Keine Sorge, so wie dir geht es sicherlich vielen hier!
Es ist natürlich schwer zu pauschalisieren, da jeder aus anderen Verhältnissen kommt und Leute ja auch Dinge häufig einfach unterschiedlich wahrnehmen, ich glaube aber ich kann sehr gut nachempfinden wie du dich fühlst.
Ich fühle in vielerlei Hinsicht ähnlich, wenn nicht gar gleich.
Das Reisen ist eine Sache, die einen Menschen in kürzester Zeit reifen lässt und einem so viel Menschenkenntniss beibringt, die man so auch in einem ganzen Leben einfach nicht erfahren kann, wenn man sich stets im selben Umfeld befindet. Wir als leidenschaftliche Reisende haben dadurch Erfahrungen gesammelt, die anderen nicht ergründlich sind und dadurch denken wir häufig über die Horizonte hinaus, die den meisten anderen in unserem Umfeld, bzw. "Otto-Normal-Bürger" (wenn man das so nennen möchte) Schwierigkeiten bereiten uns zu verstehen.
Es ist ein unglaublich schwieriges Thema.. leider ist es nunmal unmöglich da irgendwo anzusetzen und Leuten, die in ihrem Leben nie das Land verlassen haben begreiflich zu machen, woher unser Antrieb für das ständige Entdecken von Neuem kommt.
Die unwiderruflichen Nachteile, die dieser Lebensstil eben mit sich bringt, hast du ja bereits angerissen.
Was in unserem Fall noch dazu kommt: Wie sind jung und haben im Großteil mit jungen Menschen zu tun. Ich werde bald 21 und mein Umgang mit Leuten Ü30 ist nur sehr begrenzt. Oder anders formuliert: Meine Freunde sind allesamt unter 30, von denen geschätzte 80-90% unter 25 sind. Ich habe durch ein Hobby auch regelmäßigen Kontakt mit älteren Leuten, aber die sehen mich ja noch als Buben, der noch nichts im Leben erreicht hat, völlig unabhängig davon, ob ich bereits doppelt so viel Menschenkenntniss sammeln durfte als sie. Dazu muss man sagen: Es hat halt auch nicht den geringsten Sinn sie von etwas anderem zu überzeugen. Zum Wohle des Zusammenlebens akzeptiert man einfach die Sprüche, bzw. die Art des Umgangs.
Was ich damit sagen will: In unserem direkten Umfeld geht es in erster Linie darum einen Partner zu finden, bzw. mit einem Partner durch Heirat und Kind ein neues zweisames Leben zu beginnen, das Studium abzuschließen, einen super job zu finden oder ganz vereinfacht formuliert: ein schönes hier und jetzt zu haben, während ich und ich glaube auch du, einfach dafür leben neue Erfahrungen sammeln zu dürfen, die für so viele Menschen nur Träume sind und zumeist auch bleiben. Das sind einfach zwei unterschiedliche Denkweisen, die da aufeinanderprallen und langfristig nicht koexistieren können.
Ich glaube zwar, dass es durchaus möglich ist langfristig ein "städtisches" Leben mit einem Partner zu führen und gleichzeitig regelmäßig neues in der Welt zu entdecken, allerdings ist das wie du bereits konstatiert hast eben verdammt schwierig und man muss einfach großes Glück haben. In dieser Hinsicht ist jeder von uns auf sich selbst gestellt.. da kann einem glaube ich so keiner recht helfen. Wir müssen einfach regelmäßig für uns selbst entscheiden was wir wirklich wollen. Dies kann sich ja wirklich regelmäßig und in alle Himmelsrichtungen hin ändern.
Ein gewisser Kummer bleibt da glaube ich nie aus.. die Reiselust vollständig zu stillen und dabei gleichzeitig ein völlig gefestigtes Umfeld zu haben, ist eben nicht erreichbar. Ich denke mal wir müssen einfach nur lernen damit umzugehen ständig "auf der Jagd" zu sein. Aber wie gesagt: Wir sind beide eben noch jung und nur weil wir momentan so denken, heißt es nicht, dass es ein lebenlang so sein wird.. es mag sein, dass uns jetzt einige Dinge entgehen, diese Dinge müssen uns aber nicht für immer verwehrt bleiben! So denke ich jedenfalls.
Umgekehrt ist es schwieriger. Wer seinen Horizont in jungen Jahren nicht erweitert, wird diesen im Leben nicht mehr erweitert bekommen. Jemand, der 30 Jahre in seinem Umfeld verbringt und sich dann denkt er habe eigentlich zu wenig von der Welt gesehen.. ja für den kommt es meist zu spät.
Was mir hilft, wenn ich mich einfach nicht verstanden fühle und das kommt recht häufig vor: Ich suche den Kontakt zu Leuten im Internet, die mich verstehen können.. so wie jetzt hier. Ich finde es wirklich beruhigend zu wissen, dass es wirklich Leute auf dem Planeten gibt, die genauso denken wie ich, auch wenn ich in meinem Alltag so große Probleme habe diese zu finden.
Menschen sind grundsätzlich Herdentiere. Es ist einfach tief in unserer Existenz verankert nicht alleine sein zu wollen.. wir brauchen immer jemanden, der an unserer Seite ist und uns zuhört. Das geht bis auf unsere genetischen Vorfahren der Hominiden zurück. Mit diesem grundlegenden Verlangen leben wir nunmal im Zwist. Das Buch und der Film "Into the Wild" behandelt dieses Thema auf interessante und unterhaltsame Weise.
Am Ende des Tages brauchen wir einfach jemanden, der uns zuhört. Zu einem gewissen Teil ist auch dieses Forum dazu gedacht, da wir nunmal häufig einzelgängerisch, eigenwillig und völlig unangepasst an das bestehende System sind und ebenjenes grundlegende Verlangen eben nicht so einfach stillen können wie die meisten anderen Leute.
Ich würde mich wirklich sehr freuen mehr über deine Erfahrungen und dein Empfinden im Alltag zu hören

Mir jedenfalls hat es mehrmals auf unbeschreibliche Weise geholfen vor allem hier im WRF mein Herz auszuschütten, meinen Idealismus zu verbreiten und von meinen Träumen zu erzählen und im Nachhinein teilweise zu berichten, wenn ich sie denn verwirklicht habe.
Hier findet man einfach das Ohr, das viele sich vielleicht in ihrem Alltag wünschen.
Grüße!
Danny