Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Nach längerem Reiseleben ist nichts mehr, wie es vorher war: Die Heimat nicht und man selbst schon gar nicht. Und dann trotzdem: Business as usual?
Du bist nicht allein mit dieser Erfahrung - tausche Dich aus!
Benutzeravatar
Julchen
WRF-Spezialist
Beiträge: 1030
Registriert: 17 Mär 04 13:24
Wohnort: Stuttgart

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von Julchen »

Coogar hat geschrieben:Gehst Du trotzdem sicher nach Nepal zurück oder haderst Du noch?

Na, klar gehe ich zurück! Ernsthaft hab ich das eigentlich nie in Zweifel gestellt, auch wenn ich ziemlich gut im Hadern bin. :evil:

Da bin ich einfach zu stur, was ich mir vorgenommen habe, wird auch gemacht. Wenns dann nix ist, hab ich es wenigstens ausprobiert. Und lieber was bereuen, was man getan, als etwas, was man nicht getan hat, oder? (Aber bereuen werd ich's sicher nicht, dafür ist es zu spannend und außerdem hab ich ja grad keine wirkliche Alternative, die mir besser gefiele :wink: )

Irgendwie glaube ich auch, dass ich nicht die größte Angst davor habe, nach Nepal zu gehen, denn ich weiß, dass ich überall gut zurechtkomme, wenn es mir gut geht. Ich hab vor allem Angst vor mir selbst, dass ich mich selbt nicht im Griff habe, dass meine Depression mich immer mehr im Griff hat und ich irgendwann einfach keine Kraft mehr habe, weiterzuleben. Aber andererseits weiß ich auch, dass Aufgeben nicht mein Ding ist. Und phasenweise lebe ich einfach zu gerne, um es ganz aufzugeben - ich hoffe, dass ich das immer irgendwo im Hinterkopf wissen werde.
Coogar hat geschrieben:Naja, irgendwie kehrt sich alles ständig um, im Endeffekt kann man nicht wissen, ob man das Richtige tut, weil man es ja nicht im Parallelleben testen kann.
Da fällt mir ein: Irgendwo, weiß nicht mehr wo, hab ich mal von einer Theorie gelesen, dass es unendlich viele Parallelwelten gibt. Und in denen, da es unendlich viele sind, gibt es zufällig bzw. stochastisch gesehen auch uns selbst in der exakt selben Umgebung unendlich oft. In diesen Parallelwelten kann es also sein, dass wir in derselben Situation uns anders entscheiden und wir theoretisch alle möglichen Lebensentwürfe mit allen möglichen Entscheidungen irgendwo erleben. Verwirrend, oder? :shock: Schade, dass wir dabei nicht Mäusle spielen können...
Coogar hat geschrieben: Ich freue mich zwar schon auf Südamerika, aber jetzt kommen auch so die Gedanken, dass ich dort Phasen haben werde, wo ich mich einsam fühle und keinen Bock mehr habe, mir mit der Sprache einen abzuquälen usw. Weil ich weiß, dass man diese Phasen auf Reisen eben hat.
Ja, aber diese Phasen kommen eben überall, gell? Egal, ob zu Hause oder unterwegs (wobei es zuhause ja dann eher andere als Sprachprobleme sind :wink: ). Eine Tiefphase in der vertrauten Umgebung ist vielleicht gemütlicher, aber wachsen tut man mehr daran, wenn es schwieriger ist, meint Ihr nicht? Hilfe, wir müssten alle ja schon über 5m groß sein! :lol:
Eliane hat geschrieben:man darf bei einer Langzeitreise und erst recht beim Auswandern auch nicht vergessen, warum man eigentlich weg wollte.
Sollte ich mir vielleicht aufschreiben und übers Bett hängen, dass ich es nicht vergesse bei all dem Hadern! :twisted:
Eliane hat geschrieben:Und sie versteht meine Sorgen und Probleme sehr viel besser, als alle Daheimgebliebenen.
Grad war ich ja 3 WRFler besuchen, und es ist schon so, dass andere Reisende manche Sachen viel besser verstehen und man mit ihnen anders reden kann als mit den Daheimgebliebenen. Ich hatte in wenigen Tagen so viele gute Gespräche, dass mir immer noch der Kopf brummt! :lol: Ich liebe meine alten Freunde, aber auf die neueren Traveler-Freunde will ich genauso wenig verzichten!
Felix hat geschrieben:Man kann im Prinzip endlos zwischen den beiden Wiesen hin- und herspringen, das Gras scheint komischerweise immer an der Seite grüner, an der man gerade nicht ist ...
Warum nur zwei Wiesen, Felix???? :lol: 8) :wink:
Felix hat geschrieben:Veränderung ist immer anstrengend und der Mensch nun mal ein bequemes Tier.
Wohl wahr. Aber wehe, es gibt zu wenig Veränderung, dann wird es ganz schnell langweilig und alles wird umgeschmissen... :P

