Zelt - chinesisch

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itankan2002
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Zelt - chinesisch

Ungelesener Beitrag von itankan2002 »

Also, ich habe jetzt mal an die Spezialisten unter euch eine Frage. Könntet ihr mir vielleicht das ganze Fachchinesisch entschlüsseln, dass einem aufgedrückt wird, wenn man als Anfänger ein Zelt kaufen will?
Eines der Zelte, die ich mir angeschaut habe, hatte folgende Ausstattung:
Gestänge: Glasfiber
Aussenzelt: PES - PU
Innenzelt: PES
Bodenmaterial: PE
Wassersäule Boden: 100% Wasserdicht (was ist eigentlich allgemein eine Wassersäule in Bezug auf Zelte???)
Abgedichtete Nähte: ja
Wassersäule Aussenzelt: 1500mm
Heringe: Stahl

So, das müßte erstmal genügen. Könntet ihr mir genaue Angaben machen, was das an diesem Zelt genau bedeutet, und ob es für mich (ca. 6 Monate in Italien) genügen würde. Gewicht hat 2kg.
Oder wenn es nicht geeignet ist für mich, was würdet ihr vorschlagen???
Freue mich über Antworten

lg Sassy
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Matthes
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Re: Zelt - chinesisch

Ungelesener Beitrag von Matthes »

Im Globetrotter-Techniklexikon steht dazu folgendes:
Glasfiber
ist ein Epoxydharz und kommt als Material für Zeltgestänge zum Einsatz. Billige Tunnel- und Kuppelzelte sind mit einzelnen Gestängesegmenten aus massivem Glasfiber ausgerüstet. Etwas bessere Zelte haben hohle Glasfiberstangen, die durch einen Gummizug verbunden sind, der das Zusammenstecken erleichtert. Außenliegende Verbindungshülsen aus Aluminium machen Glasfibergestänge an den Verbindungen dicker und erschweren den Aufbau bei Zelten mit Gestängekanälen. Insgesamt sind Glasfiberstangen vergleichsweise bruchempfindlich. Sie splittern wie Holz und sind (aufgrund der außenliegenden Verbindungshülsen) nur durchs Austauschen der Segmente zu reparieren.

PES = Polyester
Es gibt entsetzlich viel unterschiedliche Polyester, die keineswegs identische Eigenschaften haben. Manche elektrisieren stark, andere nehmen Gerüche intensiv auf etc. Was an qualitativ hochwertigem Material im Outdoorbereich verwendet wird, hat eine ganz andere Güte als günstige Shirts und Blusen aus dem modischen Bereich, daher darf auch hier nicht alles über einen Kamm geschoren werden.
Polyester ist reißfest, leicht und nimmt nahezu keine Feuchtigkeit auf. Ein Manko ist die hohe statische Aufladung bei Trockenheit, wodurch es relativ schmutzempfindlich wird. Exakt bezeichnet gibt es zwei Arten von Polyester: Kodel und Terylen (wird im Zuge der Textilkennzeichnung jedoch nicht berücksichtigt!). Kodel, ist fast so leicht wie Nylon: spezifisches Gewicht 1,22 g/cm3; Schmelzpunkt: 292°C. Das geringe Gewicht qualifiziert Kodel als erstklassiges Füllmaterial für Bekleidung und Schlafsäcke (pflegeleichter als andere Synthetics). Terylen ist etwas schwerer als Kodel, dafür reißfester. Spezifisches Gewicht 1,38 g/cm3; Schmelzpunkt bei 256°C. Die gebräuchlichste der Polyesterfasern.
Polyester bietet eine ausgewogene Relation zwischen Isolation, Feuchtigkeitstransport, Reiß- und Scheuerfestigkeit und ist daher derzeit die am häufigsten verarbeitete Faser.
Nach der gesetzlichen Textilkennzeichnung ist Polyester die Bezeichnung für Fasern aus linearen Makromolekülen deren Kette zu mindestens 85 Gewichtsprozent aus dem Ester eines Diols mit Terepthalsäure besteht.

