Reise Reise, jeder tuts auf seine weise...

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Ulver
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Reise Reise, jeder tuts auf seine weise...

Ungelesener Beitrag von Ulver »

Grüß euch ihr Reisenden.

Kurz zur meiner Person. Ich versuche langsam zu Reisen und habe mir ein paar bestimmte Länder in Europa ausgesucht. Mein Motto: Lieber weniger, dafür länger, intensiver und entspannter. Aber seien wir uns einmal ehrlich, man muss nicht jedes Land bereisen, da sie sich nicht wie Tag und Nacht unterscheiden. Natürlich ist bereits die Länderwahl anders als zu beginn und einerseits bin ich froh darüber, doch ein paar Länder hinzugefügt und weggestrichen zu haben. Aber was möchte ich euch nun sagen? Es bezieht sich auf das "langsam Reisen".

Ich bin seit (Dezember 2008) 3 1/2 Monaten in Europa unterwegs und muss mal etwas loswerden. Ich komme mir teilweise wie ein Mensch vom Mond vor. Ich war 10 Tage in Krakau, 1 Monat in Madeira, 16 Tage in Malta, 10 Tage in Athen, 16 Tage in Rom usw... Meine beobachtung ist, das andere Reisende ein bruchteil meiner Tage in diesen Städten, Länder verweilen. Man wird fast immer darauf angesprochen, was man denn so lange hier macht (machen könnte).

Teilweise wird 1 oder 2 Tage in dieser Stadt zur besichtigung geblieben und es geht schon in das nächste Land oder in die nächste Stadt. Mir kommt es vor, als wäre es für die meisten ein Webbewerb, in der kürzersten Zeit, so viel Länder wie nur möglich abzuhaken. In den meisten Hostel hört man dann mit geschwollener Brust, wo man nicht schon überall war und der nächste fängt an noch mehr Länder von seinen Finger abzuzählen. Wenn man dann fragt wie lange man dort war, bekommt man meist die selben Antworten und es sind nicht viele Tage. Die meisten konzentrieren sich dann gar nicht auf die Kultur, Bauwerke oder den Lebensstil der Menschen im jeweiligem Land. Hauptsache man wacht nächsten Tag, vom vortag, mit einem brummenden Schädel auf... Hauptsache sie können zuhause erzählen, wie ach sie nicht Weltgewand sind. Und natürlich kann man nur reisen, wenn man Jung ist! Das verstehe ich bis heute noch nicht...

Es kann doch nicht sein, dass es so wenig in meinem Alter (21) gibt, die sich ausgiebig voller abenteuerlust, neugier ins Land stürzt und das Land erst nach ausschöpfung wieder verlässt. Ich möchte doch wissen warum, wieso, weshalb steht dieses Gebäude hier, wieso dieser Brauch in diesem Land usw. Aber keine Spur von all dem. Ich könnte von einer Hand abzählen, die auf gleicher Schiene fahren wie ich. Deshalb treffe ich automatisch immer ältere Menschen und verstehe mich auch besser, als mit gleichaltrigen. Ich halte nichts von Clubs, dass kann ich zuhause machen. Es geht mir auch beim Reisen, ein Teil der atmosphäre einzufangen. Doch wer nimmt sich schon die Zeit stundenlang am einem einsamen Ort zu sitzen, das Meer zu beobachten und die Sonne beim untergehen zu zusehen...

Kann es sein das das wort "Reisen" immer oberflächlicher wird? Immer schneller, immer weiter? Es lässt mich schon ab und zu verzweifeln, was Menschen unter Reisen verstehen. Ist es in Europa so? Ist es vielleicht in anderen Kontinenten anders? Keine ahnung, ich wollte mich nur erstmal auf Europa konzentrieren.

Liebe Grüße aus Krakau.

Ulver
Tiroler
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Reise Reise, jeder tuts auf seine weise...

