In diesem Review beschreibe ich meine persönlichen Erfahrungen mit der Suche nach einem leistungsfähigen, mobilen (=robusten), flexiblen und vor allen Dingen BEZAHLBAREN Solar-Ladesystem und die Gründe für die Entscheidung für eines der aktuell (in Deutschland und Umgebung) erhältlichen Solar-Lader auf dem Markt - nämlich der Swiss SolarCard mit den dazugehörigen Komponenten.
Mein Ziel ist es, auf Basis dieser Erfahrungen technikliebende Benutzer zu informieren, die - wie ich - gerne viel elektronischen Schnickschnack mit sich führen.
Ich finde erneuerbare Energien generell unterstützenswert und wer nicht gerade als Höhlenforscher oder Dschungeltrekker geht, findet fast überall auf dem Globus genug Sonne für ein Solarpanel. Ich auf meinem Asien-Trip sowieso

Da die meisten von uns zumindestens ein stromhungriges Handy und/oder eine Digicam dabeihaben (wollen), halte ich das Thema als für eben diese "meisten" sehr relevant. Viel geschrieben wurde dazu bisher nicht, zumindest nicht im deutschsprachigen Raum. Schon gar nicht über Langzeiterfahrungen. Das will ich hiermit ändern. "Step 1" ist mein erster Eindruck von der SolarCard, da ich sie grade erst frisch habe. In "Step 2" werde ich dann genauso offen über die Nutzungserfahrungen und die Effizienz berichten. Vielleicht kommen in "Step 3" meine Ideen für die Zukunft, oder meine eigenen Anpassungen, wenn mir etwas am Solarladesystem nicht gefällt.
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Step 1
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Hallo Weltenbummler,
###Hintergründe###
da mein Reisetermin (Ende Sept 09) nun sehr schnell näherrückt, befasse ich mich seit ein paar Wochen recht intensiv mit Solar-Ladegeräten. Thailand hat genug Sonne und während langer Busfahrten sowie in billigeren Unterkünften zweifle ich die Stromversorgung ziemlich an. Entsprechende Erfahrungsberichte anderer Backpacker geben mir für diese Annahme eine solide Basis

Und zwar mit *wirklich sehr viel* Elektronik

So selbstverständlich wie Zähneputzen (ok, immerhin hier verzichte ich auf Elektronik...wobei..hmmmmmm...

