Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

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Julian
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von Julian »

Hallo,
wenn schon alle anderen Medien sich darüber auslassen darf diese Diskussion - so finde ich - auch hier nicht fehlen.

Es scheint ja bewiesen dass das Fliegen einen nicht unerheblichen Anteil an der unübersehbaren Klimaveränderung hat und dieser tendenziell eher steigt als sinkt.

Wenn ich mir meine CO2-Bilanz dieses Jahr anschaue, ist sie schon durch einen Flug nach Asien unverhältnismäßig. Noch schlimmer wars während meiner Weltreise im vorletzten Jahr. Ich will mich hier also ausdrücklich in die Reihe der - das soll ja eigentlich erst diskutiert werden - Sünder stellen.

Wie seht ihr das?

Kann man guten Gewissens in Länder reisen (genauer fliegen), die viel mehr als wir vom Klimawandel betroffen sind?

Gibt es Möglichkeiten unsere Art zu reisen - verantwortlicher zu gestalten? Stichwort Atmosfair?

Ich bin gespannt auf die hoffentlich erscheinenden Beiträge!

Julian

(-->MArtin, ich hab das eben schonmal gepostet, es ist aber nicht aufgetaucht, sorry falls es 2x erscheint)
Krucki
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von Krucki »

Ueber genau dieses Thema hab ich mir auch schon ziemlich viele Gedanken gemacht, da man ja gerade erst, bei einem Flug auf die Suedhalbkugel (vor allem Australien und NZL) bemerkt, was ein Ozonloch wirklich ist.

Ich bin momentan zum ersten Mal auf einer laengeren Reise, davor war ich bis auf 2x Tunesien nur in Europa unterwegs und da halt meistens mit Zug und Auto.

Fuer meine vergangenen Fluege und auch fuer die momentanen moechte ich mich revanchieren durch bezahlen mit Carbon Credits. Das ist meiner Meinung eine Art der Rueckzahlung an die Natur.

Selbstverstaendlich ist das aber nicht das einzige was man tun sollte, ich glaube es ist eher vernuenftig, nur bei laengerem Aufenthalt in ein Land zu fliegen (damit meine ich mindestens 3 Jahre) und nicht andauernd hin- und herzupendeln. Ich habe das diesmal auch nicht gemacht, da mir vieles vor meiner Reise auch noch gar nicht bewusst war. Aber in Zukunft, werd ichs wohl so halten.
Und, ach ja Umweltschutz faengt ja nicht erst bei Fernreisen an, sondern auch schon daheim, wo man ueberlegen sollte ob man nicht doch lieber mehr zu Fuss geht anstatt mit dem Auto zu fahren, Muelltrennung, wiederverwertbare Energie, usw.
Man muss ja nicht gleich alles auf einmal machen, hier gilt --> jeder Schritt ist ein Fortschritt.

MfG
Laurenz
Das Leben ist eine Art Waldspaziergang...
man muß nur ein bisschen auf den Weg achten und kann ansonsten bedenkenlos die Schönheit genießen.
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Jah
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von Jah »

Das Schlimmste, was man machen kann, ist zu versuchen so wenig wie möglich CO2 zu produzieren. Dann kann man ja gleich aufhören zu atmen ;)
Jeder sollte sich bewusst sein/werden, wie nachhaltig er die Umwelt mit bestimmten Handlungen beeinflusst. Ich lese einiges über die Klimadiskussion und habe auch den Al Gore Film gesehen, aber ich glaube, dass ich immer noch nicht den kompletten Umfang und die Wechselwirkungen der Umwelt (einschließlich der Erderwärmung) verstehen kann.
Auf Reisen sollte man deswegen nicht verzichten. Ich würde dann eher versuchen, einen Ausgleich zu schaffen und in der Zeit nach der Reise den PKW öfters stehen lassen oder Ähnliches. Eine ultimative Lösung wird man kaum finden.
Julian
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von Julian »

Mein Schwager ist dienstlich mit dem Auto unterwegs, reißt einige tausend Kilometer im Jahr. Trotzdem bin ich durch das Fliegen schlimmer als er was den Ausstoß angeht. Ich glaube nur ein bisschen Müll trennen und kein Auto haben zwar EIN Schritt ist, aber der Durchbruch ist das sicher nicht.
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Jah
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von Jah »

