Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Nach längerem Reiseleben ist nichts mehr, wie es vorher war: Die Heimat nicht und man selbst schon gar nicht. Und dann trotzdem: Business as usual?
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Janita
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Janita »

Über dieses Thema mache ich mir auch Gedanken. Ich habe Schule, Studium und ersten Job ohne Pause durchgezogen und kündige zum August, nach 20 Monaten Berufsleben 8) . Natürlich habe ich vor allem bei der heutigen Arbeitsmarktsituation Angst vor der Jobsuche, wenn ich wieder da bin. Andererseits mache ich das ganze ja auch, um mich von den "Regeln" zu lösen und, weil nicht immer alles geplant sein muss. Vor der Rückkehr bzw. den damit verbundenen Unwägbarkeiten habe ich aber trotzdem jetzt schon leichte Panik - typisch Deutsch eben :roll: . Vielleicht lege ich diese Haltung während meiner Reise ja noch ab... Aber wie mein Vorredner schon geschrieben hat:
"Ich wollte mir die Hörner abstoßen, aber jetzt möchte ich sedieren." oder "Aristoteles hatte offensichtlich Recht: Die Erde scheint wirklich eine Kugel zu sein. Ich hab's persönlich überprüft! Das war der wichtigste Punkt auf meiner Liste 'Haben die großen Denker geirrt?'."
Sollte man es zu einem Gespräch geschafft haben, ist eine prise Humor sicherlich das richtige Mittel, um auch bei den ganz konservativen Personalern Interesse zu wecken und die Auszeit/Reise positiv zu erwähnen. Den Aristoteles-Spruch merke ich mir ganz sicher :D

Was ich mich jetzt viel eher frage, wie erwähne ich meine Weltreise im Lebenslauf, den ich der Bewerbung beifüge. Soll ich schreiben " von.. bis.. Weltreise" oder eher die genauen Stationen (mit evtl. Jobs?) oder nur Auslandsaufenthalt (eher nicht, da fragt sich dann wohl jeder, warum ich nicht schreibe, wo im Ausland)? Im Anschreiben zur Bewerbung empfiehlt sich meistens auch ein Satz zur momentanen Situation, d.h. da sollte die Weltreise auch erwähnt sein. Da muss ich mir dann auch was passendes überlegen. Ich denke ich werde meine neue Energie und Motivation dann zum Ausdruck bringen :) .

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie das mit der Jobsuche dann bei mir läuft, aber vielleicht habe ich in meinem Jahr Auszeit auch eine ganz andere Idee, wer weiß... :wink:
Julian
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Julian »

Dem ist glaube ich kaum was hinzuzufuegen!

Ich schliess mich dieser Frage mal an: Wie formuliert ihr das konkret im Lebenslauf?
Julian
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Der_Felix
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Der_Felix »

Bei mir steht die Reise ganz normal als Posten im Lebenslauf wie alles andere: "Monat-Jahr bis Monat-Jahr: (Rucksack-)Reise durch Südamerika, Neuseeland, Australien und Asien" (dahinter steht allerdings noch, "Fotoausstellung zum Thema Weltreise in xxx", was allerdings auch dem geschuldet ist, dass ich als Journalist arbeite und ein wenig Fotoerfahrung da nicht schaden kann).
Im Anschreiben gönne ich der Reise dann meist noch einen Satz, in dem ich beispielsweise erkläre, dass ich durch das Reisen gelernt hätte, flexibel auf unerwartete Situationen zu reagieren o.ä. (um eben den praktischen Nutzen aufzuzeigen und dem Ganzen den Charakter einer reinen Lustreise zu nehmen; hängt aber immer davon ab, wo ich mich bewerbe).

