Reisen und Tod / Buddhismus

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Rainer Backpack
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Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von Rainer Backpack »

Der Tod ist teil des Lebens!
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MArtin
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Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Rainer hat geschrieben:Der Tod ist teil des Lebens!
So gesehen, sogar der längste. ;)
(Ob Du das auf Deinem Sterbebett noch genauso locker sehen kannst, bleibt hoffentlich noch lange dahingestellt.)

Ich hätte diesen "längsten Teil des Lebens" ab letztem Jahr um ein Haar hautnah selbst erlebt, siehe Jahresrückblick '06.
Ganz bestimmt sogar, wenn wir, wie in den letzten 7 Jahren üblich, gerade unterwegs auf Reise gewesen wären.
dieSteffi hat geschrieben:Hat man also, wenn man viel reist, keine Angst mehr vor dem Tod?
Kann man sich an das Unbekannte gewöhnen? Härtet man ab?
Weiß man also irgendwann aus Erfahrung, dass alles gut werden wird? Kann man sich also so, durch das Reisen, besser mit dem Leben und somit mit dem Tod auseinander setzten?
Die tagelange Möglichkeit, jederzeit innerhalb von 5 Minuten innerlich verbluten zu können, z.B. deshalb nachts aufzuwachen, habe ich erstaunlich gelassen akzeptieren können und beim Einschlafen im OP-Vorbereitungsraum habe ich mein Schicksal auch mit innerem Frieden und sehr unaufgeregt an den Flow, oder wer immer dafür zuständig sein mag, delegieren können. Begleitende Freunde haben in meiner stoischen Ruhe dabei schon was "Buddhistisches" gesehen.

Auf einer Reise ist man immer auch einer erhöhten Todesgefahr ausgesetzt, darüber sollte man sich schon im Klaren, und dessen schon bei der Reiseplanung und hinterher gelegentlich bewusst sein.

Ein paar Beispiele aus unserem Reiseleben:
Auf Tenggol hätte der Barsch nur sein Maul zu öffnen brauchen, in Nimbin hätte die red bellied snake zuschnappen - und die Messerszene in der Drogistenscheune hätte für uns auch anders ausgehen können.
Was wäre im Falle einer akuten Blinddarmentzündung auf Mamana wohl passiert, wo wir in einer Periode von sieben Wochen ohne Telekommunikation die einzigen Menschen auf einer kleinen Südseeinsel waren? Oder wenn der eigenwillige Außenborder dort bei einem der Fischzüge nicht mehr angesprungen wäre?
Was, wenn die LADY GRACE nur einen Tag vorher gesunken wäre, oder wir beim Mitsegeln direkt vor der venezuelanischen Küste auf Piraten gestoßen wären?

Es gibt weitere Beispiele und etliche Todesfälle, die im Umfald unserer Reise geschahen, sodass ich schon meine, dass man sich an potentiell lebensgefährliche Situationen "gewöhnen" und bei Auftauchen gelassener, abgeklärter reagieren kann. ;)
"Das Sein ändert das Bewußtsein".

Wenigstens, und das kann im Erlebensfall vielleicht trösten, hat man reisend bis zuletzt ein paar schöne nicht ganz alltägliche Erinnerungen, auf die man in den letzten Momenten zurückblicken kann.

Erlebte Todesnähe verschiebt wohl auch immer die persönlichen Prioritäten beim Weiterleben ein wenig in Richtung "höhere Werte".

Erste Schritte in Richtung einer "buddhistischer Abgeklärtheit" scheinen mir oft an einer zunehmenden Bescheidenheit, einer bereitwilligeren Akzeptanz des Faktischen (bzw. des Andersartigen), einer größeren, "frei flottierenden" Dankbarkeit - und am freudvollen Ausstieg aus dem Konsumzirkus (noch zu Lebzeiten, natürlich) erkennbar zu sein, wie ihn manche Menschen, auf die man hier und auch unterwegs trifft, bereits vollzogen haben.
Oder man kann, umgekehrt, eine Entwicklung in diese Richtung beim Fehlen dieser Merkmale im Umkehrschluss fast ausschließen.

Ich glaube, Du hast Dich schon auf den Weg gemacht, Steffi.


Liebe Grüße :)
dieSteffi
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Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

Hi MArtin! Liebe Leser!

Ich bin sehr froh und danke dem Flow, dass er sich deiner angenommen hat und dass die Fahrt in den OP nicht deine letzte Reise war!

Ich denke auch, dass man reisend eine größere Todesgefahr eingeht. Aber nicht weil mehr passiert, sondern weil es kein Sicherungsnetz/Notfallkette gibt. Und man sicher oft ganz auf sich alleine gestellt ist, sollte etwas Schlimmes passieren.