PE-Folie
ist ein chemisch einfach aufgebauter Kunststoff und ein etabliertes Material z.B. im Bootsbau. Es besitzt eine etwas geringere Dichte als Wasser, ist unsinkbar und wird in unterschiedlichen Dichten angeboten. HD-PE (High Density, Prijon nennt es HTP) besitzt eine hohe Dichte, die bei ca. 0,96 g pro cm3 liegt. Die hohe Aushärtung bildet einen steifen Kunststoff, der seinen Schmelzpunkt bei etwa 140°C hat. HD-PE weist die höchste Zug- & Reißfestigkeit unter den PEs auf. Es ist sehr zäh, verformt aber auch unter Umständen. Weiterentwicklungen sind HD-PE Superlinear (wird in der Ausform-Maschine, dem Extruder, pigmentiert) und HD-PE Plus (die Pigmentierung erfolgt per Handmischung). LD-PE besitzt eine geringe Dichte (Low Density). Es wird im Hochdruckverfahren hergestellt und besitzt Verzweigungen. Die Dichte liegt bei ca. 0,92 g pro cm3 . LD-PE ist relativ weich, der Schmelzpunkt liegt bei ca. 105°C. MD-PE (Middle Density) liegt zwischen den genannten Arten. PE-V oder -Crosslink ist ein vernetztes PE mit guter Reißfestigkeit. Die Vernetzung erzielt man chemisch oder per (UV-) Bestrahlung. Ein sehr flexibles, aber nicht recyclebares Material. Bedingt durch die Struktur lässt es nur sorgfältig vorbereitete Reparaturen zu.
Die PE-Verarbeitung: Beim Rotationsverfahren wird PE-Granulat in eine beheizbare und drehbare Bootsform gegeben. Dadurch wird das Material gleichmäßig verteilt. Die gewünschte Wandstärke lässt sich durch Temperatur und Drehgeschwindigkeit beeinflussen.
Beim Blasformverfahren wird meist HD verwendet. Durch Hitze und Druck wird das Granulat verdichtet und bildet einen "Schlauch". Der Extruder umschließt das Material und bringt es in Form.
Vorteile von Polyethylen sind: große Stabilität und Belastbarkeit, es ist preiswert, und recyclebar (Ausnahme: PE-V). Nachteile: ein relativ hohes Eigengewicht, und nur bedingte UV-Beständigkeit.
Außerdem wird Polyethylen zur Herstellung von Moskitonetzen ,einfacher Isoliermatten oder Schutzfolien verwendet; es ist bedingt UV-Lichtbeständig, verrottungsfest und dabei schwerer als Nylon und Polyester.
Ebenfalls wird der Kunststoff zur Herstellung von Geschirr und Sicherheitsbehältern verwendet.
Laut der gesetzlichen Textilkennzeichnung ist Polyethylen die Bezeichnung für Fasern aus gesättigten linearen Makromolekülen nicht substituierter alipathischer Kohlenwasserstoffe.

Wassersäule
Wasserdichtigkeit bei Zelten wird mit dem Wert der Wassersäule angegeben. Unter einen Messzylinder werden 10 cm2 Stoff gespannt und der Zylinder mit Wasser gefüllt. Der Grenzwert, bei dem das Wasser beginnt, sich tröpfchenweise durch das Material zu drücken, bezeichnet die Wassersäule.
Wesentlich wichtiger ist jedoch die Langlebigkeit der Beschichtung und damit verbunden die Gewährleistung, dass das Material auch nach langer Zeit noch wasserdicht ist. Wem nützt ein Außenzelt mit guter Wassersäule (angegeben ist der Wert bei Auslieferung), wenn sich die Beschichtung im Handumdrehen verabschiedet?! Natürlich spielt der Verarbeitungsstandard eine wesentliche Rolle: der beste Laborwert fürs Gewebe nützt nichts, wenn das Wasser direkt durch die Nähte rinnt.
Wichtig wäre für mich zu wissen, welche Wassersäule der Zeltboden hat.
Ist das Zelt doppelwandig?
Ist es ein Kuppelzelt, ein Geodät, ein Tunnelzelt, ... ?
Aber für Italien müsste es auf jeden Fall reichen, denke ich mal.
Ich habe zwar noch nicht in Italien gezeltet, aber sooo extrem werden Wind und Regen schon nicht sein.
Wenn Du noch etwas Platz frei hast, dann empfehle ich auf jeden Fall eine Zeltunterlage.
Gibt es im Baumarkt als "Gewebe-Abdeckplane mit Ösen".
Die Zeltböden sind mitunter sehr dünn und wenn da vor dem Aufstellen des Zeltes mal eben ein kleines Stöckchen oder Steinchen übersehen wird, dann ist schnell ein Loch in den Boden gepiekst.

Hoffe geholfen zu haben.
bye, Matthes :wink:
- - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Wer Sicherheit über Freiheit stellt,
hat BEIDES nicht verdient !
itankan2002
WRF-Förderer
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Re: Zelt - chinesisch

Ungelesener Beitrag von itankan2002 »

Danke Matthes,

deine sehr ausführliche Antwort hat mir auf jeden Fall geholfen. Ich muss nochmal in dem Angebot nachschauen, um was für ein Zelt es sich genau handelt. Habe gerade nur ein bissle wenig Zeit, werde ich aber nachholen, versprochen (bin ja eigentlich doof, geht ja schließlich um mich :lol: )

Trotzdem vielen Dank

lg sassy
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