Halbes Jahr im Ausland - zurück - inneres Chaos

Nach längerem Reiseleben ist nichts mehr, wie es vorher war: Die Heimat nicht und man selbst schon gar nicht. Und dann trotzdem: Business as usual?
Du bist nicht allein mit dieser Erfahrung - tausche Dich aus!
Sommersonne
Kiebitz
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Halbes Jahr im Ausland - zurück - inneres Chaos

Ungelesener Beitrag von Sommersonne »

Hallo meine Lieben.

Ich bin auf der Suche nach Menschen, die ein bisschen verstehen können, was in mir vorgeht. Ich bin sehr unglücklich momentan.
Ich bin im Februar diesen Jahres von meinem halbjährigen Auslandsaufenthalt zurückgekommen.
Ich war fünf Monate in Australien, einen Monat in Neuseeland und bin dann noch über die USA zurückgeflogen (zwei Wochen L.A. bzw. New York).
Das war die schwerste und schönste Zeit meines Lebens.

Ein Grund meiner Reise war u. a. dass ich dringend Abstand zu meinem Freund gebraucht habe. Die Beziehung war ziemlich im Eimer bevor ich geflogen bin. Nunja, auch während meiner Reise konnte ich nie ganz von ihm loslassen, habe nur noch an unsere schönen Zeiten gedacht… hatte zwei Panickatacken, als ich dachte, wir sehen uns nie wieder. Das war wirklich schlimm. Da ist sehr viel Gefühl und vielleicht ist er es, die Liebe meines Lebens…

Australien war einfach so genial – ich bin so selbstbewusst geworden, habe so viele wunderbare Menschen kennengelernt wunderbare Natur gesehen. Beeindruckendes erlebt und gesehen, was hier niemand kennt, geschweige denn versteht. Ich habe unglaublich viel von dort mitgenommen. Energie, Kraft, Mut, Lebensfreude, neue Pläne, Ziele und Träume. Ich kann das alles, was ich erlebt habe, nicht in ein paar Sätzen zusammenfassen – vielleicht verstehen andere Globetrotter mein Gefühl?

Es gibt eigentlich zwei Dinge, die mein Herz schwer werden lassen.
Die Beziehung zu meinem Freund und mein Beruf. Nach meiner Rückkehr, war alles so wunderbar in mir. Ich war so glücklich, zufrieden und innerlich ausgeglichen. Auch die Zweifel meinem Freund gegenüber waren verschwunden. Er hat wenige Tage nach meiner Rückkehr immer Späße gemacht, wir könnten heiraten, so dass wir es dann „beschlossen“ haben. Ein echter Antrag wäre schöner gewesen, aber er sagte, er wäre nicht kreativ und mutig. Ich bin so unglücklich, weil meine Gefühle einfach nicht stimmen wollen. Ich will es nach sechseinhalb Jahren immer noch nicht wahrhaben, dass mein Herz meine erste große Liebe nicht mehr will. Oder doch? Ich will so gern heiraten, ich habe seit langem einen Kinderwunsch, der immer stärker wird. Ich wäre eine gute Mama. Aber alles kehrt zurück…. Er ist zwar oft stur, aber ein ganz lieber. Kann mir nicht vorstellen, jemals einen anderen Mann zu lieben oder er mich. Körperlich mein Stechen im Brustkorb, mein Gefühl der Eingeengtheit, Traurigkeit, Abneigung… meine Gereiztheit und Nörgeln… alles könnte so schön sein. Er will ein Haus kaufen. Ich möchte das eigentlich auch. Sehr sogar. Nach diesem Alltag habe ich mich zum Ende meiner Reise gesehnt. Das ist doch toll. Aber es fühlt sich anders an.

Zwei Wochen nach meiner Rückkehr hätte ich schon wieder meinen Rucksack packen können. Wenn mein Freund sieht, dass ich auch nur kurz auf Reiseseiten bin, bekommt er nen halben Ausraster. Er versteht das nicht. Er kann es auch nicht haben, wenn ich über Australien rede, macht alles schlecht, wahrscheinlich weil es ihn traurig macht, er hat ein halbes Jahr auf mich gewartet. Dabei will ich noch so viel sehen.

Ich bin gelangweilt. Vom Leben hier in DE. Ich bin frustriert über die Menschen hier. Ich war zwar in keinem armen Land, aber mir scheint hier trotzdem alles so negativ… viele hier sind so unfreundlich und egoistisch, konsumgeil und oberflächlich, schaden der Natur und den Tieren. So herzlos. So schwer, viele machen sich das Leben so schwer, dabei kann es so geil sein.
Hinzu kommt, dass ich jeden Tag an meinem Büroschreibtisch sitze und ich mich so fehl am Platz fühle. Es fühlt sich so falsch an. Diese Welt ist so groß und so wunderschön. Ich habe so viel Respekt vor der Natur bekommen, mag auch kein Fleisch mehr essen. Ich sitze am Schreibtisch und muss mich von meinem Chef anmotzen lassen, irgendwelche Akten sortieren – was für ein Quatsch, wie sinnlos das doch ist? Warum bin ich Bürokauffrau geworden? Weil ich keine andere Ausbildung gefunden habe… warum habe ich nicht studiert, was mein Herzenswunsch war? Ich würde so gern mit Kindern arbeiten, ich liebe Kinder. Erzieherin wäre schön... Ich kann die Welt nicht verändern, aber doch etwas sinnvolles tun? Ich kann momentan einfach nur den Kopf schütteln über alles. Ertappe mich dabei, wie ich nach nem Lonley Planet für Afrika gucke… nach Voluneerarbeit.
Ich war in meiner „Jugend“ krank und habe viel verpasst… habe eigentlich erst vor ca. einem bis eineinhalb Jahren so richtig angefangen zu leben. Ich bin immer sehr ruhig gewesen und habe jetzt so langsam das Gefühl mich selbst gefunden zu haben. Bin innerlich sehr verzweifelt. Die Hochzeit ist mein Mädchentraum, ich bin sehr romantisch. Meine Mama will bald mit mir nach einem Brautkleid schaun.
Diese innere Zerissenheit und meine Unruhe machen mich kaputt. In Australien hätte ich nie gedacht, dass ich mich so fühlen würde.

