Wie verändert das Internet die Erfahrungen des Reisens?

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joklys
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Wie verändert das Internet die Erfahrungen des Reisens?

Ungelesener Beitrag von joklys »

Hallo zusammen,

ich mache mir gerade Gedanken über ein Thema, was mich auch selbst betrifft. Mit wachsender Verfügbarkeit des Internets nahezu überall auf der Welt verändert sich auch unser Reiseverhalten.

Zum Beispiel...
- Der Kontakt nach Hause ist schnell und oft gratis verfügbar via Skype, facebook, E-Mail etc.
- Informationen über Ziele können oft ausführlich vorher eingeholt und Fotos betrachtet werden, teilweise kann sogar virtuell in den Straßen herumgelaufen werden (street view).
- Mobile Geräte, Smartphones, iPads etc erfassen die Umgebung und bieten in realtime Infos, Tipps und Werbung an.
- Auf Blogs und social media wird oft direkt von den Erlebnissen erzählt, verfügbar für die ganze Welt.

Das sind ja alles feine Dinge - doch frage ich mich, inwiefern die Informationsflut und Kontaktmöglichkeiten die Erfahrungen einer Reise beeinträchtigen.

- Geht Abenteuer verloren, wenn man schon vorher alle Infos hat?
- Wird menschlicher Kontakt weniger (z.B. wenn alle vor ihren laptops sitzen statt sich zu unterhalten)
- Reist man/Verhält man sich anders, wenn man sich schon dabei überlegt, wie man daraus einen Bericht auf dem Blog macht?

Würde mich interessieren, was ihr dazu denkt!

Liebe Grüße,
Johannes


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http://reisedepesche.de
Helga63
Kiebitz
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Wie verändert das Internet die Erfahrungen des Reisens?

Ungelesener Beitrag von Helga63 »

Hallo Johannes
ja das Internet verändert das Reise, diese Veränderung sind aber nur Antworten auf ein verändertes Leben
Ich habe dazu im Eingangsbereich zu meinem blog im Dezember 12 was geschrieben:

Reisen hat sich verändert, es wird nicht mehr spontan einfach drauf losgefahren, egal wohin, egal wieweit. Die Zeit ist zu kostbar geworden, der Urlaub steht unter Erfolgsdruck, die kurze Zeit muss effizient genutzt werden. Mit Hilfe von Wetter-Apps wird tagesgenau die Wetterlage gecheckt und mit Hilfe von allgegenwärtig verfügbaren Informationen aus dem Internet werden die Wege anderer ausgewertet um den optimalen eigenen Weg zu finden. Wir folgen den Spuren anderer, wir legen neue Spuren, wir verändern und verbessern die vorgefundenen Routen um diese dann wiederum anderen zur Verfügung zu stellen. Reisen im Schwarm und doch alleine – Schwarmintelligenz auf Reisen sozusagen.

Darum geht es hier (gemeint ist der Blog) – den Spuren anderer zu folgen und neue Spuren für andere zu legen.

Das klingt modern und neu, ist es aber nicht. Seitdem Lebewesen diesen Planeten bevölkern, bewegen sich diese – oft synchron in großen Populationen – auf immer wieder neuen, den veränderten Bedingungen angepassten und optimierten Wegen. Die Menschen tun nichts anderes, die großen Handelsrouten und Pilgerpfade sind durch jahrhundertelange Überlieferungen optimiert und weitergegeben worden, gleiches passiert aktuell in der digitalen Reisewelt – die Intelligenz des Schwarmes entscheidet über das wie und wohin und optimiert sich dabei ständig selbst.
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www.traces-of-travelling.com
paukipaul
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Wie verändert das Internet die Erfahrungen des Reisens?

Ungelesener Beitrag von paukipaul »

Ich glaub nicht dass sich wirklich was verändert hat, weil man ja trotzdem selber reisen muss und das nicht den Computer machen lassen kann.

Ich muß trotzdem feilschen wenn ich Obst kaufen gehe, und die Kamera wird geklaut, und man kreigt Tee angeboten, mein Zelt ist kaputt und es regnet, und die blöde Batterie von dem Smartphone ist sowieso alle, und das Internet ändert nicht viel dran, dass ich hunger habe oder frieren tue.

Und ich kann immer noch nicht übers Internet herausfinden, ob ich von Stadt a zu Stadt b mit dem Boot fahren kann. reisen kostet immer noch Geld, man wird immer noch belabert, und und und

Ich bin froh wenn ich Reisen bin, weil da kann ich endlich mal OHNE internet auskommen, ganz einfach weil es oft garkeins gibt da wo ich bin
Ich habe AS und deswegen Probleme mit der Dudenkonformen Rechtschreibung.
Außerdem komm ich oft als Arrogant und überheblich rüber. Das bin ich nicht und ich kann auch nichts für jemandes negative Gefühle.
Macht das mit euch selber aus.
jot
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Wie verändert das Internet die Erfahrungen des Reisens?

Ungelesener Beitrag von jot »

Ich finde es gibt schon ein paar Veränderungen - und das obwohl ich ja erst reise seit es auch schon Internet gibt.
Aber zu Anfang (meiner Zeit) hat man in den Hostels häufig nur ein oder zwei PCs mit Internetanschluss gehabt um den sich dann viele Leute gescharrt haben um nach Hause zu schreiben oder Recherche zu möglichen Reiserouten/-zielen zu betreiben. Da gab es lange Schlangen und wer nicht gerade am PC war (vielleicht sogar gemeinsam mit anderen etwas gesucht hat) musste im Gemeinschaftsraum zwangsläufig warten und ein bißchen Smalltalk betreiben ;)
Vermutlich nicht viel anders als ganz früher (vor meiner Zeit) die lange Schlange vor dem Telefon oder den besten Reiseführern in Druckform.

