Film: Into The Wild - Sean Penn

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Ullerich
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Film: Into The Wild - Sean Penn

Ungelesener Beitrag von Ullerich »

Into The Wild (2007) [Regisseur: Sean Penn] ist ein Drama nach einer wahren Begebenheit.
(Und wurde bisher nur kurz im Thema: Spielfilme über das Reisen? angerissen, deshalb jetzt ein wenig ausführlicher)

Kurzinhalt:
Nach seinem Collegeabschluss entscheidet sich der 22-jährige Chris (herausragend: Emile Hirsch), seine bisherige Existenz hinter sich zu lassen. Anstatt an der renommierten Harvard Universität sein Jurastudium zu absolvieren, spendet er alle Ersparnisse, verbrennt sein letztes Bargeld, zerschneidet Kreditkarten und Ausweise. Ohne einen Cent in der Tasche trampt er quer durch die Staaten - Richtung Alaska, in die Wildnis. Unterwegs trifft er auf andere Aussteiger, erfährt menschliche Nähe, schließt Freundschaften. Doch es zieht ihn weiter, bis das Abenteuer in Alaska ein jähes Ende findet...


Meine Meinung:
Wenn man Cineasten nach Filmen übers Reisen fragt wird Into The Wild wohl unweigerlich genannt. Denn das ist er auch und dazu auch noch in einer sehr guten Qualität. Der Soundtrack bleibt hängen, die Bilder der Landschaften sind atemberaubend, Schauspieler ausnahmslos klasse und die Story packend.
Ein mulmiges Gefühl packt einen nach dem Sehen, was einem Lust auf Reisen, aber auch Respekt davor verschaft.

Allerdings fand ich ihn ein wenig überzogen. Zitat von einem Bekannten "Zeigt doch nur die Lebenseinstellung eines anfang 20 Jährigen"
Recht hat er ja, aber so Gedanken macht man sich eben mal (bestimmt ärgert er sich nur, weil er selber mal so gedacht hat ;) )
Naja. Überzogen war er anfangs trotzdem. Dieser intelligente Junge mit den reichen Eltern und dem Sparkonto auf dem 20.000$ darauf warten verprasst zu werden hat also nichts besseres zu tun als alles aufzugeben und abzuhauen.

Irgendwo verständlich, aber jemand der keine solche Ressourcen hat würde auch niemals so mit seinen Sachen umgehen. (Pipi Langstrumpf könnte auch nicht so ein Lotterleben führen, hätte sie nicht einen Topf voll Gold der niemals zu neige geht)
Will sagen: Durch große Mengen Geld wird in Filmen und Büchern so vieles erleichtert. Leider sieht die Realität anders aus.
Dann wird wohl vieles romantisiert und die ersten Rückschläge kommen erst so spät.

So einfach ist es nicht! (oder?)

Fazit:
Nichtsdestotrotz ein Film den man sich wirklich mal anschauen kann.
Vorallem seine Erkenntnis am Ende des Filmes lässt sich gut immer wieder hören und wird stimmig rübergebracht!
"I´m gonna walk the earth like Cane in Kung Fu"
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der Bär
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Film: Into The Wild - Sean Penn

Ungelesener Beitrag von der Bär »

Lieber Ullerich,


guter Film, sehenswert, ein Film für Reisende - da stimme ich dir voll zu.

Allerdings sehe ich diesen Punkt hier etwas anders als du:
Naja. Überzogen war er anfangs trotzdem. Dieser intelligente Junge mit den reichen Eltern und dem Sparkonto auf dem 20.000$ darauf warten verprasst zu werden hat also nichts besseres zu tun als alles aufzugeben und abzuhauen.

Irgendwo verständlich, aber jemand der keine solche Ressourcen hat würde auch niemals so mit seinen Sachen umgehen. (Pipi Langstrumpf könnte auch nicht so ein Lotterleben führen, hätte sie nicht einen Topf voll Gold der niemals zu neige geht)
Will sagen: Durch große Mengen Geld wird in Filmen und Büchern so vieles erleichtert. Leider sieht die Realität anders aus.
Dann wird wohl vieles romantisiert und die ersten Rückschläge kommen erst so spät.
Das war ein dramturgisches Mittel des Drehbuchautoren/Regisseurs und es trifft halt so die klassische Situation in der amerikanischen Mittelschicht:
Da haben Abiturienten soviel Kohle, wenn sie ihren Schulabschluß machen und können damit das Studium beginnen, reisen, etc.

