Auswandern in Dritte Welt mit wenig Geld u. ohne Ausbildung?

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paukipaul
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Auswandern in Dritte Welt mit wenig Geld u. ohne Ausbildung?

Ungelesener Beitrag von paukipaul »

Ein Tipp (zum Auswandern):

Sprache können auf mindestens Arbeitsniveau
10000 Euro gespart haben
hinfahren und mit Arbeitgebern reden
ne Ausbildung haben.

In dritte Welt Ländern brauchste nicht soviel Geld und auch keine Ausbildung.
zb: mach ein Kino in N ouhadhibou in M auretanien auf, oder ein mcdonalds.

Kostet dort 100 Euro im Monat und ist bestimmt brechend voll.



[Beitrag und nachfolgende Antworten aus dem Thema: Auswanderer - was habt Ihr durch Auswanderung gewonnen? einzelthematisiert - für detaillierte Tipps und Hinweise für Auswanderwillige siehe bitte: Worauf zu achten ist bei der Auswanderung - Astrid]
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mahimahi
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Auswandern in Dritte Welt mit wenig Geld u. ohne Ausbildung?

Ungelesener Beitrag von mahimahi »

paukipaul hat geschrieben:In dritte Welt Ländern brauchste nicht soviel Geld und auch keine Ausbildung.
Das halte ich für eine krasse Fehleinschätzung!

Je grösser der "kulturelle Graben" zwischen deiner Welt und der des Gastlandes ist, desto mehr Zeit und Geld wirst du investieren müssen - und sei es nur durch die Fehler, die du aus Unkenntnis machen wirst. Auch wenn die "Grundkosten" auf den ersten Blick geringer erscheinen.

Und das ist nur einer der vielen Gründe, warum soviele Aussteiger mit "ner todsicheren Sache" scheitern.
paukipaul
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Auswandern in Dritte Welt mit wenig Geld u. ohne Ausbildung?

Ungelesener Beitrag von paukipaul »

Von mir aus. In M auretanien könnte ich für 100 Euro im Monat einen Computerladen aufmachen und damit Geld verdienen.

Das geht in K anada nicht, da brauch ich ne Ausbildung zum Geld verdienen.
Patrick_
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Auswandern in Dritte Welt mit wenig Geld u. ohne Ausbildung?

Ungelesener Beitrag von Patrick_ »

Und wie viel verdienst du dann mit diesem Computerladen im Monat? :roll:
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mahimahi
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Auswandern in Dritte Welt mit wenig Geld u. ohne Ausbildung?

Ungelesener Beitrag von mahimahi »

paukipaul hat geschrieben:In M auretanien könnte ich für 100 Euro im Monat einen Computerladen aufmachen und damit Geld verdienen.
Ich bezweifle das.

Vielleicht reicht das für die Grundkosten (Miete, Wasser und evtl. Strom), und du hast vielleicht kein Personal oder zahlst nur 1Euro am Tag für einen shop keeper - aber du brauchst: Arbeitsvisum, Business License (Nachweis von entsprechendem Startkapital ist inzwischen weltweit üblich), bei einem Imbiss ein Gesundheitszeugnis, du brauchst Security, damit sie dir nicht deine Ware unterm Hintern weg klauen, du bezahlst als Ausländer diverse Schmier- und Schutzgelder (insbesondere in den grossen Städten), du musst deine Ware importieren (Computer? schnell veraltende Technik? wirklich??) und zahlst nicht nur den Einkauf, sondern auch Kapitalkosten auf dein Lager, Fracht, Frachtversicherung, Zölle, Importsteuern, Ausfallrisiko (ausser du verkaufst nur gegen cash), Versicherung (Diebstahl, Feuer, Plünderung/Riots nicht vergessen!).

Du musst ca 6 Monate rechnen, bis der Shop anfängt "zu laufen". Du brauchst Knowhow, denn ein Grossteil deiner Kunden will erstmal kein Neugeschäft, sondern Ersatzteile, Reparatur und Service, weil sie dich testen. Du musst Werkzeug dafür kaufen und Leute besorgen, die Hardware, Software und Netzwerkkenntnisse haben (heutzutage). Du brauchst eine Import-/Einkaufsquelle, die billiger ist oder bessere Qualität liefert, als die bereits ortsansässigen Konkurrenten (meistens gut organisierte Chinesen, Inder, Indonesier, die "Bulk" einkaufen und Sourcing Pools betreiben, zu denen du als Europäer und Neuankämmling keinen Zugang haben wirst).

Du hast nur ein schmales Marktsegmant als Kundschaft, da sich das Gros der Bevölkerung bei einem durchschnittlichen pro-Kopf-BIP von unter $1.000 gar keine PCs leisten kann - also musst du Beziehungen aufbauen zu Firmen, Organisationen, Staat und gut betuchten Einzelpersonen, die in der Regel den Kram selbst aus Frankreich oder übers Internet importieren.

