Zika-Virus, Zika- Fieber: Grundwissen für Weltreisende

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MArtin
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Zika-Virus, Zika- Fieber: Grundwissen für Weltreisende

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Das Zika- Fieber ist eine Viruserkrankung, die gerade im Begriff ist, sich auf dem süd- und nordamerikanischen Kontinent und in der Karibik zu einer weit verbreiteten Epidemie zu entwickeln.

Das Zika-Virus (ZIKV) wird, ebenso wie die Viruserkrankungen Dengue, Gelbfieber und Chikungunya von der AEDES- Mücke übertragen.
Der AEDES- Mosquito ("Tigermücke") ist quasi in allen wärmeren Reiseregionen weltweit verbreitet.
Außerdem scheint das eigentlich durch Gliederfüßler (Arthropoden) übertragene Arbovirus Zika auch durch Geschlechtsverkehr übertragbar zu sein.

Während bis 2007 weniger als 15 Zika- Infektionen beim Menschen bekannt waren, die alle in Afrika oder Südostasien nachgewiesen wurden, hat Zika in 2015 eine Besorgnis erregend rasante Ausbreitungszunahme erfahren und verbreitet sich inzwiachen in 25 Ländern auf dem amerkanischen Kontinent, derzeit besonders in Brasilien
-> Brasilien: (Reise- ) Warnung für schwangere Frauen wegen Zika

Inkubationszeit von Zika:
Etwa 2-7 Tage nach dem Stich durch eine infizierte Aedes-Mücke. Die exakte Inkubationszeit ist Stand 1/2016 noch unbekannt.

Symptome von Zika- Fieber:

Nur ca. 25% der Zika-Infizierten bemerken Symptome.
Meist sind die Zika-Symptome Arboviren- typisch in Form von leichtem Fieber, Hautausschlag (makulopapulöses Exanthem) oder auch flächigem Juckreiz ohne Ekzem, nicht eiternder Bindehautentzündung (Konjuntivitis), Abgeschlagenheit, gel. milden beidseitigen Muskel- und Gelenkbeschmerzen, Kopfschmerzen.
(Die Zika-Symptome sind meist milder als bei Dengue (höheres Fieber, drückende Augenschmerzen) oder Chikungunya (zweigipfliges Fieber, später massivere Gelenkbeschwerden).
Diese akuten Zika-Symptome halten etwa 2-7 Tage an, klingen langsam ab.

Mögliche schwerwiegende Langzeitfolgen einer Zika-Infektion:
Während der größeren Zika Ausbrüche in Französisch Polynesien (2013) und Brasilien (2015) berichteten die staatlichen Gesundheitsbehörden von neurologischen (z.B. das Guillain-Barré Syndrom, was u.E. definitiv eine Indikation für eine rasche Patientenheimführung nach Deutschland wäre) - und Autoimmun- Erkrankungen ( https://de.wikipedia.org/wiki/Autoimmunerkrankung ) als mögliche schwerwiegende Zika-Komplikationen.
Besonders alarmierend und gerade durch die Medien verbreitet ist die Meldung brasilianischer Gesundheitsbehörden, dass es in Brasilien akut zu einer massiven Zunahme an Zikainfektionen, und vermutlicher Weise damit zusammenhängend, zu einer massiven Zunahme (40-fach!) an Babymissbildungen in Form von Mikrozephalien kam. Der genaue Zusammenhang zwischen Zika und Microcephalie wird noch erforscht.

Diagnose von Zika-Fieber, Virennachweis:
Der Zika Virus kann aus Serum, Speichel und Urin, vielerorts aber nur in spezialisierten Labors nachgewiesen werden, z.B. müssen die meisten karibischen Länder Proben in ausländische Labors versenden. Die Diagnose aus Antikörrperbestimmung von Blutproben kann zudem mit anderen Flaviviren wie Dengue- oder Gelbfiebervirus kreuzreagieren und falsche Ergebnisse liefern.

Therapie von Zika-Fieber:

Wie für die meisten Virenerkrankungen gibt es für Zika (noch) keine spezifische Therapie, ggf. werden die Symptome gelindert (symptomatische Fiebersenkung und Schmerzlinderung z.B. durch Paracetamol, aber kein Aspirin).

Eine Impfung gegen Zika
wird in den nächsten 3 Jahren vss. nicht zur Verfügung stehen.

Prävention gegen Zika:
1. Moskito- Expositionsprophylaxe: Repellentien, nackte Haut vermeiden, nächtliches Moskitonetz, Trockenlegung von Pfützen u.a. stehendem Wasser in der Umgebung.
2. Isolation von Zika-Infizierten vor Mücken, damit sich diese nicht mit ZIKV "aufladen" und weitere Personen in unmittelbarer Umgebung mit Zika anstecken können.

