Hallo Novro,
auch wenn es besonders für jüngere Traveler schick scheint, die aktuellen Sicherheitshinweise des auswärtigen Amtes als maßlos übertrieben hin zu stellen, so sehen meine Erfahrungen mit Mitarbeitern des AA über die Jahre ganz anders aus und das AA ist doch die erste und besser (ja, best- ) informierte deutschsprachige Adresse für Sicherheitsfragen im Ausland.
Als Nebenlektüre bzgl. Sicherheit in Venezuela empfehle ich auch das CIA-World-Factbook, die Travel Warnings der amerikanischen Regierung und weitere offzielle Infos-Seiten (alle Links siehe
Weltreise-Links ).
Sie alle haben im Gegensatz zu den sehr auf Individualerfahrungen beschränkten Informationsquellen Individualreisender bessere Infos, Spezialisten und über die Botschaften (zweite Anlaufstelle für Beraubte) einen besseren Gesamt-Durchblick.
Das gilt insbesondere für Länder wie Venezuela, in denen die Gefahr von einzelnen Individuen oder kleineren radikalen Gruppen ausgeht:
Wer ihnen nicht begegnet, muß bei der freundlichen Grundeinstellung der Bevölkerung den Eindruck gewinnen, alles sei eitel Freud und Sonnenschein.
Ein Durchforsten der
WRF-Kategorie "Vorsicht Falle" ist hilfreich, um auf Landes- und ortsübliche Abzocken, Betrügereien und Überfall-Muster vorbereitet zu sein.
Kommt man tatsächlich in eine knifflige gefahrvolle Situation, kann sie schnell traumatisch werden, ein evtl. bestehendes Verständnisproblem (kein Spanisch?) und die Tatsache, dass auch in Polizeiuniformen Gangster stecken können, führt zu weiterer Verunsicherung.
Soweit die Einleitung.
Wir stehen in regem Austausch mit langjährigen Freunden, die seit über 40 Jahren in Caracas leben.
Auf die aktuelle Sicherheitslage in Venezuela bzw. Caracas angesprochen, antworten sie derzeit etwa Folgendes:
Besonders beunruhigt sie die ihrer Meinung nach rapide angestiegene Kriminalität und assoziierte Brutalität, die ihrer Wahrnehmung nach einer regelrechten landesweiten Verrohung gleichkommt.
Als mit-verursachend vermuten sie ein politisches Klima, das Unterprivilegierten den Eindruck vermittelt, Besitz sei Diebstahl am Volk, also an ihnen - und Raub stelle nur wieder Gerechtigkeit her.
Im Alltag äußere sich das in einer immer offeneren und breiteren Korruption und darin, dass sich in Caracas nach Sonnenuntergang kaum noch jemand auf die Straße traue. Aber auch bei Tageslicht fühle sie sich kaum noch sicher, besonders, seit sie in ihrem Auto mit Pistole an der Schläfe ausgeraubt wurde.
Auch inmitten einer Kleingruppe sei man auf Grund von Banden-Aktivitäten nicht vor Überfällen sicher und, obwohl das Interesse ausschließlich der Wertsachen diene, seien bewaffnete Räuber bei der Wahl ihrer Mittel nicht immer zimperlich und lassen oft eine mit-menschliche Verhälnismäßigkeit zur Durchsetzung ihres Raubes vermissen (Bsp: Schüsse in die Beine (oder höher) zur Immobilisierung des Opfers...).
Dieser Erfahrungbericht routinierter Expats hört sich für mich noch drastischer an als die für Venezuela wirklich hilfreich detaillierten Warnhinweise des AA, die ganz aktuell auch einzelne gefährliche Regionen in Venezuela benennen:
AA zur aktuellen Sicherheit in Venezuela hat geschrieben:
Kriminalität [in Venezuela]
Eine deutliche Gefährdung sowohl für Individual- als auch für Gruppenreisende stellt die hohe Kriminalitätsrate in Venezuela dar. Entführungen zur Erpressung von Geldzahlungen und Überfälle mit Waffengewalt haben zugenommen. Auch Deutsche sind davon betroffen gewesen. Die Straßenkriminalität in venezolanischen Großstädten, besonders in Caracas, ist unvermindert hoch. Jedoch auch außerhalb der Städte ist mit Gewaltkriminalität zu rechnen.
In letzter Zeit berichten Reisende vermehrt von Kontrollen durch Uniformierte (Polizei, Militär) im Stadtgebiet, bei Straßenkontrollen, oder auch am Flughafen. Verschiedentlich sind Reisende dabei von den uniformierten Kontrolleuren beraubt oder zu Geldzahlungen bzw. Geldumtausch genötigt worden. Händigen Sie bei derartigen Kontrollen nach Möglichkeit nur eine Kopie Ihres Passes aus und nicht das Originaldokument.
Auf der Ferieninsel Margarita besteht die Gefahr bewaffneter Raubüberfälle, auch in Hotelanlagen und bei begleiteten und organisierten Gruppenexkursionen. Als besonders gefährlich gelten das Zentrum von Porlamar und der Küstenort El Yaque.
In den Gebieten entlang der kolumbianischen Grenze in den venezolanischen Teilstaaten Amazonas, Apure, Barinas, Táchira und Zulia besteht als Folge des kolumbianischen Binnenkonflikts eine erhöhte Gefahr von Entführungen und anderen Gewaltverbrechen.
