Portugal: Tamera - Heilungsbiotop / Friedensdorf

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bennosan
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Portugal: Tamera - Heilungsbiotop / Friedensdorf

Ungelesener Beitrag von bennosan »

Heilungsbiotop / Friedensdorf Tamera (Portugal)


Hallo zusammen,

ich möchte euch hier das Heilungsbiotop Tamera in Portugal vorstellen und ein paar meiner Erfahrungen mit euch teilen, vielleicht inspiriert es ja den ein oder anderen zu neuen Gedanken oder eventuell auch mal dort vorbei zuschauen. :)

Was ist Tamera?:
Tamera im Süden Portugals ist eine internationale Ausbildungs- und Experimentierstätte für den Aufbau von Friedensdörfern und Heilungsbiotopen weltweit. Unter dem Motto „Lokal handeln, global wirken“ leben, arbeiten und studieren hier derzeit rund 200 Menschen. Das Ziel von Tamera ist der exemplarische Aufbau eines Pilotmodells für ein gewaltfreies Zusammenleben von Menschen und zwischen Mensch und Natur. Die Schwerpunkte der Arbeit von Tamera liegen in der Ausbildung von jungen Menschen in der Friedensausbildung „Monte Cerro“, im Aufbau des exemplarischen energie-autarken Modelldorfes „Solar Village“ und in der politisch-globalen Netzwerkarbeit im Namen von „GRACE“.

Mehr findet ihr unter: http://www.tamera.org/index.php?id=66&L=1&L=1


Meine Erfahrungen in Tamera:

Ich war dieses Jahr(2011) vom 14.04. bis zum 13.05. in Tamera als Praktikant.
Bei der Voranmeldung kann man den Bereich angeben in dem man gerne ein Praktikum machen möchte. Ich glaube zur Auswahl stehen die Bereiche Garten, Küche, Solar Village und Tierprojekt, ich bin mir nicht 100% sicher, da ich direkt in den Garten wollte. Aber ich habe in Tamera einige Praktikanten getroffen die in den entsprechenden Bereichen mitarbeiten durften.
Mit Unterkunft und voll Verpflegung (vegan) kostete ein Tag Aufenthalt 15€. Wer sein eigenes Zelt mitbringt oder im Auto(Bus) schläft zahlt entsprechend weniger. Genauso gilt es für Junge Leute unter 21, die zahlen nur 10€ am Tag.
Insgesamt hat mich der Urlaub also 450€ gekostet. Für 4 Wochen Portugal (nah am Meer) mit schöner Landschaft, super netten Menschen, Vollverpflegung, Unterkunft und Morgens/Mittags/Abendprogrammen, ist das ein absolut guter Preis, den ich gerne gezahlt habe.
Warum eigentlich bezahlen für ein Praktikum fragt ihr euch vielleicht?! Weil das gesamte Projekt einfach keine wirtschaftlichen Gewinne abwirft, selbst jeder der dort lebt muss in das Projekt investieren und seinen Beitrag leisten.

Ankunft:
Gelandet in L issabon fahre ich mit einem Taxi zum Bahnhof, von dort aus mit dem Zug zwei Stunden nach Funcheira. Dort angekommen werde ich mit dem Auto abgeholt (bei der Anmeldung schon organisiert, ca.10€ Fahrtkosten). Der Weg von Funcheira nach Tamera dauert ca. 20 min. mit dem Auto und führt zum Ende hin mitten durch die Pampa, ca. 5min Schotterweg und unser Ziel ist erreicht :)
Während der Fahrt erzählt mir die Fahrerin Kerstin, dass Portugal früher Korkeichen und Eukalyptusbäume subventioniert hat, deswegen sind auf der gesamten Fahrt fast ausschließlich diese Bäume, am Wegesrand und auf Feldgröße angebaut, zu sehen. Im ersten Moment denkt man „sieht schön aus der Wald“ aber im zweiten Blick sieht man, dass eine Monokultur ein Leben für andere Pflanzen / Lebewesen unmöglich macht. Da der Eukalyptusbaum sehr stark den Boden auszerrt, bleiben so gut wie keine Nährstoffe mehr übrig, ein hinzugeben dieser ist dann ein muss und zwingt den Menschen mit Chemikalien etc. wieder gegen die Natur zu arbeiten.
Käferbefall und toter Boden machen den Menschen wieder zum Sklaven seiner eigenen Fehler. :(
Darum zieht es auch viele junge Portugiesen aus der Region weg in die Stadt, sie sehen leider einfach keine Perspektive mehr dort, obwohl das Land nur gute Pflege brauch um wieder renaturiert zu werden. Und genau das ist es, wo Tamera mit gutem Beispiel voran geht!

