Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

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Milchknilch
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von Milchknilch »

Hierzu vieleicht mal einen etwas anderen Gedanken von mir.

Ich hatte dieses brennende Gefühl auch. Abi gemacht, ET studiert und 2 Jahre gearbeitet und dann? Im Job versauern bis zur Rente?
Also bin ich aufgebrochen nach Neuseeland ohne Plan, einfach ins blaue.
Aber ich bin auch wieder zurückgekommen und werde mir jetzt ersteinmal einen Job suchen.

Meiner Meinung nach entsteht das Fernweh weniger durch die Reiseziele an sich als mehr durch die Vorstellung, wenn ich jetzt einen Job annehme, dann kette ich mich hier fest.

Wenn ich nach meiner Reise eins gelernt habe, dann ist es das, dass ich egal wie die Umstände aussehen IMMER aufbrechen kann und dadurch kann ich mir jetzt ganz ruhig einen Job suchen und auf die nächste Reise sparen ;)

Und jetzt kommen sicher die ganzen abers, Kinder, Familie, guter Job. Aber wenn ihr ehrlich seid, dann habt ihr die ganzen Abers ja jetzt auch schon.
Es mag schwieriger werden, aber damit es unmöglich wird braucht es schon eine ganze Menge.
New Zealand 2006-2007 http://www.privatweg.name
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Eliane
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von Eliane »

savanna2005 hat geschrieben:Es ist vielmehr dieses ALLES: Job-Erfolg, Familienplanung UND längere Reisen! Das muss doch anderen Frauen Anfang 30 ähnlich gehen, oder? Wo da Prioritäten setzen?
Gar keine Prioritäten setzen und schon gar nichts planen.
Ich habe meinen Job-Erfolg mit Anfang 30 ins Ausland verlegt.
Es kristallisierte sich heraus, dass ich mit meinem Lebensweg furchtbar glücklich und zufrieden war. Mann und Kind hatten keinen Platz und es gab auch 1000 rationale Gründe dafür, warum kein Kind in diese Lebensvorstellung passt. Ich sah mich irgendwelche Karriereleitern immer höher klettern, außerdem in Russland ein Kind aufziehen? Niemals, wo sich der Staat so sehr einmischt.

Und jetzt? Mit 36? Der Mann hat sich vor einem 3/4-Jahr eingefunden, das Kind ist in Aussicht. Und das alles in Russland, keinesfalls in Deutschland oder anderswo, die Karriere interessiert mich nicht mehr, wir fangen lieber ganz klein auf unserer Baustelle an und irgendwie werden wir schon über die Runden kommen. Ich habe überhaupt keine Angst vor der Zukunft, vor dem Loslassen - im Gegenteil, ich freue mich schon jetzt auf meinen letzten Arbeitstag für meine dt. Organisation, der in knapp einem Jahr sein wird.

Ich glaube, das größte Problem, was wir Westmenschen haben, ist diese endlose Planerei.
Alles ist auf dem Reißbrett vorgezeichnet und man muss alles schaffen, damit man am Ende eine Rente hat und einen Erben, der das dann alles bekommt, was ich selber leider nicht mehr erleben/genießen konnte.

Mein Vater baut jetzt mit seiner neuen Frau ein Haus aus und dazu sagte er mir gerade: Er baue, weil es ihn erfülle gemeinsam mit seiner Frau ein Ziel zu haben. Das erhalte ihn am Leben, nicht die Aussicht auf dem Balkon zu sitzen und zu sagen: Das war's. (Er ist 67 und gerade mit seiner Frau einen Monat zu Fuß mit Pferd durch die Mongolei.)

Verstehst du, was ich damit sagen will?

Es ist nie zu spät, etwas zu tun, zu unternehmen. Die Karriere läuft einem nicht davon, wenn sie einem wichtig ist. Die Reisen auch nicht. Am ehesten noch der Nachwuchs, weil es eben doch leider sowas wie eine biol. Uhr gibt. Und warum nicht doch gemeinsam mit dem Kind wunderbare Reisen erleben?
Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber ein Kind muss einen nicht einschränken, am ehesten tust du es selbst, weil du unablässig meinst, dass dies oder jenes mit Kind nicht ginge. Da bin ich gerade jedoch selbst erst dabei, das zu begreifen.