Ausbreitung von Zika und weitere Prognose für Weltresiende:
Bis 2007 waren weniger als 15 Zika- Infektionen beim Menschen bekannt, die alle in Afrika oder Südostasien nachgewiesen wurden.
In 2015 aber hat Zika eine Besorgnis erregend rasante Ausbreitungszunahme erfahren und verbreitet sich inzwischen in Afrika, Asien, Pazifik und in 25 Ländern auf dem amerkanischen Kontinent:
-> Landkarte der Amerikas mit Zika- Verbreitung 2015-2016 von der WHO und:

Amerikanisch / karibische Länder, in denen 2015 eine Zika-Übertragung nachgewiesen wurde:
Brasilien, Barbados, Bolivien,
Dominikanische Republik,
Ekuador, El Salvador,
French Guyana,
Guadeloupe, Guatemala, Guyana,
Haiti, Honduras,
Martinique, Mexiko,
Panama, Paraguay, Puerto Rico,
Saint Martin, Suriname,
US Virgin Islands, Venezuela.

In Brasilien scheint die Zika- Epidemie im Vergleich zu den anderen genannten Ländern derzeit am weitesten fortgeschritten zu sein.
+++ [Fragen zu Zika bzgl. der einzelnen Länder bitte einzelthematisch pro Land stellen, zuerst mit "Zika & Ländername" suchen, ob schon ein Thread besteht!] +++

Die PAHO (Pan American Health Organisation) befürchtet, dass sich anläßlich der Olympischen Spiele in Rio 2016 viele Olympiabesucher anstecken - und das Zika-Virus weltweit in alle Gebiete mit AEDES- Vorkommen (z.B. alle Länder auf dem amerikanischen Kontinent mit Ausnahme von Canada and Teile von Chile) tragen könnten: http://www.paho.org/hq/index.php?option ... =0&lang=en
Aktuelle Zahlen und Landkarten für asiatische und pazifische Länder sind angekündigt, aber (noch) nicht abrufbar.

Reisewarnungen wegen Zika Stand I/2016[/b]
Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit und das deutsche Auswärtige Amt empfehlen Schwangeren, Reisen in bekannte Zikavirus-Ausbruchsgebiete möglichst zu vermeiden und bei unvermeidlichen Reisen auf konsequenten Mückenschutz zu achten (Stand: 23. Januar 2016).

Auch die US-Centers for Disease Control and Prevention empfehlen schwangeren Frauen, Reisen nach Brasilien oder in andere Staaten zu verschieben, so lange in diesen Gebieten das Zika-Virus grassiert.[28]

Einschätzung der Zika-Infektionsgefahr aus eigener Sicht:
Machen wir uns nichts vor: Wer mit Rucksack und low budget in die Tropen reist, wird trotz aller Vorsichtsmaßnahmen früher oder später von Moskitos gestochen. Das ist trotz aller Expositionsprophylaxe und optimalem Moskitonetz unvermeidbar.
Wir haben 2014 /15 den rasanten Ausbruch von Chikungunya, einer ebenfalls von AEDES übertragenen Arboviruserkrankung auf einer karibischen Insel, in unserer unmittelbaren Nachbarschaft und am eigenen Leib erlebt.
Ebenso wie jetzt mit Zika traf ChikV auf eine Bevölkerung, deren Immunsystem sich noch mit dem Virus auseinandergesetzt hatte; es bestand bei niemandem eine Immunität. Es gibt zwar noch keine harten epidemiologischen Daten zur Zika-Ausbreitungsdynamik, aber sie könnte ähnlich verlaufen wie wir es mit Chik-V erlebt und beschrieben haben (suchen):
Während Gesundheitsbehörde und Medien noch von einer einstelligen nachgewiesenen Infektionszahl berichteten, hatte bereits jeder jemanden in seinem Bekanntekreis, der von Chikungunya betroffen war. Wie ein Strohfeuer ist die Viruskrankheit über sämtliche karibischen Inseln gefegt und, wo sie einmal angekommen war, hat sie innerhalb von 2-3 Monaten über 70% der Bevölkerung infiziert (siehe PAHO-Statistik.
Wenn jemand das Pech hat, gerade in dieser Phase anzukommen, wo quasi jeder Moskito virusinfiziert ist, besteht eine hohe Ansteckungswahrscheinlichkeit.
4 Monate später hatte die Mehrheit der Bevölkerung jedoch Antikörper gegen das Virus entwickelt (ähnlich wie bei einer Volks-Impfung) und die AEDES-Mücken haben kaum noch Gelegenheit gehabt, sich mit dem Virus "aufzuladen", weil die Bevölkerung inzwischen Antikörper entwickelt hatte, sodass kaum noch Viren im einheimischen Blut schwammen.
Die Rate der Neuinfektionen fiel rapide gegen 0 ab es bestand kaum noch Ansteckungsgefahr.
Glücklicherweise fiel die Hauptinfektionsperiode in die europäisch / amerikanische Winterzeit, sodass sich das durch Touristen in ihre Heimatländer exportierte Virus wegen mangelnder Mücken dort nicht ausbreiten konnte. Das könnte 2016, gerade mit der brasilianischen Olympiade im Sommermonat August anders sein...
Kurz gesagt ist es empfehlenswert, sich über aktuell informierte Quellen wie Tropeninstitute oder die WHO darüber zu informieren, in welcher Phase der Durchseuchung sich der Reiseort gerade befindet - und sollte dabei gerade die Ergebnisse kleinerer oder Drittweltländer etwa 4 Wochen in die Zukunft extrapolieren, um ein etwa realistisches Bild des gegenwärtigen Infektionsrisikos zu erhalten.


