Reise-Solarladegeräte: PowerTraveller VS Energizer?

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Reisetante83
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Reise-Solarladegeräte: PowerTraveller VS Energizer?

Ungelesener Beitrag von Reisetante83 »

Guten Morgen,

hab jetzt brav hier im Forum noch etwas genauer recherchiert und bin zu dem Entschluss gekommen, mir nun auf jeden Fall ein Solar Ladegerät zu kaufen. Scheinen wirklich sehr praktisch zu sein :)

In meiner engeren Wahl sind nun folgende zwei Produkte:

- POWERTRAVELLER POWERMONKEY-EXPLORER

- ENERGIZER ETG SP1000 SOLAR CHARGER

Kennt jemand von euch eines dieser Produkte und kann mir bitte Empfehlungen / Erfahrungsberichte geben?

Ich danke euch im Voraus!
jot
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Reise-Solarladegeräte: PowerTraveller VS Energizer?

Ungelesener Beitrag von jot »

Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube ich habe das PowerTraveller-Panel schonmal bei Leuten auf meiner Reise gesehen (zumindest war es eins, das ganz ähnlich aussah) und die waren damit nicht sehr zufrieden, da es in der Praxis zuwenig Leistung liefert (verlangt einen strahlend blauen Himmel und Ausrichtung direkt in die Sonne, damit es einigermaßen funktioniert).
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MArtin
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Reise-Solarladegeräte: PowerTraveller VS Energizer?

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Bei der Wahl des Solarladegeräts kommt es ganz auf Deine Anwendungen an, wofür und wieviel Strom und mit welchen Steckverbindungen Du ihn brauchst.
Die meisten Solarzellen produzieren tatsächlich ohne direkte Sonneneinstrahlung deutlich weniger Strom oder gar keinen, sodass die angegebene Leistung (in Watt) des Solarladegerätes Deinen Strombedarf deutlich übersteigen sollte.
Damit fängt eine Rechnerei, wie sie Sphaera auf http://www.reise-forum.weltreiseforum.d ... hp?t=17655 vorexerziert hat und die ich bis ins letzte Jahr soweit mitverfolgt habe, dass mir Sphaeras Wahl viel Sinn gemacht hat.

Solarladegeräte mit kleiner Solarzellenfläche und ohne genaue Leistungsangaben sind eher als Spielzeug zu bewerten, denn das enscheidende Kriterium für's passende Ladegerät sind in erster Linie natürlich seine Leistungswerte und die Möglichkeit zur Zwischenspeicherung von Strom, damit man eine Sonnen-unabhängige Notstromquelle hat.
Insofern sollte vom Hersteller genau die Leistung der Solareinheit wie auch die Speicherkapazität des Akkus beschrieben sein.
Beides habe ich bei den Geräten in Frage nicht finden können.
Die Kundenrezensionen präzisieren nicht, welche Art von "Geräten" sie mit dem Powermonkey geladen haben und die Webseite des Energizers drückt seine Leistung & Kapazität nebulös in "Stunden" aus und vermeidet sogar in FAQ und Manual- .pdf Nennung von Angaben, mit denen man was anfangen könnte.
Daraus kann man leider weder einen Vergleich noch eine Empfehlung ableiten. :(


LG
sphaera
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Reise-Solarladegeräte: PowerTraveller VS Energizer?

Ungelesener Beitrag von sphaera »

Hallo Reisetante83 (übrigens auch mein "Baujahr"!!),

wie du an MArtins Antwort (und, falls du ihn gelesen hast, auch meinem Swisssolarcharger / Solarcard - Thread) gesehen hast, spielen ein paar mehr Kriterien als nur bunte Werbeversprechen, der Endpreis, oder ein Fancy-gadget-look bei der Suche nach einem für dich passenden Solar - Ladegerät eine Rolle. Es kommt sehr darauf an, was du jetzt oder in Zukunft mit dem Ladegerät anstellen willst (Art und Anzahl deiner Verbraucher, Einsatzort der Solarzelle etc. pp) und was du dir von dieser Investition versprichst. MArtin hat mich in einer PM auf diesen neuen Solarthread hingewiesen und gebeten, ein paar Takte sowohl allgemein, als auch zu den von dir erwähnten Produkten zu sagen. Na dann mal los...


