Siddhartha

Worüber man in der Welt-Reise-Community so spricht / sprechen sollte, wo Du Reisethemen diskutieren, von Deinem Fernweh daheim oder Heimweh unterwegs berichten - oder auch außerhalb Deines Vorstellungsbereichs einfach mit anderen Mitgliedern der Weltreise-Community "labern" kannst... (Keine Reise-Infos hier!)
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Andy Urlaub
Kiebitz
Beiträge: 3
Registriert: 15 Apr 05 19:33

Siddhartha

Ungelesener Beitrag von Andy Urlaub »

Hallo Zusammen,

mein Name ist Andreas, ich bin neu auf diesem Forum, habe heute einiges mit großer Neugierde, Bewunderung und Bestätigung meiner eigenen Zweifele gelesen.

Ich habe einen Job, verdiene gut Kohle, lebe in einem Naturparadies in Süddeutschland und müsste mir eigentlich gar keine Gedanken machen. Anfang 2005 war ich 5 Wochen in NZ unterwegs, mit Rucksack und Zelt und habe einen Hauch der Freiheit erlebt, allerdings mit einem gut gefüllten Bankkonto (Sicherheit) daheim. Seitdem habe ich Hummeln im Arsch, empfinde (das war aber auch schon vorher) unser Land als spießig, denke, dass falsche Werte im Vordergrund stehen und bin hin und her gerissen, zwischen "Luxus" ,"ich will mich selber weiter entdecken" und "bekomm ich das geregelt".

Ich habe den Eindruck, dass euch alle das gleiche Thema bewegt, einige sind schon auf dem Weg, andere in Vorbereitungen dahin und wieder anderen überlegen.. Ich gehören zu den Überlegenden, möchte nicht flüchten, will ein bischen Sicherheit, trotzdem Abenteuer und unbegrenzt reisen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich das durchziehe, aber der Wunsch ist sehr massiv da.

Mich würde interessieren, wie eure Phase des Loslassens von der Gesellschaft (wenn dies schon geschehen ist) ablief? Wenn ihr dabei seid loszulassen, interssiert mich das genau so,

Freu mich über Antworten,

Andreas
andrea58
Aktives WRF-Mitglied
Beiträge: 105
Registriert: 19 Aug 04 15:33
Wohnort: Aachen

Re: Siddhartha

Ungelesener Beitrag von andrea58 »

hallo andreas,
ja, kann ich alles gut verstehen, kenne ich selbst doch alle teile davon. ich kann nur sagen, ich hatte viele jahre träume, wo ich aber nie dachte, dass die irgendwann wirklichkeit werden könnten, ich dachte, mein lebensweg war eben ein anderer (bin z.b. in der DDR aufgewachsen und hatte früh kinder...)und plötzlich war zeit da und eine krise in meinem leben, wo ich mich hinsetzte und überlegte, was möchte ich denn nun noch mit mir und meiner freiheit und meinem leben anfangen... dann begann ich querbeet zu recherchieren. und plötzlich lief mir DAS passende für mich über den weg (arbeit in indien...) und ich fühlte mich elektrisiert und ich war mir sicher, dass ich das will. dann ging es in die nächste phase, d.h. die überlegung, wie pack ich das an, was hängt da alles dran, von was mache ich mich abhängig (mir war z.b. schon wichtig, wie das meine kinder und meine alte mutter finden...)und welche konsequenzen bin ich bereit zu tragen (z.b. die kündigung und aufgabe der wohnung). ja und jetzt läuft alles und die vorbereitungen gehen voran - mal ruhig und mal so, dass ich alle behörden sprengen könnte... und währenddessen schwanke ich regelmäßig zwischen großer vorfreude, existenzangstanfällen, wehmut, meine freunde und meine arbeit (die ich sehr gerne tue, abgesehen von institutionellen ärgernissen) und kollegen zu verlassen, dem gefühl, ich bin überfordert mit all dem vorbereiten und auflösen hier. dann gestatte ich mir die freiheit zu denken "gut, ich MUß es ja nicht tun, kann es abblasen" - dann weiss ich SOFORT wieder was ich will und weiss auch, dass es wahrscheinlich so weitergeht, bis ich im flieger sitze...ich war übrigens schonmal 3,5 monate in ladakh und habe gearbeitet. wußte nur da noch nicht, dass es sozusagen "eine vorbereitung " auf mehr ist. puh, hab ich ganz schön viel erzählt, ich wünsche dir viel spass bei deiner weiteren entwicklung diesbezüglich, berichte mal. herzlichen gruß andrea
ps: und HEUTE morgen fiel mir auf dem weg zur arbeit ein, dass ich früher immer von indien träumte, aber eben enge mauern und familie hatte. und später dachte ich: "ja indien wär schön, aber da möchte ich nicht nur für nen kurzen urlaub als tourist hin, da möchte ich am liebsten arbeiten und längere zeit dasein". und bis heute war mir nicht klar, dass ich damit jetzt an diesen alten wünschen bin. so geht das leben manchmal fast von alleine in die richtigen wege, wir müssen sie nur noch erkennen :lol:
Ashakiran
Kiebitz
Beiträge: 9
Registriert: 03 Aug 04 19:42
Wohnort: Bochum (NRW)

Re: Siddhartha

Ungelesener Beitrag von Ashakiran »

hallo andrea!

