Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Worüber man in der Welt-Reise-Community so spricht / sprechen sollte, wo Du Reisethemen diskutieren, von Deinem Fernweh daheim oder Heimweh unterwegs berichten - oder auch außerhalb Deines Vorstellungsbereichs einfach mit anderen Mitgliedern der Weltreise-Community "labern" kannst... (Keine Reise-Infos hier!)
Forumsregeln
Ob als Urlauber oder Hardcore- Traveler: Reisen bildet und ändert das Bewusstsein. Freier Austausch unter Betroffenen.
Hier im Plauderbereich der Reisecommunity aber bitte KEINE konkreten Reiseinfos fragen oder posten, denn die gehören einzelthematisch in den Reise-Info-Pool. sodass sie als Sachthemen ergänzbar, aktualisierbar und für andere hilfreich findbar bleiben. Danke!
Benutzeravatar
Christian.Rio
Reise-Geburts-Helfer
Beiträge: 278
Registriert: 19 Feb 04 13:54

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von Christian.Rio »

So, es ist bei mir nun soweit, die Zelte abzubrechen. Nach eineinhalb Jahren verschwendeter Zeit habe ich meine depressive Dauertiefphase soweit bezwungen, um wieder Perspektiven zu sehen. Den ganzen Schlamassel komplett aufzurollen und darzulegen, würde mehrere Seiten verschlingen. Kurz zu meiner Lebenslaufbahn: Nach dem Abitur war ich planlos, bin erst einmal Taxi gefahren. Danach hab ich ne Ausbildung zum gemacht und hinterher studiert. Klassische, studienbezogene Berufserfahrung außerhalb der Ausbildungszeiten und mal abgesehen von Ferien-, Studenten- und Gelegenheitsjobs und der Taxifahrerei habe ich nicht. Ich habe für alles länger gebraucht, was mit meiner recht üblen Kindheit bzw. Jugend zusammenhängt. Nun ja, ich will hier nur noch raus. Bei meiner Mutter im Haus zu wohnen ist der Horror. Nach dem Reiseabbruch hatte mich das alles hier ganz tief in ein Deproloch gerissen, alte Kindheitswunden aufgerissen, etc. Am Ende hatte mir das soviel Energie entzogen, dass die unfreiwillige und eigentlich nur als Kurzaufenthalt geplante Wohnzeit im Haus meiner Eltern zu einem Fiasko wurde und ich in die schon erwähnte Depression verfiel. Ich brauche dringend Abstand und muss wieder einen klaren Kopf bekommen. Es hat viel Zeit gekostet, mich wieder aufzurichten. Und jetzt, da ich die Kraft gefunden hab, mich wieder rauszuziehen, wäge ich eben noch die Optionen meines Absprungs ab - will aber nicht zu lange darüber grübeln!

Natürlich juckt es mich immer noch, eine Reise zu starten. Ich habe auch wirklich Lust dazu und würde danach auch auf keinen Fall mehr in das Haus meiner Eltern zurückkehren. Und irgendwie frage ich mich nun doch, welche Reihenfolge geschickter ist: Jetzt sofort losziehen oder erst einmal ein paar Jahre arbeiten? Durch die Verzögerungen nach meinem Studium, habe ich (abgesehen von der Reise, die ich abbrechen musste als mein Vater gestorben ist) eine "Lücke" von gut zweieinhalb Jahren im Lebenslauf. Mir persönlich ist das ja eigentlich schnuppe. Aber mal ganz realistisch betrachtet, versuche ich das natürlich auch für die Zukunft zu beleuchten. Nehmen wir mal an, ich starte nun zu einer 1-2jährigen Reise. Die "Lücke" (aus Arbeitgebersicht) wird immer größer. Und ich denke eben schon, dass es dann sehr schwierig oder gar fast unmöglich werden könnte, einen einigermaßen guten Job zu finden. Ich weiß zwar, dass ich nicht unbedingt in dem Beruf arbeiten möchte, den ich studiert hab. Aber es geht ja darum, dass ich am Ende nicht dastehe und nur noch die ganz üblen Jobs bekomme, nur weil ich so eine Lücke im Lebenslauf hab. Soweit ich das gesehen hab, gibt es doch schon ein paar Jobs, die mir Spaß machen könnten und bei denen mir meine Fachrichtung weiterhilft, auch wenn ich nichts mehr direkt damit zu tun haben möchte. Ich frage mich schon, ob ich mir diese Möglichkeiten verbaue, wenn ich eine Weltreise an erste Stelle setze und dadurch die Lebenslauf-Lücke immer größer wird.

