Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

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Mikala
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Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

Ungelesener Beitrag von Mikala »

Hallo liebe Globetrotter :P

Angeregt durch diesen Faden: A rgentinien: Geldwechsel auf der Strasse und Parallel Dollar möchte ich einmal einfach die Frage in die Runde werfen, ob ihr es denn OK findet, die illegalen Schwarzmärkte weltweit zu unterstützen?

Ja, ich gebe zu 1. habe ich mir vor meiner Einreise nach A rgentinien über diese "Problematik" gar keine Gedanken gemacht und 2. bin ich, was die Kosten anbelangt, in Argentinien ganz schön auf die Welt gekommen (ja, es hat mich ehrlich gesagt nahezu ruiniert und dies, obwohl ich ein recht grosses finanzielles Polster miteingerechnet habe - und dieser Umstand bereitet mir doch ziemliche Bauchschmerzen *grmpf*).

Nun aber zur Gewissensfrage: findet ihr es wirklich ok, aus "eigennützigen", kostensparenden Gründen den Schwarzmarkt zu unterstützen? Ich weiss, viele machen es - aber macht sich auch einmal jemand Gedanken, weshalb es diese Schwarzmärkte gibt?

Ich weiss gar nicht richtig, wie ich das beschreiben soll, aber irgendwie frage ich mich halt einfach ein bisschen - zum einen sicher, weil ich mich ein bisschen ärgere,in A rgentinien so viel Geld liegen gelassen zu haben (wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass es mir jeden Pesos wert war, denn das Land ist wunderschön). Hätte ich vor meiner Einreise Dollar geholt und auf dem Schwarzmarkt gewechselt, hätte ich 30 - 50% mehr Pesos dafür erhalten (und hätte auch nicht noch jedes Mal beim Geld abheben pro 1000 Pesos (200 Dollar Bezug) 10 Dollar Gebühren bezahlt). Das wäre ja schön und gut. Aber die Regierung eines Landes überlegt sich ja etwas, weshalb sie z.B. die Möglichkeiten unterbinden, legal gewisse Fremdwährungen zu wechseln, etc. Über Sinn und Unsinn dieser Strategie möchte ich hier an dieser Stelle eigentlich nicht diskutieren, denn es ist nun halt mal einfach so: Gesetz ist Gesetz.

Für mich ist es irgendwie eine gewisse "Respektangelegenheit". Ich bin zu Gast in diesem Land und respektieren deren Sitten und Regeln. Und ich weiss, dass ich auf diese Art und Weise den internationalen Schwarzmarkt nicht auch noch gefördert habe. Ich unterstütze solche Unternehmungen nicht (auch wenns nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist), auch wenn ich mich dadurch sicherlich hätte "bereichern" können. Oder sehe ich das alles viel zu eng? Oder sehe ich in dieser Beziehung grundsätzlich etwas nicht ganz klar? Vielleicht kann mir ja jemand von euch noch einen anderen Aspekt, welchen ich übersehen habe (die persönliche Bereicherung zählt aber nicht!) aufzeigen :P

Aber bin ich mit meiner Einstellung unter den Globetrottern wirklich so eine Exotin (oder Närrin)?

Und ja ich weiss, man könnte sich dann natürlich auch die Frage stellen, in wie fern es ok ist, sein Geld im gut bezahlten Heimatland zu verdienen und dann auf der ganzen Welt zu "verprassen", anstatt die einheimische Wirtschaft zu fördern. Aber dies würde dann definitiv zu weit führen, resp. man könnte darüber eine andere Diskussion führen :wink:

Liebe, etwas nachdenkliche Grüsse

Mikala
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jot
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Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

Ungelesener Beitrag von jot »

Mikala hat geschrieben:die Regierung eines Landes überlegt sich ja etwas, weshalb sie z.B. die Möglichkeiten unterbinden, legal gewisse Fremdwährungen zu wechseln, etc. Über Sinn und Unsinn dieser Strategie möchte ich hier an dieser Stelle eigentlich nicht diskutieren, denn es ist nun halt mal einfach so: Gesetz ist Gesetz.
Naja, das sollte man aber mit in die Diskussion mit einbeziehen, denn ein Gesetz mißachte ich vor allem dann, wenn es für mich nicht nachvollziehbar ist und/oder die Nachteile, die mir aus diesem Gesetz entstehen (z.B. großer finanzieller Verlust) so schwer wiegen dass sie die Nachteile aus einem Schwarzmarktgeschäft (Risiko übers Ohr gehauen zu werden, Chance erwischt zu werden, ethische Zweifel) deutlich überwiegen.
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Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