Ein Schritt ist doch schon etwas, Krucki hat es ja schon gesagt.
Ich finde es blöd, dass die Politiker bei der Diskussion gemeint haben, dass eine Tempobegrenzung auf Autobahnen nichts bringen würde und man andere Maßnahmen einleiten sollte. Eine scheiß Einstellung! So ein Gesetz wäre schon einmal ein erster Schritt...
Julian
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von Julian »

Da hast du recht. Das ist ja das Problem an der Sache, dass viele einzelne (für einige schmerzhafte) Dinge in Kombination was bringen. NUR auf Autofahren oder NUR auf Fliegen zu verzichten wird nichts bringen. Jnd jeder sagt natürlich, "naja, das bringt eh nur soundsoviel Prozent, daher nicht das Hauptproblem"

Es fängt bei eben einem selber an und das tut weh!
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MArtin
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Hallo Julian,
Julian hat geschrieben:... Trotzdem bin ich durch das Fliegen schlimmer als er was den Ausstoß angeht ...
Wenn Du die Emission des Flugzeugs durch die Anzahl seiner Passagiere teilst, steht es vielleicht doch unentschieden zwischen Euch. ;)

Ich denke auch, dass man mit dem Verbraten von Flugmeilen verantwortlich und umweltbewußt umgehen sollte, hege auch eine gewisse Abneigung gegen ihre stolze Zuschaustellung -> Flugstatistik.

Flugreisen und kurze Fernurlaube machen insgesamt aber nur einen kleinen Teilbereich aus (und D ist im Vergleich zu den USA, aus denen ca. 25% der globalen Treibhausgase kommen, ein Waisenkind).
Das wirkliche Problem ist m.E. ein systemisches:
Politiker vermuten ihre vornehmliche Aufgabe darin, die Weichen für maximalen wirtschaftlichen Erfolg zu stellen, Konsum anzuheizen, Wachstum und int. Konkurrenzfähigkeit "um jeden Preis" zu fördern, statt über "sustainable living" oder "höhere Werte" bzw. deren Vermittlung nach zu denken.
Politiker werden Babylons gierige Eigendynamik "schneller - weiter - höher - MEHR!!" samt deren Zwangsläufigkeiten also kaum vor Realisierung einer globalen Katastrophe stoppen können wollen; ihr Focus ist die Marktwirtschaft - und Natur hat keine Lobby, bis es zu spät ist.

Wie Julian sagt: Letztlich bleibt's vor allem der verantwortungsbewußten Selbstbeschränkung jedes Einzelnen auf mehreren Gebieten überlassen - bzw. dem, was nach täglicher Konsumgehirnwäsche durch Werbeagenturen, Verkaufspsychologen, Hollywoodfilme etc. davon übrig bleibt.


Liebe Grüße


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Eliane
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Hallo,
Jah hat geschrieben:Ich finde es blöd, dass die Politiker bei der Diskussion gemeint haben, dass eine Tempobegrenzung auf Autobahnen nichts bringen würde und man andere Maßnahmen einleiten sollte. Eine scheiß Einstellung! So ein Gesetz wäre schon einmal ein erster Schritt...
Ich kann mich an meine frühe Jugend erinnern, also von jetzt aus gesehen vor beinah 25 (!) Jahren, da gab es schon sehr ernstzunehmende Rechnungen für die Einführung eines Tempolimits auf dt. Autobahnen. Man mag geneigt sein zu fragen: Warum fällt es erst Frau Merkel und überhaupt erst heute jemandem ein, dass dies ein Weg in die richtige Richtung sein könnte. (Ja DDR, Wiedervereinigung,... trotzdem, in irgendwessen Ohr hätte es ja hängen bleiben können.)?

Ich frage mich wirklich, warum in den letzten 25 Jahren NICHTS geschehen ist, obwohl man nicht erst heute zu der Erkenntnis gekommen ist, dass das Ozon-Loch existiert.