So, gute Nacht, Ihr Lieben!
Eure Julia
Wo ein Wille ist, mein Herz, da ist auch ein Gebüsch. (Element of Crime)
Benutzeravatar
Eliane
WRF-Moderator
Beiträge: 738
Registriert: 17 Apr 06 10:34
Wohnort: Ulan-Ude/Russland

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Julchen hat geschrieben:
Coogar hat geschrieben: Ich freue mich zwar schon auf Südamerika, aber jetzt kommen auch so die Gedanken, dass ich dort Phasen haben werde, wo ich mich einsam fühle und keinen Bock mehr habe, mir mit der Sprache einen abzuquälen usw. Weil ich weiß, dass man diese Phasen auf Reisen eben hat.
Ja, aber diese Phasen kommen eben überall, gell? Egal, ob zu Hause oder unterwegs (wobei es zuhause ja dann eher andere als Sprachprobleme sind :wink: ). Eine Tiefphase in der vertrauten Umgebung ist vielleicht gemütlicher...
Meine vertraute Umgebung ist nicht mehr in Deutschland, sondern in Sibirien. Man wächst doch auch in das Neue hinein. Gerade du, Julchen, wirst ja sicher nicht alle paar Tage deine Unterkunft wechseln, sondern eine Wohnung haben. Ich habe in Deutschland schon seit vier Jahren keine Wohnung mehr, nur einen Haufen Kartons, die ich aber auch nicht auspacken kann.
Meine letzte Wohnung in Ulan-Ude konnte ich nur sehr schweren Herzens verlassen, habe mir die neue in Irkutsk aber darum auch ganz schnell renoviert und tapeziert. Jetzt ist es wieder "meine" Wohnung, in der ich mich wohl fühlen kann.
Und, was für mich auch sehr zählt, um mich zuhause zu fühlen:
Meine Hündin. Da, wo die ist, da bin ich zu Hause.
Julchen hat geschrieben:..., aber wachsen tut man mehr daran, wenn es schwieriger ist, meint Ihr nicht? Hilfe, wir müssten alle ja schon über 5m groß sein! :lol:

Sicher wächst man.
Aber ich will eigentlich gar nicht mehr wachsen. Ich lebe schon lange nicht mehr darum in Sibirien, um mir oder jemandem etwas zu beweisen. Vor 15 Jahren bei meinem ersten Russlandaufenthalt, auch vor 11 Jahren, als ich das erste Mal an den Baikal kam, ja, da wollte ich auf mich aufmerksam machen, da wollte ich, dass alle Daheimgebliebenen auf mich gucken und sagen: "Mensch, was die Eliane macht, das ist wirklich verrückt - ich könnte das nicht."