Ungelesener Beitrag von Per Hentian »

Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?
Eine interessante Formulierung. Mal Hand aufs Herz: Es geht doch immer ums liebe Geld und insofern um rein egoistische Beweggruende der Reisenden (illegale) Dinge zu tun oder eben nicht.

Weitgereiste zu treffen, die aus rein altruistischen Gruenden z.B. Geld am Strand tauschen und sich vor dem Tauschvorgang Gedanken darueber machen, die Lebenssituation des Tauschanbieters, dessen Familie, Landes etc. zu verbessern, halte ich fuer ausgesprochen unwahrscheinlich.

Per
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ppp

Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

Ungelesener Beitrag von ppp »

in mauretanien muß man auf dem schwarzmarkt wechseln, da man weder bei banken noch in wechselstuben noch sonst irgendwie heimische währung in euro umtauschen kann.

es sei denn, man hat ein konto bei der dortigen bank, und ich glaub man braucht dann auch noch ein geschäftskonto.
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Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

Ungelesener Beitrag von BikeAfrica »

ppp hat geschrieben:in mauretanien muß man auf dem schwarzmarkt wechseln, da man weder bei banken noch in wechselstuben noch sonst irgendwie heimische währung in euro umtauschen kann.
... solcherlei Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. In Uganda und Ghana haben in einigen Regionen die Banken kein Geld getauscht. Da hat jeweils ein indischer Schneider ausgeholfen. Im Senegal war Wochenende und dann drei Tage zum Ende des Ramadan alles zu. Ein indischer Supermarktbesitzer hat Geld getauscht. In Sierra Leone hat man versucht, mich am Flughafen zu bescheißen. Ich bin also ohne Geldwechsel los und musste an der Fähre bei einem Geldwechsler tauschen. Das war jeweils in meinen Augen kein richtiger "Schwarzmarkt", da zum offiziellen Kurs getauscht wurde.

Auf dem Schwarzmarkt und auch illegal Geld getauscht habe in in Zimbabwe. Da gab es das Zehnfache wie offiziell in der Bank, aber man musste wissen, wo man tauschen konnte. Wurde man erwischt, wurde das Geld einkassiert. Damals hatte die Hyper-Inflation gerade erst begonnen. Drei Nullen der Währung waren kürzlich gestrichen worden (das war erst der Anfang, insgesamt hatte die Währung in drei Jahren 25 Nullen verloren). Die alten 1.000-Dollar-Noten wurden als 1 Dollar weiterverwendet. Die Leute hatten kein Vertrauen mehr in die Währung. Die haben lieber ein paar Dollar oder Euro gehabt als das einheimische Geld, das ein paar Wochen später nichts mehr wert war. Das war also für mich und für den Einheimischen ein Vorteil. Da hatte ich absolut kein schlechtes Gewissen.

Gruß
Wolfgang
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Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

Ungelesener Beitrag von Eliane »

Schwarzmarkt ist doch nicht nur "Geld wechseln", oder?
Streng genommen ist das doch jedes Geschäft, das nicht lizensiert ist. :?

Ich kaufe in Russland bei einer Oma am Straßenrand ein Glas selbst gekochte Marmelade. Demgegenüber könnte ich natürlich auch im Supermarkt ein Glas Schwartau-Marmelade für den 10fachen Preis erstehen. Bei wem ist mein Geld letztlich besser aufgehoben? Beim Supermarkt-Eigentümer, nebst Spediteur und dt. Marmelade-Fabrik, wovon der Staat dann auch noch ein paar Prozente MWSt. abbekommt oder bei der Oma, die nur so die letzten Tage des Monats bis zur neuen Rentenzahlung überstehen kann?

Wusstest du bei jedem Taxi-Fahrer, ob er eine Lizenz hat? Ein Schildchen auf dem Dach muss gar nichts bedeuten. Und selbst wenn er eine Lizenz hat, heißt das noch lange nicht, dass er seine Steuern bezahlt...
Hast du auf deiner Reise über jede Ausgabe/Anschaffung eine steuertaugliche Quittung bekommen?

