ich dachte, ich wende mich mal an dieses Forum, da ich hoffe, hier finde ich am ehesten jemand, der etwas nachvollziehen kann, wie ich mich fühle und vielleicht jemand einen Rat für mich hat.
Zunächst zu mir: Ich bin 24, Freelancerin (Texterin, Online-Journalistin, ich schreibe für alles Mögliche) und habe die Freiheit, von überall aus arbeiten und somit auch viel reisen zu können - brauche quasi nur meinen Laptop. In den letzten 4 Jahren war ich sozusagen nur unterwegs: Mit 19 ging ich für insgesamt 3 Jahre nach Norwegen (war das größte Kapitel meines Lebens, aber ich merke so langsam, dass ich den Bezug dazu verliere, habe auch die Sprache fließend gelernt), anschließend folgte ein sechsmonatiges Praktikum in L.A. mit anschließender Entdeckungsreise durch Florida, weitere Südstaaten und die Karibik. Insgesamt war ich bis heute sechsmal in Kalifornien und sitze gerade zum dritten Mal auf Hawaii, noch einen Monat lang und dann geht's endlich nach Hause.
Zum ersten Mal im Leben verspüre ich derzeit so etwas wie Heimweh. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen.
Eigentlich war es der Plan, von hier aus endlich mal den Südpazifik, Australien oder auch Asien anschauen zu können, aber ich merke, ich bin erschöpft - von dem, was ich am meisten liebe.
Ich will einfach erstmal zurück.
Reisen ist mein Leben, klar. Ich bin die mit den schönsten Reisefotos auf Facebook, diejenige, die ständig an Flughäfen eincheckt und bei der man nie weiß, wo sie gerade steckt. Für viele ist das Luxus, für mich ist es - so denke ich jetzt - der größte Luxus, bei meiner Familie zu sein oder mit Freunden im Pub zu sitzen, ich vermisse also einfach ein strukturiertes Leben. Ich merke gerade, es ist einfach genug für den Moment.
Ich hab den Wunsch, mir eine Wohnung in einer schönen Stadt zu suchen und dort einfach mal zu bleiben, einfach mal Alltag zu haben.
Nicht zuletzt, weil ich (fast schon logisch) seit mehr als 3 Jahren Single bin und eine Beziehung auch kaum möglich war bei dem Pensum), aber das ist nur ein kleiner Grund.
Die Frage ist jetzt: Wohin?
Ich komme ursprünglich aus Freiburg und liebe meine Stadt, die für mich die schönste der Welt ist. Aber leider eben auch ziemlich klein: Es gibt kaum Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, man hat quasi schon in der Hälfte der Läden irgendwann mal gearbeitet, für die Stadtzeitung hab ich auch lange geschrieben und man kennt jeden Zweiten auf der Straße. Es ist einfach langweilig. Ich bin gerne zuhause, aber ich merke, ich kann nicht auf Dauer da wohnen.
Oberste Priorität hatte in den letzten Jahren "mein" Norwegen, aber ich merke, irgendwie ist die Phase wohl vorbei (was ich am wenigsten vermutet hätte). Seit einem halben Jahr stand dann Berlin fest, weil mir die Stadt sehr gut gefallen hat, ich einige Leute da kenne und mich ganz gut auskenne.
Jetzt hab ich aber seit einigen Wochen noch London im Kopf, was mich unglaublich reizt. Ich mag das Wetter, mag Pubs, mag die Atmosphäre da sehr, die Stadt gefällt mir. Ich glaube, es wäre einen Versuch wert.
Das eigentliche Problem ist somit offensichtlich: Ich weiß irgendwie nicht mehr, was ich will.
Reisen ist normal geworden, für viele das Nonplusultra, aber ich hab irgendwie den Bezug zu Entfernungen verloren, ich weiß irgendwie nicht mehr, wo ich hingehöre oder was ich für Ziele habe.
Ich hab einen Job, von dem ich leben kann, aber ich weiß einfach nicht, wohin mit mir. Möchte einfach eine schöne Stadt, wo ich tagsüber meinen Kram schreiben kann, abends nette Leute treffe und ein Bierchen trinken und dann ins Bett gehen kann - und mich irgendwann wieder auf eine Reise (beschränkt, also einfach nur 1-2 Wochen weg wie ein "normaler" Mensch

Was sagen meine Freunde dazu?
Da höre ich: "Du hast Luxusprobleme." Meine Familie sagt: "Musst du wissen, was du machst, aber nutze es, solang du jung bist!"
Mein Leben sieht für viele Freunde so perfekt und einfach aus, aber ich bin alles andere als wirklich zufrieden, weil mir einfach die Richtung fehlt. Ich mag vielleicht die Freiheit haben, an vielen Orten leben und arbeiten zu können, aber genau das macht es auch unglaublich schwierig, Entscheidungen zu treffen und mal eine Weile zu ihnen zu stehen. Man wird flatterhaft und unruhig. Ich ändere ständig meine Meinung, wo ich hinwill - und das geht einfach nicht mehr, weil ich was finden möchte, was wirklich zu mir passt und einfach mal "settling down" möchte.
Ich weiß nicht, wie ich am ehesten zu mir finden kann.
Vielleicht könnt ihr mir helfen oder habt einen Rat für mich, ich weiß, das ist ein seltsames Thema, aber ich freu mich über jeden Ratschlag oder Kommentar.
Liebe Grüße
Romy