Die Grenzregion zu Kolumbien sollte nicht bereist werden. Abgeraten wird auch von der Ausreise nach Kolumbien über den Landweg.
Es wird dringend geraten:
* Fahrten bei Dunkelheit aus Sicherheitsgründen möglichst zu vermeiden.
* Kein Camping und keine Reisen per Anhalter durchzuführen.
* Sich vor Ausflügen ohne einheimische Reiseleiter genauestens zu erkundigen, welche Orte unbedingt zu meiden sind.
* Sich schon bei der Ankunft auf dem Flughafen Caracas umsichtig zu verhalten; es häufen sich Überfälle unter Beteiligung von Uniformträgern und Taxifahrern. Insbesondere sollte man nicht in der Ankunftshalle des Flughafens auf Transportangebote von vorgeblichen Taxifahrern oder autorisiert wirkenden Personen eingehen, sondern ausschließlich die offiziellen Flughafen-Taxis (schwarze Geländewagen der Marke Ford Explorer mit gelben Kennzeichen) benutzen, die unmittelbar --vor-- der Ankunftshalle warten.
* Besonders während der Dunkelheit ist es auf der Autobahn zwischen dem Flughafen und Caracas mehrfach zu Überfällen gekommen. Die Botschaft rät deshalb generell davon ab, nachts diese Strecke zu benutzen.
* Bei der Benutzung von Taxis und Bussen nur Fahrzeuge in gutem technischen Zustand zu wählen, die in Funkverkehr mit ihrer Firmenzentrale stehen. Es können auch Taxis oder Kleinbusse benutzt werden, die vom Hotel ausdrücklich empfohlen werden. Bei der Benutzung von vermeintlich preiswerteren Taxis und Bussen besteht hohes Risiko ausgeraubt zu werden.
* Auf keinen Fall Widerstand zu leisten, sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem bewaffneten Überfall kommen.
* Geld nur an den dafür ausgewiesenen Schaltern zu tauschen.
* Keine wertvollen Gegenstände oder größere Geldbeträge mitzuführen; dieser Rat gilt auch für die Fahrt zum und den Aufenthalt am Flughafen zwecks Abreise.
* Kontrollen von Reise- und Handgepäck an den Flughäfen sollten Sie vorsorglich mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen und hierbei persönliche Gegenstände, insbesondere Wertgegenstände, nicht aus den Augen lassen. Geben Sie Wertgegenstände oder elektronische Artikel (z.B. Laptops) nicht in Ihr Fluggepäck, sondern behalten Sie diese im Handgepäck bei sich und unter Ihrer ständigen Aufsicht.
# In den Gebieten entlang der kolumbianischen Grenze in den venezolanischen Teilstaaten Amazonas, Apure, Barinas, Táchira und Zulia besteht als Folge des kolumbianischen Binnenkonflikts eine erhöhte Gefahr von Entführungen und anderen Gewaltverbrechen.
Von Reisen in die Grenzregion zu Kolumbien wird abgeraten. Abgeraten wird auch von der Ausreise nach Kolumbien über den Landweg. Wie in den vergangenen Wochen ist auch weiterhin mit vorübergehenden Schließungen der Grenze zu Kolumbien zu rechnen, so dass es teilweise zu extrem langen Wartezeiten kommen kann.
# Bei der Ausreise aus Venezuela kann es zu zeitaufwändigen Kontrollen kommen, da die venezolanischen Behörden zur Bekämpfung des internationalen Drogenhandels umfassende Kontrollen von Gepäck und Personen durchführen. Reisende werden daher gebeten, bereits drei Stunden vor Abflug am Flughafen einzutreffen.
Reisende und ihr Gepäck werden sehr genau und mehrfach durch Einheiten der Nationalgarde kontrolliert, deren Angehörige in aller Regel nur Spanisch sprechen. Diese Kontrollen gehen über das allgemein an internationalen Flughäfen übliche Maß hinaus. Am Flughafen Maiquetia (Caracas) werden weiterhin viele aufgegebene Gepäckstücke zur Drogenkontrolle durchstochen. Beschädigungen von Gepäck und ggf. auch von Gegenständen, die sich in den Koffern befinden, sind die Folge.
Zur Kontrolle von Personen kommen in den Flughäfen regelmäßig sogenannte Ganzkörperscanner zum Einsatz. Es ist aber nicht auszuschließen, dass auch weiterhin in nicht vorhersehbaren Fällen und Situationen die bisher als Regel üblich gewesene Kontrolle durch Röntgen in einem Krankenhaus in der Umgebung des Flughafens erfolgt. Der Transport zum Krankenhaus erfolgt dabei durch die venezolanische Armee mit Militärtransportfahrzeugen in Begleitung von venezolanischen Armeeangehörigen, die in der Regel ebenfalls nur Spanisch sprechen. Die Einhaltung üblicher medizinischer Standards bei Erstellung der Röntgenaufnahme (z.B. Schutz durch Bleischürze) ist dabei oft nicht gewährleistet.
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Also Augen auf und früh eine Unterkunft suchen, um Nachtfahrten zu vermeiden - und Eure Erfahrungen in Venezuela (u.a.) hier als Antwort posten (auch wenn Individualerfahrungen nicht repräsentativ sind).
Liebe Grüße, sichere Reise!