr hilfreich! Ich werde bald mal als Tourist nach Tonga kommen und mir mal alles ansehen und ein paar Kontakte knüpfen.

Gruß, Andreas
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mahimahi
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Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von mahimahi »

Hallo Andreas,

ausnahmsweise hier einmal off-topic, da ich dir nicht per PN antworten kann:

Sieh mir bitte meine Ironie nach. Ich habe hier einfach schon sehr viele Menschen mit ähnlichen Vorstellungen kommen - und dann wieder gehen sehen. Ich finde es absolut sinnvoll, wenn du dir die Realitäten einmal vor Ort anschauen willst. Das ist die beste Möglichkeit, die eigenen Vorstellungen an der Wirklichkeit zu messen und zu justieren.

Ich weiss schon, dass es einen geringen Prozentsatz von Menschen gibt, die sehr (sehr!) einfach leben können. Noch geringer ist der Anteil derer, die aus Überzeugung so leben und nicht, weil sie es müssen. Noch kleiner der Rest, der es lange durchhält, denn selbst ein Überlebenstraining ist eben nur für eine begrenzte Dauer, und ist nicht der Alltag.

Tonga ist mit Sicherheit nich A_frika und hier verhungert man auch nicht so schnell, wenn man Zugang zu den Ressourcen und das notwendige Wissen hat (ich wüsste zB nicht, wie man "auf tonganisch" im Busch lebt) und harte körperliche Arbeit nicht scheut. Es ist jedenfalls nicht so, dass einem die Trauben (oder Mangos) in den Mund wachsen. D.h. der Alltag ist dann im wesentlichen von der Nahrungsbeschaffung bestimmt.

Zudem musst du wissen, dass in Tonga keiner "alleine" lebt, sondern immer mit, für und auch von der (Sozial-)Gemeinschaft, entweder Familie, Freunde oder Kirchengemeinde und Schulklasse. Ich schätze mal, dass du es ohne "Integration" (dh wenn nicht Einbindung, dann zumindest Anbindung an eine solche Gemeinschaft) nicht schaffen wirst. Knüpfe also deine Kontakte. Bedenke aber auch, dass sowohl Geben als auch Nehmen immer mit Erwartungen verbunden sind.

Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass bei allem Idealismus das eigene Glücksgefühl nicht fehlen darf. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück mit deinen Vorhaben und bin gespannt auf Erfahrungsberichte und Feedback.

Melde dich doch hier im WRF einfach als User an, dann kannst du dich im Vorstellungsbereich detailliert über deine Pläne und deine Erfahrungen mit all den anderen Weltreisenden und Reisewilligen austauschen und ggf per PN direkt mit den anderen kommunizieren.

Viel Glück wünscht
Mahimahi


[s.a.: Tonga: Leben auf Tonga ohne Geld? - Astrid :)]
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Andreas83

Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von Andreas83 »

Hallo mahimahi,

danke nochmal für deine Antworten und Links, dass hat mir wirklich sehr weiter geholfen und alle meine Fragen beantwortet.

Ich verstehe auch die Skepsis der Leute und mir ist klar, dass es nicht leicht werden wird und sicherlich sind viele gescheitert weil sie es sich vielleicht zu einfach vorgestellt haben aber wenn man wegen solchen Misserfolgen anderer und der Probleme die sich einen in den Weg stellen gleich aufgeben würde, könnte man nie seine Träume verwirklichen und sein wahres Glück finden.

Ich habe mich sehr lange mit dieser Sache beschäftigt und ich kenne auch die Eigenschaften und Bräuche der Einheimischen, dass waren auch Gründe, weshalb ich gerade Tonga als Ziel gewählt habe.

Aber bis es soweit ist, wird es noch mindestens 2 Jahre dauern, denn ich muß noch eine Menge Geld sparen und alles genau Planen. Das heißt auch, dass ich, wie schon erwähnt, mindestens einmal für 3 Monate nach Tonga Reisen werde und sich sicherlich schon da entscheidet, ob alles so machbar sein wird wie ich es mir vorstelle.

Wenn ich meine erste Reise nach Tonga gemacht habe, werde ich mich auf jeden Fall hier mal anmelden und berichten wie es gelaufen ist.

Also bis dahin. :)

Gruß, Andreas
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.Andre.

Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von .Andre. »

Hallo lieber Andreas,

zieh Dein Ding durch, so wie Du es Dir vorstellst.

Du kannst ja im Notfall auch wieder nach Europa zurück.

Jeder Mensch muss seine eigenen Erfahrungen machen.

Wenn Du wieder nach Hause fliegst, dann war es eben eine Erfahrung.

Ob Du nun hier stirbst... oder auf Tonga.... das Leben ist so kurz.

Zu Hause bist Du ja immer bei Dir selbst.
Und das ist immer der gleiche Ort.
Wenn Du bei Dir bist ist es egal wo Du Dich auf der Welt befindest.

Freiheit beginnt im Kopf.
Dazu brauche ich nicht auswandern.

Aus diesem Grund klebt mein PERMIT RESIDENCE VISUM für New Zeland
noch in meinem Reisepass und ich bin trotzdem in Europa geblieben.

Die Menschen sind überall gleich.
Ich glaube dass es nicht auf die äußerlichen Umstände ankommt.
Wenn Du versuchst das Glück zu finden indem Du Deine äußerlichen Umstände veränderst
und auswanderst, glaube ich das dies nicht unbedingt zwangsläufig glücklich macht.

Aber wie bereits erwähnt... lass Du nicht aufhalten.
Dies ist Deine Welt.
Versuch Dein Glück.
Alles ist relativ.

Meine Erfahrungen sind subjektiv und treffen nicht auf andere Menschen zu.

Ich wünsche Dir viel Glück.

Andre

PS:
Bei Bedarf kann ich hier auch meine Mailadresse hinterlassen.
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MArtin
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Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Andreas83 hat geschrieben:...Wenn ich meine erste Reise nach Tonga gemacht habe, werde ich mich auf jeden Fall hier mal anmelden...
Dann wirst Du schon das größte Vorbereitungspotential und die effektivsten aller möglichen Start- und Durchblickshilfen ungenutzt verpasst haben, fürchte ich.

Selten habe ich treffendere, wohlwollendere und zum Anknüpfen lehrreichere Zeilen zur Tonga-Einwanderung gelesen als die von MahiMahi.
Nach anderthalb Jahren Leben und Durchschlagen auf diversen tonganischen Inseln kann ich das Geschriebene durch Erfahrungen am eigenen Leib in etwa beurteilen.
Wir haben Tonga zwar trotzdem geliebt und haben es nur durch einen familiären Todesfall bedingt wieder verlassen, aber das kann man nicht von allen behaupten... ;)

LG
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Holy Holli
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Einwanderung nach Tonga

Ungelesener Beitrag von Holy Holli »

Ich werde jetzt alles daran setzen schnellstmöglich das Geld für eine dauerhafte Auswanderung nach Tonga zusammenzubekommen. War ja schon insgesamt 7 Monate im Land. Deutschland nervt mich Mittlerweile dermaßen ab, das ich hier nichtmal mehr beerdigt werden möchte!

Siehe bitte auch meine Frage unter: Tonga: maximale Verlängerung des Touristenvisums? .

Danke
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