Dennoch ist jedes Leben lebensgefährlich. Es sind in den letzten Jahren einige mir nahestehende Menschen gestorben - auf die interessantesten Arten. So denke ich, dass nicht nur selbst erlebte Todesnähe das Sein ändert, sondern auch die Erfahrungen, die der Tod von geliebten oder gemochten Menschen mit sich bringt. Vorausgesetzt man verdrängt es nicht, sich damit auseinanderzusetzen.

Mich haben jedenfalls gerade diese Todesfälle dazu bewegt über meine Werte und meine Lebensweise nachzudenken.

Und ja, ich denke wirklich, dass das Reisen auf den Tod "vorbereiten" kann. Angst hat man nur vor dem Unbekannte und beim Reisen erlebt man fast jeden Tag Unbekanntes und wird irgendwann merken, dass das Unbekannte nicht per se etwas ist, wovor man Angst haben muss.

Und ganz nebenbei, wie du schon schreibst, lebt man sein Leben bewusst und intensiv, weil man gar keine andere Wahl hat, denn Sofa und Fernseher sind weit weg :wink: Und weil man seine Träume lebt, gibt es kein Bedauern, wenn der Sensenmann dann da ist.

lebenslangeGesundheit
eureSteffi
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Coogar
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Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von Coogar »

Das was MArtin geschrieben hat, erinnert mich auch an einige Stationen meiner Reise, wo es anders hätte ausgehen können - was wenn der tollwütige Hund angegriffen hätte? Was wenn ich mit meiner Wundinfektion einen Tag später ins Krankenhaus gegangen wäre, weil es einfach nicht gefährlich schien? Oder wenn ich den Bus genommen hätte, der überfallen wurde?

Was tatsächlich in diesen Situationen passierte, war, dass selbst als ich mir der Gefahr bewusst war, während der Situation sehr ruhig blieb. Das Zittern und Flattern setzte erst ein, als es schon vorbei war.
Vielleicht gibt es einfach Leute, die in lebensgefährlichen Situationen nicht panicken und durchdrehen, sondern irgendwie das Hirn abschalten und sich instinktiv auf's Überleben konzentrieren.
Das dürfte mit Buddhismus nicht viel zu tun haben. Vielleicht aber mit ein bisschen Gewöhnung. Und da man auf Reisen eher ungewöhnlichen Situationen ausgesetzt ist, trainiert man vielleicht unbewusst in diese Richtung.
Wenn man immer das gleiche tut, den gleichen Tagesablauf hat und plötzlich passiert etwas Unvorhergesehenes, sehe ich einfach eine größere Gefahr eines Panikausbruchs, ganz einfach weil der Mensch überfordert ist.

Ich persönlich nehme den Tod an sich nicht so wahnsinnig schwer. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass wenn ich ihn kommen sehen würde und mir darüber bewusst wäre, fände ich das nicht so toll. Ich lebe ja schließlich gern.

Lieber Gruß, Coog 8)
What is the use of straining after an amiable view of things, when a cynical view is most likely to be the true one?
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Sabrini
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Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von Sabrini »

Halloo

Haben die Menschen denn wirklich Angst vor dem Tod oder eher Angst davor wie man sterben wird? :?:
Denn ist der Gedanke daran dass man nicht weiss wie es einem in den letzten Momenten des Lebens geht nicht viel erschreckender?
Es gibt so viele Möglichkeiten wie man sterben könnte, Unfall. Krankheit oder sogar Mord. Oder man hat Glück wird alt und schläft friedlich ein.
Denn eigentlich sollte man sich nicht zu viele Gedanken machen was nach dem Tod kommt, denn das wird einem niemand beantworten können, man sollte lieber mehr Zeit damit verbringen jeden Tag (auch wenns schwierig ist) sinnvoll zu gestalten.

Und hey egal welcher Fall eintrifft alles hat seine guten Seiten:
Angenommen es gibt das Paradies im Himmel :wink: : Hurra ist doch super
Oder vielleicht doch Wiedergeburt: Hm das bedeuted man hätte vor diesem Leben auch schon eins gehabt und kann man sich daran erinnern? Also ich nicht. Für mich bedeuted das dass ich mich auch an dieses Leben wohl nicht erinnern werde.
Und für den dunklen Fall: Angenommen (ich persönl. glaube nicht an diesen Fall) es gibt gar nichts, tja dann is es sowie so egal und man sollte sich nur noch mehr über dieses eine Leben freuen.

Ausserdem finde ich den Gedanken an meinen eigenen Tod viel weniger schrecklich als den Gedanken an den Tod von geliebte Menschen. Einfach zurück gelassen werden auf dieser manchmal so schwierigen Welt.