Es ist eben so ein Konflikt zwischen Vernunft und Gefühl des Moments. Einerseits: "Den Ball flach halten und alles langsam angehen" und anderereseits: "Man könnte ja morgen schon tot sein, warum also warten." Derzeit habe ich weder Job noch Freundin noch sonst irgendwelche Verpflichtungen. Zudem habe ich schon Lust, nochmal eine große Reise zu starten - nicht zuletzt auch deshalb weil ich die ursprüngliche nach kurzer Zeit schon abbrechen musste. Da gibt es noch Nachholbedarf, weil diese Hummeln immer noch im Hintern sitzen. Durch die Restkohle und etwas Geerbtes wäre auch das Geld dafür vorhanden. Aber wie gesagt, will ich es auch mit Bedacht angehen und nichts überstürzen.

Ich habe mir nun mehrere Optionen überlegt, aus welchen ich eine auswählen möchte:

1.: Die Weltreise sofort machen, danach nach Irland zum Arbeiten
2.: direkt nach Irland, um dort zu arbeiten; die Weltreise dann in circa 2-3 Jahren starten
3.: ab nach Spanien, um dort zu arbeiten und die Sprache zu lernen; nach 1-2 Jahren dann weiter nach Irland, um dort dann auch 1-2 Jahre zu arbeiten; danach die Weltreise. Die Spanien-Idee ist deshalb, weil ich sehr gern Sprachen lerne und mir fließend Spanisch nur dienlich sein kann in Irland.
4.: In Deutschland bleiben, z.B. nach Berlin ziehen. Einen konkreten Plan hierfür habe ich aber nicht wirklich. Aber vielleicht würde das aus anderen Gründen Sinn machen?! Mir fallen keine ein, außer dass es natürlich leichter ist, sich als Deutscher in Deutschland zurechtzufinden. Nehme ich mir mit meinen Plänen, im Europa-Ausland zu arbeiten, evtl. zuviel vor?!

Rein "objektiv" und realistisch betrachtet denke ich, es ist natürlich besser, erst einmal zu arbeiten. Mit Berufserfahrung tut man sich nach einer Langzeitreise mit Sicherheit wesentlich leichter, einen Job zu finden. Die Gefahr, dass den Personalchefs die Lücke zu groß ist, ist dann auf jeden Fall geringer. Die andere Überlegung hingegen zielt in die Richtung, dass ich jetzt so ungebunden bin. Zudem weiß man natürlich nicht, in welche Fahrwasser man kommt in der Zukunft. Faktoren wie Job, evtl. Freundin und sonstige unabsehbare Dinge könnten die Welt bis dahin natürlich wieder ganz anders aussehen lassen. Aber gut, das sind unbekannte Aspekte und zählen jetzt erstmal nicht. Einzig und allein die Abwägung der Reihenfolge "Job, dann Reise" oder "Reise, dann Job" sind momentan ein Thema für mich.

Für jede Art von Anregungen, Erfahrungen, Meinungen bin ich sehr dankbar. Insbesondere würde mich interessieren wie ihr über meine Überlegungen zu der "Lücke im Lebenslauf" denkt, ob ihr auch denkt, dass die Gefahr groß ist, viel damit zu verbauen. Ich bin nämlich schon 33 Jahre und somit in den Zeiten des Jugendwahns auch nicht mehr allzu interessant für den jungmenschenverschlingenden Einsteiger-Arbeitsmarkt. Personalchefs denken eben in den Bahnen des industrialisierten Denkens. Und um die kommt man - wenn man nicht reich oder selbständig ist - in aller Regel erstmal nicht umher. Natürlich kann man sagen, dass man sich am besten keine Gedanken über die Zukunft macht. Aber ganz so radikal (oder naiv?) will ich dann eben doch nicht handeln. Ein wenig Vernunft gehört auch zum Leben. Nu ja, ihr wisst ja schon, was ich meine. Die Antwort werde ich mir selbst geben müssen. Aber ich hoffe hier darauf, den ein oder anderen Gedankenanstoß miteinbeziehen zu können.

