Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.

Nach längerem Reiseleben ist nichts mehr, wie es vorher war: Die Heimat nicht und man selbst schon gar nicht. Und dann trotzdem: Business as usual?
Du bist nicht allein mit dieser Erfahrung - tausche Dich aus!
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Panny
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Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.

Ungelesener Beitrag von Panny »

Windträumer hat geschrieben: Es fällt mir sehr schwer, mich hier in solch einer Ellenbogengesellschaft zurecht zu finden. Mein Inneres sträubt sich immer noch gegen diese besagte Mentalität.
Ich habe dieses Konkurrenzdenken noch nie richtig verstanden.
So nimmt man Dinge subjektiv unterschiedlich wahr: Besondern Indien hat sehr intensive Eindrücke bei mir hinterlassen. Und verglichen damit, haben wir in Deutschland wahrlich keine Ellenbogengesellschaft. Ich weiß soziale Regeln im Umgang miteinander und ein soziales Netz in Deutschland mehr denn je zu schätzen. Aber das ist ganz sicher subjektiv.

Gruß

Panny
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Katharina Lucia
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Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.

Ungelesener Beitrag von Katharina Lucia »

Hallo alle zusammen,

ich bin froh, dieses Thema hier im WRF zu finden!!
Ich bin nach 15 Monaten Reisen (Indien, Nepal, England, Griechenland, Brasilien) nun seit knapp 2 Monaten schon wieder in Deutschland - fühle mich aber immer noch wie auf einem anderen Stern. Ich möchte - bewusste Entscheidung - nicht mehr in ein Leben zurück wie vor meiner Reise mit meinem Bürojob, das ist sicher. Und deswegen habe ich mir vorgenommen, hier erstmal eine andere Lebensform auszuprobieren - Leben in einer Kommune, und zu schauen, ob das mit "bewussteren" Menschen hier in Deutschland nicht auch anders sein kann. Habe diesen Platz schon gefunden, wo ich ein Volunteerprogromm machen kann übern Sommer, und trotzdem beschleicht mich so ein Gefühl des Ungenügendseins hier, des Zeitdrucks, der Hektik. Obwohl ich das Glück habe, in Berlin zu wohnen, in meiner alten Wohnung, und die Stadt unter den deutschen an Offenheit und Toleranz ganz weit oben steht, merke ich diese kollektive Getriebenheit, die mich manchmal zu vereinnahmen droht. Ja und die Zeit läuft mir davon, es gibt so viel zu tun und ich krieg`s nicht hin. Jetzt suche ich einen Mitbewohner und jemanden zur Untermiete der Wohnung, und das stellt sich nicht als einfach heraus. Die ständigen Fragen meiner Freunde und Bekannte darüber, was ich denn jetzt mache (im Sinne von Arbeit) ziehen mich runter. Hier darf man wohl nicht einfach nichts machen. Das ist im Urlaub erlaubt, aber sonst?!?
Und dann bin ich wieder glückselig, weil ich alles so neu sehe, die Bäume, den Frühling hier, die Stadt, die tollen Cafés und Läden, und mensch was für tolle Dinge wir hier haben in Deutschland. Ich habe jedoch das Gefühl, dass es noch nicht Zeit ist, wieder direkt an einem Ort sesshaft zu werden, bin mir da einerseits sehr sicher und andererseits wage ich mich - je länger ich hier bin - immer weniger mir das zu erlauben. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich grüße Euch ganz herzlich,
Katharina Lucia
Mikala
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Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.

Ungelesener Beitrag von Mikala »

Aloha meine Lieben :P

Ich weiss nicht, ob mein Text wirklich zu 100% in dieses Thema passt - wenn nicht, bitte einfach verschieben :P

Bei mir sind es zwar inzwischen bereits 2 Jahre und 3 Monate her, seit ich von meiner "grossen Reise" zurückgekehrt bin und ich habe heute das Bedürfnis euch zu berichten, wie es mir mit der Wiedereingliederung in den Alltag so ergangen ist. Eigentlich dachte ich mir ja (ein bisschen blauäugig), dass nach einer solch grossen Reise das unendliche Fernweh etwas gestillt ist - aber ich kann heute einfach nur sagen: Pustekuchen ! :? :lol: Meine Erkenntnis für mich nach meinen 2 Jahren und 3 Monaten retour in der Schweiz: Wenn man einmal mit dem Virus "diese wunderbare Erde nicht nur als "08/15" Tourist zu erkunden" infiziert ist, dann kann man davon nicht mehr geheilt werden (jedenfalls ich nicht :wink: ).