Also mit diesen Worten muss ich jetzt endlich meine blöde Seminararbeit schreiben (was für eine Zeitverschwendung) :evil:

Liebe Grüsse
Sabrini
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Coogar
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Wohnort: Córdoba, Argentinien

Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von Coogar »

Sabrini hat geschrieben:Ausserdem finde ich den Gedanken an meinen eigenen Tod viel weniger schrecklich als den Gedanken an den Tod von geliebte Menschen. Einfach zurück gelassen werden auf dieser manchmal so schwierigen Welt.
Das ist wahr. Allerdings ist deshalb vielleicht auch oft der Gedanke ans Gehen so schwer, weil man die geliebten Menschen (zB die eigenen Kinder) nicht in dieser manchmal so schwierigen Welt zurücklassen sondern für sie dasein will.
Der Tod selbst macht mir auch weniger Angst als das Sterben an sich (hoffentlich tut's nicht weh!), und ich gehöre zu der Sparte derjenigen, die glauben danach kommt nix. Und ehrlich gesagt, diese Vorstellung finde ich akzeptabel und beruhigend. Jeder wie er mag.

Viel Glück und Erfolf bei der Seminararbeit!

Lieber Gruß, Coog 8)
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Tiroler
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Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von Tiroler »

Ich habe letztes jahr unbeabsichtig zumindest eine nacht mein bett mit einer hochgiftigen schlange geteilt, vor kurzem wäre ich fast in afrika fast in ein flugzeug gestiegen das später dann abgestürzt ist..
und bei unserer landung sind wir in schwere turbulenzen geraten... aber der tod macht mir keine angst mehr.
Ich mag mein leben aber durch meine buddhistische praxis habe ich einen anderen bezug zum tod.
Ich weiß das es irgendwann einmal vorbei ist mit mir.
Das was mann tut sollte man ich achtsamkeit tun, jeden moment genießen und nicht zu sehr an dingen haften.

Und nicht dauernd an den tod denken, der kommt früher oder später eh von alleine :wink:

l.g martin
2 x China, 20 x Thailand, 3 x Neuseeland, 5 x Cook Inseln, 3 x Spanien , 2 x Jamaika, 2 x Kuba , 4 x Frankreich, 2 x Schweiz, 1 x Brasilien, 1 x Dubai, 1x Nepal, 1 x Kenia, 4 x USA, 1 x Indien, 1 x französisch Polynesien, 2 x Kambodscha, 1 x Australien. Unzählige Male in Deutschland und Italien, England (nur London), Ägypten, Kroatien, Slowenien, Dominikanische Republik, Malediven (vilamendhoo), Ungarn, Indonesien, Mexiko

viewtopic.php?f=48&t=218&hilit=Tiroler#p545
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Julchen
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Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von Julchen »

Ich finde den Gedanken an den Tod nicht furchteinflößend, im Gegenteil. Vielleicht ist es sogar schön? Wenn er nicht gewaltsam ist. Aber einfach gehen zu können ist doch irgendwie tröstlich, finde ich. Irgendwann reicht es ja mal mit Leben. (Ich habe Felix' alten Spruch "Das Leben ist IMMER zu kurz" nie verstehen können, by the way)

Beim Klettern bin ich mal von der Decke abgestürzt. Ich war zwar gesichert, aber in dem Moment denkt man ja nicht. Ich hatte nichtmal Herzklopfen hinterher. Es wäre in Ordnung gewesen, wenn es zuende gewesen wäre.

Dass danach etwas kommt, glaube ich auch nicht. Ich denke, es ist ein Zufall der Evolution, dass wir leben und denken können, und nicht höherer Sinn.

Schlimm fände ich, durch den Tod geliebten Menschen Schmerz zuzufügen. Nicht, dass ich mir einbilden würde, unersetzlich zu sein - aber eine Zeitlang wären sie sicher traurig.

Lieben Gruß
Julchen
Wo ein Wille ist, mein Herz, da ist auch ein Gebüsch. (Element of Crime)
Peng
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Reisen und Tod / Buddhismus

Ungelesener Beitrag von Peng »

Ich sehe das ähnlich wie Julchen.

Angst ist irgendwie nicht angebracht finde ich. Jemanden Nahestehenden zu verlieren ist extrem schmerzhaft, aber selbst gehen zu müssen, sehe ich eher gelassen.

Ich habe allerdings auch noch keine wirklichen "Nahtod" Erfahrungen gemacht, vielleicht würde ich dann anders darüber denken...aber grundsätzlich bin ich da recht entspannt.

Was danach kommt?? Keine Ahnung...aber ich denke mal so in die Richtung von: Nichts :roll:

Wenn dem nicht so sein soll, dann ist das auch ok :)


Grüßle

Peng
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