Dann endlich kurz vor Tamera sehe ich ein Schild, auf dem ganz groß, in verschiedenen Sprachen, steht:
Tamera
Ein Heilungsbiotop ist eine Gemeinschaft von Menschen, Tieren und Pflanzen, deren Beziehungen auf Vertrauen, Kooperation und gegenseitiger Unterstützung beruhen.

Ich bin beeindruckt und freue mich auf die vier Wochen :)
Natürlich war ich auch etwas verunsichert, weil ich ganz alleine dort war und niemanden kannte. Aber das legte sich ganz schnell.


Am Campus (Ausbildungsstätte für Gäste) angekommen lass ich meine Taschen erstmal am Wegesrand stehen und werde in die Küche geführt, ich frage noch ob ich die Taschen wirklich da stehen lassen kann, nicht das jemand etwas klaut?! Silvio (arbeitet an der Rezeption und empfängt die neuen Gäste) lächelt mich nur an und sagt „keine Angst da nimmt keiner was weg“ :)
In der Küche bekomm ich erstmal noch etwas vom Abendessen und unterhalte mich ein bisschen mit Silvio, danach führt er mich kurz über den Campus und zeigt mir den Schlafraum, Toilette (Komposttoiletten), Dusche etc.
Am nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück, beginnt um 7 Uhr eine Vortrag (Matinee), die Teilnahme war wie bei allem freiwillig, dort werden verschiedene Themen behandelt, wie z.B. das lernen als Kind. Wie lernen Kinder, spielend und aus der Neugier heraus, einfach so ohne viel Anstrengung oder das es ihnen irgendwie nicht gefällt. Wir haben als Kinder eine Gabe, die wir über die Jahre (beginnend in der Schule) wieder abtrainiert bekommen aber der Zugang zu dieser Gabe ist uns nie verschlossen wir entfernen uns nur immer weiter davon. Wie wir diese wieder zurück bekommen, dafür gibt es viele Wege, wir müssen es nur wirklich wollen und uns darauf konzentrieren und anfangen zu fühlen. Auf jeden Fall sehr anregend und erweiternd die Matinees
Diese Matinees finden glaube, 3 oder 4 mal die Woche statt. Ansonsten gab es auch ab und zu mal nachmittags einen Vortrag in der Aula oder ein mal die Woche ein Treffen im Steinkreis. Für mich aber absolut super interessant, da hier auch weltpolitische, globale und spirituelle Themen behandelt werden. Im Steinkreis versammelten wir uns und sprachen z.B. über J apan (A tom K atastrophe), G riechenland (Pleite), I srael und P alästina (Kampf zwischen J uden und M oslems) und das wir den Menschen vor Ort viel Kraft senden und alles erdenklich Gute wünschen, wir nahmen einfach Anteil an ihrem Leid und ich war mir dessen bewusster als je zuvor.
Am Ende durfte sich jeder zu einem Stein setzen der ihm gefällt und seine tiefsten innersten Wünsche in ein kleines Stöckchen sagen, dieser wurde dann verbrannt und somit die Wünsche symbolisch freigelassen und an das große Ganze gesendet!


