Auswandern nach Australien - Wie ist das Expat-Leben?

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Doan25
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Auswandern nach Australien - Wie ist das Expat-Leben?

Ungelesener Beitrag von Doan25 »

Hi Leute

Ich hätte mal da eine Frage? Ich bin 25, komme aus der CH, habe Chemikant und eine weitere Ausbildung hinter mir. Nun habe ich mich für eine Weltreise entschieden, weil es mir in der Schweiz nicht gefällt. Nach meiner Weltreise werde ich durch diverse Länder gereist sein und vor allem Lebenserfahrung gesammelt haben. Ich gehe davon aus, dass ich danach Auswandern möchte. Da ich aber bis jetzt noch nie in Australien gewesen bin, kann ich auch nicht sagen, ob es mir da gefallen wird. Was in den Büchern steht ist manchmal halt doch nicht so realistisch!

Gibt es vielleicht erfahrene Leute im Forum, welche die ähnliche Einstellung wie ich haben oder hatten? Vielleicht sogar den Mut hatten und ausgewandert sind? Mir kommt jetzt gerade Asutralien in den Sinn, weil es mich interessiert, aber ich könnte es mir gut vorstellen, auch sonst wohin auszuwandern.

:?: Meine Frage ist, wie das wahre Leben in Australien im Gegensatz zu Mitteleuropa ist? Und natürlich die Chancen auszuwandern. Ich bin mir nicht sicher, aber mein Beruf (Chemiknat) ist wahrscheinlich nicht gerade sehr gesucht in Australien!

Ich bedanke mich schon mal im Voraus für eure Unterstützung.

Gruss Doan
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TropicHeat
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Re: Auswandern nach Australien???

Ungelesener Beitrag von TropicHeat »

1. ich bin (recht spät = mit 38 ) nach Australien ausgewandert! Und froh und glücklich damit, ausser dass mich jetzt mal wieder das Reisefieber gepackt hat...

2. bevor Du selbst mal Australien beschnuppert hast (= hier gewesen bist!) würde ich erst garnicht darüber nachdenken!

3. mach nicht den Fehler zu denken, dass nach einer Auswanderung "Alles besser sein wird"!
Ich kenne etliche Leute, die mit dieser Einstellung gescheitert sind... Du kannst nicht von Problemen wegrennen; die sind meist mit Deiner Persönlichkeit verbunden, und somit wirst Du dieselben (oder ähnliche) Probleme in Deiner neuen Heimat wieder haben.
Ich weiss: viele wollen das nicht so sehen, aber es ist so :wink:

4. sei Dir sehr deutlich darüber im klaren, wieviel Familie und Freundschafts-Verbindungen Dir persönlich wert sind!
Australien ist verdammt weit weg, und viele Freunde werden hoch-und-heilig versprechen, dass sie Dich besuchen kommen, und dann nie das Geld/die Zeit/[Grund einfügen] finden das Versprechen einzuhalten.
Ich kenne etliche, die einfach "Heimweh" kriegten nach Familie und Freundschaften und daher wieder zurückgegangen sind.

5. das leben hier ist anders:
+ wärmer
+ sonniger
+ relaxter
- erwarte nicht die deutsche (oder schweizerische) Zuverlässigkeit
- erwarte nicht die deutsche (oder schweizerische) Genauigkeit
- erwarte nicht "den Job für's Leben" - Hire-and-Fire ist hier beinahe so schlimm wie in den USA
- inzwischen ist das Leben hier fast teurer als in DL (aber natürlich nicht teurer als die Schweiz - LOL)
- Freundschaften, die tiefgehend sind und auf Vertrauen bauen, sind etwas schwerer zu knüpfen und brauchen ihre Zeit

Dann sind da noch Aspekte wie Platz und Ruhe, aber mit Deinem Job wirst Du wohl eher in einer Stadt enden, und die sind zwar relaxter und grüner als DL, aber immernoch Städte mit Verkehrsstaus, Schmutz, und teuren Mieten!

Es gibt ein sehr gutes deutsches Forum, dass Dir wohl weiterhelfen kann:
http://www.laenderinfo-forum.de/forum/f ... =index.php
Achtung: es gibt dort auch etliche "Stöhner und Meckerer" :roll:
Im Camper unterwegs durch Amerika von 03/06 bis 05/09: http://dare2go.com
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Christian.Rio
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Re: Auswandern nach Australien???