Christian
haegar340
Kiebitz
Beiträge: 2
Registriert: 26 Mai 06 18:30

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von haegar340 »

hi christian,
mach dir nich den kopf um die *lücke*, begründe die einfach und gut ist. bin u.a. personalentscheider, wenn ich eine schlüssige begründung für fehlzeiten lese ist es für mich ok.

ciao und viel glück
haegar
Goya
WRF-Mitglied
Beiträge: 15
Registriert: 28 Jan 06 21:42

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von Goya »

Hallo Christian,

Was sagt denn dein Herz?

Du schreibst, dass du eine längere depressive Phase überwunden hast, jetzt machst du dir Gedanken über neue Aktivitäten. Weltreise oder Karriereplanung, das sind grundsätzlich mal zwei verschiedene Dinge, wobei sich natürlich auf einer Weltreise auch etwas ergeben könnte.

Fühl doch mal in dich rein, was willst du für dich in deinem Leben? Warum willst du ins Ausland (zum Arbeiten oder auf Reise)? Ich finde es ganz wichtig, den wirklichen Grund zu wissen, warum man sich etwas wünscht. Es kann bei näherem Betrachten unter Umständen ein ganz anderer Grund sein als der, den man grad im Kopf hat.

Ich bin auch 33 Jahre alt, habe auch seit ca. 2 Jahren eine Phase, die man sicherlich als leicht depressiv bezeichnen könnte und träume seit ich damals 6 Wochen in NZ war auch immer von einer Weltreise. Ich stehe im Berufsleben, verdiene gut, finde aber keine wirkliche Erfüllung in meinem Job. Von meinen Rahmenbedingungen könnte ich im Prinzip sofort los in die große weite Welt. Ich spüre aber für mich, dass ich hier, wo ich jetzt bin, noch etwas für mich zu regeln und zu lernen habe. Wenn ich dass bewußt für mich getan habe, dann bin ich auch reif für die Reise und weiß, dass ich sie dann ganz anders genießen kann, als wenn ich jetzt einfach Hals über Kopf aufbrechen würde.

Alles was ein Mensch für sich als Problem empfindet, bleibt in dir, egal an welchem Ort der Welt man sich aufhält. Ich möchte damit einfach nur sagen, dass ich mich sehr genau prüfe, ob ich vor etwas flüchten möchte, wenn ich von der Reise träume, oder ob ich mir einen tiefen inneren Wunsch erfülle.

Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass es wahrscheinlich schwerer fällt, den Absprung wieder zu finden, wenn man sich beruflich in einer guten Position niedergelassen hat. Finanziell scheinst du ja vorerst versorgt zu sein, damit hast du eigentlich alle Möglichkeiten. Du willst nicht in deinem gelernten Job arbeiten, könntest also das Kapital nutzen, um eine andere Ausbildung (Studium) zu machen und dir damit langfristig eine Lebenssituation schaffst, die dir Erfüllung gibt, du kannst es aber auch nutzen um eine Weltreise zu machen, die dir wieder ganz neue Blickwinkel geben kann....

Also, was sagt dein Herz :?:

liebe Grüße

Goya

PS Ich antworte bewußt auf deinen Beitrag, weil ich deine Situation und
die Gedanken sehr gut nachvollziehen kann.
Benutzeravatar
Christian.Rio
Reise-Geburts-Helfer
Beiträge: 278
Registriert: 19 Feb 04 13:54

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von Christian.Rio »

Hallo Goya,

danke für deine ausführlichen Zeilen. Einige deiner Anregungen sprechen genau die Problematiken an, die bei diesem Entscheidungsprozess auf mich wirken.

Also das Arbeiten ist ja zunächst für mich nur ein Mittel zum Geldverdienen. Aber ich hatte so die Idee, erstmal wieder "runterzukommen" von dem Psychostress, den ich die ganze Zeit hatte und noch habe (weil ich noch nicht hier raus bin aus dem Haus). Wie soll ich sagen - ich brauche erstmal eine Art Heilungsphase. Ich hätte schon längst hier raus sollen, fand aber nicht einmal mehr die Kraft, um die kleinsten Kleinigkeiten anzugehen. Ein Teufelskreis, den ich nun schleunigst durchbrechen will, solange ich noch in einer günstigen Emotionslage stecke. Danach kann es nur noch bergauf gehen.