Ich habe noch immer Mühe, mich in der "normalen" Arbeitswelt zurecht zu finden - ich bin alles andere als arbeitsscheu und auch bereit, sehr viel für einen Arbeitgeber zu leisten, jedoch bin ich in den letzten Tagen diesbezüglich zu einer weiteren Erkenntnis gelangt: Nicht mehr zu jedem Preis. Und: Ich mag nicht mehr Teil dieses "kranken" Systems sein.

Nun muss ich etwas ausholen, wie ich zu dieser Erkenntnis gelangt bin.
Ich hatte ja das grosse Glück, dass ich binnen 3 Wochen nach meiner Reise einen neuen Job gefunden habe - dafür habe ich einen täglichen Arbeitsweg von total 3 Stunden in Kauf genommen (aber ich war froh, einfach mal einen Job zu haben ;) ). Ich habe mich in die Tätigkeit hineingekniet, denn sie hat mir eigentlich doch noch Spass gemacht - bis ich merkte, dass ich wiederum einfach nur zu spuren habe (Ferien, wann es der AG vorschreibt, aus Geschäftsinteresse unbezahlte Überzeit leisten, blabla...). Nach einem Jahr habe ich dann ein Jobangebot auf meinem erlernten Beruf als Augenoptikerin in einem Ferienmekka unweit von meinem zu Hause angenommen - abgemacht war, dass ich 80% angestellt werde und in der Hochsaison Überzeit sammle, welche ich dann im Winter reisend kompensieren kann. Der Job war toll - ich hatte ja hauptsächlich mit Touristen zu tun und auch das Team war genial. So hat es mir auch nichts ausgemacht 10 Tage am Stück zu arbeiten, unregelmässige Dienste zu haben (Früh- und Spätschicht welche sich täglich abwechselen), wöchentlich wechselnde Arbeitsrhytmen zu haben, etc. Und dann kam alles anders - der Firmeninhaber hat es so zu sagen mit der ganzen Belegschaft verscherzt und auf einen Knall haben Geschäftsführer, Stellvertreterin, praktisch das ganze chinesisch sprechende Verkaufspersonal und noch eine andere Optikerin gekündigt - und mein Plan meine Urlaubstage und Ferientage an einem Stück zum Reisen zu kompensieren fiel dementsprechend ins Wasser :( Ich wollte aber nichts überstürzen und habe erstmals etwas abgewartet bis sich das Ganze etwas beruhigte und geschaut, wie es denn nun weiter gehen soll - der Geschäftsinhaber war sich jedoch, so schien es mir, dem Ernst der Lage nicht bewusst, wie ich nach einem Gespräch unter vier Augen feststellte. Und wie es dann das Universum so wollte stolperte ich zu dieser Zeit über ein Stelleninserat in der Regionalzeitung für eine Stelle als Optikerin in einer Augenarztpraxis 5 Minuten von meinem zu Hause gefunden. Ich habe mich beworben und wurde unmittelbar nach der Bewerbung zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Chemie stimmte sofort und man stellte mir in Aussicht, dass es ab 2016 auch wieder möglich sei "auf längere Reisen" zu gehen (da die Praxis aus allen Nähten platzt, trennen sich die 5 Augenärzte auf 2016 in 4 verschiedene Praxen auf). Das Gesamtpaket stimmte für mich und so nahm ich dieses Jobangebot an (und musste mir vom alten Chef eine Standpauke anhören... ;) ). Ich hatte durch meine viele Überzeit noch rund einen Monat Urlaub und erklärte mich bereit, zur Einarbeitung an der neuen Stelle rund 3 Wochen früher anzufangen (und nicht reisen zu gehen)... Die Arbeitstage vergehen wie im Flug und wir sind permanent zu wenig Personal - aber wir sind ein gutes Team und ich habe nette Vorgesetzte. Im Sommer kompensierte ich dann endlich einmal meine viele Überzeit welche sich durch das frühere Starten angesammelt hat. Mit Ach und Krach habe ich dann auch noch 2 1/2 Wochen Urlaub im November erhalten und *hurra* mein Lebenspartner und ich können doch tatsächlich nach 2 1/2 Jahren endlich das erste Mal gemeinsam Reisen gehen...
Die letzten Monate waren nichtsdestotrotz sehr emotional - kaum an der neuen Stelle angefangen, begannen die Verhandlungen wer ab 2016 für welchen Arzt arbeitet. Mein Wunsch wäre eigentlich eine Augenärztin gewesen, welche mir jedoch nur eine 50% Stelle anbieten konnte - leider reicht in diesem Fall mein Lohn nicht einmal zum Decken der fixen Lebenskosten und durch die Umstände, dass man dann und wann auch mal 100% arbeiten muss, ist es sehr schwierig einen Zweitjob zu finden, welchen man mit diesem 50% Job vereinbaren kann. Ich hätte aber etwa 12 Wochen Urlaub im Jahr gehabt :( Und so habe ich dann die Zusage für die Praxis mit 2 Ärzten erhalten - der einzustellende Arzt stellte mir auch mehr Urlaub in Aussicht (er ist etwa 14 Wochen / Jahr abwesend). Auch die menschliche Chemie stimmt absolut. Nun kommen aber bei der Arbeitsplanung die ersten Probleme: Da die anderen beiden MA schon sehr viel länger für diese Praxis arbeiten, werden v.a. deren Wünsche berücksichtig. Ich habe mich wieder einfach zu fügen (das heisst, ich muss so arbeiten, dass ich wie noch beim letzten AG so zu sagen nie mit meinem Lebenspartner zusammen frei haben werde) und dass ich dann mehr Urlaub nehme (auch unbezahlten), damit sind sie ganz und gar nicht einverstanden... Und ich frage mich wieder einmal mehr: Was will mir das Universum sagen?