Meine ersten Tage:
Den ersten Tag nutzte ich um mir einen kurzen Überblick über das Gelände zu verschaffen (immerhin 134 Hektar). Silvio gab nachmittags eine Führung durch Tamera (Auf jeden Fall ein muss für jeden Neuankömmling, so kann man sich super gut ein Gesamtbild machen).
Wir haben und das politische Aschram, die einzelnen Seen (insgesamt 5 Stück – 5 weitere sind dieses Jahr noch in Planung), das Solar Village und die Gärten angeschaut. Was mich sehr beeindruckt hat, waren die Spiegelreflektoren mit denen, ohne Strom, reines Sonnenlicht auf einen bestimmten Punkt reflektiert wurde und somit einen bis zu 600 grad heißen Strahl erzeugten, dieser wurde dann meistens zum Kochen genutzt. In der Teepause haben wir oft unseren Tee damit gekocht



Am zweiten Tag ist mir dann schon ein bisschen langweilig und ich Frage nach Arbeit. Silvio stellt mir Erik vor, Erik ist ebenfalls Praktikant und nimmt mich am nächsten morgen mit in den Garten. Arbeitszeit ist Montag bis Samstag von 8 Uhr – 12 Uhr, um 10:30 Uhr ist eine Teepause für ca. 15 min. mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten
Johanna und Thomas sind die Leiter im Garten und erklären uns wie wir was machen, Fragen beantworten sie jederzeit gerne.
Arbeitsdruck gab es zu keiner Zeit, wenn man einen Fehler gemacht hat ist es nicht so schlimm, keiner meckert oder sagt dir etwas schlechtes, die Menschen dort sind sehr dankbar für die Unterstützung. Jeden Tag vor und nach der Arbeit stellen wir uns in einen kleinen Kreis und Johanna oder Thomas sprechen ein paar Worte:
„Wir fühlen unsere Füße wie sie den Boden berühren und fühlen die Verbindung zur Erde, wir bedanken uns für diesen schönen Tag, wir danken für Regen/Sonne, wir danken für die helfenden Hände (Praktikanten) und wünschen uns viel Kraft und Freude für diesen Tag. Die Natur möge uns verzeihen, wenn wir hier kurzzeitig Schaden anrichten, sie weiß, dass wir hier etwas Besseres schaffen wollen und das wir alles nur zum Wohle der Pflanzen, Tiere und Menschen machen. Mögen die Pflanzen gut wachsen, der Boden sich mit Wasser vollsaugen und Mineralien speichern und mögen die Tiere ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten. Danke und Amen. Aho!! (Kraftausdruck den wir gemeinsam sprachen)“
Ich habe immer die Augen geschlossen und mir alles bildlich vorgestellt und den Worten intensiv gelauscht, es fühlte sich absolut gut an und man ging viel bewusster an die Arbeit, vor allem aber mit einem lächeln und mit Freude. Es diente auch dazu einfach im Jetzt zu sein, nicht mit den Gedanken bei irgendwelchen Problemen oder wo anders, nein, einfach nur da sein in diesem Moment und ihn voll genießen und spüren. Mir hat die Arbeit riesigen Spaß gemacht und ich konnte sie wirklich genießen, ich fühlte mich danach oft total ausgeglichen und hatte ein Hochgefühl das ich zuvor nicht kannte (Karma Joga, erklärte man mir später, nennt sich das)
Die Arbeit an sich war sehr vielseitig und wenn einem etwas nicht gefallen hat konnte man das ruhig sagen und man bekam andere Aufgaben. Es wurde gesät, eingepflanzt, geerntet, Hänge vom Bewuchs befreit, Wasserschläuche verlegt, Bäume mulchen (Vorbereitung für den Sommer, hierbei wird Stroh um den Baum herum gelegt damit der Boden von der Sonne nicht zu sehr ausgetrocknet wird) etc. Die Arbeiten die im Garten anfallen sind je nach Jahreszeit unterschiedlich. Im Sommer wird z.B. mehr geerntet (Olivenernte).

