Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...

Nach längerem Reiseleben ist nichts mehr, wie es vorher war: Die Heimat nicht und man selbst schon gar nicht. Und dann trotzdem: Business as usual?
Du bist nicht allein mit dieser Erfahrung - tausche Dich aus!
Kimo
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Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...

Ungelesener Beitrag von Kimo »

Hallo Allerseits,

Ich haette dies hier nun fast nicht geschrieben, nachdem ich sah, wieviele Leute Schwierigkeiten mit dem nach-Hause-kommen haben, aber ich muss es trotzdem mal loswerden.
Ein paar weitere Zeilen im Wust der Jammereien der Heimkehr-Kranken.

Ich bin vor einer Woche zurueck nach Deutschland gekommen nachdem ich 1 Jahr durch Australien gereist bin.
Das grosse Ziel Australien, mein Abenteuer, meine Herausforderung.
Nun bin ich zurueck.

Ich habe dieses Jahr in vollen Zuegen genossen, aber es ist okay, dass es vorbei ist.
Nur - Nun fuehle ich mich verloren...
Ich moechte nicht zurueck, moechte aber auch nicht hier sein. Es war schoen, meine Familie wiederzusehen, aber es faengt schon bei meinen Freunden an. Ich spuere, dass ich mit den meisten Leuten hier nichts mehr anfangen kann. Ich hab darueber so oft gelesen, die Distanz die sich entwickelt, die Interessen, die sich in verschiedene Richtungen veraendern... Ich haette nicht damit gerechnet, dass es mir auch so ergehen koennte. Ich fuehle mich wie ein kopfloses Huhn das ohne ein Ziel durch die Gegend rennt und hofft, dass jemand mit dem perfekten Plan kommt und es wieder zusammenkleistert. Weil ich ihn nicht sehe.

Und jeder erwartet, dass ich mich freue, wieder hier zu sein und jeden wiederzusehen. Ich traue mich garnicht, mich bei jemandem hier zu beschweren, denn ich habe ja gefaelligst gluecklich zu sein, weil ich meine Freunde und Familie endlich wiederhabe. Bin ich aber nicht.

Ich vermisse es, Englisch zu sprechen, ich vermisse meine Freunde von da drueben, ich kann mit mir selbst nichts anfangen und versuche ununterbrochen, mich mit irgendwas beschaeftigt zu halten. Das Schlimmste ist, dass ich nicht weiss, was ich will - so kann ich auf nichts hinarbeiten.
Studium - das ist so weit weg. Ich kann es mir momentan ueberhaupt nicht vorstellen, in irgend nem Saal zu sitzen und mir Vorlesungen anzuhoeren.

Und was wird aus meinen Freundschaften, aus meinen Reisefreundschaften? Da sind Leute, mit denen hab ich monatelang auf engstem Raum zusammengelebt, mit denen ich 24/7 zusammen war, und nun sind die ploetzlich weg. Das ist so ziemlich das Schlimmste momentan - manchmal vermisse ich sie so sehr dass ich heulen koennte. Und meine alten Leute wieder da - aber die ganze Vertrautheit ist weg und die Gespraechsthemen scheinen mir ploetzlich oberflaechlich und sinnlos zu sein.


Oder bin ich einfach zu vorschnell? Muss ich mir mehr Zeit geben, mich an alles wieder zu gewoehnen, bin ich einfach zu pessimistisch und selbstmitleidig?

Nachdenkliche Gruesse...
Kim
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Coogar
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Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...

Ungelesener Beitrag von Coogar »

Hallo Kim,
Zeit ist schonmal ein guter Faktor. Wenn Du im Grunde dort bleiben willst wo Du bist, dann renken sich die Dinge mit der Zeit auch wieder ein, gerade wenn Du noch studieren willst. Da werden sich wieder ganz neue Dinge auftun, Du wirst neue Leute treffen, mit denen Du vielleicht mehr gemeinsam hast, als es Dir bei Deinen Freunden z. Zt. erscheint, und vor allem wirst Du beschäftigt sein und neue Perspektiven haben.
Auch wenn man nicht ein Jahr auf Reisen geht kann man im Laufe des Lebens an den Punkt kommen (auch mehrmels), wo man feststellt, dass Freundschaften einfach nicht mehr das sind, was sie mal waren, weil man sich auseinanderentwickelt hat. Das ist oft schade, aber gehört wohl einfach zum Leben dazu.