Wird man dann zum Vorstellungsgespräch eingeladen kann man die mit der Reise zudem Zielstrebigkeit demonstrieren. Sinngemäß: ich wollte so eine Reise machen, also habe ich die damit verbundenen Schwierigkeiten überwunden und habe mein Ziel schließlich erreicht. Das ist dann nicht mal gelogen.
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Coogar
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Coogar »

In meinem CV habe ich das auch als 'normalen' Posten untergebracht, mit Hinweis auf Sprachschule und Freiwilligenarbeit. Das muss ja nicht die komplette Zeit abdecken.
Und unter Sonstige Interessen steht auch nochmal Reisen, Sprachen, Kulturen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ernsthaft jemanden abschrecken würde (außer nem Supertraditionalisten).
Lieber Gruß, Coog 8)
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Julian
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Julian »

Okay, das werde ich dann wohl auch machen - dank an euch :-) Wenn ich also wegen dieser Formulierung mal einen tollen Job bekomme kann ich dann ja als WRF-Foederer einsteigen :-)
Julian
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Eliane
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Julian hat geschrieben:Okay, das werde ich dann wohl auch machen - dank an euch :-) Wenn ich also wegen dieser Formulierung mal einen tollen Job bekomme kann ich dann ja als WRF-Foederer einsteigen :-)
Julian
Was aber im Umkehrschluss nicht heißt, dass bei Misserfolg das WRF haftbar zu machen wäre :? :lol:

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Julian
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Ungelesener Beitrag von Julian »

Hahaha! Gute Idee 8) :lol:
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Der_Felix
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Der_Felix »

Hallo!

Derartige Artikel entdecke ich immer wieder, dieser hier aus der heutigen Ausgabe des Tagesspiegel ist auch online nachzulesen. Konkret geht es darum, dass reisebedingte Auszeiten nicht zwangsläufig ein Minuspunkt im Lebenslauf sein müssen.

Im Gegenteil: "Mit einer Rucksackreise könnten sie beweisen, dass sie flexibel, mobil, teamfähig und interkulturell kompetent sind. [...] Rucksackreisen sind nicht ausschlaggebend, um einen bestimmten Job zu bekommen. Aber es kann bei der Bewerbung den kleinen Unterschied ausmachen“
Sowas liest man doch gerne ;-)

Gruß, Der Felix
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Dirk16
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Wie "verkauft" man seine Weltreise im Lebenslauf ?

Ungelesener Beitrag von Dirk16 »

Hi!
Hab vor 10 Jahren auch 11 Monat Weltreise "hinter mich gebracht". Natürlich hatte ich die gleichen Bedenken...aber: man glaubt gar nicht, wie viele Personalverantwortliche auch entweder gerne reisen würden oder sogar gereist sind (reisen im Sinne von "länger als ein Pauschalurlaub").

Letztlich war es dann bei allen Stellenangeboten so, dass das ein prima Aufhänger war, um sich gegenseitig etwas abzuklopfen. Reine Karrieristen sind oft auch Ellbogenkämpfer, die mag keiner so gerne!

So eine lange Reise zu machen bedeutet ja aus Firmensicht (d.h.: Profitmaximierung), dass jemand

-durchaus in der Lage ist, sich in neuen Situationen gegenüber anderen Menschen sicher zu bewegen, ohne anzuecken
-seinen Weg finden kann
-GANZ WICHTIG: sich nicht scheut, neue Herausforderungen anzugehen!
-NOCH WICHTIGER: das dann auch knallhart durchzieht!!! Sein Ziel verfolgt!
-nicht nur träumt, sondern HANDELT!
-in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen!

Und:

-Langzeitreisen sind kein Dauerurlaub, sondern oft harte "Arbeit", ausweglose Situationen werden gemeistert u.ä., man sucht und findet Alternativen und Lösungen, neue Wege
-Sprachen gelernt oder verbessert hat (Konversationsenglisch wird in unseren Schulen total vernachlässigt)
-bereit ist, Opfer zu bringen, um sein Ziel zu erreichen
-der Grund für viele, NICHT zu reisen, sind Ängste und Bedenken...die hat man besiegt. Wenn man eine Langzeitreise gemacht hat, schafft man alles.