Mittlerweile hat aber jeder ein eigenes Smartphone wenn nicht sogar Laptop dabei und nutzt das Hostel-WLAN.
Die ehemals knappe Ressource "Informationen" bzw. "Kontakt nach Hause" sind nun unbegrenzt verfügbar.
Das wirkt sich teilweise positiv aus... niemand hat böses Heimweh, jeder kann die besten Informationen und Tipps erhalten, wird vor Gefahren und Betrugsmaschen gewarnt, kann schnell nach dem Wetter gucken, Fahrgemeinschaften bilden, günstig Equipment kaufen, sich ggf. online sogar mit anderen an Treffpunkten verabreden... umgekehrt kann es aber auch ein totaler Kommunikationskiller sein, hab schon Hostels erlebt wo alle nur auf ihren Zimmern im Bett mit Laptops gelegen haben und die Gemeinschaftsräume total verwaist oder nur zum Aufladen der Elektronik genutzt wurden (weil's auf dem Zimmer nicht genug Steckdosen gab).

Unterm Strich würde ich aber nicht mehr auf das Internet verzichten wollen - es ist einfach zu praktisch ;)
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Eliane
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Wie verändert das Internet die Erfahrungen des Reisens?

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Ich denke gerade weniger ans Reisen, als an einen längerfristigen Auslandsaufenthalt. Und den Kontakt mit Zuhause.

Ja - das hat sich gravierend verändert in den letzten - sagen wir 20 Jahren.
Damals gab es noch gar kein Internet (für jedermann), Fax war z.B. in Osteuropa ein absolutes Luxusgut, internationale Telefonate mussten weitgehend angemeldet werden mit Wartezeiten zwischen 12 und 24 Stunden. "Man" schrieb Briefe - von Hand, die per Schneckenpost (den Ausdruck hätte damals wohl noch niemand verwendet ;-) ) verschickt wurden.
Wenn ich heute bei uns Austausch-Studierende oder unsere AuPair-Mädchen beobachte. Die kommen nach 2 oder 5 Monaten immer noch nicht im Gastland an, selbst wenn sie die Sprache einigermaßen beherrschen.
Sehr viele sind von einer permanenten Angst verfolgt, zu Hause etwas zu verpassen. Hätte ihnen früher ein Freund per Brief mitgeteilt, dass er "jetzt gleich" auf eine Party ginge, dann wäre selbige Party beim Eintreffen des Briefs schon längst vorbei gewesen - na und? Heute lassen sich viele junge Leute von einem (übertriebenen?) Heimweh beherrschen, weil sie in Echtzeit Stimmen von der Party hören, ohne aber dabei sein zu können.

Ich will die modernen Kommunikationsmittel nicht vollends verfluchen, nutze sie ja selbst auch, um Kontakt in meine Heimat zu halten, um mich über die deutsche Tagespolitik zu informieren, was ich für meinen Job benötige.
Aber mir scheint durch diese ständige Erreichbarkeit, durch die permanente Möglichkeit sich Informationen zu beschaffen, nimmt man sich sehr viel vom hautnahen Erleben einer anderen Kultur.
Klar ist es klasse, wenn man sich den Zugfahrplan nebst Fahrkarte schon online raussuchen und kaufen kann. Aber der Gang zum Bahnhof, das entziffern des Fahrplans, das Radebrechen am Schalter.... gibt das nicht doch irgendwie auch ein Bild über das bereiste Land?

Ein weiterer Punkt scheint mir noch zu sein, dass wir als Menschen nicht in der Lage sind, endlos viele Sozialkontakte zu pflegen.
Je mehr ich in meiner Heimat aufrecht erhalte, umso weniger habe ich Ressourcen im Gastland Freundschaften aufzubauen und zu halten.
Wer viele Stunden pro Tag beschäftigt ist, Facebook-Kommentare zu lesen/schreiben, ein paar Blogs regelmäßig zu verfolgen, seinen eigenen aktuell zu halten, vielleicht noch einem Forum anhängt und noch obendrein Reiseinformationen recherchiert, ja wann will derjenige denn dann das Land und seine Leute kennenlernen?

Naja - ein paar Gedanken einer alternden Expat... deren Eltern seinerzeit erst vier Wochen später erfahren haben, dass ich überhaupt angekommen bin... Deren Eltern aber auch selbst für 4 oder 6 Wochen Fernreisen unternommen haben, ohne ihre damals noch minderjährigen Tochter je aus dem Reiseland anzurufen.
Keine Nachrichten sind gute Nachrichten sagte man zumindest früher.
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Theresa01
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Wie verändert das Internet die Erfahrungen des Reisens?

Ungelesener Beitrag von Theresa01 »

Ich denke das gerade durch das Internet viel mehr Menschen auf die Idee kommen langfristig zu reisen eben WEIL man nicht von der anderen Welt abgeschnitten ist und somit die Chance hat den Kontakt zu Hause zu halten. Wenn man großes Fernweh hat und einen Freund zuhause oder Ähnliches wird es schwierig im neuen Land glücklich zu werden. Man sollte sich schon auf das neue Land konzentrieren und das Internet weitest gehend zuhause lassen. Ich habe zumindest kein Handy unterwegs dabei wenn ich in einem neuen Land bin. Aber Internet um zuhause mal die Eltern zu kontaktieren und Freunden zu schreiben finde ich vollkommen okay. Es ist auf jeden Fall sehr aufregend, aber durch das Internet finden solche Reisen viel leichter und schneller statt. Was ja auch ein positiver Punkt ist.
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