Um 13 Uhr ist Mittagessen, je nach Wetterlage wurde entweder auf der großen Terasse im freien oder im Aufenthaltsraum gegessen. Als erstes wurde ein Gong geschlagen als Zeichen dafür, dass das Essen bereitsteht. Dann versammelten wir uns um das Mittagessen und die Köche (meistens 3-4 Leute) erklärten kurz was sie uns leckeres gekocht hatten (vegan). Danach wird applaudiert, als Zeichen der Dankbarkeit und des Lobes, und dann erst wird gemeinsam gegessen. Wenn viele Leute da waren wurden die ersten 10 min. in stille gegessen, einfach aus Rücksicht vor Menschen die sich gerne für das Essen gedanklich bedanken oder einfach kurz in Ruhe das Essen genießen möchten. Wenn man es noch ruhiger mochte konnte man auch an den Hang zum See gehen oder unter einen Baum mit Sitzbänken und dort essen. Wasser und Tee stand jederzeit bereit, das Wasser war aus eigener Quelle gefiltert, der Tee wurde aus den eigenen Kräutern gemacht.
Ich hätte niemals gedacht, dass ich so viel Gemüse essen würde und es auch noch so lecker schmecken kann. Vorher hätte ich niemals gekochte Zwiebeln oder Lauch gegessen, dort aber, vielleicht auch weil ich riesigen Hunger hatte , hatte ich kein Problem damit. Ab und zu gab es auch eine Art Bolognese Soße mit Soja, geschmacklich hervorragend, im ersten Moment dachte ich es wäre Fleisch in der Soße. Soja als Fleischersatz ist wirklich super.
Teller waschen machte dann jeder für sich, es gab mehrere Becken zum spülen, und ab und zu habe ich für andere auch mal mit abgewaschen, wenn ich sehr nette Gespräche am Mittagstisch hatte oder einfach ein paar Freunde, die ich über die Zeit gewonnen hatte, sich überfressen hatten :) Im Gegenzug wurde mein Teller dann auch ab und zu mal von anderen mit sauber gemacht.

Täglich um 15:30 Uhr – 17:00 Uhr war Praktikantentreffen im kleinen Seminarraum. Die Telnahme war auch hier freiwillig.
Die ersten 10 min. wurde nur getanzt, kam mir ziemlich strange vor aber ich nahm es erstmal so hin. Danach setzten wir uns in einen Kreis und der oder die Gruppeleiter gaben ein Thema vor oder erzählten einfach eine schöne Geschichte. Wir konnten dann dazu Fragen stellen oder selber Erfahrungen etc. weitergeben. Die letzten 30min etwa war der Kreis offen und man konnte in die Mitte gehen und einfach erzählen was einen bedrückt oder besonders gefällt. Manchmal hat man ja diese Momente wo man sich einfach mal mitteilen möchte oder einfach über Dinge sprechen muss um sie besser zu verarbeiten. Wenn man fertig erzählt hat wurde applaudiert und andere konnten aufstehen und was zu deinem Erzählten sagen, entweder wie sie selbst die Situation sehen oder wie sie dich sehen als Mensch oder welche Erfahrungen sie in dem Bereich gemacht haben. Ich merkte ganz schnell, dass jeder Mensch in etwa die gleichen/ähnlichen Probleme / Gedanken hatte, das führte dazu das ich mir fast keine Gedanken mehr darüber machte ob das was ich Denke oder die Probleme die ich habe überhaupt jemanden interessieren oder er sie nachvollziehen kann. In erster Linie ging es bei der Gruppenarbeit rein darum Vertrauen untereinander aufzubauen. Man muss nicht jeden Menschen dort mögen, mit ihm Zeit verbringen oder ihm ein Freund sein. Aber es soll Vertrauen da sein, denn hast du kein Vertrauen in einen Menschen können leicht negative Gedanken, Vorurteile / Verurteilungen entstehen und diese zerstören das miteinander, das Zusammenarbeiten, das gegenseitige Unterstützen / sich wieder hochziehen, sich gegenseitig ohne Erwartungen einfach zu helfen und sich eine schöne Zeit schenken. Stellt euch vor wie es wäre ihr würdet in auf der Strasse laufen und jeder Mensch der einem begegnet, würde dir einfach so oder wenn du ihn anlächelst, ein lächeln zurück schenken und du hättest vertrauen wie zu deiner Familie zu diesen Menschen, auch wenn du ihn nicht kennst. Ein wunderbares Gefühl! Für Angst, Selbstzweifel und Schuldgefühle ist dann hier kein Platz mehr. Jeder Mensch wäre um einiges glücklicher!! Und ist es nicht das was sich jeder Mensch eigentlich wirklich vom Herzen her wünscht, glücklich sein und Leid vermeiden?!

