Geplante Obsoleszenz: Obsoleter kapitalistischer Luxus

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paukipaul
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Geplante Obsoleszenz: Obsoleter kapitalistischer Luxus

Ungelesener Beitrag von paukipaul »

jo ich würd ma sagen sich echauffieren ist mode, und anderen leuten ihr leben vorschreiben auch.

glücklicherweise kommt die "nachhaltigkeit" was auch immer das heisst, auch langsam im großen maßstab im kapitalismus (ja, der bööööööööse kapitalismus -wieder so ein pauschalbegriff) an.

jetzt hört man sogar, wie sich die tafeln beschweren, weil die supermärkte nicht mehr soviel wegwerfen. naja.

kommt mir nicht mit nahrungsmittelknappheit, alle hungersnöte der letzen 60 jahre kamen nur zustande weil die menschen entweder keinen zugang zur nötigen infrastruktur hatten (wegen krieg und so), oder kein geld. oder beides natürlich.

aber essen gibts genug. nur kaufen muss man es können.

übrigens hatten wir niemals so ein positives waldwachsen wie im diesen jahrzehnt. die windenergie sprengt alle entwicklungsprognosen (warum? na weil die leute GELD damit verdienen) ach naja das ist mir echt zu doof hier.
boppel
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Geplante Obsoleszenz: Obsoleter kapitalistischer Luxus

Ungelesener Beitrag von boppel »

jo ich würd ma sagen sich echauffieren ist mode, und anderen leuten ihr leben vorschreiben auch.
unter gewissen Umständen ist dies nicht nur Mode sondern sogar ein Muß - nämlich dann, wenn Zustände eintreten, die das Leben Vieler beeinträchtigt.

In der Geschichte wurden dadurch z.B. die Lebensumstände der arbeitenden Bevölkerung deutlich verbessert - eben weil sich die Arbeiter echauffiert haben und mit Hilfe der Gewerkschaften den Arbeitgebern Vorschriften gemacht werden - ich denke daß auch Du nicht unter den Bedingungen Anfang des 20. Jahrhunderts (oder früher) arbeiten möchtest.

Erst durch "Die Grünen" wurde im Umweltschutz etwas getan - weil die Bevölkerung sich über die Verschmutzung der Umwelt echauffiert hat und den etablierten Parteien durch verstärkte Wahl der Grünen eben indirekt Vorschriften gemacht hat.

Man muß sich nicht über jede Kleinigkeit aufregen - Toleranz gehört unbedingt zu einer Gesellschaft dazu. Leider gibt es aber immer wieder (und immer mehr) Menschen, die meinen, daß die Welt (und alles was sich darauf und darin befindet) ihnen gehört und daß alles und alle ausschließlich dazu zu dienen hat, ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen (derart despotische Herrscher sind aus der Geschichte hinreichend bekannt) - und diesen Menschen muß man eben Vorschriften machen, damit nicht andere Menschen, Tiere und/oder Umwelt unnötig in Mitleidenschaft gezogen werden.
jetzt hört man sogar, wie sich die tafeln beschweren, weil die supermärkte nicht mehr soviel wegwerfen.
Ich weiß, früher haben die Supermärkte alles, was abgelaufen ist (oder z.B. am nächsten Werktag abgelaufen sein wird) auch ihren Mitarbeitern mitgegeben - da konnten diese Mitarbeiter und ein mehr oder weniger breiter Bekanntenkreis viel sparen (und natürlich konnten auch die Tafeln vielen Bedürftigen damit helfen). Daß dies nicht mehr praktiziert wird liegt allerdings daran, daß sich mit diesen Abfällen Geld verdienen läßt (allerdings nicht für die Supermärkte, die müssen für die Entsorgung noch zahlen, sondern für die Entsorger, die daraus wieder Energie gewinnen und teuer in unser Strom-, Gas- und Treibstoffnetz einspeisen).
Diese Unternehmen, die damit Geld verdienen haben sich an der Praxis gestört, daß Nahrungsmittel billig weitergegeben werden und haben an höherer Stelle interveniert, daß Lebensmittelhändler strenger kontrolliert werden müssen, daß keine abgelaufenen Lebensmittel in Umlauf gebracht werden - und schwupps, haben die voRWEggeher wieder unter dem Mäntelchen der Sicherheit mehr Geld verdienen können - zum Leidwesen der Ärmsten in der Bevölkerung!
(ja, der bööööööööse kapitalismus -wieder so ein pauschalbegriff
Der K apitalismus ist nicht böse! Auch nicht der K ommunismus oder der I slamismus oder die k atholische K_irche oder wie diese "Gesinnungen" auch immer heißen mögen. Böse ist nur, was einige wenige Menschen daraus machen (oder gemacht haben)! Und das nicht aus einer Not heraus, weil sie oder ihre Familie sonst verhungern würden - nein, aus reiner Machtgier und weil sie nie genug bekommen können!
ach naja das ist mir echt zu doof hier.
Und diese Schlußbemerkung paßt wunderbar zu Deinem ersten Satz.