###Idee###
Es gibt mehrere Firmen, die Solarladegeräte anbieten. Es gibt aber (in meinen Augen) nur wenige Solarlader im deutschsprachigen Raum, die für einen Normalsterblichen bestellbar sind UND die überhaupt zu beachten es sich lohnt. Starre, nicht erweiterbare und anfällige Systeme aller Art taugen imho für den Outdoorbereich nicht und scheiden von vornherein aus. Am allerwenigsten gibt es aber, wie gesagt, wirklich fundierte Testberichte über diejenigen Solargeräte, die es "hier" überhaupt zu kaufen gibt. Insbesondere nicht bei Langzeit-Anwendung unter realen Reisebedingungen. Das habe ich bei meiner eigenen Suche/Recherche sehr vermißt und möchte nun versuchen, euch das Thema hoffentlich nicht allzu trocken und aus meiner Sicht darzulegen.
###Recherche und Fund###
Während meiner Recherchen habe ich mir bei Globetrotter in Köln und auch im Gobetrotter Onlineshop diverse Solarladegeräte angeschaut, verglichen -- und mich (aus mehreren Gründen) für die SolarCard der Firma Sistech (bzw. Swissbatteries) entschieden - natürlich nicht, ohne vorab per Mail anzufragen, ob die Technik mit meinen zu ladenden Geräten kompatibel sei:
Ein Nokia-Handy, ein Blackberry, zwei Garmin-Navis, MP3-Player, 1-2 Digicams, eine Taschenlampe, ein Laptop mit zusätzlichem DVD-Laufwerk, eine externe Festplatte und derlei Kleinkram sinds bei mir. Bis auf den eeePC bekam ich von der Firma grünes Licht. Habe das Solarsystem dann über swissbatteries.com bezogen und heute, nach nur zwei Tagen, brachte der freundliche Postbote das mit Neugierde und Spannung erwartete Paket!
Was darinnen lag? 2 SolarCards mit Saugnäpfen, 2 USB-Ladekabel, 2 kabellose Steckernetzteile mit USB-Innenbuchse, 1 großer Powertank, diverse Adapter für meine Gadgets, 1 silberner USB-Akku-Charger, einige AA und AAA-Akkus, zwei Plastik-Akkuboxen sowie als Goodie ne kleine, aber sauhelle Taschenlampe.
Alles war sehr gut verpackt und ich war überrascht, wie mini die Sachen wirklich sind!
###Anforderungen an das Ladegerät###
Meine Gründe zur Entscheidung für die Solarcard basieren auf den folgenden Überlegungen und Erwartungen an das Gerät/System. Die Reihenfolge der Punkte ist bewußt gewählt und entspricht der jeweiligen Wichtigkeit für mich persönlich. Wer anders reist, wird andere Punkte vielleicht wichtiger finden.
Das Solarladegerät / Solarladesystem muß
1. vielseitig sein und viele Geräte mit unterschiedlichen Steckern unterstützen.
2. eine gute Kapazität, Leistung und Ausbeute gewährleisten, ohne ein Vermögen zu kosten. "Ausbeute" bedeutet für mich auch, dass es ggf. auch aus einer normalen Steckdose, oder mit einem KFZ-Adapter ladbar ist, wenn es Nacht ist, oder die Sonne aus Schlechtwettergründen sich doch mal nicht zeigt.
3. möglichst unempfindlich und wasserdicht sein. In jedem Fall einen Regenschauer abkönnen.
4. gut/leicht am Rücksack oder anderen Gegenständen, Fenstern etc. zu befestigen sein.
5. mit anderen Panels erweiterbar und ein möglichst "offenes" System sein. Es muss wirklich "mobil" sein und bleiben. "Basecamp-Panels" zum Hinlegen würde ich (als Ergänzung) aber auch akzeptieren, wenn sie denn gut, klein faltbar und keineswegs zu schwer sind.
Es ging mir zunächst nur um das Gerät, die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Firma war für mich eher nebensächlich. Gute Qualität und Verarbeitung setze ich bei den gegebenen Preisen voraus. Wenn dann auch noch "lokal" gefertigt und damit Europa als Produktionsstandort gesichert wird, fände ich das gut. Ob das bei Sistech so ist, weiß ich noch nicht, werde das aber erfragen.
###Die SolarCard###
Das Solar-Ladesystem rund um die SolarCard hat mich - zuerst zumindest "auf dem Papier" - überzeugt. Die entsprechenden technischen Daten erspare ich mir, denn die sind wie andere Basis-Informationen beim Hersteller nachzulesen. Vielleicht hebe ich im Step-2-Review (Langzeittest) einige der Punkte gesondert heraus. Zuerst gehts hier um das "Unpacking" und den ersten Eindruck, sowie die grundlegenden Verwendungsmöglichkeiten.
Zu Punkt 1:
Das SolarCard-System IST vielseitig!
- mit einer Vielzahl an Steckern für allerlei Klein-Hardware. Es werden insbesondere viele Mobiltelefone unterstützt, Stecker können einzeln nachgekauft werden. Ausgeliefert wird mit einer Anzahl der üblichsten Stecker wie USB und Mini-Usb. Nativ wird ein Nokia-Standardstecker verwendet. Den konnte ich direkt ins Handy stecken, was ich auch sofort tat!
- praktisch alles ist mit (fast) allem verschaltbar (=USB als flexibler Standard)!
- mit dem USB-Akkucharger können je 2 AA und AAA-Akkus aufgeladen werden.
- der Powertank kann auch prinzipiell per Mini-Netzgerät geladen werden, oder am KFZ-Adapter. Oder am USB eines Laptops.
Zu Punkt 2:
- Im großen Powertank steckt genug Power, um übliche Handies/Player mehrfach zu laden. Mein kleines Hand-Navi Garmin 60csxläuft auch ohne Akkus nur mit dem Powertank. Geladen und entladen (=benutzt) werden kann der Tank gleichzeitig.
- Kosten sind bei der Solarcard überschaubar und mit den Geräten anderer Hersteller vergleichbar. Bloß bei einem deutlichen "Mehr" an Vorteilen. Das große "Solarflex"-Panel (siehe Hersteller-Webseite) wiegt doppelt so viel (220gr) und kostet auch etwas mehr als das Doppelte (104 Euro). Die SolarCard mit 49 Euro finde ich vergleichsweise moderat. Für mehr Solarleistung muss man eben mehr ausgeben.
- Die SolarCard lädt natürlich auch bei Kunstlicht. Wie gut und wie schnell, das teste ich noch. Trotz ziemlicher Verschattung (Wegdrehen vom Licht) ist sie jedenfalls immer noch nachweislich aktiv.
Zu Punkt 3:
- Wasserdicht ist das ca. 1mm dicke Solarzellen-Laminatsandwich wohl. Schmutzunempfindlich ebenfalls. Die Oberfläche fühlt sich an wie eine Schlangenhandtasche... kühl und weich