Abends war dann Zeit sich mit anderen Praktikanten zu unterhalten / kennen zulernen. Es wurden Filme geschaut, Musikjams veranstaltet und es gab auch eine Tanz in den Mai Feier. Am Wochenende ist die Bar geöffnet, dort gibt es Kuchen, Tee, Fair Trade Schokolade, Schnaps/ Wein/ Bier und Chips für kleines Geld. Die Barabende waren immer sehr gesellig, es wurde Musik gemacht, Brettspiele oder Karten gespielt, getanzt, gelacht oder einfach nur erzählt oder draußen am Lagerfeuer gesessen und die schöne Nacht und die vielen Sterne genossen.

Nach ca. 2 Wochen habe ich mich in Tamera richtig wohl gefühlt, ich kannte nun viele Leute und die Tagesabläufe waren bekannt, das Wetter war toll und ich war im großen und kleinen See am Campus oft schwimmen. Am großen See gab es zwei Kanus, sehr schön zum allein oder auch zu zweit sein, relaxt auf dem See rumpaddeln und einfach nur die Natur genießen. Um den großen See herum standen viele Obstbäume und Sträucher, die sind jetzt vielleicht 5-10 Jahre alt, in den nächsten 10-20 Jahren wird dort ein Paradies entstehen, eine essbare Landschaft wie Sepp Holzer sagt (Sepp Holzer ist Ö sterreicherischer Bergbauer aus dem L ungau und Permakultur Spezialist, er unterstützt Tamera im Bau von Wasserlandschaften und Gartenanbau - für mehr Infos einfach mal bei Google „Sepp Holzer“ eingeben)
Schade war das nach den zwei Wochen schon einige Leute wieder abgereist sind, da die Praktika hier zum 01. und 15. im Monat beginnen. Dafür kamen dann aber neue Leute, neue Eindrücke und neue Gedanken.
Die Vielfalt der Menschen und der Erfahrungen ist überwältigend, ich habe Menschen aus Ö sterreich, S chweiz, H olland, S panien, P ortugal, U SA, I srael, P alästina, K olumbien und B rasilien kennengelernt (es gab sicherlich noch mehr Nationalitäten dort). Das schöne daran war, es war ziemlich egal wo du herkommst oder welcher Religion du angehörst, was du arbeitest oder wie viel Geld du hast, auch wie du aussiehst und dein Kleidungsstiel war vollkommen egal! Im Vordergrund standest immer du als Mensch, deine Gefühle und Gedanken, und jeder Mensch war interessant auf seine Weise. Tamera hat bei vielen Menschen, so auch bei mir, eine große oder auch kleine positive Veränderung hervorgerufen, ich wüsste nicht das einer dort gegangen wäre ohne etwas Positives mitzunehmen. Für mich war es total inspirierend Menschen zu begegnen, die wissen, das es ein wirklich schönes, erfülltes Leben geben kann ohne viel Materialismus oder viel zu Besitzen, und die wissen das der größte Schatz des Lebens in einem selbst steckt. Menschen die das machen was sie wollen, die alles machen was sie wollen ohne einem anderen Lebewesen absichtlich zu schaden oder ihm im Weg zu stehen.
Ich habe dort einen 16 Jährigen getroffen der mit dem Fahrrad von Deutschland nach Tamera gefahren ist, von der Sorte gab es einige dort, dass hat mich echt inspiriert.