Ungelesener Beitrag von Tiroler »

Du hast ein grosses geschenk erhalten ..die erkenntnis das weniger oft mehr ist.
Ich kann dir aber versichern da sind tausende unterwegs die gleich wie du fuehlen und denken.
Nur viele koennen nicht im moment verweilen.... der westl. geist moechte immer mit neuen eindruecken gefuettert werden..
viele haben auch vielleicht nur einmal im leben die chance auf die "eine grosse reise" und da wollen sie so viel wie moeglich sehen,erleben
Langsames reisen fordert oft ..nicht zu wissen wo man in einer woche ist..spontan entscheidungen zu treffen...das faellt vielen schwer.
Erst gestern habe ich einen westler geholfen der mit absoluten low budget reist..wir haben 3 stunden ein zimmer fuer ihn gesucht das unter 6 euro liegt...er ist z.b ein typ der nur auf der fleucht ist vor seinem alltag in deutschland...
es kommt auch immer auf die gruende fuer eine reisen an.

Geniesse was du hast und lass die anderen anders sein.

mfg
2 x China, 20 x Thailand, 3 x Neuseeland, 5 x Cook Inseln, 3 x Spanien , 2 x Jamaika, 2 x Kuba , 4 x Frankreich, 2 x Schweiz, 1 x Brasilien, 1 x Dubai, 1x Nepal, 1 x Kenia, 4 x USA, 1 x Indien, 1 x französisch Polynesien, 2 x Kambodscha, 1 x Australien. Unzählige Male in Deutschland und Italien, England (nur London), Ägypten, Kroatien, Slowenien, Dominikanische Republik, Malediven (vilamendhoo), Ungarn, Indonesien, Mexiko

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dieSteffi
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Reise Reise, jeder tuts auf seine weise...

Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

Hallo Ulver!

Dazu faellt mir spontan ein eingenes Erlebnis ein.

Wir waren mit unserem VW-Bus (leider nur) fuenf Wochen in einer winzig kleinen Bucht an der marokkanischen Atlantikkueste. Dort lebten 2 Fischer in einem zerfallenen Haus.
Bekannte haben uns dann allenernstes gefragt, was wir denn dort den ganzen Tag so machen. So eine Bucht waere ja wohl in 1-2 Tagen erkundet. Und dann? Was habt ihr denn die ganze Zeit dort gemacht?

Gemacht?

So eine Bucht ist doch jeden Tag neu. Sie veraendert sich mit dem Sonnenstand, mit dem Wasserstand, mit dem Wetter. Stundenlang konnten wir zwischen den Felsen am Meer herumlaufen und Muscheln und Steine sammeln, oder wir sassen ganz vorne an der Brandung und schauten den brechenden Wellen zu.

Gerne waeren wir noch laenger geblieben, aber leider lief unser Visum ab.

Es ist nicht das Unterwegssein - es ist das Sein
deineSteffi
Wir wollen nicht mehr mitschwimmen, wir wollen aber auch nicht gegen den Strom schwimmen, wir wollen einen ganz anderen Fluss!
Mein Reiseblog: keine-eile Leben auf Rädern - Reisen auf Reifen
Meine Seite über die Algarve: algarve-pur - Urlaub in der Algarve
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christian1887

Reise Reise, jeder tuts auf seine weise...

Ungelesener Beitrag von christian1887 »

hi,
ja langsames reisen hat den vorteil das die seele schritt halten kann....

ich bin nun mittlerweile 14monate unterwegs, und habe in dieser zeit 'nur' 7laender bereist. in einem war ich knappe 5monate und wisst Ihr was am samstag gehts zurueck in dieses land fuer weitere 2-3monate.
ich habe schon viele leute getroffen, die wollten auf eine einjaehrige weltreise gehen und sind nach 5monaten wieder zu hause, weil die einfach 'zu schnell' unterwegs waren und recht schnell gesaettigt waren. fuer die meisten ist eine laengere reise einfach nur haken im LP zu machen, leider gehen die meisten mit ihrem reisefuehrer durch die gegend, oder soll man sagen das buch geht mit denen... echt manchmal schaut es aus als gehen die mit ihrer wuenschelrute (aber dies ist ein anderes thema...)
es ist ein grosser unterschied ob man durch dieses oder jenes land durchhetzt nur um behaupten zu koennen soviel wie moeglich gesehen zu haben. ich bin da auch lieber langsam unterwegs, lasse mich auf die einheimischen ein auf deren kultur usw.
aber auch ich habe diese frage satt, 'waaaaaaaaaaas schon solange hier, wirds nicht langweilig???', ich sag dann immer, wems langweilig wird, is selber schuld....
anyway, wollte auch mal was sagen, viel spass beim langsam reisen,
christian
Faraway
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Reise Reise, jeder tuts auf seine weise...

