Kennzeichendiebstahl in Moskau, Russland

Weltreisend oder im Urlaub schlechte, vielleicht "ortstypische" Erfahrungen mit Trickbetrügern, abgekarteten Spielen, Halunken und Räubern gemacht- und daraus gelernt? - Hier kannst Du es schildern, Andere warnen - und Trost finden.
Forumsregeln
Vorsicht- Reisefalle! im WRF- Info-Pool Hier sollte einzelthematisch geschrieben und auch nur direkt auf den Betreff bezogen geantwortet werden!
Bitte vermeide nicht direkt zum Titel gehörende Suchworte (z.B. Ländernamen oder themenfremde Zusatzfragen).
Übersichtlichkeitshalber am besten Ort und Schädigungsart gleich in den Betreff schreiben und für ähnliche Erlebnisse an einem anderen Ort bitte jeweils ein neues Thema aufmachen (falls nicht schon vorhanden, bitte suchen).
Danke! :)
JensOnTour
Aktives WRF-Mitglied
Beiträge: 47
Registriert: 28 Apr 14 23:43
Wohnort: Tbilisi

Kennzeichendiebstahl in Moskau, Russland

Ungelesener Beitrag von JensOnTour »

Wenn man sich als Selbstfahrer durch das Internet wühlt, wird man immer mal Geschichten finden, dass einem in Moskau die Deutschen Kennzeichen gestohlen werden und man dann erpresst wird sie zurückzukaufen.

Die meisten Stories diesbezüglich sind 10-15 Jahre alt, deswegen hab ich es auf die leichte Schulter genommen.

Auch im November 2015 war dieses Thema leider noch aktuell und besondere Vorsicht ist angebracht.

Zunächst ein paar Tipps um das ganze zu vermeiden:
-Entweder man lässt sich vorher in Deutschland Duplikate drucken. Kennzeichen kann man online für teilweise weniger als 10 Euro pro Stück + Versand bestellen. Nach der Grenze tauscht man dann die Originale mit den ungestempelten Duplikaten und hat damit keine Probleme. Die Duplikate werden auch nicht geklaut, die Banden wissen, dass sie damit nix erreichen. Jedenfalls bin ich noch 2014 damit gut gefahren.

-oder bzw. und man sollte die Kennzeichen vernünftig befestigen. Der in Deutschland übliche Plastikrahmen ist kein ausreichender Schutz.
Mein vorderes Kennzeichen ist im Grill "eingebaut", dafür müssten die Diebe 6 Schrauben lösen, das hintere hatte eben nur diesen Plastikrahmen und liegt jetzt irgendwo in Moskau rum....

Ablauf der "Nummernschild- Erpressung":
Ich war im georgischen Viertel (Grusinska Bolschoiskaya) schön essen und als ich wieder zum Auto kam, hatte ich einen Zettel mit Telefonnummer hinter der Windschutzscheibe. Eine Runde ums Auto ergab keine Schäden, jedoch fehlte das hintere Kennzeichen. Da ich mit einer russischsprechenden Freundin unterwegs war, haben wir gleich angerufen und das Angebot bekommen, 3000 RUB an eine bestimmte Mobilnummer zu "senden" und dann bekämen wir gesagt, wo sich das Kennzeichen befindet.
Das Problem hierbei: man hat keine Garantie, dass sie einem wirklich sagen, wo das Schild liegt und evtl. fordern sie mehr. Die Nummern werden immer nur kurz benutzt und die Polizei hat keine Chance die Leute zu finden.
Der "richtige" Weg: Polizei anrufen, die haben mich abgeholt und zu dritt erstmal selbst gesucht. "We will find your plate, this is not a wild country" waren die Worte des motivierten Polizisten. Leider haben sie dann doch nix gefunden, also haben wir Anzeige erstattet. Das ganze hat etwa 3 Stunden gedauert.
Am nächsten Morgen, habe ich mich in der deutschen Botschaft in Moskau gemeldet, denen ist das Problem auch bekannt. Dort bekam ich (nachdem sie geprüft haben, dass das Fahrzeug in Deutschland ordnungsgemäß angemeldet ist) ein Schreiben in deutsch & russisch, dass ich bei möglichen Polizeikontrollen vorzeigen könnte. Darin wird der Vorfall nochmal geschildert und erklärt, dass ich das Fahrzeug gleich nach der Rückkehr umkennzeichnen werde und keine Bedenken bestehen mich mit einer Kopie fahren zu lassen. Für die Botschaft habe ich weniger als 2 Stunden gebraucht.
Die Öffnungszeiten vom Konsulat gelten in solchen Notfällen nicht, die helfen auch außerhalb (tagsüber) der offiziellen Konsulatszeiten. Die Kosten für die Bestätigung betragen 25€ (1690RUB)