1.

Als ich vor mehr als 1,5 Jahren angefangen habe mich mit dem Thema "Solarlader auf Reisen" näher zu befassen, stellte ich nach der ersten Übersichts-Marktrecherche eine Art persönliches, aber dennoch universelles "Pflichtenheft" zusammen, in welchem ich meine Ziele, Möglichkeiten und Erwartungen festsetzte. Dann erst begab ich mich in einer intensivierten Recherchephase auf die Suche nach einem Produkt, das diese Erwartungen weitestgehend erfüllte. Jene Kriterien haben sich nach den zwischenzeitlich gemachten Erfahrungen und dem Mehr an angelesener Information um einige Aspekte erweitert - aber die meisten Grunderwartungen sind so wie festgelegt bis heute geblieben. Diese beinhalten unter anderem Aspekte/Stichpunkte wie:


- Ausbeute im Verhältnis zur Solarzellengröße (insbesondere das Verhältnis von Gewicht zu Preis zu Leistung)
- Gewicht des gesamten Systems
- Usability (u.a. "kann man etwas falsch machen?")
- Wie viele und welche Geräte können geladen werden? Besteht die Chance einzelne Adapter und größere Pufferbatterien, ggf. auch zum Netbookladen nachzukaufen?
- Macht das System und die Firma einen zukunftsorientierten Eindruck?
- Robustheit: Bruchfestigkeit, Wetterfestigkeit, ggf. Biegsamkeit, Kratzfestigkeit usw.
- maximal mögliche Verschattungstoleranz (Ausbeute bei Wolkenhimmel oder ungünstigem Lichteinfallswinkel)
- Erweiterbarkeit des Systems (kein Geld verlieren beim Umsteigen auf nächstgrößere Komponenten)
- werden mir irgendwelche Gimmicks (Taschenlampe, Saugnäpfe für Fensterscheiben usw.) geboten?
- Kann ich den Pufferakku auch extern per Stromnetz/Autoladekabel/Laptop füllen, falls sich keine Gelegenheit ergibt die Solarzelle zu nutzen?
- usw. usf.

Last, but not least: Qualität des Supports (wie gut und wie schnell werden meine Anfragen beantwortet? Gibt es eine Festnetznummer, oder nur teure Servicenummern? Wie flexibel ist man bei der Lieferung ---> in meinem Fall wollte ich damals u.a. eine Lieferung nach Bangkok weil ich schon unterwegs war und weitere Komponenten dazu wollte. Und so weiter...)


2.

Du kannst mir glauben, dass ich mir echt viele Abende und Nächte mit diesem Thema um die Ohren gehauen habe! Ich bin eben sehr gründlich und obendrein ziemlich pragmatisch gestrickt. Was habe ich da nur an Funktionen, Leistung, Lieferumfang, Preisen und Lieferbedingungen verglichen! Irgendwo muß ich noch die vielen karierten Notizblockblätter voller Fakten, Pros und Contras... zu nahezu allen ernstzunehmenden Produkten aus dem "mobilsolaren Bereich" haben - und weißt du was? Kein einziges System war perfekt ;-), denn zaubern kann keines der Solarlis ;-)! Am Ende habe ich zielsicher zu einem Produkt aus der Schweiz gegriffen und meine Entscheidung bis heute nicht bereut.

Das heißt natürlich nicht, dass du meinen *Fund* der Swisssolarcharger ohne eigene Recherche und Vergleich übernehmen mußt. Ich möchte dir vielmehr am Beispiel deiner gewählten Geräte und meiner gemachten Erfahrungen (sowie des zwischenzeitlich angehäuften Hintergrundwissens) möglichst plastisch erklären, warum ich die von dir genannten Produkte nicht besonders spannend und funktionell finde. Und glaube, dass du enttäuscht sein würdest, wenn du sie kaufst.

Da du deinen Ton über deinen Reisestil verloren hast, nehme ich den meinigen als Maßstab.

3.

PowerTraveller (60 Euro+Versand) und Energizer ETG 1000 (?? Euro).