Wie du war ich in Neuseeland und hatte dort eine Zeit verbracht, die mir gezeigt hat, dass mich die Wunden meiner Kindheit noch nicht ganz zerfressen haben. Das erste Mal überhaupt in meinem Leben blühte ich wieder auf und fühlte mich voller Energie und lebendig. Damals bin ich auch mit einigen Problemen im Kopf losgezogen. Das war aber nach 1 Monat alles wie weggeblasen und ich sah das Leben (und auch das Leben nach der Reise) mit frischen und positiven Gedanken. Es ist aber wohl keine Frage einer Reise, sondern einfach, dass ich hier weg muss. Ich will nicht davonlaufen, aber Fluchtpotential ist natürlich schon dabei. Ist ja auch natürlich. Ich flüchte ja nicht vor mir, sondern will den alten Mist hinter mir lassen, den meine Eltern in meiner Kindheit veranstaltet haben. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass der Reisedrang nicht hauptsächlich darauf gründet. Ich bin auch vom Typ her so beschaffen und blühe stark auf, wenn ich unterwegs bin und neue Dinge entdecken kann. Deshalb natürlich auch der Wunsch, im Ausland zu arbeiten, um sozusagen das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.

Noch einmal zu studieren hatte ich auch schon als Idee, aber wieder verworfen, da ich nun doch nicht wirklich mehr Lust habe, noch einmal das System von Hochschulmuff zu durchlaufen. Ich lege wirklich nicht mehr viel Wert auf Karriere usw. Den perfekten Job gibt es ohnehin nicht. Aber klar, ich will auch nicht gerade den letzten Job abbekommen. Daher meine Überlegungen.

Wenn du mich nun so direkt fragst, was mein Herz will... also auf Dauer gesehen ein ganz normales Leben führen - vorzugsweise/probeweise eine Weile (oder für immer?) in Irland, sowie eine tolle Frau treffen :D. Auf jeden Fall aber will ich unbedingt auch noch einmal zu einer großen Reise starten. Meine Überlegungen erstrecken sich momentan einerseits auf Vernunftgründe (Job in der Zukunft, Lebenslauf-"Lücke") und andererseits frage ich mich auch, welche Reihenfolge besser für mich ist, meine innere Heilung zu unterstützen. Sprich: Ist es unter Umständen vielleicht besser, wenn ich erst einmal langsam wieder in einem normalen Alltag ankomme und mir dann, wenn ich wieder klar bin, meine Reisepläne verwirkliche?

Ich denke, das finde ich erst heraus, wenn ich hier raus bin. Meine Sachen sind bereits gepackt, um hier auszuziehen. Da ich nie so etwas wie eine Art Familiennetz hatte, kann ich nur schwer vorübergehend woanders unterkommen. Deshalb muss ich blind von hier weggehen, ohne vorher richtig in mich gehen zu können. Das war ja zuvor auch immer mein Problem. Diese Umgebung hier trägt all die schlechten Kindheitserlebnisse in sich, lähmt mich, nimmt mir sämtliche Energie und macht mich einfach nur krank. Ich bin froh, dass ich den Aufschwung gefunden hab, mich da jetzt - hoffentlich erfolgreich - herauszuziehen. Es war ein Teufelskreislauf und in höchstem Maße pathologisch paradox. Durch dieses Gelähmtsein schaffte ich es nicht, den Ort zu verlassen, der mich so eben so gelähmt hatte. Den neuen Ort möchte ich nun mit Bedacht wählen - soweit das eben geht.

Liebe Grüße

Christian
sdy
WRF-Förderer
Beiträge: 114
Registriert: 05 Jul 06 20:55

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von sdy »

Hallo Christian,

die *Lücke* sehe ich wie haegar ebenfalls nicht so dramatisch...mit einer guten Begründung: kein Problem! (bin auch i.W.S. aus dem Personalbereich). Ganz unproblematisch ist es allerdings auch nicht, denn Dein Lebenslauf ist schon recht "wild" und wenn da jetzt noch ein paar Jahre "hier und da" mit Reisen, Hilfsjobs etc dazukommen...hmmmh!?
Und ein gewisses Alter hast Du ja auch schon erreicht :-)

Also ich will Dir keinesfalls den "Wind aus den Segeln" nehmen, fühl mich aber geradzu verpflichtet diese "nüchterne", unromatische Analyse abzugeben...(auch wenn Sie natürlich keine Anspruch auf Richtigkeit haben kann, zumal mir Hintergrundinformationen - z.B. Beruf - fehlen).
Wichtig ist - da geb ich Goya recht - was DIR wichtig ist!

