sind Wochenenden interkulturell?

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Faraway
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Registriert: 20 Aug 04 19:54

sind Wochenenden interkulturell?

Ungelesener Beitrag von Faraway »

ihr lieben Reisende, heute möchte ich eure Erfharung in allen Ländern der Welt nutzen:
was für uns so selbstverständlich ist, die Woche hat 7 Tage, 2 davon sind mehr oder weniger arbeitsfrei - ist das eigentlich überall so?
Ich weiß natürlich, dass Kleinhändler und "arme" Leute (fast) überall auf der Welt auch Sonntags arbeiten - ich frage hier auch nicht nach irgendwelchen Ladenschlusszeiten, nur danach:

Ist es überall auf der Welt üblich, dass einer der 7 Tage per Gesetz als arbeitsfrei gilt?

Wie sind eure Erfahrungen mit "Wochenende" in Asien, Afrika, Südmerika?
Auf eure Berichte bin ich gespannt!
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JayDee
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sind Wochenenden interkulturell?

Ungelesener Beitrag von JayDee »

Also hier in China trifft das schonmal nicht zu.
Alle Geschaefte, Produktionen usw. laufen am Wochenende so weiter wie normal, das bedeutet das die meisten Leute also auch Arbeiten muessen.
Nur Menschen im hoeheren Berufsstand haben ein freies Wochenende, allerdings auch nicht alle.
Ich kenne auch welche die nur Samstags frei haben, dafuer Sonntags arbeiten muessen. Oder manche haben nur Mittwoch frei. Da gibt es wirklich viele Kombinationen :wink: .
Doch ein einheitliches Wochenende, an dem die Wirtschaft brach liegt und die Berufstaetigen Zeit fuer sich haben, gibt es hier nicht.

Man bekommt auch nur die Tage bezahlt die man arbeitet.

Und um das nochmal deutlich zu sagen: Der Grossteil der Bevoelkerung arbeitet die Woche durch, mit vielleicht 5 Tagen Urlaub im Jahr - doch wie immer gibt es auch dort Unterschiede je nach Arbeitgeber, besonders auslaendische Unternehmen sind da etwas grosszuegiger.
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Eliane
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sind Wochenenden interkulturell?

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Hallo,

per Gesetz wage ich zu bezweifeln, dass es arbeitsfreie Tage überall auf der Welt gibt.

Es ist vermutlich eher so, dass es kulturell-religiös bedingt ist, ob ein Tag der Woche als "Feiertag" gerechnet wird.
Im Judentum, Islam und Christentum gibt es das. Bei den Buddhisten bin ich mir dessen schon nicht mehr so sicher, habe zumindest nie davon gehört.

Die andere Seite ist dann eher politisch bedingt, wenn es starke Arbeitnehmervertretungen/Gewerkschaften gibt, die ein Recht auf arbeitsfreie Tage durchsetzen können.

In Russland gilt der Sonntag als arbeitsfrei. Bis auf Behörden, Schulen oder Unis hat aber trotzdem alles geöffnet.
Samstags sind die meisten Behörden geschlossen, manche haben auf, Schulen und Unis haben teilweise Unterricht.
Die freien Tage werden dann in der Regel unter der Woche eingeholt. Viele tun auch z.B. 24Std Dienst und haben dann zwei Tage frei, das ist recht variabel, gilt aber für alles, was irgendwie rund um die Uhr besetzt sein muss: Wachdienste, Miliz, Krankenhaus, 24h-Geschäfte,...

Viele Grüße
Eliane
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MArtin
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sind Wochenenden interkulturell?

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Hallo,

wie sehr wir doch die Bedingungen, in die wir hineingeboren werden, als "normal", Natur gegeben oder gar als zwangsläufig erachten...


In den Regionen, die vom System noch nicht vollständig überrollt sind und in denen Menschen noch (fast) ohne industriell produzierte und "vermarktete" Waren auskommen, ist auch der Arbeitsalltag ein anderer, z.B. weil Geld nicht in entmenschlichenden Prozessen "am Fließband" bzw. abhängig beschäftigt produziert werden muß.

In diesen noch nicht vollständig ausgerotteten Gemeinschaften sucht man vergeblich nach Stechuhren und auch der Wochentag spielt weniger eine Rolle als die Frage, ob gerade "Kundschaft" da ist, ob das Wetter gerade für eine bestimmte Verrichtung passt oder ob das Meer ruhig genug zum Ausfahren ist.

"Arbeit" ist in diesem Setting nicht ein im Wochentakt regelmäßig wiederkehrendes entfremdendes Übel, bei dem man sein sonstiges Leben, seine (Mit-) Menschlichkeit beim Betreten seiner Arbeitsstätte quasi an der Garderobe abgibt, sondern wird unter Erhalt größerer individueller Frei- und Ermessensspielräume, harmonischer in den normalen Lebensalltag integriert.
Pausen, Ruhephasen, Mahlzeiten und "Feierabend" werden nicht nach der Quarzuhr, sondern nach biologischen Notwändigkeiten und individuellen Interaktionen ausgerichtet.