Ich fände es schlimm, würde ich das heute immer noch so empfinden. Aber ich muss dennoch zugeben, dass ich das Leben hier doch auch darum genießen kann, weil ich auf gewisse Weise vogelfrei bin. Ich muss nichts typisch "russisch" machen - bin ja Ausländerin. Und wenn ich was eher deutsches mache, dann nimmt es auch keiner unter die Lupe und klopft es nach dem deutschen Mainstream ab, weil den ja keiner so genau kennt.
Natürlich falle ich als Ausländerin auf und die Leute erinnern sich schneller an mich, als an ihre eigenen Landsleute. Also gibt es selbst hier in Irkutsk nach 10 Tagen schon die ersten Verkäuferinnen, die mich in meinem Wohnviertel schon auf der Straße grüßen und fragen, wie es mir geht.
Ich habe schon Hochschulrektoren oder Vizeminister fast zu Tränen gerührt, als ich ihnen sagte, dass ich nicht mehr nach Deutschland zurückgehen möchte, weil ich mich hier so wohl fühle.
Ich stelle mir das gerade andersrum vor: Ein x-beliebiger Ausländer sagt Herrn Schäuble, er liebe Deutschland und möchte darum bleiben. :?
Julchen hat geschrieben:
Eliane hat geschrieben:man darf bei einer Langzeitreise und erst recht beim Auswandern auch nicht vergessen, warum man eigentlich weg wollte.
Sollte ich mir vielleicht aufschreiben und übers Bett hängen, dass ich es nicht vergesse bei all dem Hadern! :twisted:
Tu dir keinen Zwang an - wenns hilft.
Felix hat geschrieben:Man kann im Prinzip endlos zwischen den beiden Wiesen hin- und herspringen, das Gras scheint komischerweise immer an der Seite grüner, an der man gerade nicht ist ...
Hmm. Für mich ist die andere Wiese schon ziemlich verdorrt, nur noch ganz wenige saftige Stellen, die ich manchmal noch gerne abgrasen würde. Bin froh, dass ich auf der einen stehe.

Einen schönen Tag euch allen
wünscht Eliane
Mehr über mich
Nur noch sehr selten hier. Wenn es um was dringendes geht, bitte per Mail-Button anstupsen!
Benutzeravatar
Gast

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von Gast »

Hallo an alle ,
echt interassantes thema...war in den 90igern eine weile unterwegs bin es auch immer noch aber hier in d ist es immer noch am schönsten ...home sweet home eben...ich galaub der überfluss für den viele leute auch gar nichts für tun müssen ,sie werden halt in eine solche überflussgesellschaft hineingeboren,schaft schon einige schwierigkeiten...
Benutzeravatar
lax-pank

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von lax-pank »

...hallo die letzten 3 postings waren von mir ,hatte eben schon einiges geschrieben hat dann aber nicht mit dem posting geklappt , bis später

grüsse aus berlin ,

lax pank

Habe die leeren Postings bzw. "Test" mal entfernt.
Woran es liegt, dass Du nicht posten kannst, kann ich Dir nicht sagen. Oft ist eine schlechte Internetverbindung schuld oder man wurde wegen zu langer Inaktivität ausgeloggt (wenn man z.B. ein Posting anfängt, dann das Telefon klingelt und man erst eine halbe Stunde später weiterschreibt); das kann im Prinzip auch bei Gastbeiträgen passieren, soweit ich weiß.

Gruß, Felix
Benutzeravatar
Julchen
WRF-Spezialist
Beiträge: 1030
Registriert: 17 Mär 04 13:24
Wohnort: Stuttgart

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von Julchen »