Wenn Du letzten Endes doch ein "bürgerliches" Leben mit gutem Job suchst, wäre es wohl schon gut jetzt erstmal Berufserfahrung zu sammeln...wo auch immer (Auslandserfahrung ist nie schlecht!!!) ...insofern hört sich für mich Deine Variante 2 nicht schlecht an. Aber es gibt auch andere Lebenskonzepte, hier auf dieser Seite findest Du ja einige, und die hören sich fürwahr auch nicht grade soooo schlecht an! :P
So, dass war meine ganz persönliche Sicht zu Deiner Frage, vielleicht hilft es ein wenig beim für-und-wider-abwägen...
Liebe Grüße
sdy
Goya
WRF-Mitglied
Beiträge: 15
Registriert: 28 Jan 06 21:42

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von Goya »

Hallo Christian,

du sprichst davon, dass du den Ort an dem du bist verlassen musst, um Dinge die du in der Kindheit erlebt hast zu heilen oder besser damit leben zu können.

Zitat:
Aber ich hatte so die Idee, erstmal wieder "runterzukommen" von dem Psychostress, den ich die ganze Zeit hatte und noch habe (weil ich noch nicht hier raus bin aus dem Haus). Wie soll ich sagen - ich brauche erstmal eine Art Heilungsphase.

Ich habe aus meiner Kindheit auch ein paar Dinge mit ins Leben bekommen, die mir heute immer wieder Probleme bereiten. Ich bin vor einigen Jahren innerhalb Deutschlands ca. 500 km von meiner alten Heimat und Familie weggezogen. Das war für mich gut und notwendig und hat mein Leben auch bereichert und mich gefordert. Ich bin daran gewachsen. Allerdings habe ich mit diesen grundsätzlichen Problemchen, die ich früher hatte, heute genauso zu tun (und manchmal noch mehr als früher) und daher habe ich dir auch geschrieben, dass das, was man in sich trägt, an jeden Ort der Welt mitgeht. Und was auch immer deine Eltern während deiner Kindheit veranstaltet haben, trägst du in dir!!

Zitat:
Ich flüchte ja nicht vor mir, sondern will den alten Mist hinter mir lassen, den meine Eltern in meiner Kindheit veranstaltet haben.

Es kann sein, dass diese Dinge sich zeitweise nicht melden, weil man Neues erlebt, abgelenkt ist (und das ist ja auf einer Reise der Fall), aber es bleibt, es sei denn man arbeitet diese Dinge sorgfältig auf. Auch dann verschwinden sie nicht, sondern man lernt besser damit umzugehen und zu leben.

Ich bin mal gespannt, wie es bei dir weitergeht. Kannst ruhig mal was über deine Planungen mitteilen, vielleicht ist ein interessanter Austausch möglich...

Grüße
:wink:
Goya
mahon
WRF-Förderer
Beiträge: 289
Registriert: 12 Jun 05 14:42
Wohnort: München und so oft wie möglich unterwegs...

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von mahon »

Hallo Christian,

vielleicht muss es ja gar nicht diese Entscheidung zwischen arbeiten und Weltreise sein...
Mir hat es in einer Krise mal sehr geholfen, Wohnung und Arbeit zu kündigen und 7 Wochen nach Tansania zu fahren. Die ersten 4 Wochen habe ich ein Praktikum in einer Einrichtung für behinderte Menschen gemacht, abends war ich dann alleine in einer kleinen Unterkunft mit viel Zeit zum Nachdenken, Tagebuchschreiben und mich selber wiederfinden. Anschliessend bin ich noch für 3 Wochen gereist und als ich wieder da war, konnte ich mir ein neues Umfeld suchen, war aber nahe genug an allem um mich meinen Problemen zu stellen und sie für mich zu lösen.

Was ich eigentlich sagen möchte: Vielleicht langt dir ja auch eine kürzere Auszeit von 1-2 Monaten um dir klar zu werden welchen Weg du als nächstes gehen möchtest!

Alles Gute für dich und liebe Grüße aus München
Marion
zum virtuellen Mitreisen :-) www.mahonunterwegs.blogspot.com
Benutzeravatar
Christian.Rio
Reise-Geburts-Helfer
Beiträge: 278
Registriert: 19 Feb 04 13:54

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von Christian.Rio »

Hallo Goya, Syd und Marion!

