Hallo,
wenn ich an etwas zu Zweifeln gelernt habe, dann an den Informationen vom Auswaertigen Amt! Ich habe schon zu vielen Leandern vorher Reisewarnungen gelesen und nach eigenem Erleben waren sie immer zumindest uebertrieben, wenn nicht gar grundlos. Eben gerade deshalb, weil es ein Amt ist, dass sich fuer alle Eventualitaeten absichern muss.
Bis ich nach Papua Neuguinea gekommen bin.......
Zitat: "Papua Neuguinea ist schließlich kein Haufen Spitzbuben, die sich den ganzen Tag gegenseitig ausrauben."
Das ist leider genau mein Eindruck von Papua Neuguinea, wobei ich "Spitzbuben" zu niedlich finde und durch "Raskol" (Bandit)- und "ausrauben" durch "umbringen" ersetzen wuerde.
Was man sich klar machen muss ist, das Papua Neuguinea ein fast geschlossenes Land ist: Es gibt keine Flugverbindung und keine Schiffsverbindung ins benachbarte Indonesien. Die Flugverbindung ins "nahe" Darwin gibt es wohl auch nicht mehr. Stattdessen sind die naechsten Flughaefen von Port Moresby nun Manila und das weit entfernte Sydney. Diese Fluege kosten jeweils ca. 1000 Dollar.
[Siehe dazu bitte auch das Thema: ->
Billigste Möglichkeit von Indonesien nach Papua Neu Guinea?]
Viele Orte im Inland sind dann abermals nicht mit Strassen mit der Aussenwelt verbunden. Man muss also von Port Moresby erneut im Inland fliegen.
[Siehe dazu bitte auch das Thema: ->
Papua Neuguinea: Transport nur per Flug oder auch über Land?]
Es ist also fuer die Einheimischen sehr teuer das Land zu verlassen. Da allein schon 85 % der Bewohner Subsistenzwirtschaft betreiben und fast keinen Zugang zu Bargeld haben, kann sich einen Auslandsaufenthalt fast ueberhaupt niemand leisten.
Umgekehrt kommt kein Auslaender nach Papua Neuguinea. Ich habe waehrend meines ganzen Aufenthalts, ausser den Missionaren, keinen einzigen Touristen und keinen einzigen Gastarbeiter oder anderweitigen Auslaender gesehen. Der einzige Grenzuebergang nach Indonesien ist fast verwaist und wird kaum benutzt, warum auch immer.
Diejenigen, die kommen und kamen, sind eben Missionare. Das sind aber seltsame christliche Sektierer, die selbst an Wunder und Gesundbeten usw. glauben.
Was ich sagen will ist: mangels Schulbildung und rationaler Einfluesse von der Aussenwelt hat sich an der Kultur und dem Glauben der Einwohner wenig geandert. Als die ersten Missionare aber in den 50er Jahren eintrafen, da waren alle PNGler noch kriegerische Kannibalen. Den Stammeskaempfen waren drei viertel der maennlichen Bevoelkerung zum Opfer gefallen. Was eben auch im Umkehrschluss bedeutet, dass jeder ueberlebende Mann bereits im Schnitt 3 Maenner, eine Frau und ein Kind mit den eigenen Haenden getoetet hatte.
Ausloeser von Konflikten waren oft Krankheiten. Da aber nach dem Glauben der PNGler Bakterien und Viren nicht existieren muss fuer jede Krankheit ein boeser Zauberer verantwortlich sein. Dieser muss gefunden und umgebracht werden, spaetestens um den Tod eines Angehoerigen zu raechen.
Und an der Kultur des Toetens hat sich mangels anderer Einfluesse kaum etwas geandert. Alle sind jetzt Christen, da aber die Missionare so eine absurde Form des Christentums vertreten, laesst sich der Glaube an Schwarzmagie und Jesus ohne Widersprueche miteinander in Einklang bringen.