Was die Reisebekanntschaften angeht, so sind diese sehr häufig sehr intensiv, aber in der Realität wäre so ein Zustand (24/7 zusammen) gar nicht aufrechtzuerhalten, denn irgendwann muss man ja mal wieder arbeiten etc.
Versuch es als gute Erinnerung in Deinem Herzen zu behalten und bestimmt kannst Du Dir mit einigen ja auch schreiben.
Ich hatte auch meine Freunde von meinem ersten Argentinientrip, auch sehr intensiv (zusammen gelebt, teilw. Zimmer geteilt) und einige von uns sind in Kontakt geblieben, haben uns auch mal gegenseitig besucht über die letzten 2 Jahre und so langsam hat sich jeder wieder seinem eigenen Leben zugewendet. Man freut sich immer voneinander zu hören, aber man macht trotzdem sein Ding.

Sollte es auf Dauer gar nicht mehr gehen mit dem Einleben, lässt Dir ja gerade ein Studium sehr viel Raum für zB Auslandssemester und je nachdem, was Du studierst, vielleicht auch ein Auslandspraktikum; und das wäre natürlich auch mal interessant, um ein Land von einer anderen Seite kennenzulernen. Vielleicht stellst Du dann fest, dass Du lieber woanders leben würdest und kannst es dann auch umsetzen, aber vielleicht stellst Du auch fest, dass es Zuhause doch ganz schön ist.
Setz Dich auf jeden Fall nicht unter Druck und vergiss nicht: losziehen kann man immer mal wieder.
Alles Gute und liebe Grüße, Coog 8)
What is the use of straining after an amiable view of things, when a cynical view is most likely to be the true one?
G.B.Shaw
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MArtin
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Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Hallo Kim,

zunaechst einmal willkommen im Kreis der weit gereisten Erfahrenen, will heissen, Du bist mit Deinen Erfahrungen - denen auf der Langzeitreise und auch denen nach Rueckkehr - nicht allein und kannst im WRF mit vielen weiteren "Reisegelaeuterten", die ebenfalls die Gnade der Unwissenheit verloren haben, in Kontakt treten und Austausch betreiben! :)
(Wie waere es mit einem WRF-Stammtisch in Bielefeld?)

Was ich gut und hoffnungsvoll finde ist, dass es fuer Dich OK ist, das die Zeit des Australienabenteuers fuer Dich (erstmal) vorbei ist.
Das zeigt, dass Du trotz der kurzen Rueckkehrdauer und Deiner momentanen beruflichen und privaten Orientierungslosigkeit bereits kraeftig dabei bist, die gemachten tollen Reiseerfahrungen zu verdauen.

Ich faende es schlimm, wenn Du nach einer so langen Zeit mit voellig neuen und ungeahnten Erfahrungen gleich wieder auf "business as usual" umschalten koenntest, denn das wuerde darauf hindeuten, dass Du Dich auf Deiner Lanzeitreise nicht weit aus Deinem bisherigen Erfahrungsrahmen heraus bewegt haettest. Die Daheimgebliebenen hatten diese Chance nicht - und Deine Frustration, nun keinen adaequaten Ansprech- und Austauschpartner im alten Umfeld zu haben, ist ueberaus verstaendlich.

Ebenso schlimm faende ich es, wenn Dir bei Rueckkehr die Hohlheit der im "multimediale System" servierten Scheinthemen und -Ziele nicht besonders stark auffiele.

Insofern laeuft bei Dir m.E. alles "normal" und ich kann Coogar nur beipflichten, dass sich Deine Langzeitreise bereits mittelfristig zwar als "Augenoeffner" aber bestimmt nicht als "Lebensverderber" erweisen wird, wenn Du es nicht drauf anlegst - und z.B. den Weg in die Verbitterung des Unverstandenen oder in die Arroganz waehlst.

Eines der wichtigsten Prinzipen menschlicher Adaptierung haben wir gleich auf die erste Seite unserer Webseite geschrieben:
"Das Sein aendert das Bewusstsein".
Insofern brauchst Du wohl nur ein bisschen Geduld zu haben, bis Dein neues / altes Umfeld fuer Dich wieder zur Normalitaet wird.
Deine gemachten Bewusstseins- und Horizont erweiternden Erfahrungen bleiben Dir trotzdem - geniesse ihren momentanen Nachhall zuversichtlich, waehrend Du Deine Zukunftsperspektiven neu ordnest und wichtest (z.B. hoehere Prioritaet, beruflich auch englisch sprechen zu koennen)...

