Ratschläge für einen Studenten Anfang 20?

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Danny Machu
Aktives WRF-Mitglied
Beiträge: 127
Registriert: 03 Aug 11 21:17

Ratschläge für einen Studenten Anfang 20?

Ungelesener Beitrag von Danny Machu »

Hallo, ich möchte gerne etwas ansprechen, das mich zur Zeit bewegt. Das Thema Fernweh taucht hierbei nur zu ca. 50% auf, aber ich hoffe, dass ihr mir das durchgehen lässt, ich habe nämlich zur Zeit niemand anderen dem ich das anvertrauen könnte, ohne dabei nicht ganz ehrlich mit mir selbst zu sein. Am Computer fällt es einem doch wesentlich leichter seine Gefühle darzulegen.

Ich halte es so kurz wie möglich :) Ich habe bereits sehr früh angefangen die Welt kennenzulernen.. mit 18 habe ich mich vor 3 Jahren zum ersten mal in einen Zug gesetzt und geschaut wohin es mich so treibt. Seit dem nutze ich jede Gelegenheit, zu der es sich zeitlich und finanziell ergibt zu reisen. Neben ziemlich vielen Dingen, die ich in Europa gemacht habe, kam in den letzten 3 Jahren auch eine Reise in Südamerika dabei rum.. ich studiere mittlerweile im 3. Semester, sofern beinhalten meine Reisen momentan und in naher Zukunft 1-3 wöchige Trips in Europa, wenn es die Uni zulässt.
Es ist ja nun ein altbekanntes Thema, dass es häufig so ist, dass es einem meistens an Zeit.. oder eben Geld mangelt. Bei mir ist das zuweilen eben beides gleichzeitig der Fall. Ich habe das Gefühl, dadurch, dass ich mit dem Reisen so früh angefangen habe, dass ich hier einen ganz vitalen Aspekt meines Lebens ignoriere. 1-2 wöchige Aufenthalte irgendwo in Europa tun es nicht, um meinen Heißhunger nach Abenteuer zu stillen. Ich sehe da aber gleichzeitig auch keinen Ausweg.. mein Studium macht mir großen Spaß und ich bin genau da wo ich fachlich hingehöre.

Zu Anfang hatte ich kein Problem damit meine Reiselust hintenan zu stellen und mein Studium erstmal anzugehen.. ich habe schließlich große Ziele, Ambitionen und Träume, die ich mir akademisch erfüllen möchte. Nach nun fast 3 Semestern Studium ziehe ich mittlerweile Bilanz - ich habe zwar alles bisher bestanden und wie gesagt.. das Studium macht großen Spaß.. jedoch fangen die ersten Selbstzweifel an. Meine Noten sind in keinster Weise berauschend. Ich habe zwar erst 1/3 meines Studiums absolviert, aber Stand heute hätte ich mit diesen Noten eine ganz schlechte Position, um mich für ein Masterstudium zu bewerben, was ich jedoch definitiv tun möchte, schließlich will ich auch promovieren. Mein Problem ist bisher, dass ich in den ersten beiden Semestern Inhalte hatte, die zwar als Grundlagen Voraussetzungen sind, die mir jedoch nie wieder in meiner Laufbahn begegnen werden und mit denen ich auch im Detail nichts anfangen kann.. die Fächer, die eine konkrete inhaltliche Relevanz zu meinem Studium haben, liefen hingegen ziemlich gut.. hilft mir aber bloß nicht, wenn sich gute und schlechte Noten aufheben. Ich bin positiv gestimmt, dass es mit meinem Schnitt nur nach oben gehen kann, da die schlimmen Inhalte größtenteils alle hinter mir liegen und es auch sehr viel schlechter nur schwer zu schaffen ist.
Nun bleiben aber die Selbstzweifel: Bin ich so gut wie ich es denke? Kann ich meine hohen Ziele erreichen? Ich weiß es nicht mehr..