Ungelesener Beitrag von Christian.Rio »

Hallo Doan,

ich war auch in Australien und Neuseeland unterwegs. Nach meiner Rückkehr dachte ich zuerst auch eine Weile, dass es eventuell "besser" wäre in Neuseeland zu leben. Aber das hatte natürlich auch damit zu tun, dass die Reiseerfahrung noch frisch war und Deutschland mir dann natürlich eher negativ erschien. Man darf auch nie unterschätzen, dass Herumreisen etwas vollkommen anderes ist, als den jahrelangen Arbeitsalltag in einem Land zu kennen. Die Menschen auf der ganzen Welt - egal wo - machen vom Prinzip her überall das gleiche: Arbeiten, Schlafen, Essen, Trinken, Kinderkriegen. TropicHeat hat da ein paar sehr treffende Punkte angesprochen, denen ich mich nur anschließen kann.

Bei mir persönlich war es so, dass nachdem sich nach ein paar Monaten alles ein wenig gesetzt hatte, ich mir darüber klar wurde, dass man sich doch vieles in seiner Vorstellung schöner vorstellt, als es dann auf lange Sicht im Alltag tatsächlich ist. Und umgekehrt redet man sich vieles schlecht, was momentan ist. Es liegt ja auch auf der Hand: Das Gewohnte kennt man, das Neue erscheint deshalb immer aufregend (für viele Menschen jedenfalls).

Ich selbst bin nach meiner Reise etwas in mich gegangen und habe eben jene von TropicHeat erwähnten Punkte genauer betrachtet. Und an dieser Stelle möchte ich noch einen hinzufügen: Identität bzw. Heimat. In gewissem Maße ist jeder von seiner Kultur schon von Geburt geprägt worden. Ich bin beileibe kein Anhänger von Nationalstolz, aber für mich persönlich habe ich gemerkt, dass die Reise mich auch die gewohnten Dinge schätzen gelehrt hat. Das heißt natürlich nicht, dass ich jetzt "Hurra Deutschland" schreie, aber seinen Ursprung trägt man immer in sich. Andererseits muss die Heimat aber auch nicht immer das beste Land für einen sein. Es gibt auch viele, die ihr Glück woanders finden - aber eben auch viele Desillusionierte, Enttäuschte und Gescheiterte. Deshalb ist es so wichtig, sich genau zu überlegen, was man im Leben denn tatsächlich will, anstelle eine Vorstellungswelt in die Zukunft zu projizieren, in der alles besser erscheint.

Ich selbst fühle mich durch und durch als Europäer, identifiziere mich aber mit keiner konkreten Nationalität. Ich sehe all die schönen Länder und Sprachen, die es hier um uns herum gibt. Das hat mich dazu veranlasst, erst einmal vor der eigenen Haustür zu schauen. Und so bin ich für mich persönlich bei Irland gelandet. Da zieht es mich hin, da will ich in naher Zukunft leben und arbeiten. Denn es ist für mich der beste Kompromiss, bei dem ich das Erlebnis des Neuen haben kann, ohne dass ich abrupt alle Wurzeln abreiße.

Die Vorteile sind in ihrer Mischung ohnehin klasse (die EU macht's möglich!):
1. Arbeits- und wohnungstechnisch volle Freizügigkeit, also kein Visa- oder Einwanderungsbehördenstress
2. Familie, Freunde und Bekannte sind nicht unerreichbar weit weg (Danke an RyanAir 8))
3. Die Umstellung fällt recht sanft aus und trotzdem erlebt man neue Dinge
4. Ich bin immer noch in Europa. Hier kann man streckenmäßig sogar mal am Wochenende ein anderes Land besuchen. In Australien oder Neuseeland musst du dafür immer einen Langstreckenflug buchen. Außerdem ist Europa bezüglich Kunst und Kultur ein faszinierender Schmelzpunkt.
5. Wenn es mir nicht gefällt, bin ich ruck-zuck wieder in Deutschland

Also alles in allem denke ich, dass wenn man schon eventuell nach Übersee auswandern möchte, es erst einmal auf befristete Zeit ausprobieren kann, d.h. dort mal für ein oder zwei Jahre arbeiten, bevor man sich den ganzen Einwanderungsbehördenstress gibt.

Christian
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Der_Felix
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Auswandern nach Australien - Wie ist das Expat-Leben?

Ungelesener Beitrag von Der_Felix »

Hallo Doan,

zunächst einmal will ich mich meinen Vorrednern anschließen. Insbesondere was TropicHeat bezüglich "Weglaufen" gesagt hat, finde ich einen wichtigen Punkt.

