Meine Erfahrungen sind durchweg ein bisschen weniger positiv, als die der anderen. Ich sollte aber auch voranschicken, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob alle Kontakte wirklich ueber dieses Forum zustande gekommen sind. Wenn nicht, dann handelt es sich aber um Kontakte von aehnlichen Seiten und da dies mein Lieblingsforum ist, sollten schon ein paar von hier dabei gewesen sein.
Und damit meine Berichte nicht nur anekdotischen Charakter haben, versuche ich mal klar im Untertitel herauszuarbeiten, woran die Konflikte meiner Meinung nach gelegen haben, damit andere diese Fehler vermeiden koennen und vielleicht bessere Erfahrungen machen.
Da es um ziemlich viele Reisepartner geht, kann ich einige Erfahrungen einbringen, muss aber auch ein bisschen ausholen.
Ausserdem sollte man beachten, dass es bei meinen Erfahrungen eher um Expeditionen, als um einen zweiwoechigen Badeurlaub gegangen ist.
Da trifft man vielleicht schon einen anderen Typ Mensch.
Missverstaendnis
Mateo ist ein spanischer Bergsteiger, der mich mal angeschrieben hatte und der darauf hinwies, dass er aehnliche Touren wie ich, zum Teil auch extremer, unternimmt. So war er z.B. zum Trekken im Wakhan (Afghanistan), zum Kanufahren vor Groenland, hat versucht im Winter Island mit Ski zu durchqueren und besteigt gerade mehrere 7000er in Tadjikistan. Alle Touren hat er solo, also ohne Reisebegleitung und ohne kommerzielle Organisation durchgefuehrt. Mir schrieb er: "We should definitly stay in contact". Und er schlug vor, dass ich ihn mal in den Pyrenaen zum Bergsteigen besuchen solle, damit wir eine Kennenlerntour machen koennen. Da ich unter "Reisepartner gesucht" inseriert hatte, habe ich automatisch angenommen, dass er auch einen Partner fuer zukuenftige Expeditionen finden moechte. Als ich dann extra nach Spanien geflogen bin, um ihn kennenzulernen, stellte sich heraus, dass er eigentlich nur Austausch sucht, aber keinen Reisepartner. Jedenfalls wollte er mit mir nichts planen. Dann kann man ja auch fehlende Sympathie vermuten. Ich stehe aber noch locker ueber Facebook mit ihm in Kontakt und nach wie vor macht er alle Touren allein. Im Wakhan war ich dann im Jahr nach ihm. Informationen dazu rausruecken wollte er aber bei unserem Treffen auch nicht....
Das war halt ein ziemlich teurer Ausflug, nur um einen coolen Typen zu treffen....
Absichtliches "Missverstaendnis":
(Na ja, keine Ahnung, wie man diese Rubrik nennen soll: "angelogen" wuerde auch schon irgendwie passen.)
Ulf, ein amerikanischer Wildtierbiologe mit daenischer Abstammung, hat mir ebenfalls auf meine Annonce geantwortet. In meinem Post gings um eine Kajaktour vor Groenland. Er hat mir vorgeschlagen, dass wir gemeinsam nach Groenland fahren, dort im Nordostgroenland Nationalpark zu Fuss allein und unabhaengig voneinander unterwegs sind und uns dann alle 10 Tage in einem gemeinsamen Camp fuer einen Abend treffen, um uns auszutauschen und dann wieder fuer die naechsten 10 Tage zu trennen.
Ich habe freundlich dankend abgelehnt. Meine Begruendung; da haette ich ja das schlechteste aus zwei Welten: zum einen keinen Reisepartner zum gemeinsamen Erleben, zum anderen aber doch jemanden, nach dem ich mich in Sachen Fortbewegungsart, Reisezeit und Ort richten muss.
Ich wuerde lieber allein fahren.
Daraufhin schrieb er, dass das natuerlich ein Missverstaendnis gewesen sei: selbstverstaendlich waere von einer gemeinsamen Reise die Rede und nicht von gelegentlichen Treffen alle 10 Tage.
Daraufhin sind wir zusammen losgezogen.