Ungelesener Beitrag von Faraway »

Hallo Ulver,

ich finds richtig, was du machst, und habe auf meinen Reisen die Erfahrung gemacht:

Wenn ich schnell durch viele Städte reise (kam halt auch vor) weiß ich nacher kaum noch, wo ich war und was ich wo gesehen habe.
Die besten Erinnerungen habe ich an die Städte, in denen ich lange war: St. Petersburg 4 Wochen, Moskau 3 Wochen, Bangkok 2 mal 2 Wochen (ja, das geht!!!). In Krakau war ich eine Woche, nicht so lange, aber doch länger als die meisten Reisenden. Wunderschöne Stadt!

Ich muss immer für mich grinsen, wenn Leute sagen, "in zwei Tagen hat man doch in... (beliebige Großstadt einsetzen) alles gesehen". Das zeigt nur, was diese Leute alles nicht kennen!

Für mich ist es nicht wichtig, die Standardsehenswürdigkeiten abzuhaken, sondern ich möchte ein eigenes Gefühl mit dieser Stadt verbinden...

Ein Lieblingscafe oder Lieblingskneipe haben, einen schönen Weg am Fluss mehrmals gehen, ein paar Stunden im gemütlichen Straßencafe vertrödeln, Einheimische kennenlernen (Hospitality-Club!) und Zeit für ein Museum, Park, Zoo, Berg..was mich halt dort interessiert.
Danach erinnere ich mich an die Stadt wie an eine "kleine Heimat", und das ist einfach toll.

Natürlich hat man nicht immer so viel Zeit... logische Konsequenz für mich ist, dass ich jetzt im "normalen" 3 wöchigen Jahresurlaub keine Europatour mache, sondern nur Prag und Budapest besuche.

In diesem Sinne noch viel spaß beim langsam reisen,
Faraway
Luther
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Reise Reise, jeder tuts auf seine weise...

Ungelesener Beitrag von Luther »

Hallo Ulver,

auch ich stimme Dir zu und freue mich über Deine Einstellung. Du sagst, Du findest Gleichgesinnte eher unter Älteren - ich sehe das nicht oder nur teilweise als Altersfrage.

Falls Du meine Selbstdarstellung gelesen hast, die ich gerade gestern erst im Vorstellungsbrett geschrieben habe, weißt Du, dass ich älter bin. Aber als ich die längste und wichtigste Reise meines Lebens machte, war ich 29 bis 32. Na gut, für Dich vielleicht auch schon alt :-), aber um die 30 rum sind wohl die meisten Globetrotter. Es liegt nicht am Alter, wenn ich Dir zustimme.

Ich bin damals z. B. von Guatemala nach Honduras gefahren, hätte aber auch durch El Salvador fahren können, das wäre sogar kürzer gewesen. Ich war im peruanischen Hochland und am Titicacasee, eine Bootsstation weiter oder ein paar km mehr mit dem Auto, und ich wäre in Bolivien gewesen. Ich war an den Wasserfällen von Iguazú, die am Dreiländereck Argentinien, Uruguay, Brasilien liegen, bin aber von Argentinien direkt nach Brasilien gefahren, ein paar km Umweg, und ich hätte durch Uruguay fahren können.

Wenn ich eins dieser Beispiele, es gibt noch mehr davon, in Gesprächen am Rande erwähne, fragt man mich oft: Warum nicht? Dann hättest Du doch einen Stempel mehr im Pass gehabt?!