Allerdings finde ich, dass das das Wort "Auswandern" immer sehr hart klingt und damit sich fast schon selbst verfälscht.
Ich kenne einige Leute, die nach Neuseeland ausgewandert sind. Einer ist nun schon seit gut dreieinhalb Jahren dort, eine andere kürzer als ein Jahr und arbeitet gerade an ihrer permanenten Aufenthaltsgenehmigung.
Gemeinsam haben alle, dass sie das Auswandern zwar als solches bezeichnen, es aber nicht als Ding für die Ewigkeit begreifen. Für sie ist offen, ob sie vielleicht nach fünf Jahren wieder nach Dtld. zurückkehren - oder eben nicht. Natürlich ist das Auswandern ein großere Schritt, aber keiner, von dem es kein zurück mehr gibt.

Was die praktische Umsetzung angeht, würde ich Dir empfehlen, dem Auswandern ein Jahr Work&Travel voran zu stellen. Das gibt Dir über das reine Bereisen hinaus zumindest ein bisschen mehr ein Gefühl dafür, wie es ist, in Australien auch zu arbeiten. Zudem kannst Du vielleicht wichtige Kontakte knüpfen und vielleicht schon einen zukünftigen Arbeitgeber finden - für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung ein klarer Vorteil!

Gruß + gute Reise!
Der Felix
Wer immer nur in die Fußstapfen anderer tritt hinterlässt keine eigenen Spuren!
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shadu
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Re: Auswandern nach Australien - Wie ist das Expat-Leben?

Ungelesener Beitrag von shadu »

Auf alle Fälle vorher selber das Land bereisen und begutachten.
Fand Australien super schön aber ich persönlich würde dorthin eher nicht Auswandern. Mir ist eventuell die Heimat zu weit weg. ;-)
Hängt sicher auch davon ab ob man dann vor Ort einen guten Job hat zum leben. Als "armer" ist es glaub ich schon schwer in Australien zu leben, vor allem wenn man vom neuen land auch was geniessen möchte.
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Hildegard Grünthaler
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Re: Auswandern nach Australien - Wie ist das Expat-Leben?

Ungelesener Beitrag von Hildegard Grünthaler »

Hallo Doan,
wenn es Dir schon in der schönen Schweiz nicht gefällt, wird es Dir vermutlich nirgendwo gefallen.
TropicHeat hat es sehr schön geschrieben: Vor sich und seinen Problemen kann man nicht davonlaufen (danach klingt nämlich Dein Beitrag), die nimmt man immer mit - auch bis nach Australien.
Auch mein Mann war immer von Unruhe getrieben, träumte von fernen Paradiesen irgendwo in der Südsee, und mitunter auch vom Auswandern nach Australien. Wir sind nicht ausgewandert, sondern haben eine dreijährige Reise unternommen. Wir haben die Reise mit allen Sinnen genossen und hinterher festgestellt, dass wir trotzdem nirgendwo anders leben möchten. Weder in Australien, noch in Amerika oder Kanada und auch nicht im schönen Neuseeland. Zwar vermissen wir mitunter das "relaxte Leben", unsere Enge und unser Verkehr nerven, und mittlerweile nagt auch wieder das Fernweh - aber die Vorzüge unserer Heimat wissen wir zu schätzen.
Mach Deine Weltreise, und danach wirst Du wissen, wie schön die Schweiz ist!
Gruß
Hildegard
www.wohnmobil-weltreise.de

Verschiebe nicht auf morgen, was du heute tun kannst; denn wenn es dir heute Spaß macht, kannst du es morgen wieder tun.
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sunshine_darkmoon
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Re: Auswandern nach Australien - Wie ist das Expat-Leben?

Ungelesener Beitrag von sunshine_darkmoon »

