Wie schreibt man einen (guten) Reisebericht?

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Andy
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Re: Wie schreibt man einen (guten) Reisebericht?

Ungelesener Beitrag von Andy »

Hallo,

wir haben auch einige Reiseberichte geschrieben. Ich denke Du solltest Dir überlegen warum und mit welchem Ziel Du den Bericht schreibst. Für Dich - für Freunde oder Familie welche zu Hause geblieben sind (so war es bei uns - die Berichte sollen für uns zur Erinnerung sein und während der Reise für Familie und Freunde - weniger für Fremde)
Vielleicht möchtest Du aber auch für andere Reisende schreiben. Die haben dann ganz andere interessen. Allerdings wird man nicht den Lonely Planet ersetzen können oder wollen.

Grüßle
Andy
Chris+Dagmar
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Re: Wie schreibt man einen (guten) Reisebericht?

Ungelesener Beitrag von Chris+Dagmar »

Hallo zusammen,

ok, mein Text ist längst fertig. Ich riskiere es mal und stelle es hier rein. Bin gespannt was ihr davon haltet. Kritik erlaubt. Verbesserungsvorschläge willkommen. Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn wie immer behalten.

Gruß
Christof


Von sizilianischen Segelbooten und stechenden Schmerzen

Tagestour entlang der Wurm von Aachen nach Lindern, Sonntag, 10. Oktober 2004

Dass Dagmar und ich uns nach Jahren der Abstinenz überhaupt mal wieder aufs Rad schwangen, verdanken wir einem Zufall. Mitte September saßen wir am Hafen der Liparischen Insel Vulcano und schauten den Segelbooten zu, wie sie übers glitzernde Wasser glitten. Von dieser Szenerie derart euphorisiert begaben wir uns zurück in der Heimat sogleich in die örtliche Stadtbibliothek, um Literatur über das Segeln auszuleihen. Wieder heraus kamen wir mit einem Stapel Bücher über das Tourenradeln, die direkt neben denen über das Segeln im Regal standen.

So kam es, dass wir an jenem Sonntag zeitig und reichlich frühstückten, Dagmars verstaubtes Jugendfahrrad aus dem Keller zerrten, für mich ein Vehikel bei einem Arbeitskollegen liehen und schließlich bei unserem Freund Ralf eintrafen, der uns an diesem schönen Herbsttag begleiten wollte. Gegen 10:00 Uhr fuhren wir los, zunächst vorbei am Tivoli, auf dem die Alemannia seit 75 Jahren ihre Heimspiele austrägt, und dem Soerser Reitturnierplatz, wo alljährlich der CHIO und 2006 die Weltreiterspiele stattfinden. Kurz hinter Aachen mussten wir bereits der ersten Steigung Tribut zollen und unehrenhaft von unseren Stahlrössern steigen. Doch oben angekommen gelangt man durchs Paulinenwäldchen umso schneller hinab ins beschauliche Wurmtal. Die folgenden fünf Kilometer bis Herzogenrath schlängelt sich die Wurm unbegradigt durchs Naturschutzgebiet. Etymologisch ist ihr Name übrigens nicht wie oft angenommen von ihrem kurvigen Verlauf, sondern von der keltischen Wortwurzel „borm" abzuleiten, die dem lateinischen „formus" und dem unseren „warm" entspricht. Aufgewärmt wurde das Flüsschen damals natürlich von den heißen Quellen in Aachen.

In Herzogenrath war überraschend die Hölle los, denn es wurde Stadtfest gefeiert. An allen Ecken duftete es verführerisch nach gebratenem Fleisch oder frittiertem Reibekuchen, was uns bald den Hunger in den Magen trieb. Doch wir suchten eher die Ruhe und fanden diese wenig später in einer idyllisch an der Talsperre gelegenen Gartenwirtschaft. Wir sonnten uns bereits auf der Terrasse, als wir erfuhren, dass an diesem Tage kein Essen serviert wird.

