Hallo,
ich bin jetzt 13 Jahre mit meiner Frau aus Thailand verheiratet. Unsere Beziehung verläuft sehr gut, wobei wir im laufe der Jahre beide eine Menge lernen mussten und auch weiterhin lernen.
Ich glaube eine Partnerschaft mit solch unterschiedlichen Mentalitäten bedarf schon einiges an Toleranz auf beiden Seiten, damit sie funktioniert. Vor allem in den ersten Jahren haben wir sehr viel voneinander gelernt. Obwohl ich schone Jahre vorher sehr häufig in Asien unterwegs war und dadurch einiges über asiatische Mentalitäten mitbekommen habe, ist es schon eine andere Situation mit einer Asiatin zusammen zu leben.
Bei uns gab es in der ersten Zeit schon bei Kleinigkeiten im alltäglichen Leben die ersten „kleinen Erlebnisse“: Z.B. bekam meine Frau die Wohnungstür nicht auf – der Schlüssel wird anders gedreht, die Heizung an machen(?) in Thailand gab es keine. Waschmaschine – nie gesehen und wenn funktioniert die ganz anders als in Thailand. Mit Messer und Gabel essen – das Messer wird nur zum klein schneiden vor dem Essen benutzt. Das waren nur die ersten Kleinigkeiten.
Eine Sache aber, war anfangs nur mit vielen Erklärungen von meiner Frau zu akzeptieren, dass ich als Mann mich auch mit anderen Frauen, ganz normal und ohne Hintergedanken allein unterhalten kann.
Ich war nie der Familienmensch. Aber meine Frau legt schon Wert darauf, dass zumindest die Geburtstage etc. gefeiert werden.
Ich bin früher sehr viel zu Fuß gegangen, aber Thais gehen möglichst keinen Weg, wenn es nicht sein muss, zu Fuß. Also selbst 1 – 2 km wurden anfangs immer mit dem Auto zurückgelegt – inzwischen habe ich es geschafft, dass meine Frau doch auch einiges zu Fuß oder mit dem Fahrrad unternimmt.
Obwohl ich in keinster Weise religiös bin, ist es natürlich wichtig zu akzeptieren, dass meine Frau einen kleinen Hausaltar aufgebaut hat. Sie ist zwar auch nicht übermäßig religiös, aber ein - zweimal die Woche werden doch ein paar Gaben für Buddha oder die verstorbenen Vater und Oma, geopfert. Wenn die vorgenannten dann gegessen haben, darf ich dann den Rest essen.
Hin und wieder erzählt mir meine Frau von Geistern (Pie) oder dem Besuch ihrer verstorbenen Oma in Form von Insekten etc. Ich finde es auch immer wieder interessant, wenn sie von ihren Erfahrungen, aus Träumen erzählt, was ihr meist ziemlich real vorkommt. Meine Frau hat wiederum keine Probleme damit, dass ich mit Religion nichts am Hut habe. Zugegeben der Buddhismus sagt mir von den großen Religionen schon am ehesten zu. Mit einer gläubigen Christin und Kirchenbesuchen hätte ich wohl schon meine Probleme, weil ich damit nichts zu tun haben will.
Bei politischen Ansichten sind wir häufig ziemlich unterschiedlicher Ansicht und da ist in der Tat Toleranz gefordert.
Beispiele: Politiker versorgen ihre Familie- das ist nicht verwerflich, denn man muss ja für die Familie sorgen. Warum werden Arbeitslose so vom Staat versorgt? Das ist zwar gut, aber so richtig versteht sie es nicht. Nationalstolz: - das ist vielleicht nur in Deutschland ein Thema.
Bei Festen, bei denen viele Thais dabei sind, hocken die Frauen meist in der Küche und quatschen und essen. Sie wollen dann auch normalerweise ihre Männer nicht dabei haben - also doch anders als in Deutschland gewohnt. Aber wenn die Musik dann abgeht ist es doch wie überall.
Es gibt noch viele andere Situationen, in denen unterschiedliche Auffassungen und Ansichten bestehen, was auch spannend ist und das alltägliche Leben doch bereichert.
Eine Sache noch zum Schluss: Was mir sehr gut gefällt ist die Art der Gastfreundschaft, die ich auch übernommen habe. Egal wer zu Besuch kommt, es gibt immer etwas zu essen und zu trinken – im Zweifel wird schnell etwas improvisiert.
Gruß
Volker