Nun, ich finde meinen stempel-bunten Pass durchaus interessant und zeige ihn gelegentlich, aber es war nicht Ziel meine Reise, Stempel zu sammeln. Ich wollte Landschaft, Geschichte, Kultur, Politik und Gebräuche der bereisten Länder kennenlernen. Ich habe mich deshalb schon vor der Einreise in ein Land informiert, im Land selbst dann Tageszeitung gelesen und mich viel mit den Leuten unterhalten. Die Zeit, die ich "einsparte", indem ich ein Land ausließ, das seinem Nachbarland ähnlich ist, hatte ich so in dem anderen Land mehr zur Verfügung.

Ich wundere mich immer und ärgere mich manchmal, wenn Leute nach Reisepartnern suchen und schreiben: Ich bin xy Jahre alt und suche jemanden der xy +- z Jahre ist. Jemend schrieb sogar mal dazu "wegen der Interessen". Ja zum Donnerweiter, haben denn alle Leute einer Altersgruppe automatisch die gleichen Interessen? Warum gibt man die Interessen nicht an, und trifft sich dann mit dem, der diesen am nächsten kommt, egal ob er jünger oder älter ist?

Dass Du es schwer hast, in Deinem jetzigen Alter Gleichgesinnte zu finden, verstehe ich trotzdem, weil in Deiner Altersgruppe das Bedürfnis, viel in möglichst kurzer Zeit zu schaffen, die Sorge, irgendetwas zu verpassen, sehr hoch ist. Nicht umsonst werden ja 30 Jahre als eine Art Zeitenwende betrachtet.

Aber in Deiner Altersgruppe gibt es sie auch, die, die dieselben Ziele wie Du haben. Und in meiner Gruppe gibt es auch Oberflächliche. Das war früher schon so und ist bis heute unverändert. Such Dir halt die raus, die zu Dir passen, und schäme Dich nicht, mit jemandem zu kommuniziren oder gar zu reisen, der nicht Deiner Altersgruppe angehört.

Gruß
Luther
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der Bär
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Reise Reise, jeder tuts auf seine weise...

Ungelesener Beitrag von der Bär »

Hey, Ulver, Luther und alle anderen :)

ich hab grad selbst die anstrengende Erfahrung mit einer Reisepartnerin gemacht, die auch nicht "die Seele baumeln" und "loslassen" konnte.

Ich war vier Wochen in Indonesien unterwegs, den größten Teil der Zeit eben mit dieser Frau.

Sie war so drauf: ständig was unternehmen, keine ruhige Minute, ständig irgendwelche Kneipen, Clubs, Bars, Freizeitstreß halt. So eine "Jetzt lass uns doch das machen-Frau" :wink: Sie hat das, was ich exzessiv genieße, nicht ausgehalten: wenn ein Tag völlig unverplant und frei vor einem liegt. Und konnte das, was ich wunderbar kann, überhaupt nicht: sich in den Tag treiben lassen und gucken, was kommt.

Dazu muss ich sagen, dass ich auch ein enorm langsames Reisetempo hab und mich generell erst mal einlassen muss, gucken, riechen, alles aufsaugen - das dauert halt und geht nicht so schnell. Das macht für mich aber auch Reisen aus. Streß und Zeitdruck und Fremdbestimmtsein und in kürzester Zeit komplexe Strukturen erfassen und runterbrechen müssen hab ich im Alltag ständig - will ich auf Reisen eben nicht.

Hat mich also permanent gefordert, ich musste mich ständig für irgendwas rechtfertigen. Richtig gestritten haben wir zum Glück nie, aber eins war ganz schnell klar: die Reise-Chemie stimmte überhaupt nicht zwischen uns.

Ich bin ihretwegen in den ersten Wochen einige Kompromisse eingegangen und hab Dinge getan, die ich allein NIE tun würde: Unterkunft auf Bali vorgebucht, noch dazu eine, die ich selbst so nie gewählt hätte etc. Und ausgerechnet das hat sie dann kritisiert. War ihr nicht authentisch und landestypisch genug. Obwohl sie es ausgesucht hatte.