- ich halte das Produkt bis dato für ziemlich kratzfest. Der Langzeitgebrauch wird zeigen, ob es das auch ist.
- ganz unempfindlich ist das Solarkärtchen nicht. Es ist biegsam, aber ich würds nicht zu doll biegen oder gar knicken. Hier ist die Gefahr gegeben, die Solarschicht im Inneren zu verletzten und reißen zu lassen. Schlagfest ist es wohl, und ich kann mir vorstellen, dass es auch Hagel (wie beim Hersteller angegeben) abkann. Bei Meteoriten und heißer Vuklkanasche bin ich mir nicht sicher. Ich teste jetzt auch mal nicht, wie feuerfest die Sache ist. Vielleicht teste ich das ein andermal

- Der Powertank ist natürlich nicht wasserdicht.. schade eigentlich. Wäre mal ne Maßnahme in Zeiten von immer beliebter werdenden, dem IPX7-Wasserdichtigkeit-Standard entsprechenden Gerätschaften.
Zu Punkt 4:
- Au Backe! Zwei dünne Ösen sind die ganze "Befestigungszierde" der Solarcard! Ist was für Puristen, zu denen ich aber nicht gehöre. Daher finde ich das nicht so schön. Immerhin gibt es optional für kleines Geld zwei SolarCard-Saugnäpfe mit Gewinde, um das Solarpanel an ein Fenster zu patschen. Den Artikelbildern nach zu urteilen empfiehlt der Hersteller handelsübliche Kordeln (wie romantisch??). Hier besteht definitiv Nachholbedarf! Ich werde mir mal selbst was überlegen.
Für das große Solarpanel Panel ist ein optionales Gurtsystem, das "Beltflex" erhältlich.
- Der untere Rand der Solarcard ist grade groß genug, um ein kleines Loch zu stanzen, ohne die Solarschicht zu schädigen. Dann hätte ich immerhin 4 Befestigungspunkte und nicht nur 2.
- Gut finde ich immerhin die SolarCard als Einzelmodul-Konzept. Einerseits weil sie dem Wetter ausgesetzt werden kann, andererseits, weil sie dann leicht bleibt und flach irgendwo "drangepappt" werden kann. Im Gegensatz zu Solarpanels mit untrennbarem Batterypack anderer Hersteller ein echter Vorteil, sowie Grundlage und Grund für die Flexibilität des Solarsystems!
- Ich hoffe es handelt sich um Messingösen, dann werden sie auch nicht rosten. Der hintere Teil ist "ringrollend" und kratzt damit nicht wie "sternspaltende" Ösen. Ringrollende Ösen sind meist hochwertiger.
Zu Punkt 5:
- Der Powertank kann mit dem großen und kleinen Panel "gefüttert" werden, außerdem mit Ladeadaptern aller Art. Klug finde ich die Idee des 2 Normalakkus beinhaltenden "Power Boosters", allerdings kann ich nichts weiter dazu sagen, da ich keinen habe. Wenn der Booster auch AAA-Akkus laden könnte..ja, wäre toll.. dann könnte man den USB-Charger damit ersetzen! Aber ich glaube, das kann der Booster nicht. Schade!
- Um das Solarsystem zu erweitern, können die verschiedenen System-Komponenten einzeln nachgekauft werden. Man ist anders als bei den meisten anderen Systemen nicht an ein "Set" gebunden. Das spart Geld. Und Nerven. Zumindest sehe ich das so.
- Es sieht ganz danach aus, als würde das System in Zukunft erweitert werden. Ich bin schon gespannt, womit! Zumindest bräuchte ich dann nicht meine bisherigen Komponenten "wegzuschmeißen", um von den Neuheiten zu profitieren. Glaube und hoffe ich jedenfalls

- Beide Solar-Panels von Sistech sind rucksacktauglich (von dem großen Panel nehme ich das auf Grund von Bildern mal an, habe es aber noch nicht live gesehen). Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass Sistech in Zukunft noch größere Panels (ähnlich der Brunton-Angebote) anbietet, oder welche, die man an die unterschiedlichsten Stellen seiner Ausrüstung verteilen, oder in Kleidung einarbeiten kann, um möglichst viel Ausbeute zu erhalten. In der City sieht das vielleicht etwas albern aus, aber irgendwo in der Wildnis auf Wanderschaft... da hats schon schrägere Vögel gegeben, als Solarpanels auf zwei Beinen