Weiterführende Links zu Zika und Quellennachweise:

- WHO (World Health Organisation) zu Zika-Fieber: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/zika/en/
- WHO: Zika & Mikrozephalie in Neugeborenen: http://www.who.int/csr/don/8-january-20 ... ephaly/en/
- PAHO (Pan American Health Organisation) Statement on Zika Virus Transmission and Prevention: http://www.paho.org/hq/index.php?option ... =0&lang=en
- Deutsche Wikipedia: Zika Virus: https://de.wikipedia.org/wiki/Zika-Virus (auf englischer Wikipedia vollständiger)
- ZEIT-Artikel zu Zika-Ausbruch in Brasilien: http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/20 ... rozephalie
- Vermuteter Zika & Guillain-Barre Zusammenhang: http://crofsblogs.typepad.com/h5n1/2016 ... C3%A9.html
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Astrid
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Zika-Virus, Zika- Fieber: Grundwissen für Weltreisende

Ungelesener Beitrag von Astrid »

Hallo,

für alle medizinisch Interessierten:
Der genaue Zusammenhang zwischen Zika und Microcephalie wird noch erforscht.
Anscheinend ist das Zika-Virus placentagängig, denn unlängst ist der Nachweis gelungen, dass sich das Zika-Virus in den Stammzellen des fötalen Hirns einnisten und die weitere Ausdifferenzierung von Hirnzellen bzw. die Hirnentwicklung hemmen kann.

Quellen:
Zikaviren in fetalen Hirnzellen nachgewiesen und Wie das Zikavirus den Fötus schädigt.

Liebe Grüße, bleibt gesund
Astrid
Eine fremde Kultur ergründen zu wollen, ist wie der Versuch, den Horizont zu erreichen... Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat - doch der Blick zum Horizont ist ein anderer. [A. Bokpe]
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MArtin
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Zika-Virus, Zika- Fieber: Grundwissen für Weltreisende

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Auch auf Grund der von Astrid oben geposteten Erkenntnisse wurden die Empfehlungen des amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) für Zika- betroffene Reisende angepasst:

Aktuelle Empfehlungen des (CDC) in Bezug auf Zika und Schwangerschaft und sexuelle Übertragbarkeit:

- Frauen, bei denen Zika entweder nachgewiesen wurde, oder die in Zika- Gebieten Zika- Symptome wie Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen oder gerötete Augen hatten, sollten nach Symptomauftritt unbedingt mindestens 8 Wochen warten, bis sie schwanger werden.

- Männer in derselben Situation sollten mindestens 6 Monate nach Symptomauftritt keinen ungeschützten Sex haben, um eine Zika- Übertragung über Geschlechtsverkehr sicher zu verhindern.

- Männer und Frauen, die sich in Zika- Gebieten aufgehalten haben und dem Zikavirus möglicherweise über Aedes- Mücken oder Sex ausgesetzt waren, aber keine Zika-Symptome erlitten, sollten zu Schwangerschaft führenden Sex sicherheitshalber 8 Wochen lang vermeiden.

Quelle: http://www.cdc.gov/media/releases/2016/ ... tions.html

Zika hat sich auch in den letzten Wochen weiter in den (Sub-) Tropen ausgebreitet und ist inzwischen in ca. 50 Ländern nachgewiesen worden.
Siehe aktuelle (8.4.16) Zika-Länderliste und Zika-Karte auf
-> http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/z ... ssion.aspx

Aktuelle Zika-Verbreitungskarte:
Bild


LG
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