Wenn du meinst, mit einer H amburger Bratbude fährst du besser, solltest du wissen, dass wenn du "Mc D onald" Lizenznehmer werden möchtest, du eine Qualifikation und Startkapital mitbringen musst und eine Franchise Lizenz erwerben musst. Du kannst es natürlich auch "McPaule" nennen, aber auch dort musst du unternehmerische Kosten kalkulieren, die über Miete, Strom, Wasser und Gas hinausgehen.

Insgesamt gesehen mögen viele dieser Kosten in Industrieländern höher sein, als in sog. Entwicklungsländern. Dafür sind auch die Profitmargen entsprechend schmaler und dein Nettoverdienst wird entsprechend niedriger ausfallen, dh ein Return on Investment dauert entsprechend länger, was bedeutet, du brauchst einen langen Atem und ein paar Dollar auf der hohen Kante als Notfallreserve...


Was mich an deinem Ansatz "In Dritte Welt Ländern brauchste nicht soviel Geld und auch keine Ausbildung" noch stört, ist die Behauptung, dass man in Dritte Welt Ländern angeblich keine Ausbildung braucht, weil es da anscheinend sowieso keine qualifizierten Arbeitskräfte gibt und die sowieso "jeden nehmen", der vorbei kommt - jeden Weissen sowieso. Wenn du dich da mal nicht täuschst...

Gruss,
Mahimahi
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Astrid
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Auswandern in Dritte Welt mit wenig Geld u. ohne Ausbildung?

Ungelesener Beitrag von Astrid »

Hallo :)

Paukipauls Aussage könnte dann stimmen, wenn ein Einwanderer über eine Fähigkeit oder ein Dienstleistungsangebot (auch ohne zertifizierte Ausbildung) verfügt, für das vor Ort zwar eine Nachfrage existiert, die aber von niemandem bedient werden kann.

Unterwegs haben wir keine Handvoll semiprofessioneller Beispiele dafür kennen gelernt - einer davon war ein ehemaliger Segler mit Elektronik-Kenntnissen, ein d eutscher Metzger bzw. Bäcker, ein G rieche, dessen Pita in der Karibik reissenden Absatz fand... Die Geschäfte haben überwiegend von Mund-zu-Mund-Propaganda gelebt. Reich ist damit kaum einer geworden [s.a. verwandtes Thema: Tonga: Existenzgründung - im Fitnessbereich?]

Ohne einen Stock an Erspartem zu haben, mit dem man - wie von Mahimahi treffend beschrieben - ein Geschäft aufziehen kann, leben viele Einwanderer langfristig eher von der Hand in den Mund, wenn sie das Leben vor Ort generieren wollen / müssen. Eine vorübergehend lukrative Phase mag da sicher möglich sein. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass ein langfristiger wirtschaftlicher Erfolg eher seeehr selten ist. Auch weil sich schnell lokale Nachahmer finden, die ihm / ihr Konkurrenz machen oder weil die aus der Heimat gewohnten Ansprüche nicht ausreichend reduziert werden können und allein dadurch die Lebenshaltungskosten für Ausländer gerade in Drittwelt-Ländern IMMER über denen von Locals liegen.

Ausserdem gilt: Wohin man als reisender "Nicht-Tourist" auch kommt - niemand hat auf Dich gewartet und die Sozialgemeinschaft vor Ort ist bislang auch ganz gut ohne Dich zurecht gekommen. Und auch oder gerade in Drittwelt-Ländern schwingt in touristischeren Regionen bisweilen regelrecht Enttäuschung mit, wenn sich der vermeintlich geldbringende Tourist als mittelsparender bzw. Einkommen generierender Weisser entpuppt.

Daher skeptische Grüße
Astrid
Eine fremde Kultur ergründen zu wollen, ist wie der Versuch, den Horizont zu erreichen... Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat - doch der Blick zum Horizont ist ein anderer. [A. Bokpe]
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mahimahi
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Auswandern in Dritte Welt mit wenig Geld u. ohne Ausbildung?

Ungelesener Beitrag von mahimahi »

Astrid hat geschrieben:Paukipauls Aussage könnte dann stimmen, wenn ein Einwanderer über eine Fähigkeit oder ein Dienstleistungsangebot (auch ohne zertifizierte Ausbildung) verfügt, für das vor Ort zwar eine Nachfrage existiert, die aber von niemandem bedient werden kann.
Hallo Astrid.

Paules Kernaussage war, dass er ein (wie auch immer geartetes) "Ladengeschäft" eröffnen will, das Ware verkauft - also Handel betreibt (dazu zähle ich mal der Einfachheit halber auch das Kino, da auch dort Investitionen in die "Betriebsmittel" wie Maschinen und Waren, wie Filme, etc. zu leisten sind).

