Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Nach längerem Reiseleben ist nichts mehr, wie es vorher war: Die Heimat nicht und man selbst schon gar nicht. Und dann trotzdem: Business as usual?
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Der_Felix
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Der_Felix »

Es gab da vor drei oder vier Jahren einen ziemlich interessanten Artikel in der Zeit, den ich bestimmt auch noch irgendwo rumfliegen habe (weiß nur leider nicht wo), in dem im Kern genau das gesagt wurde, was KertinCHEN schreibt: der gerade, direkte Lebenslauf muss nicht der Beste sein. Viele Personalchefs setzten mittlerweile auf "Ecken und Kanten", auf Bewerber, die mal über den eigenen Tellerrand geschaut haben. Die vielleicht nicht direkt wussten, wohin sie wollten, die aber dafür durch Probieren viel gelernt haben und deren Persönlichkeit von den Umwegen profitiert hat. Der Schlimmste Fehler ist meiner Meinung nach eh, wenn man versucht diese Umwege zu verstecken oder kleinzureden - ich bin da immer eher für die ehrlich-direkte Art und Weise und fahre damit bisher ganz gut. So kann man seine ganze Energie auf den Job konzentrieren und muss nicht ständig was abzwacken, um ein bild aufrecht zu erhalten ... ;-)
Wer immer nur in die Fußstapfen anderer tritt hinterlässt keine eigenen Spuren!
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Konstanze
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Konstanze »

Hallo,
auch ich bin dafür, offen mit dem Thema umzugehen. Heute zählen ausser der Ausbildung/Studium so viele Faktoren eine Rolle, z.B. die vielgepriesene Flexibilität, soziale Kompetenzen etc. und wer kann so was besser belegen als jemand, der nicht immer geradeaus marschiert ist? Ich bin einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden mit der Begründung, dass mein Lebenslauf so interessant und nicht alltäglich sei, da wolle man sich doch mit mir mal unterhalten - ich habe dann im übrigen auch die Stelle dort bekommen. Und bei einer Firma, wo ich nicht zu dem stehen kann, was ich wann und wo gemacht habe und man die rechts und links des Weges gemachten Erfahrungen womöglich noch verstecken muss, möcht ich nicht arbeiten...
Viele Grüße,
Konstanze
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MArtin
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Konstanze hat geschrieben:... Und bei einer Firma, wo ich nicht zu dem stehen kann, was ich wann und wo gemacht habe und man die rechts und links des Weges gemachten Erfahrungen womöglich noch verstecken muss, möcht ich nicht arbeiten...
Ja! Wie bei einer Partnerschaft: "What You See Is What You Get" - alles Andere ist Krampf.


Liebe Grüße :)
let1612
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von let1612 »

Hi,

ich kann mich nur den 'Ehrlichen' anschließen und verkaufe meine Reise als 'Lebenstraum'.
Thema war es bisher in jedem Bewerbungsgespräch.

Gruß
Markus
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Feuereule
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Feuereule »

...Muss da mal als Einziger Gegenteiliges berichtenn :roll: Als ich Ende 2004 von meiner wunderschönen, einjährigen Weltreise wiederkam, musste ich mir auch einen neuen Job suchen. Anfangs habe ich die Reise immer mit in den Lebenslauf geschrieben...und es gab nur Absagen. Als ich die Reise dann nicht mehr aufgeführt hatte, gab es Einladungen, und einen Monat später war ich wieder angestellt.

Ich bin mir nicht 100 % sicher, aber Deutschland ist da doch sehr konservativ, im Vergleich zu UK oder Skandinavien. Hatte mich auch an einen professionellen Bewerbungsberater gewandt, und der gab mir den Rat:"In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist es für viele Personalchefs nicht nachzuvollziehen, wenn Leute einfach mal so ein Jahr Urlaub machen...."

Vielleicht ist es auch von der Wohngegend und entsprechenden Arbeitslosigkeitsquoten abhängig? Keine Ahnung...das waren jedenfalls meine Erfahrungen...

Grüße, Feuereule :roll:
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Matthes
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Matthes »

Feuereule hat geschrieben:... "In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist es für viele Personalchefs nicht nachzuvollziehen, wenn Leute einfach mal so ein Jahr Urlaub machen...."
Oder aber:
Die Personalabteilung vermutet: "Der bleibt doch nur solange, bis er wieder genug Geld zum Reisen hat und in einem halben Jahr ist er dann wieder weg!"
bye, Matthes :wink:
- - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Wer Sicherheit über Freiheit stellt,
hat BEIDES nicht verdient !
Marn
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Marn »

hängt m.E. von dem Personaler, der Branche (als Investmentbanker schwerer als als Journalist), dem Verkaufen des ganzen etc. ab .... ich finde man kann es wirklich nicht pauschalisieren.

lg

Marn
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JayDee
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von JayDee »

Eigentlich ist ja alles schon geschrieben worden. Ich denke schon das die meisten Personaler soetwas positiv bewerten, aber das ist ja auch ein bisschen Willkuer wie bei der Fuehrerscheinpruefung: Vielleicht passt ihm eine Kleinigkeit nicht.