- beide Geräte sind im Vergleich zu ihrer (theoretisch möglichen) Solarleistung extrem schwer (zu dumm, dass jegliche Solarleistung bei beiden Produkten verschwiegen wurde?!). Wir sprechen hier jeweils von 520g und 650g zzgl. Adapter und Kabelgewirr (zu den Sistech Solarzellen möchte ich in diesem Zusammenhang nichts weiter sagen, weil alle nötigen Fakten auf deren Webseite stehen).

- über die Leistung kann man nur mutmaßen - ausgehend von der Tatsache, dass es sich bei beiden Produkten nicht um triple junction cells (effektive Absorption dreier Spektralbereiche, ggf. noch durch eine Reflektorschicht verstärkt), sondern um polykristalline Zellen handeln muß. Diese bestehen aus zusammengepampten Solarzellenbruchstücken, welche ich persönlich eher als Solarmüll betrachte, weil durch die produktionsartbedingten Kristalldefekte ein hoher Prozentsatz an möglicher Leistung flöten geht. Produktionskosten hin oder her... mir erschießt sich nicht, wieso jemand im Reisebereich, wo man doch möglichst wenig herumschleppen möchte, zu Poly-Zellen greifen würde.

- Von der bräunlichen Solarzellenfarbe her zu urteilen, handelt es sich beim Energizergerät wahrscheinlich um Dünnschichtzellen, also um so genanntes "Amorphes Silizium". Während Monos sowie die daraus hergestellten Triple junction Zellen von den Schweizern durchaus 20% und mehr an Wirkungsgrad erreichen können, dümpelt so eine amorphe Zelle bei 5-6% herum. Für einen Solartaschenrechner mit sparsamem Monochromdisplay (oder wenn mans ich große Solarflächen erlauben kann) mag dies ja noch ok sein... aber um deine vielen netten kleinen Gadgets zu speisen?

- Während beim PowerTraveller jegliche Angaben zur Speicherkapazität bei stolzen 650gr Eigengewicht fehlen, handelt es sich beim ETG-Ding um "stolze" 1000 mAh --> was heutzutage weniger als der Hälfte der Kapazität eines aufladbaren AA-Akkus entspricht (du hättest also einen 520 gr. schweren AA-Akku im Gepäck!)!!! Dieser AA-Akku hat, wenn er billig wäre lediglich 1900 mAh, wenn er robust und in mittleren Preissegment liegt schon 2200 mAh. Von den 2700 mAh Akkus würde ich hingegen abraten, da sie anfällig sind und zudem nicht gut ihre Ladung beibehalten können [siehe auch Weltreise-Workshop: NiMH-Akkus auf Reisen].

- Extrem relevant sind bei meinem Reisestil sowohl die Wetterfestigkeit als auch Bruchfestigkeit. Lass doch mal in Gedanken beide Geräte mal fallen ;-)... öhm. Toll ist das auch am Strand mit Sand und Gischt und salziger Luft. Oder mit fettigen Sonnencremefingern, Würstchengrillfingern oder einfach bei den netten kleinen Tierchen, die sich gern in jede Lücke verkriechen. Kennst du schon diese fiesen Mini-Gewitterfliegen, die sich z.B. als wandernde schwarze Pixel zwischen die Hintergrundbeleuchtung und Darstellungsebene deines TFT Monitors verkriechen und dort ärgerlicherweise sogar verhungern können, wenn sie nicht mehr herausfinden? Schwarzpixel forever..bäh. Da wo LEDs lustig blinken, da mögen die auch hin. Möchte man da mit einer immerhin 60+X Euro teuren Zelle an die frische Luft?

- Stichwort "Backofen": Wenn du eine Batterie der Hitze aussetzt, lädt sie wesentlich schlechter als im Schatten. Da du beide Geräte direkt in die pralle Sonne hälst, kann das gesamte Zeugs schon arg heiß werden - was die Effizienz nochmals wesentlich verringert. Deshalb ist die Trennung von Pufferbatterie von Solarzelle so enorm wichtig (aus Gründen der Feuchtigkeit wg. eines plötzlichen Regengusses obendrein). Auch, weil überhitzte innere Akkus platzen und auslaufen können. Lecker Batteriesäure im Energizerofen...mnjam.