Du hingegen sprichst von Dienstleistungen (Service), die in der Regel bedeuten, dass man das verkauft, was man "zwischen den Ohren" hat - oder in den Armen, ohne gross in eine Betriebsausstattung oder Waren investieren zu müssen. Da Gehirnschmalz meiner Erfahrung nach immer etwas besser entlohnt wird als Muskelschmalz, kommt eine Ausbildung, erlerntes Wissen und Können sowie ein gewisses Mindestmaß an Praxis (= Erfahrung) dabei allerdings sehr zu Nutzen.

Ich stimme dir und Paule zu, dass man dazu nicht unbedingt eine zertifizierte Ausbildung verfügen muss. Der Nachweis einer solchen hilft aber ungemein. Der gelebte Beweis praktischer Kenntnisse und Fertigkeiten hilft dann sicherlich in solchen Ländern, irgendwo auch ohne Jodeldiplom "einen Job" zu bekommen.

Die Kernaussage habe ich aber als Umsetzung einer selbständigen Beschäftigung verstanden. Wenn du eine Arbeitserlaubnis (Business License) für ein selbständiges "Gewerbe" haben willst und nicht nur als Angestellter (Employment Permit) arbeiten willst, dann musst du (sofern du nicht illegal arbeiten willst) deine Qualifikation nachweisen. Das ist selbst in einem relativ ungeregeltem Land wie Tonga der Fall - und ihr als Mediziner werdet da sicherlich auch eure Erfahrungen haben, wie das so ist, mit dem Qualifikationsnachweis.

Einem illegal arbeitendem Metzger, Bäcker, Automechaniker etc. wird in der Regel die "lokale Konkurrenz" ziemlich schnell die Polizei auf den Pelz schicken, wenn das eigene Geschäft plötzlich durch das "neue Angebot" oder die "neue Qualität" zu leiden beginnt. Das Nachahmen kommt erst dann, wenn der Neue ein legales Business betreibt und sich nicht verjagen lässt... *smile

Sollte es also, wie du sagst, wirklich eine Nachfrage bzw einen Bedarf geben, der bisher von keinem lokalen Anbieter befriedigt werden konnte, so hat man wahrlich eine Marktlücke entdeckt, die man füllen könnte. Ich kenne in Tonga ungefähr 268 Marktlücken - das Problem: Ich bin meist der Einzige, der sie als solche wahrnimmt... oder evtl noch ein paar weitere Ausländer... Es fehlt an Optikern, wirklich GUTEN Kfz-Mechanikern, französischem Käse, deutschem Bier usw.

Ein Bedarf alleine heisst aber noch lange nicht, dass du ihn zu marktfähigen Preisen befriedigen kannst. Deutsches Bier importieren - kein Problem. Eine Flasche würde allerdings das fünffache des aus dem benachbarten Ausland importierten H**neken kosten. Wer kann - und wollte - sich das leisten?

Zudem ist es schwierig, ein ausreichendes Einkommen aus einer oder auch mehreren Marktlücken zu generieren, weil - wie du geschrieben hast - ...
Astrid hat geschrieben:... die aus der Heimat gewohnten Ansprüche nicht ausreichend reduziert werden können und allein dadurch die Lebenshaltungskosten für Ausländer gerade in Drittwelt-Ländern IMMER über denen von Locals liegen.
Da kenne ich zwar ein paar rare Ausnahmen, aber prinzipiell gebe ich dir Recht. (Ich glaube dieses Thema haben wir irgendwo anders schon im Forum).

Zudem habe ich kein Stück Land, auf dem ich mein Gemüse anbaue (hätte auch keine Zeit und Lust dazu), auf dem meine Hühner und Schweine herumlaufen und auf dem mein Haus steht - wie es die Locals haben - ich muss Miete bezahlen und auch sonst alles, was ich esse und trinke - und wenn ich mal eine TK-Pizza haben will, dann zahle ich das Ding zum Preisniveau des Landes aus dem es importiert wurde (teuer!), zuzüglich Seefracht, Zoll und einer fetten Marge des Importeurs (sehr teuer!). Ich habe auch keine 12-köpfige Familie, die sich die Arbeit teilt und wo jeder sein kleines finanzielles Scherflein beiträgt - Ich muss alles aus einem einzigen Einkommen finanzieren.

Ich will ja keinen davon abhalten, aber mit wenig Geld und ohne Ausbildung ist es meiner Meinung nach verdammt schwer, und man sollte sehr vorsichtig sein, mit solchen vereinfachten Globalaussagen wie oben falsche Hoffnungen zu wecken.

LG
Mahimahi
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