Gruß

Boppel
MEric1967
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Geplante Obsoleszenz: Obsoleter kapitalistischer Luxus

Ungelesener Beitrag von MEric1967 »

Die ganze Nebendiskussion hier ist hinfällig, wenn man mit den immer gleichen Argumenten kommt. Selbst wenn die Nachhaltigkeit vieler Nutzer in diesem Forum ebenso zu Wünschen übrig lässt, dann ist das, wie bereits angesprochen wurde, ein guter Grund um das Thema anzusprechen.

Wenn man nach diesem Grundsatz argumentiert, dann kann sich nie etwas verändern, weil eine Veränderung ja gar nicht möglich ist.
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Gast

Geplante Obsoleszenz: Obsoleter kapitalistischer Luxus

Ungelesener Beitrag von Gast »

Unfreiwilliger Weise hat Gaby aka MaxC oben mit seinem "ganz einfältigen" Glühlampen-Beispiel auf http://www.reise-forum.weltreiseforum.d ... 594#109594 ja aufgezeigt, dass unser momentan herrschendes kapitalistisches Wirtschaftssystem nicht ohne Ressourcenverschwendung und Müllanhäufung, ergo weitere Zerstörung von Habitat funktionieren kann.
Das mit der Glühlampe wird oft von Kapitalismusgegnern behauptet, ist jedoch als Lüge zu bezeichnen.

Vielmehr hat die endliche Lebensdauer einer Glühlampe andere Gründe die im Ziel des Lampennutzers (z.b. die Hausfrau) Kosten zu spren zu suchen sind:
Aus dem Stefan-Boltzmann Gesetz folgt der Zusammenhang zwischen der Temperatur eines Glühfadens, seiner Oberfläche und der Abgestrahlten Lichtleistung.
Daraus lässt sich zeigen, dass eine Lampe je heller ist, je höher die Temperatur des Glühfadens ist. Eine verdoppelung Tempertur führt zu einer 16-fachen Helligkeit :idea:
Der hierzu erforderliche Stromverbrauch steigt aber um weit weniger als das 16-Fache, also verbessert sich der Wierkungsgrad und man kann damit aus der gleichen Menge Strom mehr Licht erzeugen.
Dummerweise führt eine erhöhte Temperatur des Glühfadens zu einer kürzeren Lebensdauer, weil das Wolfram (oder der Kohlenstoff bei ganz alten Lampen) bei höheren Temperaturen schneller sublimiert.

Man muss also, wenn man eine gewisse Helligkeit wünscht zwischen verschiedenen Faktoren abwägen: möchte ich eine Lampe die "ewig" hebt und dafür sehr viel Strom verbraucht oder möchte ich eine Lampe die nur eine kurze Lebensdauer hat, dafür aber wenig Strom verbraucht oder vielleicht irgendwas dazwischen?
Offensichtlich haben sich die Lampen mit der üblichen Lebensdauer von 1000 Stunden als brauchbarer Kompromiss für Haushaltsanwendungen erwiesen

für Sonderanwendungen gibt es im Fachhandel allerdings Lampen sowohl mit erheblich kürzerer (50-100 Stunden) und erheblich längerer (>5000Stunden) Lebensdauer. Letztere werden dann verwendet, wenn das Austauschen der Glühbirne, im Vergleich zum Strom und der eigentlichen Glühbirne, sehr teuer ist, etwa weil man zum Birnewechseln extra eine Hebebühne oder gar einen Industriekletterer braucht.
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MArtin
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Geplante Obsoleszenz: Obsoleter kapitalistischer Luxus