Klar kannst du nun sagen: Dass das ja nicht dein Problem sei, ob der Obsthändler am Straßenrand Steuern bezahlt. Aber du nimmst ja seine Leistung/Ware in Anspruch. Das solltest du aber nicht tun, wenn du in dem Staat gesetzestreu handeln und ihm dienlich sein willst.

Mir scheint, du betrachtest das Thema etwas zu kurzsichtig. Ich mache mir natürlich Gedanken zu den Schwarzmärkten (und zur Schwarzarbeit). Ich nutze diese Märkte und Möglichkeiten nicht um mich zu bereichern, sondern um das zu bekommen, was ich auf offiziellem Wege nicht haben kann oder um jemand anderem zu helfen.
Ein schlechtes Gewissen hatte ich nie, wenn mich früher (in Russland ist das schon lange passé) jemand von meinen Freunden gebeten hat, ihm D-Mark zu tauschen. Wir haben uns immer irgendwo in der Mitte getroffen.
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Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

Ungelesener Beitrag von Mikala »

Hallo zusammen

Vielen lieben Dank für eure interessanten Rückmeldungen - ihr habt mir mit euren Statements zum Glück noch einige andere Blickwinkel vermitteln können.

In der Tat habe ich die Angelegenheit wohl etwas zu kurzsichtig betrachtet - das Thema Schwarzmarkt beschränkt sich ja nicht nur auf den Geldwechsel/Profit. Mir wurde mit euren Statements bewusst, dass die Beweggründe den "Schwarzmarkt" zu unterstützen sehr unterschiedlich sein können. Viele Menschen müssen den Weg des Schwarzmarktes gehen, um überhaupt überleben zu können - diese Tatsache habe ich z.B. überhaupt nicht in Erwägung gezogen.

Mein Post entstand viel mehr aus dem Gefühl, dass sich viele Menschen auf Kosten von anderen bereichern, egal um welchen Preis. Ich hatte irgendwie den Eindruck, alle reden von einer "besseren" Welt und möchten, dass andere dies und jenes tun sollten, aber wenn es um ihren eigenen Wohlstand geht (und damit meine ich eigentlich vorwiegend Menschen, welche mehr als Genug haben - nicht solche, welche am Existenzminimum leben), dann nimmt man es dann doch nicht so genau :? Ich glaube, ich muss mir da noch so einiges überdenken - aber jedenfalls bin ich nun froh, die Sache auch aus einer anderen Sicht betrachten zu können.

Liebe Grüsse

Mikala
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Schwarzmarkt unterstützen oder nicht?

Ungelesener Beitrag von MArtin »

Hallo,

zwar bin ich als "geläuterter" ehemaliger Bankkaufmann und Betriebswirtschaftsstudent kein besonderer Fan mehr von der zu immer krasseren sozialen Unterschieden und globalen Ressourcenverschwendung führenden existenten Geld- und Marktwirtschaft, aber sie ist derzeit (leider) Realität und auch in den besagten Ländern herrscht eigentlich Marktwirtschaft.

Ein "Schwarzmarkt" kann nur entstehen, wenn die Regeln des "freien" Marktes irgendwie an der Realität von Angebot und Nachfrage vorbei manipuliert werden, z.B. indem etwas nominell mehr oder weniger wert gemacht wird, als es dem wirklichen Marktpreis entspricht (-> https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzmarkt ).

Man kann's also durchaus auch andersrum sehen:
Wer den Schwarzmarkt ignoriert, unterstützt solche Marktmanipulationen. ;)
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mahimahi
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Ungelesener Beitrag von mahimahi »

Wer sagt denn, dass immer ein freier Markt existiert? Kann es nicht auch so sein, dass ein Markt staatlich reglementiert wird und der Preis künstlich hoch gehalten wird um zB hohe Steuern auf zB Luxusgüter oder auf regulierte Güter, wie zB Waffen, Alkohol, Zigaretten, zu erzielen und sich der "wirkliche" (billigere) Marktpreis auf dem Schwarzmarkt bildet? :wink:
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