Hallo Doan,

ich kann mich eigentlich auch nur anschließen und sagen: besuche zuerst einmal Australien und entscheide dann! Das bereits erwähnte Working Holiday Visa ist dabei sehr zu empfehlen. Ich werde nach meinem Studium nächstes Jahr auch mit diesem Australien bereisen. Auch ich habe schon seit etlichen Jahren den "Traum" irgendwann einmal nach Australien auszuwandern. Doch seit ich mich intensiver mit WHV und dem "was kommt danach" auseinandersetze, sehe ich das etwas anders als in den vergangenen Jahren. Man weiß doch im Vorhinein nie genau, was einen dort erwartet. Man hat wirklich nur ein "Wunschbild" vor seinem inneren Auge. Das Leben in Australien KANN die Erfüllung dieses Wunschtraumes werden, MUSS es aber nicht. Also reise für ein Jahr in Australien umher und schaue DANN, ob du es dir tatsächlich vorstellen könntest, dauerhaft dort zu leben. Und unterschätze die Einwanderungspolitik nicht. Hat man nicht den passenden Job, so wird es wohl ziemlich schwierig, dort überhaupt eine permanente Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen. (Ich selbst bin 24 Jahre alt und bin nach meinem Abschluss Diplom-Kauffrau und bezweifle irgendwie, dass die dort unbedingt so jemanden wie mich gebrauchen werden :D). Ein anderer Weg wäre dann natürlich noch, einen Australier/eine Australierin zu heiraten. Was jedoch eine glückliche Beziehung voraussetzt (ich persönlich würde nie jemanden nur heiraten, um so an eine Aufenthaltsgenehmigung zu kommen, denn ich würde mich an diese Person dann "gebunden" fühlen und würde mich nicht wirklich frei fühlen, wenn es nicht auf Liebe aufbaut).

Und wer weiß, vielleicht siehst du ja nach deiner Rückkehr die schönen Seiten an deiner Heimat. Das erhoffe ich mir teilweise auch. Auch ich bin nicht wirklich mit Deutschland zufrieden. Ich "träume" schon Jahre davon, einfach aus dem tristen Alltag auszubrechen, sich irgendwo niederzulassen, sein eigenes Ding zu machen, seine eigenen Nahrungsmittel anzubauen ohne von irgendwelchem Geldstreben abhängig zu sein und glücklich und zufrieden zu leben. Deutschland (und andere Länder?) sind mir teilweise zu kompliziert. Ich glaube aber, dass das irgendwie auch evolutionsbedingt so sein muss - am Anfang war alles noch "unschuldig" und man wusste nicht so viel von seiner Umwelt, heutzutage hat sich "das Kind" entwickelt und weiß zu viel. Auf Luxus lege ich keinen Wert. Man hat gewisse Dinge eigentlich nur, weil man sich eben schon soweit integriert hat, dass es einem gar nicht mehr auffällt, dass man auch ohne diese Sachen wunderbar zurecht kommen würde. Und es fehlt den meisten dann sicherlich an der Kraft/Willensstärke, etwas an seiner eigenen Situation zu ändern. Was will ich damit sagen? Mache dir klar, was du dir wirklich von deinem Leben versprichst. Versuche durch eine "Auszeit in Australien" zu dir zu finden und schaue nach deiner Rückkehr in die Heimat, ob du dein Lebensziel nicht doch in der Heimat erfüllen kannst oder ob Australien selbst dein Lebensziel ist. Erst wenn du merkst, dass letzteres zutrifft, denke über eine Auswanderung nach Australien nach.

Okay, tut mir Leid. Ich bin ein wenig vom eigentlichen Thema abgekommen, aber ich neige irgendwie immer dazu etwas abzuschweifen :?
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TropicHeat
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Re: Auswandern nach Australien - Wie ist das Expat-Leben?

Ungelesener Beitrag von TropicHeat »