Liebe Grüße
Eliane
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savanna2005
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von savanna2005 »

Hey Eliane,

das sind sind sehr schöne und sehr wahre Worte!

Du hast so recht, die Plan-Mania in dieser Gesellshaft wird quasi bis zum Kollaps ausgeführt!

Und dann finden sich dort Pärchen wieder, die seit drei Jahren nicht schwanger werden, dabei war es doch nach dem wichtigen Karriereschritt und nach den 10 Monaten Lateinamerika so geplant?!?! Tja, da sind sie - die Grenzen unsere Plan-Gesellschaft! Traumjob doch nicht bekommen? Weltreise doch nicht finanziert gekriegt? Keinen Mann / kein Kind und doch schon Ende 30? usw.

Und du merkst meinem ganzen Posting an, dass ich leider absolut Teil dieser Gesellschaft bin. Ich empfinde Druck, Dinge zu 'schaffen', mich 'richtig' zu entscheiden und 'Gründe' anführen zu können, mich frei zu fühlen! Ich kann meine Situation vollkommen einordnen, nur befreit mich das leider nicht völlig davon!

Ich werde nochmal in mich gehen und leider doch Prioritäten setzen, es stehen Entscheidungen an (Wohnort, Job, Ausland), da reicht ein 'mal alles auf sich zu kommen lassen' leider nicht. Ich muss mich in diesen Fällen konkret für oder gegen eine der Varianten entscheiden.

Nochmals danke für deine Zeilen!

LG

Savanna
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Rainer Backpack
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von Rainer Backpack »

Ja, ja vor lauter Plannerei den anschluss zum Luftholen verloren.
Mann kann auch Auswandern und im zuge des Einwanderungsprozesses sehr Erfolgreich im Beruf sen. Meine Frau ist Staatlich gepruefte Kaufmaenische Angestellte fuer Englisch und Franzoesich. Als wir nach Canada gekommen sind war sie Hausfrau und jetzt geht sie bei der Regierung arbeiten, erst als nur Sekraeterin und in ein paar Tagen als Leiterin des Office Managments. Das heisst sie hat sich in 3 Monaten so hoch gearbeitet das sie auf der Karriere leiter einen schritt weiter ist.
Will da gleichzweitig anmerken das wir auch einen Sohn haben , der erst 3 Jahre, 11 Monate und 21 Tage alt ( Jung ist ) :D
Bei mir sieht es vieleicht nicht ganz so Heftig aus. Aber habe seitdem ich in der Firma Arbeite( 3 Monate ) habe ich auch schon 2 Stufen genommen. Mann kann also auch in krzer Zeit Karriere machen ohne es zu planen, Und trotzdem immer wieder fuer laengere Zeit woanders hin reisen. So machen wir das ja auch und es funktioniert umso besser wenn Du jedesmal ein gutes Zeugniss mit in die naechste Firma bringst und wenn es auch ein anderes Land ist.
Gruss Rainer
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MArtin
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Hallo,

schöne Diskussion über Mechanismen, die uns u.a. auch davon getrieben haben:

"Ehrgeizig(?)" hetzt man ständig von einem Ziel zum nächsten, stets lebt man halb in der Zukunft: Jetzt noch das machen, damit ich hinterher das bin / kann. Kaum fertig, wird was Neues erfunden: Eine zusätzliche Bedingung, Qualifikation, behördliche Hürde, ohne die es plötzlich nicht mehr gehen soll. Also weiter in der Mühle...
Das System hält einen ständig beschäftigt.

Trotzdem sind wir froh, solide Kenntnisse gewonnen zu haben - ohne die wäre unsere Reise schon seit 6 Jahren zu Ende, weil wir nichts hätten, was wir gegen ein Dach über dem Kopf eintauschen könnten.

Jeder muss seinen persönlichen Ehrgeiz-Kompromiss finden, was aber unter ständigem Einfluss des vergleichsweise doch stets konservativen Umfelds und dem Konsum-Karriere-Lifestyle-Brainwash nicht ganz leicht ist.