ich fand deinen eintrag sehr informativ für mich. mich würde nun mal interessieren, was genau du in indien arbeitest und wo? ist das nur für eine bestimmte zeit, oder gedenkst du dort zu bleiben?
auch für mich hat indien nämlich eine besondere bedeutung, wenn auch nicht aus den reinen "aussteigergründen". ich bin jetzt 23, werde im februar diesen jahres meinen ba beendet haben und gehe dann erstmal für ein halbes jahr nach indien, um dort ein praktikum zu absolvieren und zu schauen, ob ich mit den lebensumständen dort klarkäme. ich trage mich aber tatsächlich mit dem gedanken an auswanderung, weil ich seit inzwischen über drei jahren in einer beziehung mit einem inder lebe. wir möchten nun gerne zusammen leben und haben lange überlegt, wo wir unser lebenszentrum einrichten sollen. deutschland war mir schon vor der beziehung mit ihm zu eng geworden und ich wollte immer ins ausland. in den usa (wo er bisher noch lebt) gefällt es mir nicht so besonders, also lag der gedanke an indien nah.
mich würden also nun mal deine alltagserfahrungen dort interessieren. wie ist es, dort als europäische - noch dazu frau - zu leben? ich weiß von meinem freund und auch anderen indische freunden, dass es gerade gegen weiße frauen leider noch immer viele vorurteile gibt ("leicht zu haben"), die auch von manchmal allzu freizügig auftretenden touristinnen öfters noch geschürt werden. bist du diesen vorurteilen begegnet? und wie hoch sind die chancen als ausländerin in indien einen job zu finden (vielleicht sogar bei einer europäischen firma)? welche bürokratischen hürden gibt es bei einer arbeit in indien bezüglich visa, krankenversicherung, möglcihe rente später, und, und, und?
das sind alles viele fragen, aber sie brennen mir eben schon auf den nägeln, weil ich finde, dass ich langsam auch mal auf eine entscheidung hin arbeiten sollte.
ich würde mich sehr freuen, wenn du mich einmal kontaktieren würdest, zumal ich vom 21.8.-11.9.2005 auch in indien (karnataka) bin. meine icq-nummer ist die 260360423.

liebe grüße,
anke.
Carpe Diem!
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StefanieFalk

Siddhartha

Ungelesener Beitrag von StefanieFalk »

Hallo Andreas,
Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut wieder auf Abenteuerreisen gehen zu wollen!Nach meiner Ausbildung war Ich 9 Monate mit dem Rucksack untewegs u.a. 5 Monate in Indien,was mich echt wahnsinnig beeindruckt hat!
Die Entscheidung das durchzuziehen war nicht so schwierig,weil ich es unbedingt wollte und eine Auszeit brauchte!Man hat ja auch die Freiheit jederzeit zurückzukommen,und einen job findet man immer!Es ist vielleicht nicht immer das optimalste aber der richtige job kommt dann irgendwann.
Mittlerweile habe ich wieder genau die Stelle die Ich immer wollte,es hat zwar etwas gedauert aber am ende hat es dann doch geklappt.
Leider kann Ich jetzt erstmal nicht auf reisen gehen,da ich erstmal 2 Jahre Berufserfahrung brauche um in Asien als Krankenschwester arbeiten zu können.
Aber ich wünsche Dir mit deinen Plänen viel Glück und ganz viel mut zur Umsetzung!Meine Indienreise zählt zu den schönsten Erfahrungen meines Lebens und Ich bin mir sicher das es dir nicht anders gehen wird,egal wo deine Reise hingeht
Viele Liebe Grüße aus München Steffi
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Coogar
WRF-Moderator
Beiträge: 758
Registriert: 28 Jun 05 18:29
Wohnort: Córdoba, Argentinien

Siddhartha

Ungelesener Beitrag von Coogar »

Hallo Andreas!

In so einer ähnlichen Phase war ich auch, bevor ich nach Irland umgezogen bin. Hatte mich aus recht schwierigen Verhältnissen hochgearbeitet, hatte einen guten Job, eine schöne Wohnung in einer netten Umgebung, ein bisschen was auf dem Konto, war gut versichert :wink: - und kreuzunglücklich. Hauptsächlich, weil ich mich schier zu Tode gelangweilt habe mit all den schönen Dingen, die ich hatte, und einem Leben, das sich permanent im Kreis drehte.

Das zu erkennen, war eine Sache. Sobald für mich klar war, dass ich es woanders versuchen wollte (direkt nach meinem ersten Irlandtrip), kam der harte Teil: sich von allem zu trennen. Stück für Stück habe ich das meiste verkauft, was ich besaß. Am Anfang war das wirklich schwer, aber dann begann ich, mich zunehmend leichter zu fühlen. Dann siedelte ich über, natürlich nicht nur voller Vorfreude und Spannung, sondern auch mit ganz vielen Ängsten und Zweifeln.

Inzwischen bin ich seit fast 2 Jahren hier und plane meinen großen Aufenthalt in Südamerika in knapp 2 Jahren, der auf mindestens 2 Jahre ausgerichtet sein wird.

Das Prinzip sehe ich so: wenn man einmal mit wenig ausgekommen ist, kommt man auch wieder mit wenig aus. Wenn man einmal seine Ängste überwunden hat, schafft man es auch wieder und die Ängste werden zunehmend kleiner. Wenn man einmal erfahren hat, was es sonst noch da draußen gibt, will man mehr davon. Wenn man einmal neu angefangen hat, kann man es immer wieder.

Letztendlich machen keine Sicherheiten und Besitztümer das Leben lebenswert, sondern die Orte, die wir gesehen habe und die Menschen, denen wir begegnet sind.

Liebe Grüße, Coog
What is the use of straining after an amiable view of things, when a cynical view is most likely to be the true one?
G.B.Shaw

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