Ich war nur 9 Tage in Papua Neuguinea. Dann bin ich geflohen. In den neun Tagen habe ich jeden, ich wiederhole: jeden einzelnen Tag mindestens einen Akt von brutaler Gewalt und/oder Eigentumsdelikten gesehen. Am ersten Tag ein Feuergefecht zwischen Raskols und Polizei von ca. 5 Minuten. Angeblich hatten die Raskols die Polizeistation mutwillig angegriffen und die Polizisten haetten in Selbstverteidigung geschossen. Das ist zumindest, was man mir erzaehlt hat. Und das in der idyllischen Kleinstadt Vanimo. Am zweiten Tag hat ein Typ auf dem Parkplatz eines Supermarktes, morgens vor 12, an nem Wochentag direkt vor mir versucht einen anderen Typen im Streit mit einer Axt zu erschlagen.
Mir wollten sie spaeter das Portemonnaie stehlen. Auf einem einsamen Pfad im Dschungel bin ich an einem anderen Tag von Raskols ueberfallen worden. Ein 12jaehriger hat seine Mutter mit der Axt bedroht und ein Bruder seine Schwester mit der Machete. Tagsueber hat ein Typ auf der Hauptstrasse in Vanimo eine Frau (seine Frau?) verfolgt. Als er sie eingeholt hat, hat er sie niedergeschlagen und in aller ruhe brutal verpruegelt. Keiner hat die Polizei geholt. Keiner hat eingegriffen. Alle auf der Strasse haben begeistert bis teilnahmslos zugeguckt. Als wenns was normales waere. Das ist es aber auch: siehe dazu auch mein Zitat aus dem Wikiartikel ueber Papua Neuguinea unter dem Thema
Papua Neuguinea: Als alleinreisende Frau in Papua Neuguinea? .
Die Gegend, in der ich unterwegs war, die Gegend suedlich von Green River am Oberlauf des Sepik, ist angeblich erst 2009 befriedet worden. Davor hat ein Krieger names Wakin die Bewohner des Dorfes Buna, so zumindest die Berichte der Missionare, immer wieder mit Pfeil und Bogen angegriffen und im Laufe seines langen Lebens unzaehlige getoetet.
Ich hatte nach all dem Erlebten ziemlich schiss.
Moeglich, dass ich auch ein bisschen Pech gehabt habe. Aber ich bin 2012 und 2013 in P akistan gewesen. Und habe 2015 I rak, T imor L este und A fghanistan bereist. Mit Abstand am unsichersten habe ich mich in Papua Neuguinea gefuehlt.
Wobei das Risiko auch immer mit der Reiseart zu tun hat: Ich bin Backpacker und immer alleine ohne Reisepartner und ohne professionelle Guides und viel zu Fuss unterwegs. Ich schlafe fast nie in Hostels, sondern immer bei Leuten. Und ich gehe bis aufs Land bzw. in den Wald und halte mich nur selten laenger in Stadten auf.
Andererseits habe ich, obwohl ueberzeugter Atheist, die Naehe der Missionare gesucht. Von denen habe ich mich den Bigmen in der Gegend, also den "Haeuptlingen" vorstellen lassen. von denen habe ich mir dann jeweils einen Sohn als Begleitung mitgeben lassen, bis ich zum naechsten Bigman wechseln konnte. Und die Soehne habe ich dann ganz anstaendig als Führer entlohnt, um keinen Frust aufkommen zu lassen.
Ich hatte also durchaus Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Was die Soehne nicht daran gehindert hat, mich ueberfallen zu lassen.
Hinsichtlich einer potentiellen Reise muss also jeder selbst wissen, was er macht. Mit Hilfe von Geld und Profis, also Reiseveranstaltern und Guides laesst sich sowieso alles sicherer bis total sicher organisieren.
Ansonsten denke ich, dass wir im Westen nur deshalb so wenig von den Gefahren in Papua Neuguinea hoehren, weil es verdammt weit weg ist und eben wirklich kaum jemand hinfaert um hinterher was zu erzaehlen.
In Papua sind die Leute heute ausgesprochen friedlich und von der nicht kriegerischen Kultur ist sogar mehr erhalten und der Kontakt dadurch soager interessanter, als in PNG.