Zum Glück gibt's WRFler... 8)


Liebe Grüße
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Rainer Backpack
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von Rainer Backpack »

Hey an alle,
Ehrgeitz - Kompromiss, glaube das, das die zutreffendste bezeichnung von dem ist was wir auch so machen, etwas anders als Martin und Astrid aber im prinzip gleich. Reisen ,irgendwohin,was auf die Beine Stellen und wenn man auch davon wieder genug hat dann gehts wieder weiter. Bis halt kein intresse mehr dazu da ist oder man eben irgendwas gefunden hat was einem so gefaellt was man nie mehr verlassen hat. Manchmal frage ich mich auch , ob es vieleicht nicht besser ist wieder nach D.land zufliegen um ein haeuschen und alles andere da zu kaufen aber das waere mir zu viel Challange. Lieber so wie es ist Reisen , Arbeiten und wie gesagt man kann auch da irgendwas mit seiner Karriere machen.
Gruss Rainer
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dieSteffi
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

:)

Das eine was man will und das andere, was man meint wollen zu sollen!

Ich würde dir ja fast raten: Mach eine Reise und denk dabei drüber nach, was du willst :wink:

Ich glaube ja, es spielt keine Rolle. Erst reisen, dann arbeiten oder umgekehrt, Job oder Kind, arm oder reich, Karriere oder Familie... - es ist total egal!

Es kommt darauf an, zu lieben, was man gerade tut, immer mit vollem Herzen dabei zu sein und sein Bestes zu geben - fast egal wobei!

Und die ganze Planerei - klar ist es gut dem Leben eine Richtung zu geben und sich kleine Ziele zu stecken. Aber erfahrungsgemäß klappen beim Planen eh immer nur die ersten Schritte und dann funkt einem das Leben wieder dazwischen... es gibt keine Konstante, keine Leiter, keinen Faden. Man muss sich ständig neu ausrichten und kann nichts erzwingen oder kontrollieren.

Die besten Dinge ergeben sich ganz von alleine und jede Entscheidung war im Nachhinein immer irgendwie die richtige - jedenfalls bei mir.

liebeGrüße
eureSteffi
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savanna2005
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von savanna2005 »

Hey,

kennt ihr das Lied von 'Wir sind Helden'? Müssen nur wollen?

Ich muss gerade schmunzeln, weil dieses Lied meiner Meinung viel über Erfolgsdruck und Ehrgeiz unserer heutigen, jungen Gesellschaft aussagt...womit das schön zum Thema passt. Wie eben dieSteffi schrieb: "Das eine was man will und das andere, was man meint wollen zu sollen!"

Wir müssen nur wollen

Muss ich immer alles müssen was ich kann
eine Hand trägt die Welt die andere bietet Getränke an

ich kann mit allen 10 Füßen in 20 Türen
und mit dem 11. in der Nase Ballette aufführen

Aber wenn ich könnte wie ich wollte würd ich gar nichts wollen
ich weiß aber dass alle etwas wollen solln


Wir können alles schaffen genau wie die toll
dressierten Affen wir müssen nur wollen
wir müssen nur wollen
wir müssen nur wollen


Im Moment entferne ich mich übrigens zusehens von dem stay on job-Gedanken. Enge Freunde von mir sind gerade Eltern geworden und das ist schon beeindruckend mitzuerleben, wie sich damit auch Pioritäten verschieben. Zudem erhalte ich gerade neue berufliche Aufgaben, die mich aktuell in eine Aufschieberritis drängen, entweder bin ich damit über- oder unterfordert, auf alle Fälle nicht zufrieden. Das ist doch ein klares Zeichen!

LG

Savanna
dieSteffi
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Ehrgeiz im Job und Fernweh im Herzen / wie passt´s???

Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

Rainer Maria Rilke hat geschrieben:
Haben Sie Geduld gegen alles Ungelöste in ihrem Herzen
und versuchen Sie, die Fragen selbst liebzuhaben...
Forschen Sie jetzt nicht nach Antworten, die Ihnen nicht
gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten.
Und es handelt sich darum, alles zu leben.
Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich,
ohne es zu merken, eines fernen Tages
in die Antwort hinein.
:D - steffi
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