Mein Lebenspartner hat sich im Frühling einen Kindheitstraum erfüllt und seinen Kaderjob bei der Polizei an den Nagel gehängt (wobei er mit einem "beinahe Burnout" auch einen sehr hohen Preis bezahlt hat) - er tingelt nun als Busfahrer und Reiseleiter für ein ganz tolles Unternehmen in ganz Europa umher (und sagt von sich selbst, dass er seit April nicht mehr arbeitet ;) ). Mit dieser Arbeitsstelle hat er zwar von Frühling bis Herbst alle Hände voll zu tun, jedoch im Winter die Möglichkeit einfach mal ein paar Monate abzuhauen und die Welt zu entdecken, wenn er das möchte :P

Für meinen Lebenspartner ist die letzten Monate auch klar geworden, dass wir unsere Lebenskosten massiv senken wollen und dass z.B. für unsere Bedürfnisse eine 4 1/2 Zimmerwohnung trotz der atemberaubenden Aussicht einfach zu gross ist. Wenn ich auf mein Herz höre, so möchte ich lieber gestern als heute etwas in der Reisebranche oder im Berich "Adventure und Outdoor" bewirken - aber ich sehe es noch nicht ganz so klar vor mir. Ich wünsche mir einen Job, welchen ich als "Berufung" ausüben darf - ich wünsche mir einen Job, in welchem ich meine Leidenschaft mit anderen Menschen teilen darf und in welchem ich die Möglichkeit habe, in den Wintermonaten die grosse weite Welt zu entdecken. Ich weiss, dass irgendwo diese Türe für mich offen steht - ich sehe sie im Moment einfach noch nicht, weil ich mir selber auf den Füssen herumtrample und weil mir der Mut fehlt :wink: :P Im Prinzip bin ich in der Blüte meines Lebens, habe einen tollen Lebenspartner, mit welchem ich die Leidenschaft fürs Reisen teilen darf - wir sind im Grunde genommen "frei wie der Wind", da wir keine eigene Familie möchten da uns unsere persönliche Freiheit ist unser höchstes Gut ist - und nichts desto trotz bewege ich mich noch immer in meinen Mauern welche ich mir selber errichtet habe :lol: Meine Reiki Leherein hat vor einiger Zeit zu mir gesagt, dass ich so sehr geerdet bin, dass ich das Fliegen verlernt habe... ;)