Ok. Will garnicht lang drauf rumreiten: ich hätte mal besser auf meinen besten Freund gehört! :wink:
Er hat mir vorher einen sehr wichtigen Tip gegeben - eigentlich nahe liegend, aber ich wär von selbst nicht drauf gekommen. Er sagte mir nämlich: frag dich, wie eine solche Reise sein muss, damit sie für dich perfekt oder fast perfekt ist. Wie muss es sich anfühlen, vom Tempo, von den Zielen, von der Unterkunft, vom ganzen Feeling und der Atmosphäre. Mal dir ein Bild im Kopf. Und dann frag sie. Guckt, was passt. Und wenns überhaupt nicht passt, dann lasst es.

Mit ihm hätte es z. B. auch nicht gepasst. Obwohl wir uns eine Ewigkeit kennen, er eine sehr wichtige Rolle spielt und ich immer dachte: klar, wir reisen mal zusammen. Dann war ich in Thailand, ohne ihn, aber er ist eine ähnliche Route auch schon mal gereist. Hinterher, als wir unsere Erfahrungen abgeglichen haben, sagt er mir doch: Hut ab, da wo du warst, würd ich niemals hin. Ich brauch da doch mehr touristische Infrastruktur und ein bißchen mehr Action. Hätt ich nie gedacht. Solche Unterschiede, die nach soooo langer Zeit erst aufgedeckt werden. Dabei war ich mir immer sicher, wir ticken in der Beziehung absolut gleich!

Gut, ich hab mit der Indonesien-Reise natürlich nicht auf ihn gehört :wink: Ich war sehr spontan und unüberlegt. Wollte dieses Mal nicht allein reisen und es hat sich im Prinzip nur eine Bekannte gefunden. Dann reichte erstmal ihre Ansage: "klar, kann zu der gleichen Zeit frei machen" und "Indonesien - hab ich mir bisher zwar nicht vorgestellt, aber ja, warum nicht". War ein bißchen blauäugig.

Jetzt vielleicht doch wieder allein. Oder auf den Ratschlag von Andreas hören. Keine Ahnung. Das wars auf jeden Fall nicht!

Achso: Clubs und Party machen geht zuhause auch, klar. Aber warum nicht mal auf Reisen, wenn einem danach ist? So strikt seh ich das nicht. Ich geh ja zuhaus auch mitten in der Woche tanzen, wenn ich Lust hab, egal ob ich morgens raus muss. Trotzdem kann man langsam und bewußt reisen.

oder?
:P euer Bär
...and I, I took the one less travelled by, and that has made all the difference. Robert Frost
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MArtin
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Ungelesener Beitrag von MArtin »

Hallo :)

Die Interessen sind auch beim Reisen unterschiedlich - der Eine will z.B. Entdecken, Wissen, der Andere will nur in neuem Kontext und ohne Alltagsroutine mal frei vor sich "hindämmern".

Mir (uns) kommt es z.B. weniger auf Gebäude, Touren oder Touristenattraktionen (die wir uns eh nicht leisten können) an, sondern fast ausschließlich auf zwischenmenschliche Interaktionen.

Den Reiz des angesprochenen "immer oberflächlicher, immer schneller, immer weiter" können wir beide nicht nachvollziehen - und die meisten, die ihre "am Reissbrett" so geplante Schnell-Reise dann realiter auszuleben trachten, auch nicht, wie viele Reiseplanungsthreads im Vorstellungsbereich beweisen.

Fast immer ist die Zeit begrenzt, die Wunschzielliste jedoch nicht.
Viele nehmen sich in dieser Situation anfangs gern unrealistischerweise zu viel vor (evtl. zusätzlich mit falschem Reisepartner) und haben reisend dann Schwierigkeiten, Abschied von ihrem ehrgeizigen Destinationenplan zu nehmen.
Im Voraus fest gelegte Buchungen tun ihr Übriges.
Mancher scheint sich dann hektisch im selbst auferlegten Plan um das wirklich Befriedigende am Reisen zu bringen, ohne es auch nur zu bemerken.