Außerdem musste ja auch dramaturgisch eine Fallhöhe geschaffen werden - und das ist halt eben mit so einem Mittelklasse-Sohn eher der Fall als mit nem Kind aus der Arbeiterklasse.

Viel wichtiger finde ich dagegen (ich hoffe, ich kriegs noch zusammen, es ist schon länger her, dass ich den Film gesehen habe):
es gibt dunkle Stellen in seiner Biografie, in seinem Leben. Enttäuschungen, irgendwas war mit seinem Vater. DAS war es,was ihn in seinen Grundfesten erschüttert hat und da sind die "Wurzeln" seines Lebenskonzeptes, oder ?

Und das ist genau das, was ich faszinierend finde. Denn: die meisten Menschen, die ich so getroffen habe, die reisen und aussteigen wollen, haben so "dunkle" Stellen und sind auf der Suche nach etwas....oder flüchten davor - nicht immer in die Wildnis, aber da wird man halt besonders auf sich selbst zurückgeworfen.


Liebe Gruesse
der Bär
...and I, I took the one less travelled by, and that has made all the difference. Robert Frost
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Ullerich
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Film: Into The Wild - Sean Penn

Ungelesener Beitrag von Ullerich »

der Bär hat geschrieben:Viel wichtiger finde ich dagegen (ich hoffe, ich kriegs noch zusammen, es ist schon länger her, dass ich den Film gesehen habe):
es gibt dunkle Stellen in seiner Biografie, in seinem Leben. Enttäuschungen, irgendwas war mit seinem Vater. DAS war es,was ihn in seinen Grundfesten erschüttert hat und da sind die "Wurzeln" seines Lebenskonzeptes, oder?
Das ist mir gestern auch noch eingefallen. Wollte ich auch noch hinzufügen.

Es war tatsächlich so, dass es immer wieder Rückblicke in sein Leben als Kind gab in denen sich die Eltern sehr krass stritten. Das zog sich so durch die ganze Kindheit hinweg. Ich weiß nicht mehr genau, ob er es als Grund für seinen Aufbruch angegeben hat. Ein Grund, (DER) Grund war es in jedem Fall.
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dieSteffi
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Film: Into The Wild - Sean Penn

Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

Hallo!

Mir hat der Film gar nicht gefallen. Ich finde die Geschichte, auch wenn sie war ist, recht d�nn und unstimmig.
Er hat so einer Teenager-Schwerm�tigkeit.
Der Junge kann einem aber leid tun, denn das Ende hatte er so wohl nicht geplant.
Lernen kann man daraus allerdings, dass Stadtkinder nicht unvorbereitet in die Wildnis gehen sollten.

Den Soundtrack von Eddie Vedder finde ich auch nicht so gut. Eher depressiv...
Eddie Vedder - Society hat geschrieben:
hmmm ooh hooo hooo

It's a mistery to me
we have a greed
with which we have agreed

You think you have to want
more than you need
until you have it all you won't be free

society, you're a crazy breed
I hope you're not lonely without me

When you want more than you have
you think you need
and when you think more than you want
your thoughts begin to bleed

I think I need to find a bigger place
'cos when you have more than you think
you need more space

society, you're a crazy breed
I hope you're not lonely without me
society, crazy indeed
I hope you're not lonely without me

there's those thinking more or less less is more
but if less is more how you're keeping score?
Means for every point you make
your level drops
kinda like its starting from the top
you can't do that...

society, you're a crazy breed
I hope you're not lonely without me
society, crazy indeed
I hope you're not lonely without me

society, have mercy on me
I hope you're not angry if I disagree
society, crazy indeed
I hope you're not lonely without me
bunteGr��e
eureSteffi
Wir wollen nicht mehr mitschwimmen, wir wollen aber auch nicht gegen den Strom schwimmen, wir wollen einen ganz anderen Fluss!
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jot
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Film: Into The Wild - Sean Penn

Ungelesener Beitrag von jot »

Ist bei mir auch schon etwas her, dass ich den Film gesehen habe, aber ich habe ihn insgesamt eigentlich positiv in Erinnerung. Als Grundlage zum Reisen oder sogar Aussteigen würde ich den Film auch nicht nehmen, allein schon des tragischen Ende wegens, aber ich denke dass sich die Macher auch nicht zu 100% an der wahren Geschichte von Alex Supertramp orientiert haben (es ist halt doch nur ein Film). Davon abgesehen ist komplett autark in der Wildnis leben doch nochmal eine ganz andere Klasse als "nur" um die Welt reisen und etwas Abstand gewinnen.