Ich wuerde mich ueber gelegentliche Entwicklungs-Updates - hier oder in Deinem Vorstellungsstrang - sehr freuen!

Ganz liebe Gruesse aus unserem 2782. Weltreisetag :)



P.S.
Wenn Du in anderen, aehnlichen Rueckkehrer-Threads schmoekerst, findest Du weitere hilfreiche Aspekte fuer Dich.
Wenn Du aeltere Beitraege per Diskussionsbeitrag reaktivierst, kannst Du aktuelle Updates bekommen von Ex-Reisenden, die vor Jahren in aehnlicher Situation waren wie Du jetzt.
Unser erster Zwischenstopp-D-Bericht: http://www.worldtrip.de/BRD/HomeSweetHo ... home1.html .
LG
Kimo
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Ungelesener Beitrag von Kimo »

Hallo!

Erstmal: Vielen Dank fuer die schnellen und vor allem ausfuehrlichen Antworten. Es tut gut zu wissen, dass jemand weiss, was in mir vorgeht, darueber nachdenkt und Ratschlaege gibt.

Ich habe mittlerweile einen groben Plan fuer das naechste Jahr, mit dem ich recht gluecklich bin. Im April werde ich nach Irland fliegen um dort jemanden zu besuchen, mit dem ich die letzten 3 Monate zusammen gereist bin. Und Mitte naechsten Jahres planen wir einen Europatrip bevor ich mich dann im Oktober meinem Studium zuwende - was ich gerne im englischsprachigen Ausland tun wuerde, vielleicht findet sich ja auf dem Europatrip ein schoener Platz, der mir so gut gefaellt dass ich dort gerne bleiben wuerde.

Ich habe mittlerweile einen Job, allerdings nur fuer die Weihnachtszeit (kitschige Weihnachtsengel auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen, allerdings bei einer sehr sympathischen und liebenswuerdigen Frau), und suche momentan einen Weiteren fuer den Rest der Zeit bis April.
Das Wochenende verbrachte ich damit, mir Homepages und Facebook-Seiten von Freunden, die ich im letzten Jahr kennenlernte, anzuschauen. Ein komischer Gedanke, wie weit weg das nun alles ist.

Hier kehrt tatsaechlich langsam der Alltag ein - jeder hat sein eigenes Ding durchzuziehen und ich laufe irgendwie mit. Und versuche, meine eigene neue Routine zu finden. Arbeiten empfinde ich als unglaublich erleichternd da ich mir keine Gedanken darum machen brauche, was ich mit meinem Tag anfangen soll. Ich versuche ausserdem momentan einen fuer mich passenden Yoga Kurs zu finden.

Viele liebe Gruesse aus meinem 10. Deutschlandtag.

Kim
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Ellen
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Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...

Ungelesener Beitrag von Ellen »

Hallo Kim,

ich versuche mich gerade daran zu erinnern, wie es mir ergangen ist nach meiner letzten grossen Reise. Ist doch immerhin schon zweieinhalb Jahre her.
Ich hatte das Glück, dass ich 6 Tage nach meiner Heimkehr mit einer Ausbildung anfangen konnte. Neue Arbeit, neue Leute, viel Ablenkung. Wohl das beste Rezept gegen "nach-Reise-Trübsal". Plus einfach ein bisschen Geduld mit sich und der Umwelt haben. Dein Umfeld muss sich auch erst mal daran gewöhnen, dass du dich verändert hast! So habe ich zum Beispiel bis heute! noch Konflikte mit meiner Mum, weil sie einfach nicht einsieht oder einsehen will, dass ich mich verändert hab, andere Prioritäten setzte und das Leben aus einer anderen Perspektive sehe, als vor meiner Reise. Damit muss man sich, glaub ich, einfach abfinden...
Als ich zurückgekommen bin, musst ich mich irgendwann damit abfinden, dass die eine oder andere Freundschaft dahin war, dafür hab ich bei andern festgestellt, dass plötzlich eine bessere Basis für regen Kontakt besteht. Bei mir hat sich das so ungefähr die Waage gehalten, zum Glück! Aber bis ich das festgestellt hab, sind so einige Wochen verstrichen.