Zudem kommt, dass ich emotional letztes Jahr einen ziemlichen Nierenschlag erleben durfte.. meine erste Freundin und ich mussten uns trennen, da sie nach ihrem Auslandsaufenthalt in Deutschland wieder zurück in ihre Heimat zog.. heute bereue ich es, dass ich nicht versucht habe eine Fernbeziehung anzustreben, jedoch liefen die Dinge nunmal so wie sie liefen und jetzt ist die Sache leider gegessen.. es war sehr schmerzhaft eine Liebe aufzugeben, obwohl weder ich noch sie es so wollte. Wäre ich damals doch nur diesen Ticken reifer gewesen und hätte nicht so schnell losgelassen..
Ich bin durch sie wesentlich emotionaler geworden und ich vermisse es wirklich sehr eine richtige Beziehung zu führen. Zu diesem ganzen Chaos, das in mir zur Zeit tobt, kommt auch noch dieser Gedanke, den ich im Hinterkopf habe, dass ich nie wieder ein so tolles Mädchen kennenlerne wie sie.. wie ihr euch vielleicht denken könnt, bin ich nicht ganz allgemeinverträglich, sodass ich eine unglaublich schwere Zeit habe eine Person zu finden, die zu mir und meinem rastlosen Lebensstil hällt und die ich gleichzeitig vom ganzen Herzen lieben kann.

Ich habe zur Zeit die große Angst, dass ich mein Studium mit einer schlechten Note beende, mich nicht für ein weiteres Masterstudium qualifiziere, in einem mittelmäßigen Leben im Büro versinke und einsam bleibe.. ohne genug Zeit und Geld zu haben meiner großen Leidenschaft dem Reisen nachzugehen.
Außerdem habe ich das Gefühl, dass mich diese Gedanken zu einem Menschen verwandeln, der ich nicht bin und auch garnicht sein will..

Leider habe ich auch wenige, an die ich mich stützen kann. Ich habe nur eine Mikrofamilie aus 2 Elternteilen und einem kleinen Geschwisterlein, das noch nicht eingeschult wurde und zu dieser Familie habe ich auch ein eher distanzierteres und kühles Verhältnis. Es ist nicht so, dass noch irgendwelche negativen Gefühle zwischen uns stehen, schließlich ist alles besser geworden, seit ich vor fast 2 Jahren die Stube verlassen habe, aber es ist auch nicht so, dass ich mich ihnen wirklich anvertrauen könnte.. und meine Freunde sind zwar wirklich großartig, aber hier habe ich große Zweifel, dass ich Freundschaft langfristig halten kann.. klar, ich habe bereits einige kennengelernt, mit denen ich wohl noch ewig in Kontakt bleiben werde, aber ein langjähriges Verhältnis kann man nicht aufbauen, wenn man so wie ich ständig darüber nachdenkt wohin es einen als nächstes ziehen soll.

Habe auch nicht das Gefühl, dass man sowas im privaten Kreis ansprechen kann, schließlich kenne ich niemanden in meinem Umfeld, der sich mit meinen Problemen identifizieren könnte.

Ich hoffe sehr, dass ich hier jemanden finde, der ansatzweise meine Ängste verstehen kann und vielleicht eine Weisheit für mich parat hat. Der einzige Ansatz, den ich momentan habe ist, dass ich mich mein ganzes Leben lang stets von tiefgehenden zwischenmenschlichen Beziehungen ferngehalten habe und mit zunehmendem Alter immer häufiger den Egotrip suchte.. ich bin wohl an einem Punkt angelegt, an dem es weh tut, allerdings stehe ich nun hier und weiß nicht wohin.. alle meine Freunde haben ihre Familien und Heimatorte außerhalb unserer Studentenstadt und ich sitze hier und hätte gerne etwas ähnliches, etwas das einem für immer bleibt.

Habe allerdings das Gefühl, dass in meinem Leben momentan nichts langfristig bestehen bleiben wird. Die Zeit scheint so schnell an mir vorbeizuziehen, nur dass ich in keinster Weise wissen kann wo ich sein werde, was auf mich wartet und wer bei mir sein wird..

So genug rumgeheult.

Danke, liebes wrf, dass ihr mir so viele Jahre hier eine Plattform bietet!

Grüße

Danny
Ehemaliger Accountname: "MachuPikachu"
jonathan
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Ratschläge für einen Studenten Anfang 20?

Ungelesener Beitrag von jonathan »

Danny Machu hat geschrieben:Ich hoffe sehr, dass ich hier jemanden finde, der ansatzweise meine Ängste verstehen kann und vielleicht eine Weisheit für mich parat hat.
Tja, Danny, da ich aus deinem Beitrag nicht klug geworden bin, hab ich mir ein Bild von dir machen wollen durch Lesen deiner frueheren Beitraege. Aber das waren 120 Stueck, zuviel fuer mich.