Ganz klar wird jeder Personaler oder Vorgesetzter wissen wollen "ob man denn schon an die nächste Reise denke". Da darf man, egal was geplant ist, mit ruhigem Gewissen antworten: "nein, ich wollte das jetzt noch tun, so lang ich noch kann. Die Zeit war reif und es hat gepasst, jetzt hab ich mir diesen Traum erfüllt. Ich wollte auf jeden Fall nach der Zeit x zurückkommen* und kann mich jetzt voll und ganz mit viel Energie auf meine neue Aufgabe stürzen"...oder so ähnlich.

*[Angabe entspricht natürlich ziemlich genau der tatsächlichen Zeit, nicht: "ich wolte eigentlich 3 Jahre, aber nach 1 Jahr war das Geld alle" oder "ich hatte keine Lust mehr", oder "ich wollte nur mal kurz weg und bin dann 2 Jahre rumgeeiert": was ihr getan habt war geplant und ihr habt genau das getan, was ihr euch vorgenommen habt!
Das stimmt vielleicht nicht ganz, aber wenn ihr den Job wollt...schliesslich erzählen euch die Personaler auch nicht, was bei der Firma alles sch... läuft!]

Und wenn man jetzt noch so gewitzt ist, den Fragenden diese Antworten dezent zu servieren, bevor man ausgefragt wird, beweist man auch eine Gewisse "Schläue" und zeigt,
-dass man sich und seine Ideen verkaufen kann (Projektmanagement)
-Dass man vermeintliche Nachteile auch positiv darstellen kann (Marketing!)
-Dass man selbstsicher ist (Führungsaufgaben?)
-Dass man auch an die Folgen seines Handelns denkt ("hab ich mir schon gedacht, dass Sie das wissen wollen...das würd ich auch fragen" ;-) ) (allg. Souveränität)

Kurzum: es zählt weniger, was man gemacht hat im Leben, sondern was man draus macht und wie man sich darstellt. Auf gar keinen Fall Unwahrheiten sagen! Wenn der Gegenüber den Eindruck gewinnt, dass Du Deine neue Aufgabe packst, hast Du gewonnen.

Garantiert: 99% der Jobanbieter werden Dich beneiden, auch wenn Sie es nciht zugeben wollen.


Text in der Bewerbung
: ich würd's nur im Lebenslauf erwähnen, ganz bescheiden. Nicht damit angeben. In dem Bewerbungsschreiben geht's nur darum, warum ihr DIESEN Job wollt und warum ihr meint, dass IHR die richtigen dafür seid. (Möglicherweise hat ein Teil der Reise aber damit zu tun: Sprachen, Reisebranche, Auslandsarbeit o.ä.).

Lebenslauf:
"Datum x-y, Reise x Monate durch die Kontinente A, B, C, öffentlich/Fahrrad/Auto etc., ehrenamtliche Arbeit o.ä.,"

Wenn man im Ausland gearbeitet hat, weil das Geld ausgegangen ist (offensichtlich, je nach Job und Aufenthaltsdauer): war schon vorher geplant. Erfahrung. Interesse an fremden Ländern und Menschen. Hast eine gute Gelegenheit sofort ergriffen und es hat Spass gemacht. Hilfsjobs wie Fruit-Picking in Oz würd ich eher unter den Tisch fallen lassen, wenn es nciht zuuu lang war "Jaa, ich hab etwas gejobbt, aber das war uneffektiv, dafür war mir dann die Zeit zu schade" (effektives Handeln).

Wenn man NICHT gejobbt hat: Reisedauer und -kosten waren auf das Ersparte ausgelegt, man hat sorgfältig gewirtschaftet und ist kostensparend gereist, es hat funktioniert. Und man hat sich natürlich eine gute Notreserve behalten für danach. Man kann ja schliesslich mit Geld umgehen ;-)

Wenn man schon länger sucht: "ich will einen Job, der meinen Vorstellungen entspricht und nicht irgendwas machen. Ich hab ein Ziel und weiss, was ich will." (Sollte man dann auch formulieren können).


Das sind jetzt eher Tips und Erfahrungen für Jobs mit Entscheidungskompetenzen und Verantwortung. Wenn man sich bei McDoof als Frittenschubser bewirbt sieht das natürlich anders aus ;-)
Gruss,
Dirk

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