Reisen zu zweit stellt immer einen Kompromiss dar - mal mehr, mal weniger, oft auf gereizt bereitetetem Boden, weil jeder mit Energie "das Beste" aus der Ausnahmesituation Reisen ziehen will.
der Bär hat geschrieben:...die Reise-Chemie stimmte überhaupt nicht zwischen uns....
Ja, das ist eine Erfahrung, die ich auch öfters, sogar mit zu Hause besten Freunden, gemacht habe. Während mein Freund z.B. rastlos danach trachtete, alle Parameter (Unterkunft, Essen, Umfeld) aktivistisch zu optimieren, wäre ich viel kompromissbereiter gewesen, um Ruhe, Gelassenheit und Genuss auch unter den momentanen Gegebenheiten einkehren zu lassen.
Selbst mit Partnerinnen habe ich früher vorzugsweise nur einen Teil des Urlaubs verbracht, um den anderen Teil der Reisezeit ganz nach meinem Rhythmus und Gusto verbringen, die Seele baumeln und mich selbst denken hören zu können.
Manchmal sind Reisezauber und Flow bereits weg, wenn man was "im Guten" ausdiskutieren muss, statt instinktiv einfach das genau Passende zu machen.
Das haben wir bei vielen Reisepartner-Gemeinschaften, die wir vielerorts trafen, immer wieder erlebt.
Anfangs war ich überrascht, wie gut gemeinsames Reisen und das unterwegs immer wieder auf neue Situationen Einstellen mit Astrid klappte. Mittlerweile sind wir im zehnten Weltreisejahr - und es wird "alls besser".
Als Psychotherapeuten haben wir uns (und andere) natürlich schon mehrfach gefragt, welche Kriterien eine Reisepartnerschaft (un-) stimmig machen - und haben auch schon eine kleine Liste für einen Fragebogen zusammen getragen, den wir Reisepartnerwilligen nach dem Motto "drum prüfe, wer sich reisend bindet..." zum Ausfüllen und gemeinsamen Besprechen an die Hand geben wollen, damit
Solche Unterschiede, die nach soooo langer Zeit erst aufgedeckt werden.
von Anfang an minimiert werden können.

"Der Andere ist anders anders als Du denkst", hat unser Paartherapeutausbilder gerne gesagt - und Recht damit.

Zusammenfassend denke ich, dass schon jeder so Reisen können sollte wie er will, ohne dass dies irgendwie gewertet werden müsste.

Schwierig aber interessant wird es erst, wenn verschiedene Reisestile, Aktivitätsniveaus, Interessen etc. in einer gemeinsamen Reisesituation (überraschend?) aufeinander prallen - und ein befriedigendes Ausleben eigener Neigungen nicht allseits möglich erscheint. (Wenn sich mal jemand unterwegs in so einer Situation befinden sollte, kann er uns zwecks kompetenter Lösungshilfe gerne kontaktieren.)

Aber sonst, genau wie im Titel geschrieben:

Reise Reise, jeder tut's auf seine Weise...


Liebe Grüße und rundum tolle Reiseerfahrungen!
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Bansi
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Ungelesener Beitrag von Bansi »

Der Körper reist so schnell wie das jeweilige Verkehrsmittel in dem er sich befindet.
Die Seele muss dann sozusagen nachreisen, wobei die Reisegeschwindigkeit der Seele begrezt ist auf etwa 15 km/h.

Beispiel Wien Athen ~ 1300km
1300km:15km/h = 87h
87:24= 3,6 Tage

So lange braucht die Seele bis sie diese strecke bewältigt hat.
Erst dann kann der reisende seine neue umgebung bewusst wahrnehmen und auf sich wirken lassen. Sich in dieser wohl fühlen und dei reise enspannt genießen. Andernfalls wird er nichts davon haben! (u viel Stress, Reizüberflutung)
Hört sich verrückt an, ist aber tatsächlich meine Meinung!

lG! :wink:

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