Ich habe beide Erfahrungen gemacht: Bei einem Bewerbungsgespraech passte den beiden Gespraechspartnern die Reiserei und speziell China ueberhaupt nicht und ich wurde auch nicht genommen. Bei der Zweitwahl fanden die das super, speziell China, und wollten nur noch mehr wissen. Vielleicht auch hinsichtlich der Tatsache das diese Firma gerade versucht ein Werk in China aufzubauen, was bekanntermassen ein hartes Stueck wirtschaftliche und kulturelle Arbeit ist :lol: .

Ich glaube aber fest an den positiven Effekt. Und wenn man wirklich selbstbewusster, kommunikativer, rethorisch geschickter und ein besserer Menschenkenner geworden ist, was wir alle glauben, dann weiss man auch wie man in einem Interview damit umzugehen hat.

Und schliesslich sind Weltreisende ja keine Gruppe von "Hippies" (nichts gegen Hippies, ich find Nimbin auch gut), die um die Welt ziehen um nicht arbeiten zu muessen, sondern aufgeschlossene Menschen mit genuegend "Arsch in der Hose" um sich fremden Umgebungen und neue Herausforderungen, meist ohne fremde Hilfe, zu stellen.

Gruss aus Changchun
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just me

Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von just me »

Wie Marn schon sagte: Es ist riskant, die Erwartungshaltung zu pauschalisieren.

Handelt es sich bei dem "umworbenen" Job um eine Tätigkeit, die gute kommunikative und/oder soziale Fähigkeiten verlangt, ist es definitiv von Vorteil, zu erwähnen, wie erfolgreich man sich durch die Welt und das babylonische Gewirr gekämpft hat; und darf das Ganze auch mit ein oder zwei kurzen - aber gut pointierten - Stories würzen. Handelt es sich hingegen um einen Job, der mit Wissen von (relativ) geringer Halbwertzeit operiert, wäre es Wahnsinn, jedem auf die Nase zu binden, dass man ein, zwei, drei oder sogar mehr Jahre "hinter dem Mond" verbracht hat; und sollte dann den Ball möglichst flach halten.

Allerdings relativiert sich diese Aussage proportional zum zeitlichen Abstand zur Reise: Je länger die Reise her ist, desto einfacher kann man das Gespräch darauf bringen und statt anstrengender Einstellungs-Verhöre nette Plaudereien provozieren --- denn im tiefsten Grunde seines Herzens hat auch der verknöchertste Personaler im 3-Wochen-Pauschal-Urlaub schon mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt: "Hier ist es so schön, ich könnte es glatt ein oder zwei Jahre aushalten..."

Ansonsten gilt in jedem Fall: Bange machen gilt nicht!
Auch wenn man durchaus auf die Formulierungen achten sollte. Wer also sowas wie "... Juni 2000 gekündigt; Juli 2000 - Januar 2007 ausgestiegen; ab Januar 2007 jobsuchend ..." in seinen Lebenslauf schreibt, sollte sich über ablehnende Dankschreiben nicht mehr wirklich wundern.

Und auch wer es im CV wohlformuliert darstellt, sollte sich auf Fragen gefasst machen, die mitnichten Antworten, wie etwa "Ich hatte einfach die Schnauze voll.", "Ich wollte nur noch raus.", "Ich hatte Hummeln im Hintern." oder "Nach zwei Jahren habe ich es in meiner letzten Firma einfach nicht mehr ausgehalten.", zulassen. Ein "Ich wollte mir die Hörner abstoßen, aber jetzt möchte ich sedieren." oder "Aristoteles hatte offensichtlich Recht: Die Erde scheint wirklich eine Kugel zu sein. Ich hab's persönlich überprüft! Das war der wichtigste Punkt auf meiner Liste 'Haben die großen Denker geirrt?'." entspricht da schon eher der (deutschen) Erwartungshaltung.

Insbesondere (wahrscheinlich-bald-Ex-)Aussteiger, die ihre Weltreise nicht gleich nach dem Studium gemacht haben, werden es sich zudem gefallen lassen müssen, dass der Personaler den Punkt "Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein" sehr intensiv beleuchten möchte. Es dürfte also nicht unpraktisch sein, sich darauf besonders gut vorzubereiten und hier erhellend mit der einen oder anderen - möglichst jobnahen - Story aus den eigenen Erfahrungen zu glänzen.

Und, auch das wurde schon gesagt, der Erklärungsaufwand verhält sich reziprok proportional zur Größe des bürokratischen Aufwands der Firma, bei der man sich bewirbt: Je größer und bürokratischer die Firma ist, desto weniger wichtig ist, was man getan hat und desto wichtiger wird, was man ist oder leisten kann. Umgekehrt ist den kleineren Firmen die Persönlichkeit häufig wichtiger: Die sogenannten "social skills" werden dort weit intensiver als die reine fachliche Qualifikation beleuchtet; vor allem weil man die "Lebenskünstler" und "Einzelgänger" fürchtet.

... und wenn man bei einer Weltreise eines WIRKLICH intensiv trainiert, dann sind es ja wohl die social skills, nicht wahr?! Also --- was sollte bei einer Bewerbung schief gehen, wenn man zumindest ein paar Grundregeln der Vorstellungswelt der "Daheimgebliebenen" (Das sind die Leute, die unverbrüchlich daran glauben, es gäbe Tropenstürme nur im Fernsehen. Schließlich war nie schlechtes Wetter dort, wenn sie da waren. Und sie waren schon oft dort. ;)) beachtet?! Letzten Endes hat man schon ganz andere Probleme unter weit größerem Druck erfolgreich gelöst und war auch dort auf seine social skills angewiesen...
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