Als meine Schwester gehört hat, dass ich meinen Job hinschmeisse und erstmal auf Tour gehen will, meinte sie damals "oje, aber mach es bloß nicht wie Alex Supertramp" ;)
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Ullerich
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Film: Into The Wild - Sean Penn

Ungelesener Beitrag von Ullerich »

dieSteffi hat geschrieben:Er hat so einer Teenager-Schwerm�tigkeit.
Ja sowas in der Art dachte ich mir auch, nur wollte ich mit meinen 21 Jahren solche Sachen noch nicht sagen ;)

Das Ende hat er ja auf keinen Fall so geplant, weil er ja eigentlich schon auf dem Weg zurück war. Allerdings war der Fluss zu hoch zum überqueren (Angst vor dem Wasser/schwimmen).
Also musste er noch länger überleben, was ja so seine belehrende Seite hat.
(Tod finde ich jetzt einfach mal belehrend ;) )
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Film: Into The Wild - Sean Penn

Ungelesener Beitrag von Astrid »

Hallo :)

Mir hat der Film auch nicht so gut gefallen, vermutlich hat mich die Naivität des Protagonisten gestört (obwohl oder vielleicht weil genau das eine Kritik ist, die auch wir uns auch manches Mal anhören müssen..) :oops:.

Vielleicht aber auch, weil wir Leute kennen, die in die Wildnis ausgewandert sind und mitbekommen, wie schwer es ist, unter extremen Bedingungen zu überleben - erst recht, wenn man nicht von klein auf an ein Leben in der Natur gewöhnt ist.

Gleichzeitig habe ich Respekt davor empfunden, dass jemand so konsequent bereit ist auszusteigen - letztendlich um sich selbst zu finden - und gerade der von Steffi zitierte Text des Soundtracks hat mir ganz besonders gut gefallen ;).

Zum Begriff "Teenager-Schwermütigkeit":
Evolution bedeutet Weiter-Entwicklung und viele, die nicht einfach in den eingelaufenen Schuhe der Eltern weiter marschieren möchten, müssen oder können nicht anders, als erst mal das Gegenteil von dem leben, was ihnen die Eltern vorgelebt haben. Solange jedenfalls bis sie merken, dass sie damit ebenso "gefangen" sind wie die, die sie verlassen haben und sich konstruktiv überlegen können, was sie wirklich wollen. Das tragische Ende von Alex setzt diesem Entwicklungsprozess ein vorzeitiges, aber angesichts der Bedingungen doch nicht unrealistisches Ende.

Im Zusammenhang mit dem Film "Into the Wild" ist mir ein Buch eingefallen, in dem es ebenfalls um das Auswandern nach Alaska geht: -> Jenseits aller Grenzen - ein Aussteiger-Abenteuer mit anderen Vorzeichen.

Liebe Grüße
Astrid
Eine fremde Kultur ergründen zu wollen, ist wie der Versuch, den Horizont zu erreichen... Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat - doch der Blick zum Horizont ist ein anderer. [A. Bokpe]
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Ullerich
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Ungelesener Beitrag von Ullerich »

Astrid hat geschrieben:aber angesichts der Bedingungen doch nicht unrealistisches Ende.
Jedes andere Ende hätte den Film auch noch märchenhafter gemacht.

Das Buch jedenfalls klingt sehr interessant!
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Denali

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Ungelesener Beitrag von Denali »

Das war ein dramturgisches Mittel des Drehbuchautoren/Regisseurs und es trifft halt so die klassische Situation in der amerikanischen Mittelschicht:
Da haben Abiturienten soviel Kohle, wenn sie ihren Schulabschluß machen und können damit das Studium beginnen, reisen, etc.

Außerdem musste ja auch dramaturgisch eine Fallhöhe geschaffen werden - und das ist halt eben mit so einem Mittelklasse-Sohn eher der Fall als mit nem Kind aus der Arbeiterklasse.
Nein war es nicht, das ist wirklich so passiert, siehe dazu das Buch "Into the Wild" von Jon Krakauer. Er hat tatsächlich einen sehr guten abschluss hingelegt und anschließend alles aufgegeben.

Der ganze Film basiert auf dem Buch und ist meiner Meinung nach super umgesetzt worden, nahe am Buch, nciht viel dazugedichtet, etc.
Trotzdem war das Buch um Längen besser, da wie immer ausführlicher :)
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