Erzählt man einem solchen Menschen, dass anderswo Millionen von Menschen Schlag 6:30 Uhr Aufstehen, schnell kleine, vorproduzierte, exakt abgewogene Essenseinheiten frühstücken, sich dann in Individualfahrzeuge oder Massentransportmittel setzen, um 50km weiter zu einer fest gesetzten Uhrzeit mit vielen anderen an einem abgeschlossenen Ort mit zirkulierender Luft einzutreffen, um nach einem exakt festgelegten Zeitplan unter Kunstlicht stets wiederkehrende Arbeitsabläufe zu verrichten, und dass sich dies an 5 von 7 Tagen stereotyp wiederholt, wird man großes Erstaunen und Ungläubigkeit ernten: "Warum sollten Menschen anderswo so etwas Verrücktes tun?".
Wahrscheinlich, um nicht "arm" zu bleiben, denke ich mir.


... und wie wenig wir sie doch hinterfragen.


Manchmal erzähle ich den hier frei laufenden Hühnern von ihren anderswo in Legebatterien dahin vegetierenden Artgenossen.
Aber sie verstehen es wohl ebenso wenig, wie Batteriehühner sich ein anderes Dasein vorstellen können als das, in das sie ausgeschlüpft wurden...

Welcher Wochentag heute ist? - Könnte ich ohne Blick auf meine billige Quarzuhr nicht beantworten.
Wochenende oder einen arbeitsfreien Tag? - Habe ich lange nicht mehr gehabt! Aber heh, Leben heisst Arbeiten - doch Arbeiten muß Leben im eigenen Flow nicht zwangsläufig ausschließen.

Liebe Grüße aus einem äquatornahen Pferdestall :)
Faraway
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Beiträge: 112
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Arbeitszeiten bei "entfremdeter" Arbeit

Ungelesener Beitrag von Faraway »

"wie sehr wir doch die Bedingungen, in die wir hineingeboren werden, als "normal", Natur gegeben oder gar als zwangsläufig erachten..."

nein Martin, du hast mich nicht verstanden, ich erachte Bedingungen nicht als "zwangsläufig", sonst hätte ich nicht nach euren Erfahrungen gefragt.

Bei meiner Frage hatte ich weniger Menschen im Kopf, die als Klein- oder Kleinstunternehmer, Bauer oder Fischer für sich sorgen (und die auch in Deutschland andere als die "gesetzlichen" Arbeitszeiten haben) , sondern solche, die in Institutionen arbeiten - Fabriken, Ämtern, usw, eben da, wo Arbeitszeit tendenziell vorgeschreiben wird.

Nebenbei bemerkt wurde unsere "Sonntagsruhe" ursprünglich nicht von der "entfremdeten" Arbeit bestimmt, sondern durch Religion - etwas, das es auch in anderen Kulturen gibt. :wink:

Das war meine Frage:
Welche Übereinkünfte über Arbeits- und Ruhetage (in Produktionsstätten, Behörden, Ämtern) gibt es in euren Reiseländern - und weichen die völlig von der uns bekannten "1 aus 7" Regelung ab?

liebe Grüße und noch viel Spaß im äquatorialen Paradies,
Martina
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Coogar
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sind Wochenenden interkulturell?

Ungelesener Beitrag von Coogar »

Ich kenne das schon auch so, dass Leute, die in Behörden, Banken etc. arbeiten eine Art 5 Tage-Woche haben, also arbeiten, wenn das Institut geöffnet ist.
Verkäufer allerdings nicht, zB, da sind viele 7 Tage die Woche im Laden.
Kommt auch ein bisschen auf den Entwicklungsstand des Landes an und den Laden, obs zB ein Familienunternehmen ist etc.
Auf jeden Fall habe ich auf Reisen festgestellt, dass in vielen Ländern gesetzliche Regelungen weniger greifen als zB in Deutschland und dass Arbeitnehmerschutz häufig nicht existiert.
Arbeitsmoral aber häufig auch nicht :wink:
Grüße, Coog 8)
What is the use of straining after an amiable view of things, when a cynical view is most likely to be the true one?
G.B.Shaw
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Julchen
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sind Wochenenden interkulturell?

Ungelesener Beitrag von Julchen »

In Nepal ist der Samstag der "Feiertag". Schulen sind von Sonntag bis Freitag mittag geöffnet, Ämter und Behörden haben ganz "international" Sa und So geschlossen. Läden usw. haben 7 Tage die Woche geöffnet.

Lieben Gruß
Julchen

PS: In Frankreich war doch früher auch der Montag geschlossen und nicht der Sonntag, oder?
Wo ein Wille ist, mein Herz, da ist auch ein Gebüsch. (Element of Crime)

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