Abschliessend zum Thema "Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.a.": Ich bin für mich in den letzten Wochen zur Erkenntnis gekommen dass ich nicht mehr bereit bin ein "08/15" Leben zu leben und mich in die "normale 08/15 Gesellschaft" einzugliedern ;) :P Ich bin weder verbittert noch unglücklich - aber einfach nicht bereit ein farbloses, ödes Leben zu leben :P Ich mag nicht mit und nicht gegen den Strom schwimmen - ich muss einfach mal kurz aus dem Fluss steigen ;)

So, das wären meine Worte zum heutigen Sonntag :P

Mahalo und alles Liebe

eure Mikala :P
Not all girls are made of sugar and spice & everything nice...
Some girls are made of adventure, fine beere, brains and no fear :-)

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Mannuel
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Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.

Ungelesener Beitrag von Mannuel »

Mikala hat geschrieben: Hallihallo Mannuel :P
Hallo Mikala, hab dir eine Antwort gegeben, aber, um hier nicht zu off topic zu werden, in -> deinem Vorstellungsthread .


[Die beiden vorangegangenen Beiträge habe ich ebenfalls in Mikalas Vorstellungsthread verschoben - Astrid]
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Panny
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Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.

Ungelesener Beitrag von Panny »

Die vielen umfangreichen Antworten zu diesem Thread haben mir klargemacht, wie viele das Thema bewegt.
Als Konsequenz habe ich in meinem neuen Buch, in dem es um die zweite Hälfte unserer Weltumrundung geht, auch breiten Raum für die Rückkehr und die Resozialisierung eingeräumt, die ich mitlerweile nicht mehr als "nach der Reise" Erfahrung sondern als Teil der Reiseerfahrung sehe.

Das Buch könnt Ihr über unsere Homepage bekommen.
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Gruß

Panny
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Southtraveler
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Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.

Ungelesener Beitrag von Southtraveler »

Hallo zusammen,

vor einiger Zeit bin ich für 1 Jahr dem deutschen Alltag entflohen und (größtenteils mit dem Motorrad) durch Mittel- und Südamerika gereist. Nach meiner 1-jährigen Lateinamerika-Reise bin ich nun wieder ein gutes Jahr zurück in Deutschland und ich dachte, dass wäre ein guter Zeitpunkt, meine persönlichen Erfahrungen zum Thema "Rückkehr/Wiedereingliederung" hier zum Besten zu geben. Vieles von dem, was bisher im Thread geschrieben wurde, empfand ich sehr ähnlich und kam mir bekannt vor. Manche andere Dinge sind natürlich auch individuell verschieden.

Das sich während meiner Reise etwas verändert hatte registrierte ich bereits bei meiner Ankunft am internationalen Flughafen in Frankfurt. Alles war auf einmal wieder sehr organisiert, funktionierte und die Menschen lachten auch nicht mehr so viel. Das war bei meiner letzten Station in Brasilien noch ganz anders gewesen. Aber dennoch freute ich mich zunächst auf meine Rückkehr und es war schön meine Freunde und Verwandten wiederzusehen. Außerdem war es Sommer, so dass sich die Umstellung auch klimatechnisch in Grenzen hielt.

Aber peu á peu viel mir auf, dass sich etwas verändert hatte. Nicht so sehr in meinem Umfeld. Hier war alles beim Alten. Die Leute arbeiteten nach wie vor in ihren alten Jobs und auch sonst hatte sich nicht viel verändert. Aber ich hatte mich verändert und das Reisejahr hatte seine Spuren hinterlassen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mein Gehirn einmal um 180 Grad gewendet wurde. Dies lag sicher an vielen Dingen: Den vielen Erlebnissen meiner Reise und der vollkommen unterschiedlichen Kultur in Lateinamerika. Und dann kam der Winter. Mit der Zeit konnte ich immer weiniger mit mir anfangen und wurde schon recht depressiv. Mit der Jobsuche klappte es nicht und ich verließ auch immer seltener die Wohnung. Außerdem merkte ich, dass ich mit kaum jemandem über meine Reiseerlebnisse sprechen konnte, was die Sache nicht besser machte.