Immerhin konnte ich erkennen, dass deine Reise nach Suedamerika dich offenbar (unter anderem ?) nach Kolumbien gefuehrt hat, was du ja auch in deinem Beitrag haettest sagen koennen.

Woher dein "tolles Maedchen" stammt und wohin sie wieder entfleucht ist, konnte ich dagegen nicht erkennen, finde aber, dass du auch das doch haettest sagen koennen. Kolumbien?

Aber nun kommt es: du redest vielfach von deinem Studium, hast offenbar auch grosse Probleme damit, willst vielleicht sogar abbrechen - aber ich konnte nicht erkennen, WELCHES Studium du denn machst.

Ja, Mann, Daniel: warum sagt du denn nicht schlicht und einfach, ich studiere "Lehramt" oder ich studiere "Philosophie" oder weiss der Geier was? - einfach, um es plastisch zu machen, um ein bisschen an dich rankommen zu lassen.

Also deshalb, eine "Weisheit" ist es zwar nicht, aber eine Empfehlung:

werde offener, erzaehl offen von dir, lass teilhaben an dir...


Toi, toi, toi! Und ein tolles neues Maedchen kommt bestimmt, vielleicht schon bald...


[editiert]
Reinsch
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Wohnort: Unterwegs

Ratschläge für einen Studenten Anfang 20?

Ungelesener Beitrag von Reinsch »

Hi Danny,

hier greifen ja viele verschiedene Aspekte ineinander, die zu deiner Grundunzufriedenheit führen. Und ich denke während des Studiums laufen viele durch so eine Phase. Ich versuche das mal etwas zu entwirren...

Zwecks Studium: Ich habe damals noch auf Diplom studiert, mag sein dass das neue System etwas anders tickt.
Grundsätzlich aber: Nach 3 Semestern hast du ja quasi erstmal das Grundstudium hinter dir. Da ist es unvermeidlich dass es auch Fächer gibt die dir weniger liegen. Die wird es später auch noch geben, aber eher weniger, da das Hauptstudium schon spezieller wird.
Falls ein zukünftiger Arbeitgeber die einzelnen Noten überhaupt sieht wird er einzelnen Fächern im Grundstudium deutlich weniger Aufmerksamkeit schenken als der Abschlussnote und speziell der Abschlussarbeit. Und später mit der ersten Berufserfahrung wird diese dann wiederum entscheidend. Mein Diplomzeugnis wollte bei Bewerbungen 5 Jahre nach dem Abschluss quasi niemand mehr so genau anschauen.

Fazit: Beruflich ist da noch gar nix in den Brunnen gefallen. Wenn du also merkst dass dein Studium deinen Interessen entspricht, und das lese ich bei dir heraus, dann klemm dich ran, beiß dich durch, und schau nach vorn.

Zur Familiensituation: Auch das kennen glaube ich viele. Gegen Ende der Schulzeit herrscht ordentlich Dampf zu Hause, mit dem Auszug und etwas Abstand entschärft sich das wieder.
Ich kann dir nur raten diese Bande zu pflegen, auch wenn es oft anstrengend ist. Ich musste schon oft feststellen wie gut es ist eine Homebase zu haben wo du weißt: "OK, egal was für Scheiße mir auch passiert, auf die kann ich mich verlassen." Zum Glück gab es bei mir bisher keinen worst case, aber allein das Wissen um diese Homebase hat mich viele Situationen sehr viel entspannter angehen lassen.


Ja, und generell: Ja, dein Leben wird sich nach der Uni ändern. Monatelange Abenteuertouren durch die Welt lassen sich nur mit sehr wenigen Arbeitgebern vereinbaren, oder aber Selbstständigkeit. Dafür bieten sich aber, dank besserem Geldpolster, wiederum neue Möglichkeiten, die kürzere Zeit völlig anders zu nutzen.
Für beides ist aber eine solide Basis nötig, und das sind eben Studium und Berufserfahrung. Und ja, für viele bedeutet das dann auch 9 to 5 in einem Büro. Aber das ist dann schon die nächste Krise, die Quarterlife Crisis :)
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