Hallo Ihr Lieben,
Eliane hat geschrieben:Und, was für mich auch sehr zählt, um mich zuhause zu fühlen:
Meine Hündin. Da, wo die ist, da bin ich zu Hause.
Hab ich auch schon dran gedacht. Ich hatte ja einen Hund bis vor meiner Reise (er ist einen Monat vor meinem Abflug im biblischen Alter von 15,5 Jahren verstorben).
Eigentlich hatte ich gedacht, ich will nie wieder einen Hund. Ich hab ihn so geliebt, und seit er nicht mehr da ist, hab ich meinen größten Halt verloren.
Jetzt habe ich mir aber trotzdem überlegt, in Kathmandu vielleicht eine Straßenhündin aufzunehmen (eine Hündin, keinen Rüden, weil es für mich nur einen Rüden gibt). Andererseits binde ich mich damit dann auch wieder sehr, denn ich finde, wenn man ein Tier aufnimmt, übernimmt man für dessen ganzes Leben die Verantwortung. Und ich würde einem Hund keinen Flug zumuten wollen, ihn nicht in Pflege geben wolllen und dann wäre ich wieder sehr eingeschränkt. Naja, mal sehen. Auf jeden Fall werde ich mich um Straßenhunde kümmern.
Eliane hat geschrieben: Aber ich will eigentlich gar nicht mehr wachsen. Ich lebe schon lange nicht mehr darum in Sibirien, um mir oder jemandem etwas zu beweisen.
Darum gehts mir auch nicht, jemanden etwas zu beweisen. Ich sehe das Leben irgendwie als eine Reihe von Lernprozessen, von denen wir immer was mitnehmen - also quasi innerlich wachsen. Ich glaube nicht ans Ankommen, sondern ans Weitergehen.

Heut hatte ich übrigens so eine Art Lernprozess. Ich war auf dem Flohmarkt, mein Hab und Gut verkaufen. Ich hatte vor ein paar Wochen nach dem Motto aussortiert: Was ich im letzten Jahr nicht vermisst habe, das kommt weg. (Das meiste kam weg.)

Beim Verkaufen ging es mir dann gelegentlich so, dass Leute sich ein Stück angeschaut haben und ich es mir auch wieder angeguckt habe und gedacht, Mensch, eigentlich ist das schon verdammt schön, will ich das wirklich nicht behalten? und es hat mir einen kleinen Stich gegeben.

Dann hab ich daran gedacht, dass ich es ja nicht brauche. Viele Leute haben sich wirklich darüber gefreut, dieses Stück gefunden zu haben, und ich hab es ihnen dann für einen symbolischen Preis verkauft oder sogar geschenkt, wenn sie mir sympathisch waren. Dabei bin ich mit vielen ins Gespräch gekommen (ich meine, ich hab ja einen guten Geschmack :wink: , und wem meine Sachen gefallen, der muss ja nett sein! 8) ) und habe schöne Gespräche gehabt und jetzt ein paar Telefonnummern mehr.

Und jetzt fühl ich mich schön frei und habe einen schönen Tag mit netten Menschen verbracht. :D

Liebe Grüße
Julia
Wo ein Wille ist, mein Herz, da ist auch ein Gebüsch. (Element of Crime)
RobISonTheTrip
WRF-Mitglied
Beiträge: 24
Registriert: 13 Jun 04 17:12
Wohnort: Barcelona

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von RobISonTheTrip »

Hi,
wirklich ein schwieriges und dadurch auch ein sehr interresanntes thema.
Macht uns der Überfluss krank?
Also, ich kann ja eigentlich da nur von mir sprechen ohne oberflächlich zu sein und nicht die ganzen personen, Schicksale usw. dahinter zu kennen...
Aber mich hat der Überfluss krank gemacht, es wurde mir alles zuviel.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen die einfach alles hatte was sie brauchte UND wollte. Sparen auf ein neues Auto? nene, geht man mal schnell zum autohaus schauen was sie haben und wer weiß...
Ok baun wir mal schnell ein neues haus mit pool usw....hmm...
Viele träumen davon, aber ich nicht, wenn ich vor jahren als junger bub wiedermal auf urlaub waren, in nem 5 sterner in Durban,war es nicht das übliche das mich fasziniert hat an diesem land.....nein, es war die armut, die einfachheit und die gelassenheit der leute,das war was ich gefühlt habe......