Zunächst war ich der Meinung, die Leute interessierten sich nicht wirklich für meine Reise oder gönnten mir das Erlebte nicht. Heute weiß ich aber, dass es vielen eben auch schwer fällt, sich in meine Situation hinein zu versetzen. Es ist und bleibt eben meine Reise und es waren meine wundervollen Erfahrungen, die ich vor allem für mich selbst konservieren muss. Aber natürlich kann ich nicht verneinen, dass es schön gewesen wäre, meine Erlebnisse mehr teilen zu können.

Da die ganze Situation irgendwie festgefahren war, merkte ich, dass ich etwas verändern muss. Und ich erhielt einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl. In meiner Wohnung in Köln hatten sich seit einigen Tagen Mäuse eingenistet und die wollten auch nicht mehr weg. Und da ich nicht dauerhaft Mäuse zum Untermieter haben wollte, beschloss ich die Wohnung aufzugeben und Köln komplett zu verlassen. Bereits seit meiner Rückkehr hatte ich mehr und mehr das Gefühl des Unwohlseins in der Großstadt. Zu kalt, zu anonym, zu dreckig. Ich zog wieder zurück aufs Land in meine alte Heimat, die sehr schön zwischen Mosel und Eifel gelegen ist. Meine Freunde hatten nicht alle Verständnis dafür, dass ich nach gut 17 Jahren wieder zurück in die alte Heimat zog. Aber es fühlte sich für mich richtig an und ich hatte ohnehin beschlossen mehr auf Bauchgefühl zu achten.

Zurück in der alten Heimat hatte ich dann auch bei der Jobsuche in kürzester Zeit Erfolg. Das war schon sehr wichtig für mich und zwar nicht nur aus finanziellen Gründen. Mein Beruf gibt mir eine Aufgabe. Und ich habe auch das große Glück in einem Bereich zu arbeiten, der mir unglaublich viel Spaß macht. Heute, ein gutes Jahr nach der Rückkehr von meiner Reise, geht es mir wieder gut und ich konnte die Depression hinter mir lassen. Die Reise sehe ich nach wie vor als großes Geschenk an. Das Leben in Deutschland fasse ich mittlerweile auch als großes Privileg auf (auch wenn mir nicht immer alles so passt). Vieles erlebe ich bewusster. Mit dem Motorrad durch die wunderschöne Landschaft von Mosel und Eifel zu tuckern ist gar nicht so schlecht :wink:

Dennoch habe ich hin und wieder noch Fernweh und auch noch Reiseträume. Ich würde gerne mit dem Motorrad nach Indien. Das wäre nochmal ein Traum, der aber erst mal warten muss. Aber wer weiß. Träume sind ja schließlich da um gelebt zu werden :)

Liebe Grüße von einem Rückkehrer
Alex
www.alexgehtaufreisen.de ist der Reiseblog für Südamerika und Mittelamerika. Für ein Jahr bin ich aus dem Hamsterrad ausgestiegen und durch Mittel- und Südamerika gereist. Auf meinem Reiseblog berichte ich über meine Reise und lasse euch an meinen Erfahrungen teilhaben. Darüber hinaus dient der Blog als Inspirationsquelle für alle Reisesüchtigen oder diejenigen, die es noch werden wollen.

Ich freue mich über alle, die über meinen Blog "stolpern" und/oder hierüber mit mir in Kontakt treten möchten.
Radtourist
Kiebitz
Beiträge: 9
Registriert: 14 Apr 18 22:31

Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.

Ungelesener Beitrag von Radtourist »

Spannende Beiträge hier... Kenne das auch, allerdings war ich nur 2 Monate weg und gehe jetzt einfach immer nur ein paar Tage radfahren, weil ich beruflich einfach nicht länger reisen kann. So kann ich meine "Reisesucht" nur kurz befriedigen...
Seit 2016 fahre ich jährlich fast 5.000 Kilometer. Alle möglichen Flussradwege: https://www.radtouren-checker.de/

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