Anschließend googelt man nach "номерной знак" das ist das russische Wort für "Kennzeichen" und findet jede Menge KFZ-Kennzeichnen Angebote. Je nach Zeit, kann man sie alle durchtelefonieren um den günstigsten zu finden oder man nimmt halt den erstbesten. Ich habe dann für 2500 RUB ein Duplikat bekommen. Die haben zwar Normal - und Engschrift vermischt, aber ansonsten sieht es recht "echt" aus. Das blaue "D" ist nur geklebt, ich denke sie nutzen die Vorlagen für alle europäischen Schilder. Diese Firmen kann man (leider) nicht besuchen, die treffen sich lieber irgendwo an der Metro mit dir. Ein Schelm wer böses dabei denkt, aber wenigstens findet hier ein realer Austausch von Geld gegen Ware statt.
Der Kurier hatte auch noch weissrussische Nummern im Rucksack, es trifft also nicht nur die Westeuropäer.

Ich bin 2014 komplett mit Duplikaten und 2015 mit Duplikat hinten von Moskau bis nach Georgien gefahren und habe nirgends Probleme mit der Polizei gehabt. Auch nicht in Nordossetien, wo sie immernoch grundlos abkassieren.

In Deutschland meldet man das ganze nochmal bei der Polizei (unter Vorlage des Zettels von der russischen Polizei und der Bestätigung der Botschaft) und anschließend kann man das Auto ab- oder ummelden bzw. sich eine neue Nummer zuteilen lassen. Die alte wird gesperrt und das Schild zur Fahndung ausgeschrieben.

Insgesamt ist das zwar teurer, aber man hat erstens Geld gegen Ware und zweitens verlieren die Gangster vielleicht irgendwann mal die Lust oder die russische Polizei nutzt die Kameras die eigentlich zur Parkraumüberwachung gedacht sind, um die Banden dingfest zu machen.



[Mod:
Der besseren Findbarkeit wegen von "Asien" nach "Vorsicht Falle" verschoben.]
Schorschis
Kiebitz
Beiträge: 2
Registriert: 21 Jan 16 2:29

Kennzeichendiebstahl in Moskau

Ungelesener Beitrag von Schorschis »

JensOnTour hat geschrieben: -Entweder man lässt sich vorher in Deutschland Duplikate drucken. Kennzeichen kann man online für teilweise weniger als 10 Euro pro Stück + Versand bestellen. Nach der Grenze tauscht man dann die Originale mit den ungestempelten Duplikaten und hat damit keine Probleme. Die Duplikate werden auch nicht geklaut, die Banden wissen, dass sie damit nix erreichen.
Jens;: ganz klasse Tipp, dem eigentlich nichts hinzuzufuegen ist. (Jetzt weiss ich endlich auch, warum ich oefter mal in Suedamerika Autos mit deutschen Schildern ohne Stempel sehe :D )

Jems, dennoch kleine neugierige OT Frage:
Wenn du im Jahr 2014 gut mit dieser Methode gefahren bist, warum hast du es dann im Jahr 2016 auf den Diebstahl ankommen lassen? Einfach Leichtsinn?




[MOD: Bitte beim Sachthema bleiben. Danke]
JensOnTour
Aktives WRF-Mitglied
Beiträge: 47
Registriert: 28 Apr 14 23:43
Wohnort: Tbilisi

Kennzeichendiebstahl in Moskau

Ungelesener Beitrag von JensOnTour »

Ich hab mir 2011 mal Duplikate (für A lbanien) machen lassen, die ich 2014 einfach verwendet habe. 2015 hatte ich aber eine andere Nummer am Auto von denen ich keine Duplikate hatte. Und da dieses Auto in G eorgien blieb, hielt ich es auch nicht für notwendig.

Also ja, Leichtsinn ... oder Optimismus, je nach Sichtweise ;)
Benutzeravatar
muger
WRF-Spezialist
Beiträge: 577
Registriert: 28 Nov 11 18:58

Kennzeichendiebstahl in Moskau, Russland

Ungelesener Beitrag von muger »

Wie auch Schorschis schreibt; ich bin immer mit Duplikaten unterwegs.
Ganz wichtig, auch Kopien der Fahrzeugpapiere und des Fahrausweis dabei haben, resp. immer den internationalen Führerschein vorzeigen. Wenn der wegkommt, ist es nicht so schlimm.

liebe Grüsse vom Muger
.
1009
Aktives WRF-Mitglied
Beiträge: 110
Registriert: 06 Apr 14 5:53
Wohnort: Russland

Kennzeichendiebstahl in Moskau, Russland

Ungelesener Beitrag von 1009 »

Der Kennzeichendiebstahl ist ein russlandweites Problem. Die Kennzeichen gegen Duplikate auszutauschen ist wirklich elegant... :idea: ...
  • Ähnliche Themen -> Suchen & dort Nachfragen wenn passend
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Vorsicht Falle! Reisende und Urlauber als Opfer“