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Hallo Gast :)

Das von Dir Geschriebene ist das Differnzierteste, was ich bislang zu dem Glühlampen- Beispiel gelesen habe. 8)

Aber wie wir als Konsumenten alle wissen, ist geplante Obsoleszenz Realität - und die Glühlampe nur ein kleines Beispiel für eine Ressourcen verschwendende Produktionsstrategie, die sich bei Konsumgütern in allen Lebensbereichen durchgesetzt hat und anscheinend vielen von uns schon "normal" vorkommt.
Unendlich viele weitere Beispiele für geplante Obsoleszenz lassen sich unschwer finden. Und auch der in diesem System zu Grunde liegende Ansatz, der geplante Obsoleszenz scheinbar profitabel macht.
Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass systemisch nicht berücksichtigt wird, dass dadurch der Planet in Rekordzeit ausgebeutet, vergiftet und unbewohnbar wird.
Geld als Maß aller Dinge zu nehmen, obwohl es keineswegs den ökologischen footprint widerspiegelt kann nur fatal enden.
Ich denke nicht, dass man daran vorbeisehen kann oder sollte, denn wir sitzen alle in diesem sinkenden Boot.


LG :)
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Reisephilipp

Geplante Obsoleszenz: Obsoleter kapitalistischer Luxus

Ungelesener Beitrag von Reisephilipp »

Hallo,

Bezugnehmend auf die vermeintliche wirtschaftliche Katastrophe, die eintrete, wenn wir nicht mehr fleißig materielle Güter konsumieren möchte ich folgendes einwerfen:

Im laufe der Jahrhunderte ist die Landwirtschaft immer produktiver geworden. Das bedeutet um z.B. 100 Menschen zu ernähren muss nur noch ein sehr kleiner Teil in der Landwirtschaft tätig sein - im Gegensatz zu ca 95 vor etwa 900 Jahren.

Nun sind aber entgegen den Argumenten der Produktionsbefürworter nicht etwa 60 von denen einfach seit vielen Jahren unglücklich arbeitslos sondern haben einfach neue Berufe ergriffen und zum Teil erst erschaffen und somit zu größerer Lebensqualität für die Breite Mehrheit beigetragen. Inzwischen gibt es viel mehr Lehrer, Ärzte, Künstler und andere Dienstleister.

Nachhaltig leben ohne den Nachbarn in Armut zu stürzen steht jedem von uns offen. Statt neuen Schuhen alle zwei Monate gebe ich mein Geld dem Straßenmusiker und habe durch ihn einen echten - nicht blos einen durch Werbung suggerierten - Gewinn an Lebensqualität. Ich könnte auch eine Sprache lernen, mich massieren lassen, ins Theater gehen oder als Staat mehr in soziale Betreuung investieren.
boppel
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Geplante Obsoleszenz: Obsoleter kapitalistischer Luxus

Ungelesener Beitrag von boppel »

Hallo,

das was Gast gesagt hat ist grundsätzlich physikalisch richtig. Bei der Umsetzung in der Praxis hat man jedoch verschiedene Möglichkeiten und fast immer ein paar "Rädchen" an denen man stellen kann.

Die in der Glühbirne umgesetzte Leistung ist vom Widerstand des Glühdrahtes abängig - und diesen kann man natürlich etwas dicker (und länger, damit der Widerstandswert wieder stimmt) oder dünner und kürzer machen. Im ersten Fall hat man mehr Material, das während der "Lebensdauer" verdampfen bzw. sublimieren kann, im zweiten Fall weniger - wodurch die Lebensdauer verkürzt (und die Materialkosten erniedrigt) werden.

Viel schlimmer als diese konstruierte Obsoleszenz ist jedoch, daß inzwischen die wesentlich umweltschädlicheren Energiesparlampen per Gesetz verwendet werden müssen. Die Lebensdauer dieser "Energiesparlampen" ist erheblich kürzer als die der konventionellen Birnen (dies ist die einschlägige Erfahrung in meinem gesamten Bekanntenkreis, ohne Ausnahme). Bei Herstellung, Transport und Entsorgung dieser Lampen wird mehr Energie verbraucht, als angeblich eingespart werden kann. In meinen Augen ein typisches durch Lobbyismus entstandenes Gesetz.

Gruß

Boppel
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