+Unpacking+
Wie oben erwähnt, alles gut und sauber verpackt, sowie schnell geliefert.
###Nachteile der SolarCard/des Systems###
Bisherige Beobachtungen:
a. Zur Befestigung bietet die SolarCard in der Grundausstattung nur zwei ca. 4mm breite Ösen an. Der Powertank hat keinen Clip, um ihn im Rucksack (gegen das hin- und herrutschen) oder am Gürtel zu befestigen. Einen abnehmbaren Clip und etwas flexiblere Befestigungsmöglichkeiten fände ich schon ganz gut (alleine schon deshalb, um das Solarpanel optimal (am Rucksack oder anderswo) der Sonne entgegen auszurichten.
b. Bisher sind (meines Wissens) keine "Großgeräte" (=Laptops, auch keine Netbooks) mit diesem System ladbar. Das hat denke ich mal u.a. mit USB an sich zu tun, denn ein Vorteil ist hier auch Nachteil: USB ist im Grunde ein zwar guter Datentransfer-Standard, aber technisch zweifelhafter Energietransfer-Standard, da es laut seinen Spezifikationen max. 500mA erlaubt und das auch nur dann, wenn die Geräte miteinander vorher kommuniziert haben (also "intelligent" sind.. mit entsprechenden Chips und Programmierung versehen). Ansonsten wird einem Gerät pauschal nur 100mA zugestanden. Dass sich einige USB-Gerätehersteller (z.B. so mancher Produzent von externen DVD-Laufwerken und Festplatten, die "angeblich" kein weiteres Netzteil benötigen!) nicht an diesen Standard halten, ist nebenher bemerkt traurige Realität.
c. Die Zugentlastung des Ladekabels am Panel ist mit einigen Löchern simpel und klug gelöst, dass die eigentliche Kabelbefestigung (vermutlich mit der Strom-Rückflusssicherung darinnen??) aber mit Silikon angepappt ist, finde ich optisch etwas unschön (Rückseite des Panels..okok, ist ne Kleinigkeit! Aber trotzdem). Zugegeben: Es ist praktisch unmöglich Silikon "ästhetisch" manuell zu verarbeiten. Wasserdicht und stabil ist es aber. Et hält.
d. Ohne eingebauten Laderegler ist die Solarcard alleine eher nutzlos. Zumindest der silberne Charger mit den Akkus ließ sich damit nicht direkt laden. AUch mein Nokia meldete im Display "das Gerät wird nicht geladen".
e. Bisher sehe ich keine Möglichkeit mehrere (an verschiedenen Stellen der Ausrüstung/des Rucksacks befestigte) Solarcards miteinander zu verschalten, um gebündelt den Powertank zu speisen. Hier werde ich die Firma nochmals kontaktieren und nachfragen.
f. Jedes Powerpack hat eine eingebaute Taschenlampe. Eine oder mehrere weiße LEDs. Schöner Ansatz.. die Helligkeit ist aber nicht so prall, trotz voll geladenem Powertank. Die eine LED der mitgelieferten Goodie-Taschenlampe ist effektiv fast doppelt so hell wie mehrere LEDs des Powertanks. Hier wäre es besser gewesen hellere LEDs zu nehmen und ein paar Euro in ein paar Zeilen Programmcode zu investieren, um diese LEDs per Knopfdruck (mit PWM?) zu dimmen (zwecks längerer Leuchtdauer). Das können heute selbst die billigeren Taschenlampen. Allein der Taschenlampenfunktion wegen wäre der oben erwähnte und hier ebenfalls vermisste Gürtelclip sehr praktisch.
Soooo, das war es soweit zu meinem Review! Sobald ich unterwegs bin und mit "Praxisbezug" testen kann, poste ich vielleicht ein paar Fotos, sowie "Step 2" des Erfahrungsberichtes. Mein erster Eindruck ist jedenfalls besser, als erwartet. Und ich habe relativ vieles Erwartet

Während meiner Recherchen habe ich u.a. bei reisefrage.net die Frage aufgeworfen, wie üblich solche Panels in Thailand sind, denn ich war gerade dabei mir eine Marktübersicht zu verschaffen. Mir erst dort ein Panel zu kaufen, davon wurde mir abgeraten: http://www.reisefrage.net/frage/solar-l ... ar-ueblich
Aber das ist vielleicht ganz gut so, denn so kam ich bei meinen Recherchen auf die SolarCard


Ich weiß, dass der Bericht lang geworden ist, aber ich fühle mich nicht besonders schuldig. Wenn Fragen auftauchen und ich sie potentiell beantworten kann, werde ich das gerne tun. Sinnvoller wäre es aber die Leute von Swisstech zu fragen, denn das, was ich bisher selber weiß, habe ich in diesem Bericht schließlich schon geschrieben. Zumindest die meisten der wichtigen Beobachtungen. Wer sich bis hierher gekämpft hat, ist fast auf dem gleichen Recherchestand wie ich -- nur mit dem Unterschied, dass ich mir dafür etliche Nächte um die Ohren gehauen habe. Aber dafür ist das WRF ja da.
In diesem Sinne... besten Gruß und viel Spaß mit euren eigenen "Energiebündeln", falls ihr euch auch für sowas entscheiden solltet!
sphaera
Hersteller-Link: http://www.swissbatteries.com