Klar, weil die Natur keine Lobby hat. Weil man immer höher, schneller, weiter und mehr will.
Die Autos - statt real mögliche 3 Liter zu verbrauchen, haben immer mehr PS und verbrauchen nicht selten nach wie vor 10 oder 12, wozu?

Heute kann sich jeder Esel mal eben einen Wochenend-Flug nach Mallorca leisten oder seinen unabdingbaren Lebenstraum nach Australien erfüllen. Ich will hier keinem das Reisen madig machen, da wäre ich hier auch wirklich an der falschen Stelle, aber ich kann mich gut erinnern, dass *man* vor 25 Jahren nicht in den Familien-Urlaub geflogen ist. Es war einfach utopisch teuer.
Man flog auch nicht "mal eben" nach Hause. Mein brasilianischer Onkel war knapp 20 Jahre nicht in seiner Heimat gewesen, weil es unbezahlbar war. Seit einigen Jahren fliegt er regelmäßig alle ein bis zwei Jahre.

Warum ich das hier schreibe? Weil ich manchmal den Eindruck habe, dass gerade die jüngeren unter uns mit einer Selbstverständlichkeit davon ausgehen, dass man eben in den Urlaub fliegt - alles andere wäre ja vorletztes Jahrhundert und käme einer Pferdekutsche gleich.

Ich will auch "Berufsflieger" nicht in Schutz nehmen, schließlich zähle ich selbst wenigstens dreimal im Jahr zu jenen. Jedoch leben wir leider in einer derart schnellen Welt, dass eine 5-tägige Zugfahrt von Irkutsk nach Moskau zeitlich nicht mehr mit einem Dienstplan in Einklang zu bringen ist. Und auch auf kürzeren Distanzen scheint es völlig normal, dass man morgens in München, mittags in Berlin und abends wieder in München ist, vielleicht auch billiger als eine Hotelübernachtung.

Ach, ein weites Feld. Ja, vor seiner eigenen Haustür kehren, ist sicher ein wichtiger Schritt, aber wie eben mit einem wirklich sparsamen Auto ist auch die Industrie gefordert und die Medien und die Politik und und und...

Ich glaube indes nicht, dass man den Verbrauch der Flugzeuge einfach durch die Anzahl der Passagiere relativieren kann.
Obendrein würde ich nicht nur die Frage nach Fernreisen, sondern gerade auch nach kurzen Distanzen stellen, welche Verantwortung liegt denn da?
Und natürlich die Aufenthaltsdauer und die Häufigkeit jette ich jedes Wochenende irgendwohin oder nur einmal im Jahr?

Liebe Grüße
Eliane
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Klimawandel: Verantwortung vs. Flugmeilen und Fernreise

Ungelesener Beitrag von Coogar »

Ist doch mal wieder typisch, jahrelang nichts und jetzt die große Panikmache.
Nichts ist nicht das richtige Wort, vielleicht eher: Verlagerung.
Denn wenn den Firmen die Umweltauflagen zu hart werden, gehen sie eben nach Indien. Unser Müll wurde da ja auch immer schön getrennt hinverschippert zum Verrotten.
Ist ja auch schön, dass ich seit Jahren kein Auto mehr fahre, während am Nürburgring die heldenhaften Beherrscher der echten PS plus Schadstoffausstoß bejubelt werden. Oder irgendwelche Schauspieler mit ihren Privatjets (da erübrigt sich dann auch die Frage nach der Anzahl der Passagiere). Und so weiter und so fort.
Und wer ist schuld? Die Masse, klar. Und auch der Einzelne, aber da sind es einige mehr als andere.
Tja, das mit dem Fliegen...
Verbieten lassen würde ich es nicht, wo heutzutage so viele Familien in verschiedenen Ländern leben und sich vielleicht auch mal ohne die Hilfe von Oprah & Co wiedersehen wollen. Und Reisen unterstützt die Wirtschaft und und und. Wo liegen die Prioritäten?
Naja, laut Prognose muss ich aber eh nochmal zwischen heute und in 50 Jahren in den Flieger steigen. Denn dann soll ja Dublin unter Wasser liegen.
What is the use of straining after an amiable view of things, when a cynical view is most likely to be the true one?
G.B.Shaw
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