Der_Felix hat geschrieben:...dass sie das Auswandern zwar als solches bezeichnen, es aber nicht als Ding für die Ewigkeit begreifen. Für sie ist offen, ob sie vielleicht nach fünf Jahren wieder nach Dtld. zurückkehren - oder eben nicht. Natürlich ist das Auswandern ein großere Schritt, aber keiner, von dem es kein zurück mehr gibt.
Ich habe (leider - kann ich jetzt im Nachhinein sagen) die Australische Staatsbürgerschaft angenommen - zu einer Zeit als Deutschland absolut keine Doppelte Staatsbürgerschaft erlaubte = ein Zurück gibt's für mich nicht!
Selbst einfache Grenzüberschreitungen können mit australischem Pass und deutschem Aussehen/Sprache ab-und-an recht bürokratsch werden, und einmal habe ich etwas Probleme gekriegt da ich ein halbes Jahr ohne Visum in DL geblieben bin (90 Tage sind erlaubt).
Jetzt mit EC und freier Wohnortwahl klingt Europa manchmal sooo verlockend...
sunshine_darkmoon hat geschrieben:Und wer weiß, vielleicht siehst du ja nach deiner Rückkehr die schönen Seiten an deiner Heimat. Das erhoffe ich mir teilweise auch. Auch ich bin nicht wirklich mit Deutschland zufrieden. Ich "träume" schon Jahre davon, einfach aus dem tristen Alltag auszubrechen, sich irgendwo niederzulassen, sein eigenes Ding zu machen, seine eigenen Nahrungsmittel anzubauen ohne von irgendwelchem Geldstreben abhängig zu sein und glücklich und zufrieden zu leben. Deutschland (und andere Länder?) sind mir teilweise zu kompliziert. Ich glaube aber, dass das irgendwie auch evolutionsbedingt so sein muss - am Anfang war alles noch "unschuldig" und man wusste nicht so viel von seiner Umwelt, heutzutage hat sich "das Kind" entwickelt und weiß zu viel...
Dann komm aber nicht nach Australien: hier ist alles total über-reguliert, bis ins kleinste Detail! In DL habe ich vor 2 oder 3 Jahren das Telefon meiner Mutter umgemeldet, ohne Vollmacht, ohne Rückfragen, ohne irgendwelche Probleme - wäre hier in Australien undenkbar! Ich käme vermutlich noch nichtmals soweit die gesamte Situation zu erklären ohne vorherige Bevollmächtigung.
Vorletztes Jahr ist meine Mutter verstorben, und die Abwicklung der gesamten Geschichte war, trotz mengenweise Bürokratie und Behördengängen, erfreulich einfach - vor allem da wirklich JEDER sich total bemüht hat die Vorgänge zu beschleunigen, unnötige Vorschriften einfach zu missachten, etc. Meine Frau, Australierin, war total "von den Socken" und konnte es nie glauben wie hilfreich alle Behörden waren.
Hier rufste an, und wenn Du Pech hast kriegste 'nen billigen Operator in Indien (ja - viele Institutionen haben 'Call Centers' in Indien, oder Singapore/Malaysia), wenn Du Glück hast in Hobart/Tasmania, oder Perth - von lokalen Bedingungen und Entfernungen haben die keinen blassen Schimmer, und deren Englisch ist oft so katastrophal, dass meine (Englisch-Aufgewachsene) Frau oft die Geduld verliert. Und auf dem Land kannste nie erwarten im Umkreis von 2-3 Stunden Fahrt ein Büro (z.B. Finanzbehörden, etc.) mit Sprechzeiten zu finden.

Was ich eher hasse in DL ist die Mentalität mancher Deutscher - dieses "Privat Polizei" und "Recht-und-Ordnung" Gehabe; aber ich finde das wird in machen Gegenden besser mit den Jahren...
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Der_Felix
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Re: Auswandern nach Australien - Wie ist das Expat-Leben?

Ungelesener Beitrag von Der_Felix »

Noch ein Nachsatz zu meinem Posting und wie man die eigene Heimat vielleicht auch interessanter machen kann ganz ohne Auszuwandern ...

In NZ und den dorthin Ausgewanderten, die ich kennengelernt habe (einer davon ist mein Cousin, den ich entsprechend schon etwas länger kenne) hat mich vor allem eines beeindruckt: die Freude, mit der sie nun teilweise seit Jahren das Land immer wieder neu entdecken. Einige sind praktisch jedes Wochenende auf Tour irgendwo auf der Insel. Mein Cousin (Architekt) hat mit seinem Chef neben den knapp bemessenen neuseeländischen Urlaubstagen sogar noch einige unbezahlte Tage Urlaub vereinbart. Einmal, damit sich der lange Flug nach Dtld. lohnt, zum anderen aber auch, um vor Ort mehr unterwegs sein zu können. Und das macht er immer noch mit derselben Freude wie vor drei Jahren.

Ich finde das schön und frage mich manchmal, warum ich selber in Deutschland so selten die Energie dafür aufbringe. Schließlich hat auch dieses Land (genauso wie die Schweiz oder Österreich) jede Menge schöne Ecken!

In NZ war es kein Ding, sich auch mal für zwei Tage irgendwo für fünf oder sechs Stunden ins Auto zu setzen - warum macht man (ich) das hier viel zu selten?

Ich gebe zu, es zieht mich auch eher in die Ferne als nach Nebenan, trotzdem frage ich mich manchmal, warum man das Glück immer gar so weit vermutet?


PS @TropicHeat: das mit der australischen Staatsbürgerschaft wusste ich nicht. Ist aber eigentlich eher nicht die Regel, oder?
Hätte man als Deutscher mit permanenter Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung in Australien denn Nachteile?
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