Und in Puncto Zeit muss ich meinen Vorrednern recht geben. Du hast doch bestimmt auch eine gewisse Zeit gebraucht um dich an einem Fremden Ort einzugewöhnen. Da kannst du von dir selber doch nicht erwarten, dass wenn du zurück kommst, du dich zägg-bum wieder wohl fühlst. Ich zumindest würde mich mit diesem Anspruch völlig überfordern (-:

So, nun wünsch ich dir, dass du dich bald wieder wohl fühlst und gut zurück ins "normale" Leben findest!

Alles Gute
Ellen
Kimo
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Ungelesener Beitrag von Kimo »

Hallo!

Es ist schon komisch, zu lesen was andere erlebt haben um dann festzustellen, dass es bei mir fast genauso aussieht. Ich merke, wie ich plötzlich mit manchen Leuten aus meiner Umgebung viel mehr anfangen kann, die ich vorher nur so sporadisch gesehen habe, und nun hat sich das geändert. Mit anderen hingegen ist es leider so geblieben, wie es anfangs war - irgendwie fehlt es an gemeinsamen Themen.

Ich arbeite nun seit einem Monat bei der Post, weil ich Lust auf Fahrrad fahren hatte und nicht den ganzen Tag drinnen verbringen wollte. Bei trockenem Wetter machts auch Spass :)
Vor ner Weile habe ich mich für verschiedene Psychologie-Studiengänge in Cork, Dublin und Galway beworben. Ende März bin ich für den TOEFL Test angemeldet. Mein Plan, im April/Mai nach Irland zu fliegen steht weiterhin, und ich hoffe, dass auch der Europatrip finanzierbar sein wird bis Mitte diesen Jahres.

Ich vermisse es furchtbar, Englisch zu sprechen. Anfangs ist es mir ab und zu passiert, dass ich, wenn ich ganz plötzlich reagieren musste - z.B., als mich fast ein Fahrrad umfuhr - Englisch geredet habe - "Attention!" - was mittlerweile garnicht mehr passiert. Ich bin wieder voll und ganz in meinem Alltag. Aber ich weiss, dass es nur zeitlich begrenzt ist. Ich habe mehrere Jahre im englischsprachigen Ausland vor mir. Ein guter Freund von mir, der in Irland lebt, will zum gleichen Zeitpunkt wie ich seinen Master machen. Wenn ich an meine Zukunft denke, dann freue ich mich auf das, was auf mich zukommt. Vor einem Monat war das noch anders, da hab ich dem vergangenen Jahr hinterhergesehen, nun fiebere ich dem Nächsten entgegen. Und geniesse meine Zeit hier, die ich bei meiner Familie verbringe.

Was ich im Übrigen schon lange loswerden wollte, aber irgendwie nie angesprochen habe... Vermutlich, weil es nie so gepasst hat - Ich finde dieses Forum klasse. Ich habe vor meiner Reise stundenlang rumgestöbert, während meiner Reise ab und zu mal reingeschaut und nun, nach der Reise, erwisch ich mich schon wieder, wie ich die url in den browser tippe. ich finde es unglaublich toll, wie motiviert und interessiert sich hier viele mit den verschiedenen themen auseinandersetzen und dass ihr trotz der immer und immer wieder auftretenden fragen und erzählungen nicht müde werdet, euch geduldig und ausführlich damit auseinanderzusetzen. ein riesiges danke dafür!

liebe grüsse

kim
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Tiroler
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Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...

Ungelesener Beitrag von Tiroler »

Ich hatte ähnliche erfahrungen, ich habe keine wirkliche lösung gefunden....ich reise einfach mehr oder länger, und ich mach mir immer klar das jede reise einmal zu ende geht...das hilft ein wenig.

Inzwischen kriege ich mails von den reisefreunden weltweit. Der austausch mit ihnen hilft auch wenn ich mal an einen kalten wintertag schlechte laune habe.

Ich bin nicht Du...deshalb kann ich dir nicht oder nur wenig helfen, da jeder mensch anders ist.

Alles gute und kopf hoch
2 x China, 20 x Thailand, 3 x Neuseeland, 5 x Cook Inseln, 3 x Spanien , 2 x Jamaika, 2 x Kuba , 4 x Frankreich, 2 x Schweiz, 1 x Brasilien, 1 x Dubai, 1x Nepal, 1 x Kenia, 4 x USA, 1 x Indien, 1 x französisch Polynesien, 2 x Kambodscha, 1 x Australien. Unzählige Male in Deutschland und Italien, England (nur London), Ägypten, Kroatien, Slowenien, Dominikanische Republik, Malediven (vilamendhoo), Ungarn, Indonesien, Mexiko

viewtopic.php?f=48&t=218&hilit=Tiroler#p545
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sushi-suse
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Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...