- Stichwort "Blindgänger". Angenommen, die Oberfläche der beiden Solarzellen oberhalb der eigentlichen Solarschicht besteht aus Glas (eher unwahrscheinlich) - dann wäre sie extrem bruchfreudig. Daher nehmen wir folgerichtig an, dass die Oberfläche aus Plastik besteht... wie vielfach bei Poly-Zellen üblich aus PET. Das ganz, ganz DUMME an besagtem PET ist aber.... sie zerkratzen leicht und werden unter UV-Licht blind ;-). Mit der Zeit verflüchtigen sich die Weichmacher (Phthalate) und das Zeugs wird obendrein rissig. Klassisches Eigentor, schmunzel!

- Stichwort "Verschattung". Für Polykristalline Zellen gilt: Bei kleinster Wolke kein Strom mehr. Und bei amorphen Zellen ist die Effizienz von vornherein im Eimer. Überleg dir außerdem noch, welche Leistung du von einer handtellergroßen Gesamtzelle (die weder erweiterbar, noch mit anderen Zellen verschaltbar ist) wie bei dem Energizerprodukt erwartest.

- Und ist dir auch schon aufgefallen, dass du den einen nötigen, armseligen Akku für den PowerTraveller anscheinend selber beisteuern mußt (=max. 2200 mAh, oder wie!?)? War wohl im Preis nicht mit drin? Honi soit qui mal y pense....

- Stichwort "Befestigung". Also, das Energizer-Ding würdest du überall (unbewacht?) liegen lassen und natürlich auch dein Smartphone oder was immer du daran stöpselst (was aber nicht daneben in der Sonne liegen und aufheizen dürfte....oooops??). Irgendwo am Rucksack befestigen läßt es sich ja nicht. Keine Öse, gar nichts. Der PowerTraveller hat immerhin eine ärmliche Lasche, die aber ungünstigerweise nur an einer Seite angebracht ist, so dass bei einer unpassenden Bewegung die Mitte des Klappgestells durchknackt und.. oops. Alternativ zieht das Gerät auf der Gegenseite schön am Kabel des Akkuhalters... jenem kurzen Ding mit einer zweifelhaften Zugentlastung. Supergeil durchdacht :-)

- { an dieser Stelle steht bei näherem Nachdenken ein weiteres, überzeugendes Argument... }

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4.

Unter dem Strich ist das Konzept, sich mit (mobilen) Solarzellen zu befassen und diese aus ökologischen und insbesondere praktischen Aspekten einzusetzen schon sehr clever.
Wenn man neu in das Thema Solarenergie auf Reisen einsteigt, ist die Verwirrung arg groß. Ich weiß ja selbst, wie das ist!

Mittlerweile finde ich es im solaren Bereich (und auch vielen anderen!) sehr verdächtig, wenn mir ein Hersteller keine Fakten benennen kann, die ich leicht und schnell selbst recherchieren kann. Weder PowerTraveller, noch die Energizerkollegen liefern standardisierte, vergleichbare Fakten, - sondern versuchen mit bunten Bildchen und schwammigen Aussagen zu blenden.

Ich bin mir sicher, dass ich in meiner jetzigen Antwort etliche noch denkbare und relevante Aspekte ausgelassen habe... einfach, weil sie mir grade nicht einfallen. Als letzten Punkt aber dieses:

Natürlich kosten Solarzellen ein gewisses Geld. Je höher die Effizienz, desto komplizierter sind sie auch herzustellen und zu laminieren. Sie sind Zeit- und Energieintensiver in der Produktion. Und es gibt reichlich Abfall, der nicht verbaut werden kann, weil kleinste Mängel einfach nicht in Top-Produkte gehören. Wenn man aber mal so ne passendgroße Zelle hat und sie pfleglich behandelt, dann...?

Ich gehe generell davon aus, dass man ein Solarladegerät als eine langfristig funktionelle Anschaffung betrachtet und benutzt - also relativiert sich in meinen Augen der Preis über die Dauer der Nutzung der quasi kostenlosen Energiequelle namens Sonne. Vor allem gebe ich zu bedenken was passiert, wenn mitten in der Wildnis der Navi- oder Funkgerät/Telefon-Akku leer ist. Was glaubst du, wie geradezu unbezahlbar jedes "aus der Luft gegriffene" Elektrönchen dann ist ;-)!!



Just my 1-2-3-4-5 Cents ;-)


&& in diesem Sinne,
sphaera

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