Film: Slumdog Millionär von Danny Boyle

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Astrid
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Film: Slumdog Millionär von Danny Boyle

Ungelesener Beitrag von Astrid »

Hallo :)

Auf dem Flug Frankfurt - Miami gesehen: Slumdog millionaire von Danny Boyle.

Der Film wurde mit 8 Oscars ausgezeichnet - ob er die verdient hat, weiß ich nicht. Aber sehenswert ist er auf alle Fälle, vor allem als Reisevorbereitung für Indien...

Trotz vieler Parallelen gibt es im Gegensatz zu diesem Film ein Happy End.

Bis zu diesem unrealistischen Ende ist es jedoch ein ähnlich schonungsloser Film, der einen Einblick in das (Über-)Leben von Strassenkindern in den Slums von Mumbai Indien und ihre Konfrontation mit Gewalt, Kinderprostitution und Drogen gibt.

LG
Astrid
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der Bär
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Film: Slumdog Millionär von Danny Boyle

Ungelesener Beitrag von der Bär »

Hallo, Astrid,

Hab den Film auch gesehen und mich ähnlich wie du gefragt, ob er die Oscars wirklich verdient hat. Nun, im Sinne der Jury wahrscheinlich schon, weil er ziemlich viel an Story hatte, worauf Hollywood so abfährt, finde ich.

Ich bin auch hin- und hergerissen. Fand ihn einerseits viel zu klischeehaft - klebrig vor Zuckerguss und Kitsch, modernes Märchen halt und sehr Bollywood-like. Andererseits fand ich ihn auch schockierend offen und schonungslos.

Wobei ich mir auch noch nicht so sicher bin, ob es nicht bis zu einem gewissen Punkt noch ganz akzeptabel war und er dann erst ins Klischee und zu Bollywood gekippt ist. Muss ich mir nochmal überlegen, vielleicht ein zweites Mal anschauen.

Ich finde, er hatte wirklich gute Ansätze, einigermaßen kritisch zu werden. Aber das ist halt nicht konsequent durchgezogen worden - warum auch immer. Ich meine, ich hätte irgendwo gelesen, dass er in Indien garnicht gezeigt wird bzw. noch keinen Kinostart hatte oder eine zensierte Version? Weiß da jemand was dazu?

Der Schluss hats in meinen Augen komplett vermasselt. Aber den brauchte man wohl auch, um die Bollywood-Gemeinde zu versöhnen :wink:


Liebe Grüße
der Bär
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Luther
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Film: Slumdog Millionär von Danny Boyle

Ungelesener Beitrag von Luther »

Hallo Astrid

ich habe den Film vor einigen Tagen auch gesehen und überlegt, Fragen dazu zu stellen. Hier wollte ich es eigentlich nicht tun, weil das mit Weltreise nichts zu tun hat. Aber, nachdem Du das hier angerissen hast, frage ich das trotzdem als erstes hier:

Ich kenne Indien, ich kenne Slums, die gibt es ja auch anderswo. Ich bin sogar der Meinung, dass in dem Film viel zu wenig vom Leben in den Slums gezeigt wird.

Aber, meine eigentliche Fragen sind:

In dem Film wird gezeigt, dass der Moderator der indischen Version von "Wer wird Millionär" den Kandidaten ins Aus zu manövrieren versucht und ihn sogar der Polizei ausliefert. Er verteidigt beides unwirsch mit den Worten "Das ist meine Show".

Hat es in Indien keine Proteste des Moderators der dort tatsäclich ausgestrahlten Milli-Show gegeben?

Es wird in dem Film gezeigt, wie der Hauptdarsteller bei der Polizei gefoltert wird. Da ich Indien kenne, gehe ich davon aus, dass Verdächtige Schläge um die Ohren und auch mit dem Knüppel auf die Finger bekommen werden. Das kann man im Alltag beobachten und hat mir ein Polizist sogar stolz erzählt: "Das machen wir so."

Aber wenn im Film gezeigt wird, dass der Verdächtige an den Armen aufgehängt und mit Strom gefoltert wird, geht doch weit über das hinaus, das man noch als "spontane Reaktion" erkären könnte und was sicher auch in anderen Ländern praktiziert wird.

Hat es keine Proteste der indischen Polizei gegen diese Darstellung gegeben?

Gruß
Luther

PS
Hat jemand eine Idee, in welchem Forum man diese Fragen mit Aussicht auf kompetente Antwort stellen kann?
Falls nein, werde ich die indische Botschaft anschreiben, und, falls Interesse besteht, hier die Antwort mitteilen.
Sun
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Film: Slumdog Millionär von Danny Boyle

Ungelesener Beitrag von Sun »

Hallo zusammen

Ich habe den Film auch gesehen und zwar im Kino in Nepal. Ich habe ihn mir zusammen mit 3 ehemaligen Strassenkindern angesehen.

Natürlich kippt der Film ab der zweiten Hälfte völlig in den kitschigen Bollywood-Stil, aber soviel ich weiss, soll es ja auch keine Dokumentation o.ä. über Strassenkinder sein, sondern eine Verbindung von westlichem Regisseur und Bollywood. Was ja auch gelungen ist.

Was ich in Nepal so via Tele und Zeitung mitbekommen habe über Proteste in Indien: Das einzige (bevor der Film rauskam) war, dass alle meckerten, der Titel "Slumdog" sei diskriminierend. Meineserachtens jedoch ist er sehr passend, da Strassenkinder nicht besser als streunende Hunde behandelt werden. Desshalb ist es nicht diskriminierend, sondern beschreibt die Realität. Sobald jedoch die 8 Oscars abgeräumt waren, fand ganz Indien den Film überaus toll und niemand verlor mehr ein Wort über den Titel. Vom echten Moderator der Show habe ich jedoch nichts gehört.

In diesem Strassenkinderhilfswerk wo ich mein Volontariat gemacht habe, gerieten einige der Kids auch in solche "Camps" wo sie verstümmelt und zum betteln abgerichtet wurden. Soweit zeigt es die Realität. Der Rest ist nun mal Bollywood. Die Kids mit denen ich mir den Film angeschaut haben, als die solches auch erlebt haben, fanden den Film eigentlich gut (sie lieben ja auch Bollywood)! Und sozusagen "ihre" Geschichte mit einem Happy End anzusehen war für sie toll. Haben sie mir jedenfalls so erzählt.

Lg, Sarah
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