Ungelesener Beitrag von sushi-suse »

hallo ihr lieben,

ich habe die Heimkehr nach fast 3 Jahren Reise noch vor mir, noch 12 Tage, dann bin ich wieder in Deutschland.

Bin ganz schoen durcheinander.

Doch ich moechte eine Sache schreiben von der ich denke das sie wichtig ist, bzw. es wurde noch nicht erwaehnt.... (glaub ich)

Es kommt ganz sehr auf die Einstellung drauf an mit der man zurueck kommt, oder geht, oder?

Wenn ich nach 1 Jahr zurueck gemusst haette, dann haette ich mich innerlich gegen alles in Dtl. gewehrt, haette nicht gewollt.... Doch nun nach fast 3 Jahren ist es einfach an der Zeit fuer mich, ich hab das Gefuehl ich bin satt vom reisen (fuer's erste) und bereit fuer neues, was anderes, deutschen Alltag, die normalen Sorgen meiner Freunde, ich bin bereit fuer andere Herausforderungen. Satt vom reisen nicht im negativen Sinne uebersaettigt, sondern einfach genug. Bauch ist voll, nun muss verdaut werden.

Die Reise war krass, super genial, Lebensveraendernd, hab viel gelernt, total viel gutes erlebt, aber nun mag ich nicht mehr immerzu die gleichen Fragen beantworten, aus dem Rucksack leben, meine schweren taschen von A nach B schleppen mit all meinem Besitz, mich auf neue Abenteuer einlassen, mein Konto und meine Ausgaben so streng im Auge behalten, nicht verstanden werden, weil ich einfach andere Ansichten habe als Europaeerin.... Ich bin vielleicht auch muede vom reisen, vermisse Freunde. es ist genug erstmal.


>>Ich freu mich auf zu Hause. Das ist eine komplett andere Einstellung als "oh nein, warum muss ich schon zurueck"

Ich wuensche jedem der zurueck kommt das er/sie vor allem auch Leute um sich hat die Verstaendnis und Interesse haben fuer das was man erlebt hat.

Nur Mut, zu Hause kann doch gar nicht so schlecht sein, oder?

Haha, ich werd euch schreiben wie es mir selbst ergeht...

Liebste gruesse von den Philippinen.

Suse.
DonWilfredo
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Registriert: 25 Apr 08 13:39
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Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...

Ungelesener Beitrag von DonWilfredo »

Hallo, Companeros/-as,
wir waren mit unseren Kindern (jetzt 10 und 12) vier Jahre unterwegs (Mittelmeer, Kanaren, Kapverden, über den Atlantik, Brasilien, Bolivien, Peru, Argentinien und zurück auf die Kanaren). Wir waren jedes Jahr immer mal für rund sechs Wochen zurück in Deutschland. Und ich muss sagen: ES WAR JEDESMAL SCHLIMMER!. Wir empfanden die Menschen in Deutschland kühl, egoistisch, unfreundlich, gestresst usw. usf.; vor allem angesichts der Gastfreundschaft auch der ärmsten Leute, die wir unterwegs getroffen haben, hat es uns in D. schier das Herz zerrissen. Hinzu kommt: in D. will kaum jemand von den Reiseerlebnissen hören, das verunsichert, das stellt das eigene (so 'schön' eingerichtete) Leben in Frage und macht deutlich: man traut sich nicht, das zu tun, was man gerne tun würde... Der Freundeskreis ist immer kleiner geworden, die verbliebenen Freunde umso wichtiger: es sind die, die flexibel sind in Kopf und Herz, die auch über sich selbst lachen können, für die es keine Katastrophe ist, wenn mal was schief geht, die neugierig auf Neues sind usw. Ich denke, das macht dieses Forum so liebenswert, das sich hier viele 'von dieser Sorte' treffen!
Und nun? Wir werden nach D. gehen, um unsere Reisekasse aufzufüllen - und dann? Nix wie weg, dahin, wo die Sonne ist, wo die Menschen uns anlächeln, jederzeit für ein Schwätzchen offen sind, wo Fremde uns gastfreundlich umarmen! Und wir geben können von Herz, Geist und Seele, wonach uns auch immer der Sinn steht. :D
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