Drum bin ich auch mit 17 das erste mal weg,...schule geschmissen,...ticket nach südamerika gekauft,...weg war ich,..
als ich dann nach einigen monaten zurück kam, ging es mir fantastisch, ich wusste wie das Leben geht(dachte ich zumindest), mit allen seinen schattenseiten.
Dann kam wieder das Chaos, Familie, Druck,ausgeübter Druck "mach das was ich dir sage, das was du willst können wir nicht akzeptieren",...
Nach einigem Ringen traf ich dann die entscheidung so zu leben wie ich will, und das WAR KEINE leichte entscheidung, denn ich war/bin auf mich allein gestellt, keine Familie die einen unterstützt....
dann war hald arbeiten angesagt, geld verdienen und was aufbauen, aber dann spielte das Reisefieber verrückt;) Südamerika hat mir den kopf verdreht, aber da wollte ich die nächste zeit nicht mehr hin, also setzt ich mich aufs Fahrrad und fuhr vom Bodensee bis nach Lissabon und zurück.

Mittlerweile bin ich schon ne zeit wieder hier,hab nen guten job der MIR spaß macht ne kleine wohnung ohne viel schnick schnack und hab mich auf "kurze Reisen" verlagert ( am 19.9 gehts los -6 wochen Tallinn;) )
und ich fühl mich momentan relativ wohl so wie ich bin. Wie lange das so geht? wer weiß!?, aber ich genieße den moment!

So im ganzen würd ich sagen das der Überfluss mich aufjedenfall fast zerstört hätte.

Kurz gesagt :

-Es brennt in mir ein Verlangen, in Einfachheit groß zu werden-
Paula Modersohn-Becker, (1876 - 1907),

lg
Gehe deinen Weg und wenn du genug hast kehre um.
Benutzeravatar
Eliane
WRF-Moderator
Beiträge: 738
Registriert: 17 Apr 06 10:34
Wohnort: Ulan-Ude/Russland

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Hallo Ihr Lieben,
Julchen hat geschrieben:
Eliane hat geschrieben:Und, was für mich auch sehr zählt, um mich zuhause zu fühlen:
Meine Hündin. Da, wo die ist, da bin ich zu Hause.
Hab ich auch schon dran gedacht. Ich hatte ja einen Hund bis vor meiner Reise (er ist einen Monat vor meinem Abflug im biblischen Alter von 15,5 Jahren verstorben).
Eigentlich hatte ich gedacht, ich will nie wieder einen Hund. Ich hab ihn so geliebt, und seit er nicht mehr da ist, hab ich meinen größten Halt verloren.
Jetzt habe ich mir aber trotzdem überlegt, in Kathmandu vielleicht eine Straßenhündin aufzunehmen (eine Hündin, keinen Rüden, weil es für mich nur einen Rüden gibt). Andererseits binde ich mich damit dann auch wieder sehr, denn ich finde, wenn man ein Tier aufnimmt, übernimmt man für dessen ganzes Leben die Verantwortung. Und ich würde einem Hund keinen Flug zumuten wollen, ihn nicht in Pflege geben wolllen und dann wäre ich wieder sehr eingeschränkt. Naja, mal sehen. Auf jeden Fall werde ich mich um Straßenhunde kümmern.
Das ist natürlich eine Sache der Einstellung. Ich hätte meinen Job hier nicht antreten können, wenn ich nicht ohne Sanka mal eine Woche auf eine Tagung fahren könnte.
Aber ich gebe zu, dass die Frage nach einer "Hundesitterin" für mich an oberster Stelle stand.
Julchen hat geschrieben:
Eliane hat geschrieben:Aber ich will eigentlich gar nicht mehr wachsen. Ich lebe schon lange nicht mehr darum in Sibirien, um mir oder jemandem etwas zu beweisen.
Darum gehts mir auch nicht, jemanden etwas zu beweisen. Ich sehe das Leben irgendwie als eine Reihe von Lernprozessen, von denen wir immer was mitnehmen - also quasi innerlich wachsen. Ich glaube nicht ans Ankommen, sondern ans Weitergehen.
Lernen, natürlich. Kein Tag vergeht, ohne dass ich mich nicht in irgendeiner Richtung weiterbilde. Stillstand wäre eine Katastrophe. Habe ich mich ja eben zu dem Umzug nach Irkutsk entschlossen, weil hier der Job doch noch ein paar mehr Herausforderungen verspricht, die ich in Ulan-Ude schon ausgeschöpft hatte.
Aber ich muss mir nicht noch zusätzlich Schwierigkeiten suchen. Bzw. sind mir geistige Herausforderungen lieber als die des täglichen Lebens.
Der Umstand - mit dem ich seit einer Woche mit meiner Vermieterin gemeinsam versuche, mein Telefon zu Hause auf Tonwahl umstellen zu lassen... Auf solche Dinge könnte ich gut verzichten.