Tatsaechlich war die Situation so: er hat die Expedition von der CAmbridgeuniversitaet bezahlt bekommen, um Daten zum Arktiswolf zu erheben. Wegen der Eisbaeren dort oben hatte er die Expeditionsauflage bekommen, ein Gewehr und einen zweiten Mann zu stellen. Ansonsten haette ihm die daenische Buerokratie den Aufenthalt nicht erlaubt und die Expedition auch nicht mit kostenlosen Militaerfluegen unterstuetzt. Tatsaechlich war aber seine Hauptmotivation zu der Reise, in der Wildnis allein zu sein. Dementsprechend ist er einmal im Gelaende auch relativ schnell abgehauen. Dies waere fuer mich nun kein Problem gewesen, obwohl er vorher eben was anderes erzaehlt hatte. Aber die Eisbaerengefahr ist dort sehr reell. Und er ist eben mit dem einzigen Gewehr abgezogen. Was ich ihm dabei sehr uebel genommen habe ist, dass er als Amerikaner ja in jedem Supermarkt ein zweites Gewehr fuer 200 Dollar haette bekommen koennen und dies auch einfach auf all den Papieren fuer das erste Gewehr mit haette eingetragen werden koennen. Tatsaechlich hatte er das wohl auch erwogen, aber wieder verworfen, weil ihm andere Mitreisende auf einer vorhergehenden Forschungsreise das letzte Gewehr angerostet wieder mitgebracht hatten und er den Wertverlust nicht tragen wollte. Dass er mich dafuer angelogen und mein Leben aufs Spiel gesetzt hat, habe ich ihm ein bisschen uebel genommen.
Trotzdem haben wir uns hinterher ohne Streit getrennt.
Ein grosses Problem, an dem die Reise fast gescheitert waere, war aber auch, dass mein Supermarkt kein "Rei in der Tube" (REisewaschmittel) verkauft hat
.
Ulf war sehr ordentlich und hatte den Ehrgeiz, nach 6 Wochen in der Wildnis rasiert und mit Buegelfalten in der Hose wieder vor dem abholenden Buschflugzeug zu stehen.
Leider hatte ich im Abreisestress kein vernuenftiges Waschmittel fuer Kleidung mehr bekommen. Daher hatte ich mich mit einem Liter Outdoorseife zum Waschen von mir, dem Geschirr und der Kleidung begnuegt. Das hat mich und das Geschirr auch super sauber bekommen. Meine Klamotten haben aber nach ein paar Wochen stark nach Schweiss zu stinken angefangen. Mir ist es selbst aufgefallen, aber auch mit Kochen der Waesche habe ich dagegen nicht ankommen koennen. Das war echt eine "Kleinigkeit" die unsere Beziehung sehr belastet hat.
Der lustige Teil an der Reise war dann, dass der Arktiswolf in Ostgreonland schon fast 10 Jahre vor unserer Ankunft ausgestorben ist.
Absichtliches "Missverstaendnis" II:
Martina habe ich definitiv in diesem Forum kennengelernt und sie ist unter einem anderen Namen auch noch hier aktiv.
Damals habe ich eine Mitfahrgelegenheit gesucht, um in einem Jahr von Europa aus bis zum Chinesischen Meer zu fahren. Erstaunlicherweise haben sich daraufhin mehrere Leute mit Auto gemeldet. Da viele schon unterwegs waren und ein Kennenlernen nicht moeglich und ein Kontakt ueber das Internet nicht wirklich was aussagt, habe ich allen geschrieben, dass ich mich nicht in erster Linie nach Sympathie, sondern nach gemeinsamen Interessen entscheiden werde. Hauptinteresse habe ich dann geschrieben, soll sein, dass ich eben das Auto nur zum Transport von Ort zu Ort nutzen will. Ich moechte nicht jeden Tag den ganzen Tag fahren, sondern auch mal fuer zwei Wochen zwischendurch aussteigen und Trekken gehen.
Martina hat mir dann geschrieben, dass das auch genau ihre Interessen sind und das sie eine grosse Naturfreundin ist.
Unterwegs meinte sie dann in jedem Nationalpark, dass der zwar schoen sei, aber bestimmt noch schoenere kommen wuerden. Oder das hier zwar ein toller Ort zum Trekken sei, der total blaue Himmel aber irgendwie bedenklich aussehen wuerde usw. Sie jedenfalls noch weiter fahren wolle und nicht trekken wolle. Das ganze hatte dann nach ein paar Wochen schon eine ziemlich komische Note.