Ich hab einen Engländer, Jack, kennen gelernt der die ersten 3 Wochen immer mal wieder mies drauf war. Er ist, so hat er mir später erzählt, mit dem M otorrad viel rumgekommen und musste sich oft auf der Strasse mit den Autos messen und es wurde oft keine Rücksicht auf ihn genommen. Was in Ihm diese irgendwie fiese Art hochkommen ließ, es vergingen kaum Tage an denen er nicht irgendwie total unpassende, provozierende Kommentare abließ oder einfach mal einen Stock von einem 10 Jährigen (Jona) , mit dem Kommentar das er besser aufpassen solle, zertrat. Ich mied ihn, weil ich negative Energie spürte und das es nicht der Zeitpunkt war ihn darauf anzusprechen, ich wollte eigentlich nichts mit ihm zu tun haben. Irgendwann sah ich Jack mit ungekämmten Haaren, drei Tage Bart und einem grinsen im Gesicht, ich war verblüfft und wusste direkt das sich in ihm etwas geändert hat, ich spürte es einfach und ein gewisses vertrauen entstand in mir. Ich saß also mit Jona, wie so oft, am Tisch und spielte „Mensch ärgere dich nicht“ als mir die Idee kam Jack einfach zu Fragen ob er mitspielen möchte, Jona war begeistert und hatte ihm die Aktion mit dem Stock schon lange verziehen und vergessen. Jack spielte mit uns und wie soll es auch anders sein, Jona hat uns beide natürlich abgezockt  Jack nahm es sehr gelassen und war sehr freundlich während des gesamten Spiels. Als ich danach noch ein bisschen mit Jona rumtobte ging er plötzlich zu Jack, zog sein T-Shirt hoch und blubberte (ihr kennt das sicherlich von Kindern, Mund an den Bauch pressen und feste pusten) Jack schaute im ersten Moment total überrascht und fing dann an aus vollem Herzen zu lachen, diesen Moment werde ich nie vergessen, Jack sah einfach nur glücklich aus und freute sich total, was wiederum mich auch total gut stimmte und mir ein lächeln auf die Lippen zauberte :)
Die letzte Woche habe ich mich mit Jack super verstanden, er hat mir viel von sich erzählt und ich ihm viel von mir, im Garten haben wir ab und zu rumgeblödelt. Er war derjenige der mich erkannte, der an mir sah wie ein Auge dem ganzen Leben in Tamera sehr kritisch und beobachtend gegenüberstand und wie das andere Auge alles genoss und einfach nur glücklich war. Er war der einzige der mir das so gesagt hat und ich erkannte in diesem Moment das es tatsächlich so war!
Nichts desto trotz habe ich dort noch viele andere sehr gute Menschen kennen gelernt und viel von Ihnen gelernt, ich bin allen dafür sehr dankbar das ich die Zeit mit Ihnen verbringen durfte. Ich denke heute an nichts schlechtes aus Tamera zurück, alles hat Sinn gehabt und sollte so sein, alles hat mich bereichert und alles zu erleben war eine der schönsten Erfahrungen die ich je in meinem Leben gemacht habe.


Danke an alle die den Text lesen und ich hoffe ihr fühlt euch gut dabei :)
Bei Fragen immer raus damit, ansonsten könnt ihr unter www.Tamera.org die Gemeinschaft selber mal anschauen und ein bisschen stöbern.


Liebe Grüße
Peace&Love
Ben



[Wow - Herzlichen Dank Ben für Deine Infos und persönlichen Erfahrungen in dem portugisischen Friedensdorf Tamera Community - LG Astrid :)]
Wer nicht den tiefen Sinn des Lebens im Herzen sucht, der sucht vergebens. Kein Geist, und sei er noch so reich, kommt einem edlen Herzen gleich.
-Friedrich von Bodenstedt
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