Vielen Dank für eure Zeilen. Ich finde eure Gedanken sehr bereichernd. Anfangs war ich ja noch etwas skeptisch, ob ich hier meine Probleme ein wenig ausbreiten soll. Aber ihr habt mir ein paar wertvolle Anregungen gegeben. Ich finde vor allem auch die Idee mit der 1-2 monatigen Auszeit nicht schlecht. Aufarbeitung und "Runterkommen" ist wichtig. Ich werde euch also hoffentlich bald berichten, wo es mich hingezogen hat :-D. Nochmals lieben Dank an euch!

Christian
Benutzeravatar
Coogar
WRF-Moderator
Beiträge: 758
Registriert: 28 Jun 05 18:29
Wohnort: Córdoba, Argentinien

Erstmal arbeiten oder neuer Versuch einer Weltreise?

Ungelesener Beitrag von Coogar »

Christian.Rio hat geschrieben: 1.: Die Weltreise sofort machen, danach nach Irland zum Arbeiten
2.: direkt nach Irland, um dort zu arbeiten; die Weltreise dann in circa 2-3 Jahren starten
3.: ab nach Spanien, um dort zu arbeiten und die Sprache zu lernen; nach 1-2 Jahren dann weiter nach Irland, um dort dann auch 1-2 Jahre zu arbeiten; danach die Weltreise. Die Spanien-Idee ist deshalb, weil ich sehr gern Sprachen lerne und mir fließend Spanisch nur dienlich sein kann in Irland.
4.: In Deutschland bleiben, z.B. nach Berlin ziehen. Einen konkreten Plan hierfür habe ich aber nicht wirklich. Aber vielleicht würde das aus anderen Gründen Sinn machen?! Mir fallen keine ein, außer dass es natürlich leichter ist, sich als Deutscher in Deutschland zurechtzufinden. Nehme ich mir mit meinen Plänen, im Europa-Ausland zu arbeiten, evtl. zuviel vor?!
Hi Christian,
Die psychologische Seite habt Ihr ja jetzt alle schon soweit beleuchtet: ich würde gerne ein paar praktische Aspekte ansprechen, vielleicht könnte das auch hilfreich sein (ich bin ja selbst vor 2 Jahren von Deutschland nach Irland gezogen zum Leben und Arbeiten):

Erstens: Im europäischen Ausland zu arbeiten ist garantiert nicht zuviel vorgenommen. Diesen Wahnsinnsvorteil innerhalb der EU überall zu leben und arbeiten zu können, sollte man wirklich nutzen. Generell ist es bestimmt nicht schwieriger, woanders zu arbeiten, sofern man einigermaßen die Sprache beherrscht (wobei es auch Leute hier gibt, die überhaupt kein Englisch sprechen und trotzdem nen Job haben :wink: ).

Zweitens: Wenn Du nicht in dem Beruf arbeiten willst, für den Du ausgebildet bist, könnte es evt. schwierig werden, in Irland einen 'guten' Job zu finden, damit meine ich einen, der über Geldverdienen hinausgehen soll. Die Joblage verändert sich hier zusehends und das wird in 2-3 Jahren schlimmer sein, heißt, es wird weniger leicht sein, den Job zu finden, den man will. Wenn Du allerdings nur mal reinschnuppern und ein bisschen Geld verdienen willst, ist jetzt eigentlich eine gute Zeit.

Zum Spanischen: In Irland wirst Du als Deutscher wenig Verwendung für Dein Spanisch finden (obwohl 3 Sprachen natürlich immer gut sind), denn Spanier gibt es hier zuhauf und native speaker werden natürlich bevorzugt, wenn die Sprache im Job angewendet werden soll. Allerdings kannst Du mit Deinem Deutsch hier was anfangen, denn deutschsprachige werden eigentlich recht häufig gesucht (vorausgesetzt Du willst mit Sprachen arbeiten).

Liebe Grüße von der Insel, Coog
What is the use of straining after an amiable view of things, when a cynical view is most likely to be the true one?
G.B.Shaw
  • Ähnliche Themen -> Suchen & dort Nachfragen wenn passend
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Allgemeiner Austausch - Selbsthilfegruppe Fernweh & Heimweh“