Hungrig fuhren wir weiter und wurden wenig später von einem Kuriosum abgelenkt. Wir befanden uns auf der Grenzstraße zwischen Deutschland und den Niederlanden, die auf unserer Seite Neustrasse und auf niederländischer Seite Nieuwstraat heißt. Bis 1995 waren die beiden Straßenhälften durch ein 30 cm hohes Mäuerchen getrennt. Heute kann man dank des Schengener Abkommens ohne Kontrolle die Grenzen wechseln, auf dem Mittelstreifen Schlangenlinien fahrend theoretisch alle Sekunde.

Weiter nördlich bildet die Wurm die natürliche, wenn auch begradigte Grenze zwischen den beiden Ländern. Nach dem Wasserschloss Rimburg erreichten wir Übach-Palenberg, den Ort an welchem Ralf, Dagmar und ich endlich Gelegenheit hatten unseren Radlerhunger zu stillen. Der asiatische Grill im Ort wird zwar nicht die Sauberkeitsmedaille gewinnen, bekam aber zumindest eine schmackhafte große Portion Hähnchen-Curry auf den Tisch.

Derart gestärkt strampelten wir weiter, durchquerten zunächst Geilenkirchen und folgten dann weitere 10 km dem Lauf der Wurm. Vorbei an Wasserschloss Trips, an alten Gutshöfen, auf deren Koppeln Pferde stehen, und Wiesenauen, von denen Kühe herüberglotzten, ließ es sich unbeschwert dahingleiten. So macht Radfahren wahrlich Spaß. Doch kurz vor Randerath war Zeit Abschied zu nehmen, Abschied von der Wurm, die uns zu keiner Zeit wurmte. In einem scharf südöstlichen Knick steuerten wir Lindern zu, dem Ziel unserer Tour.

Erst im RegionalExpress zurück nach Aachen spürte ich, dass diese 40 km auf dem hanebüchenen Baumarktfahrrad nicht sonderlich gesund waren. Mein Gesäß war wund gesessen, was nicht nur an meiner Untrainiertheit, sondern auch am Sattel zu liegen schien, der auf der gesamten Fahrt in einem Winkel von 20° nach hinten gebogen war. Meine Hände hatten Schwielen gebildet. Meine Knien schienen Ziel eines Messerangriffs gewesen zu sein. Doch kurz ist der Schmerz, und ewig ist die Freude. Vor allem die Freude von Dagmar, die unseren kleinen Ausflug derart gut wegsteckte, dass sie anderntags beim Aachener 5 km Benefizlauf glatte 40 Sekunden vor mir im Ziel eintraf.
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pukalani
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Re: Wie schreibt man einen (guten) Reisebericht?

Ungelesener Beitrag von pukalani »

Hallo Chris & Dagmar!!!

Na, wer sagt's denn? Klappt doch! Da krieg ich doch glatt Lust darauf, die Grenzlinie im Slalom zu überfahren.... ehrlich!

Ein paar Punkte, die mir aufgefallen sind.

- Ich mag die Mischung aus Begrifflichkeiten wie "Tribut zollen" und "Hölle los". Zeigt Bandbreite und Spielraum. Dann kommen Worte wie "Kuriosum" und überraschen einen aufs Neue.

- Mit dem Wasserschloß und den alten Gutshöfen macht ihr mich neugierig und lasst mich doch mit zu wenig Informationen "verhungern". Sehr subjektiv: ich liebe Pferde und Schlösser... :)

- Versuch den versteckten Humor etwas zu verstärken (z.B. an der Steigung, hungrig auf der Terrasse, Ziel-Einlauf...) Ich glaube, das könnte interessant sein, weckt beim Leser Schadenfreude und Mitgefühl (gedemüdigt am Berg absteigen zu müssen kenne ich persönlich nur zu gut). :oops:

- Habt Ihr diese Tour sozusagen als Vorbereitung für den Benefizlauf gemacht? Der kam am Schluß so aus dem Nichts. Was war die Intention?

- Beim Titel und Subline fehlt mir zuallererst die Info, daß es um eine Radtour geht. Wenn ich als Leser speziell an Radtouren interessiert bin, würde ich es glatt überlesen. :?

Wieso nicht etwas wie: Von sizilianischen Segelbooten zu verstaubten Jugendfahrrädern

oder warum nicht: Kurz ist der Schmerz, und ewig ist die Freude
Mit dem Fahrrad entlang der Wurm von Aachen nach Lindern

Aber mit den Titeln meiner Geschichten tue ich mich auch immer am schwersten... Ich hoffe, ich konnte Euch/Dir ein wenig helfen und Inspiration sein.