Wir hatten uns auch geeinigt, dass ich nicht als reiner Passagier mitkommen wuerde, sondern dass wir uns auch auf eine gemeinsame Route einigen wuerden. Schliesslich habe ich auch Abnutzungskosten fuer das Auto bezahlt, vom Benzin mal abgesehen. Da Martina aber mit dem Lenkrad ihres Autos, dass ja auch ihr gehoert hat und mit dem sie schon 10 Jahre unterwegs war, verwachsen war, haette man die Route besprechen muessen, damit ich auch Einfluss darauf nehmen kann. Das das passieren muesse, eine Besprechung, sei ihr schon klar, hat sie mir dann jeden Abend erzaehlt. Aber eben nicht heute, sondern immer erst morgen.
Ich hatte auch schon von Deutschland ueber das Internet versucht mit Martina, damals bereits in der Tuerkei, die Route grob zu planen. Wenn ich ihr aber schrieb, dass mir die Mongolei nicht machbar erscheine, da die Paesse in Pakistan im Dezember spaetestens schliessen wuerden, schrieb sie mir, dass sie heute Ziege gegessen haeette und das Wetter gut sei.
Nach ungefaehr zwei Monaten Reisezeit war dann folgendes klar: Martina war in den zurueckliegenden 10 Jahren nur ein einziges Mal zu Fuss unterwegs gewesen: Sie war mit Freunden an einem Wochenende auf einen Huegel gestiegen. Da es die ganze Zeit geregnet hatte, hatte sie geschworen so was nie wieder zu machen.
Da sie aber sehr "sparsam" war und kaum Einkommen hatte, hatte sie die grossen Kosten fuer die Verschiffung des Autos ueber das Kaspische Meer mit einem anderen Reisenden teilen wollen. Nachdem ich ihr dies bezahlt hatte, war mein Hauptzweck erfuellt und da sie weder eine gemeinsame Route besprechen wollte noch, wie versprochen, Pausen zum Trekken einlegen wollte, haben wir uns dann ohne groesseren Streit in Usbekistan getrennt.
Ironie der Geschichte ist, dass ich dann mehrere Monate spaeter in Tadjikistan auf einer Trekkingtour ihr leeres Auto im Gebirge gesehen habe. Offenbar muss sie dann doch irgendwer zum Trekken ueberredet haben.
Reisende Gruppe I
Das sind drei Beispiele fuer Leute, die ich ueber das Netz kennengelernt habe, bei denen aber klar war, dass sie in regelmaessigen Abstaenden reisemaessig durchaus was auf die Beine stellen. Wenn ich das verallgemeinern soll, dann wuerde ich sagen, dass diese Typen tatsaechlich was los haben, das sie aber extreme Alphatiere sind, schlecht gemeinsam was planen koennen, ungern Kompromissse machen und auch oft eben gar keinen Partner, sondern nur Geld oder eben jemanden fuer die Expeditionsgenehmigung suchen, da sie emotional von anderen unabhaengig sind und oft einen verfestigten Reisestil haben.
"Reisende" Gruppe II
Dem anderen Typ von Reisenden bin ich im Netz leider noch viel haeufiger begegnet: Leute, die mit Begeisterung richtig exotische Sachen planen. ja, sogar moeglichst exotische Touren machen moechten. Auffaellig ist aber, dass sie nicht fuer den naechsten Monat, sodern z.B. 2016 fuer Anfang 2017 oder spaeter suchen. Das sind dann die Leute die einem in letzter Sekunde absagen.
Leute die immer planen, aber nie fahren werden.
Weil dann eben gerade kein Wasser im Spuelkasten ist oder der Hamster so krank.