Liebe Grüße
Eliane
Mehr über mich
Nur noch sehr selten hier. Wenn es um was dringendes geht, bitte per Mail-Button anstupsen!
Benutzeravatar
Coogar
WRF-Moderator
Beiträge: 758
Registriert: 28 Jun 05 18:29
Wohnort: Córdoba, Argentinien

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von Coogar »

Dass das Gras immer auf der anderen Seite des Zauns grüner ist, sehe ich für mich nicht so. Ich habe mich jedenfalls nie nach Deutschland zurückgesehnt, seit ich nach Irland gegangen bin (ja, vielleicht mal ein 'Ich wünschte ich wäre in Deutschland und könnte zu einem echten Bäcker gehen!' :wink: ) und habe es bestimmt nicht bereut, hierher gekommen zu sein.
Ich habe einigermaßen lange gebraucht, bevor es Zuhause wurde, aber jetzt ist es Zuhause und ich entdecke immer wieder schöne neue Seiten und habe mich mit den hässlichen soweit arrangiert.

Dass ich trotzdem woanders hinwill (im Moment nur zum Reisen, aber wer weiß was in 10 Jahren ist), liegt glaube ich mehr daran, dass ich einfach von Zeit zu Zeit neuen input brauche und mich selbst ein bisschen fordern will, neue Dinge ausprobieren, meine Grenzen ausloten, meine Ängste überwinden und der Erfahrung nach denke ich, dass das meiner Entwicklung sehr zugute kommt (5 Meter groß!! :P ). Vielleicht wird die Folge davon irgendwann mal sein, dass ich mich wieder ganz woanders niederlasse (Südamerika oder so *träum*), aber ich will mich auch ein bisschen von meinen eigenen Ambitionen überraschen lassen.

Natürlich bleibt ein Stückweit Stabilität auf der Strecke, aber zum Glück habe ich sowohl in Deutschland als auch in Irland sehr gute Freunde, die mir auch wenn ich mal ein paar Monate weg bin, die Treue halten und mir das Gefühl geben, dass ich nicht völlig entwurzelt bin.

Im Moment habe ich wieder ein Hoch, was meine Vorfreude angeht. Am Wochenende kam ich aus einem Laden in Dublin und sehe diesen großen Fernreisebus an der Straße stehen mit offenem Gepäckfach und all den Koffern und Rucksäcken darin und bekam prompt ein glückliches Kribbeln und freue mich jetzt wieder so richtig auf meinen Trip.
What is the use of straining after an amiable view of things, when a cynical view is most likely to be the true one?
G.B.Shaw
Benutzeravatar
Julchen
WRF-Spezialist
Beiträge: 1030
Registriert: 17 Mär 04 13:24
Wohnort: Stuttgart

Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?

Ungelesener Beitrag von Julchen »

Ich werde jetzt vorerst leider nicht testen können, auf welcher Seite das Gras grüner ist -> http://reise-forum.weltreiseforum.de/vi ... hp?p=33759

Tränennasse Grüße (und ich vermisse das WRF...)
Eure Julia

Zurück zu „Nach der Langzeit-Reise oder Weltreise“