Liebe Grüße und weiterhin Schönes Schreiben!
Lani :)
Chris+Dagmar
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Registriert: 04 Okt 04 12:02

Re: Wie schreibt man einen (guten) Reisebericht?

Ungelesener Beitrag von Chris+Dagmar »

Hallo Lani,

zunächst mal vielen Dank fürs Lesen, fürs Lob und die Anregungen!
pukalani hat geschrieben: Mit dem Wasserschloß und den alten Gutshöfen macht ihr mich neugierig und lasst mich doch mit zu wenig Informationen "verhungern". Sehr subjektiv: ich liebe Pferde und Schlösser... :)
Dann solltest Du mal in die Gegend kommen. Hier gibts nämlich die Wasserschloßroute mit 100 solcher "Dinger"...
pukalani hat geschrieben: - Versuch den versteckten Humor etwas zu verstärken (z.B. an der Steigung, hungrig auf der Terrasse, Ziel-Einlauf...) Ich glaube, das könnte interessant sein, weckt beim Leser Schadenfreude und Mitgefühl (gedemüdigt am Berg absteigen zu müssen kenne ich persönlich nur zu gut).
I will do my very best!
pukalani hat geschrieben: - Habt Ihr diese Tour sozusagen als Vorbereitung für den Benefizlauf gemacht? Der kam am Schluß so aus dem Nichts. Was war die Intention?
Wollten einfach mal wieder radfahren. War Zufall, dass anderentags der Lauf stattfand.
pukalani hat geschrieben: - Beim Titel und Subline fehlt mir zuallererst die Info, daß es um eine Radtour geht. Wenn ich als Leser speziell an Radtouren interessiert bin, würde ich es glatt überlesen. :?
OK, der Text wird ja auf unserer Webseite erscheinen. Und die geht ja nun mal nur übers Radfahren. Demnach dürfte das dort dann klar sein.

Werde den Text also nochmal etwas überarbeiten. Mal sehen was dann draus wird.

Gruß
Christof
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pukalani
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Wohnort: Stuttgart

Re: Wie schreibt man einen (guten) Reisebericht?

Ungelesener Beitrag von pukalani »

Hallo meine lieben Schreiberlinge!

Der Lonely Planet sucht Autoren!!! Kam heute per Newsletter rein.

Fancy yourself as a guidebook writer? We're looking for new writers to join our team of 200+ authors. You need A1 research skills, a passion for travel and the ability to write with authority and attitude. How do I sign up?

http://www.lonelyplanet.com/help/guide.htm

Vielleicht ist das ja was für Euch.
Liebe Grüße,
Lani
Chris+Dagmar
Reise-Geburts-Helfer
Beiträge: 227
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Re: Wie schreibt man einen (guten) Reisebericht?

Ungelesener Beitrag von Chris+Dagmar »

Hallo Lani,

danke für den Tip! Werden wir uns mal anschauen ,-)

Gruß
Christof
Chris+Dagmar
Reise-Geburts-Helfer
Beiträge: 227
Registriert: 04 Okt 04 12:02

www.worldwheeling.de online

Ungelesener Beitrag von Chris+Dagmar »

Hallo zusammen,

vor lauter Homepage basteln habe ich vergessen Euch von unserer Webseite zu bereichten, die seit Anfang Mai online ist: www.worldwheeling.de

Dort findet ihr auch den Bericht der Wurmtaltour in der Endfassung mit ein paar Bildern. Weiter Fotos gibt es in der Tourengalerie.

Auch ein zweiter Bericht (bzw. die erste Hälfte davon) ist seit heute online. Diesesmal ging es mit dem Fahrrad fünf Tage durch Flandern. Natürlich auch hierzu ein paar Bilder in der Tourengalerie.

Vielleicht hat ja jemand Lust sich auf unseren Seiten umzuschauen oder sich in unseren Newsletter einzutragen. Verbesserungsvorschläge sind willkommen. Viel Spaß damit.

Viele Grüße
Christof
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