Meine Dengue-Fieber-Erfahrung 18.08.-25.08.2010:
Hinter mir liegen 10 Tage Dengue-Fieber-Erlebnis unmittelbar nach meinem letzten Beitrag in diesem Thema. Obwohl es ein Verlauf wie im Lehrbuch war und sich rückblickend die Symptome leicht einer bestimmten Diagnose zuordnen lassen, habe ich mich in der akuten Situation manches mal gewundert.
Bereits zwei Tage vor Beginn der eigentlichen Symptome hatte ich ein Gefühl wie "Pudding in den Beinen" bemerkt und zwar irritiert aber instinktiv meine Trinkmenge erhöht.
Hier mein Verlaufsprotokoll:
Tag 1.:
Mittags zunehmendes Schwächegefühl und Schmerzen in den Waden, gesteigerte Berührungsempfindlichkeit der Haut, Frösteln bei 31 Grad
Umgebungstemperatur - wenige Stunden später Fieber zwischen 38 und 39 °Grad und das Gefühl, keinen Finger mehr bewegen zu wollen, weil
jeder Muskel weh zu tun scheint. Nach wie vor sind die Wadenschmerzen dominierend. Werde etwa alle 2 Stunden wach, gehe zur Toilette und kippe Flüssigkeit nach, wenige Stunden später konzentrieren sich die Schmerzen auf den Rücken
Tag 2.:
Die Schmerzen betreffen den ganzen Körper, Maximum ist der Kopf, haubenförmig vom Nacken nach vorne, nicht in die Augen
ausstrahlend, das Fieber steigt und fällt, abwechselnd frierts mich, dann wieder ist das ganze Bettzeug klatschnass. Die Schmerzen sind bewegungsunabhängig, auch im Liegen vorhanden
Tag 3.:
Morgens scheint alles wie ein Spuk vorbei zu sein, dafür breiten sich geschätze 234987 Punkte auf meinem Bauch und auf den Beinen aus,
abends habe ich erstmals wieder Hunger
Tag 4.:
Bis mittags scheint alles gut, dann geht das Frieren wieder los, die Temperatur steigt, übersteigt 38 Grad aber nicht, dafür haben jetzt die Schmerzen hinter den Augen eingesetzt, jede Bewegung der Augen mit Ausnahme einfachen Öffnens tut weh, die Augäpfel sind gespannt, abends ist die Temperatur wieder normal, aber der Körper immer noch warm und ich kuschel mich nach wie vor in meinen Schlafsack und eine zusätzliche Decke
Tag 5.:
Die Schmerzen hinter den Augen halten an, zusätzlich Schmerzen in den Achseln und Leisten, wo die Lymphknoten derb geschwollen sind,
die Rückenschmerzen nehmen ebenfalls wieder zu
Tag 6.:
Erstmals keine Berührungsempfindlichkeit mehr, die Schmerzen hinter den Augen bessern sich, dafür sind jetzt die Handinnenflächen gerötet und geschwollen. Die Pünktchen verblassen langsam, dafür gibts heute flüssigen Durchfall...
Tag 7.:
Der Ausschlag ist fast weg, der Durchfall hält an, ich spüre meine Augen noch, aber mir gehts prima im Vergleich zu den Tagen zuvor.
Tag 8.:
Ich bin wieder gesund.
Die Nachrichten heute höre ich jedoch mit anderen Ohren: Die barbadianische Gesundheitsministerin verliest die Zahlen der diesjährigen Dengue-Fieber-Fälle. Offiziell sind es mittlerweile 100 Fälle, davon 3 hämorrhagische Verläufe mit Aufenthalt auf der Intensivstation
des staatlichen Krankenhauses und dem ersten Toten. Ich bin erstmals Teil einer Dunkelziffer - auf dem Weg der Genesung nach einer Dengue-Infektion, deren erste Symptome sich heute vor einer Woche erstmals bemerkbar machten.
Leider hatte in meinem Fall die Dengue-Erkrankung ein Nachspiel und jede körperliche Anstrengung in den kommenden 3 Monaten wurde mit
erneuten Schmerzen "bestraft". Fühlte ich mich den einen Tag fit um im Garten zu arbeiten, konnte ich am nächsten Tag nur in Zeitlupe einen einzelnen Teppich staubsaugen. Der Appetit war zwar da, aber irgendwie wollte nix auf die Rippen kommen - im Gegenteil. Ein Infekt folgte dem anderen, u.a. eine längere Bronchitis (nichts ungewöhnliches nach einer Dengue-Fieber-Erkrankung). Sukzessive nahm ich 5 Kilo (-> 46 kg bei 1,63m) ab und fühlte mich immer weniger belastbar.
Erst jetzt kurz vor dem Winter geht es auf einmal quasi von einem Tag auf den anderen wieder bergauf, habe ich das Gefühl, wieder mein "ole self" zu sein.
Wenn mich heute jemand fragt, was das Schlimmste für mich an Dengue Fieber war: das jeweils vorherrschende Symptom und die anschliessend anhaltende Schwäche.
Es gibt ja Menschen, die behaupten, dass man etwas selbst erfahren haben muß, um mitreden zu können. Manchmal haben sie recht.

Im Tagebuch meines Göttergatten findet man zu dieser Zeit den folgenden Eintrag:
momentan schläft mein hochwarmes Streuselküchelchen. Überall hat sie rote Punkte und schön warm ist sie, zumal sie sich zusätzlich trotz 31°C in den Schlafsack gekuschelt hat - und trotzdem friert. Anfassen darf man sie momentan nicht weil die Haut überempfindlich ist und ein Witz machen darf man auch nicht, weil ihr die Augen beim Rollen weh tun. Trinken muss sie, aber die Kraft reicht gerade zum Schlucken, nicht aber zum Halten des Glases. Eines der seltenen Male, dass ihr ein Strohhalm willkommen ist. Die Symptome wechseln dauernd - Dengue scheint eine abenteuerliche Krankheit zu sein - aber bisher spricht nichts für einen bösartigen Verlauf.
So sieht es sich von aussen aus.
Liebe Grüße
Astrid
Eine fremde Kultur ergründen zu wollen, ist wie der Versuch, den Horizont zu erreichen... Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat - doch der Blick zum Horizont ist ein anderer. [A. Bokpe]