So passiert mit einer Frau aus Dresden, mit der ich eine Winterexpedition nach Groenland machen wollte: Erst hat sie mir einen Monat vor Abflug (was bei einer solchen Planung schon sehr spaet ist) gesagt, dass sie die Reise lieber nicht zu diesem Ort, sondern zu dem einzigen anderen Ort in Ostgroenland machen will. (Es gibt nur zwei Doerfer an dieser Kueste). Der neue Ort war das gleiche in gruen (bzw weiss). Aber natuerlich muss man alles komplett neu organisieren: wer bringt die Hunde, das Futter, die Gewehre, welche Flugzeuge fliegen einen, wo mietet man die Cargoabteile usw. Als dann alles wieder stand, wollte sie dann gar nicht mehr fahren.
Ein Typ wollte mal mit zu einer Pulkatour (kleiner, mit Ski gezogener Materialschlitten) nach Lappland im Winter. Mein Vorschlag: jeder bringt sein Material, wir treffen uns einen Tag vor dem Abflug trotzdem in Berlin, wo ich wohne und wo er als Provinzler eh fuer den Flug vorbei kommen muss. Sein Vorschlag: wir teilen uns alles Material und wir treffen uns erst am Flughafen, wegen seiner Klausuren und mangelnder Zeit.
Dann kam raus, dass er gar keine Ausruestung hat, ausser einem Zelt, dass aber noch schlechter war, als die, die ich besitze. Damit er aber ueberhaupt was einbringen kann, habe ich dann eingestimmt, dass wir sein Zelt nutzen.
Am Flughafen konnte ich ihn nicht finden und bekomme dann einen Anruf: er hats sichs anders ueberlegt und faehrt lieber doch nicht.
Er war aber zu konfliktscheu, mir das rechtzeitig zu sagen. Z.B. 5 Stunden vorher. Die Zeit war dann zu knapp, um das Zelt noch von zu Hause zu holen. Dann durfte ich eine zehntaegige Tour 300 km noerdlich des Polarkreises im Winter ohne Zelt machen. Stattdessen Uebernachtung mit dem Daunenschlafsack ohne Biwacksack in Schneehoehlen.
Von der Sorte habe ich noch sehr viel mehr kennenlernen duerfen.
Ich koennte jetzt fuer beide Gruppen noch mehr Beispiele anfuehren, aber der Text ist ja mal wieder lang genug.
Als Fazit wuerde ich auch die "gescheiterten" oben aufgefuehrten Touren lieber noch einmal so erleben, anstatt ganz auf diese Erfahrung zu verzichten.
Aber der Fall, das ich jemanden in einem Forum kennengelernt habe und dann eine Tour mit dieser Person gemacht habe, von der man hinterher sagen kann, dass war trotz einiger kleinerer Abstriche menschlich ein richtiger Erfolg, dieser Fall ist jetzt trotz vielleicht 20 intensiveren Kontakten noch nicht eingetreten.
Da ich schon mehrere Jahre am Stueck allein unterwegs gewesen bin und das immer gut funktioniert hat bin ich eigentlich an dem Punkt, wo ich sage, dass ich mir die Suche nach Reisepartnern ganz erspare. Aber da ich eben fast immer unterwegs bin und selten in Deutschland, bedeutet das halt gleich ein Leben ganz allein. Davor schrecke ich dann doch ein bisschen zurueck.
P.S. Fuer die Arktistour habe ich jetzt nach erneut 2 Jahren gemeinsamer Planung und 4 gemeinsamen Vorbereitungstouren auch mal wieder die Absage meines Reisepartners bekommen. Da suche ich also unverbesserlich immer noch jemanden fuer! Wenn sich jemand angesprochen fuehlt?
Ausserdem muss ich auch festhalten, dass die 4 Vorbereitungstouren sehr harmonisch waren. Wenn man die mal nicht als Vorbereitung, sondern als gemeinsame Reisen sieht, dann waren das Erfolge.
P.S.S Bei Autofahrern muss man echt aufpassen: es gibt so viele, die vom Reisen reden, aber fest im Kopf haben, dass sie JEDEN Tag 6 bis 8 Stunden lang die Welt nur durch die Autoscheibe angucken wollen. Vernuenftige Leute reisen dann offenbar mit dem Fahrrad. Leute, die ein Auto tatsaechlich als Transportmittel nutzen wollen, um von A nach B zu kommen, um dann in B was zu unternehmen, die sind echt selten. Das muss man bei solchen Touren also von Anfang an auf dem Schirm haben und genau verhandeln.