Geht oder ging es jemandem ähnlich?

LG
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Mirjam
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Halbes Jahr im Ausland - zurück - inneres Chaos

Ungelesener Beitrag von Mirjam »

Hallo Sommersonne,

ja, ganz vielen von uns ging es ganz, ganz ähnlich nach unserer ersten großen Reise... Ich will nicht schreiben, dass es völlig normal ist, weil sich das so abgedroschen anhört, aber im Grunde ist es genau das. Was du schreibst, hört sich für mich vollkommen vertraut an, genauso ging es mir auch, als ich von meiner ersten Australienreise zurück kam. Ich war völlig verwirrt, konnte mit Deutschland und meinem normalen Leben nichts mehr anfangen, wollte nur wieder weg. Inzwischen ist das fünfeinhalb Jahre her und ich habe meinen Weg gefunden und bin jetzt sehr glücklich, aber es hat doch einige Zeit gedauert. Ich würde am liebsten schreiben, dass du dir einfach Zeit lassen solltest, um in Ruhe herauszufinden, was dein Weg ist... Natürlich ist das nicht so leicht, wenn die Liebe auch noch mit im Spiel ist. Dieses Problem hatte ich zum Glück nicht, und in der Hinsicht kann ich dir auch wirklich keinen Rat geben - aber bestimmt schreiben andere noch etwas dazu. Abgesehen davon möchte ich dir aber Mut machen: Vieles tut nach so einer langen Reise unglaublich weh, aber mit der Zeit wird es besser, und die positiven Aspekte überwiegen allemal! Und ja, auf lange Sicht ist es auch positiv, seine Mädchenträume zu überprüfen und zu schauen, ob das eben wirklich die eigenen Träume sind.

Wenn du in diesem Unterforum etwas stöberst, wirst du auch viele Threads finden, in denen es genau um dieses Thema geht... Das Wiedereinfinden zuhause, der "Reverse culture shock", mit dem man nie im Leben gerechnet hätte, die ganzen Gefühle, die damit einhergehen... Wie gesagt - das kennen die meisten hier im Forum!!! Nur wird es nach der ersten Reise besser, weil man danach weiß, auf was man sich einstellen muss (zumindest ging es mir so - nach meiner zweiten langen Reise blieb der Schock aus, weil ich mich schon vorher auf die Situation einstellen konnte).

Alles Gute für dich, und ich hoffe, dass ich dir ein wenig helfen konnte!
dieSteffi
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Halbes Jahr im Ausland - zurück - inneres Chaos

Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

Hallo Sommersonne :)

Herzlich Willkommen im WRF!

Was du beschreibst kennen tatsächlich viele "Heimkehrer"!
Eine Art Kulturschock und auch Trauer. Es braucht Zeit, sich wieder einzugewöhnen. Du hast dich verändert. Bist nicht mehr die Selbe, wie die, die du noch vor der Reise warst. Daran muss man sich gewöhnen - und es fällt besonders auf, wenn man in die alten, sich scheinbar nicht veränderten, Strukturen zurückkehrt.

Da du jetzt eine Andere bist, kannst du in dein "altes Leben" nicht so einfach zurückkehren, wenn überhaupt... Du findest einen neuen Weg!
Wi(e)derintegration: habe Harmonie und Lächeln verloren hat geschrieben:Der Alltag hatte mich ganz schnell wieder. Ich ging einfach zurück in mein „altes“ Leben und äußerlich hat sich einfach gar nichts geändert: die alte Umgebung, der alte Job, die alten Alltagsprobleme.
Daher kann ich sagen, dass die Wiedereingliederung in das „alte Leben“ so schnell und vollständig und umfassend vor sich ging, dass man meinen könnte, es wäre nie was gewesen. – Einerseits!

Andererseits ist eine ganze Menge ganz anders geworden. Es wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der nicht mehr aufzuhalten ist. Ein Prozess in meinem Kopf und noch mehr in meinem Herz. Innerlich kann ich von Wiedereingliederung nicht sprechen. Ich habe mich verändert und fühle mich für mein altes Leben „zu groß“. Ich passe da nicht mehr rein. Ich sehe vieles mit anderen Augen, kritischer, breiter in der Wahrnehmung aber auch genauer. Vor allem sehe ich mehr Alternativen und Möglichkeiten in den Dingen. Ich fühle mich selbstbewusster und unabhängiger als vorher, aufgeklärter, ehrlicher, freier, erwachsener, nachdenklicher, standfester, verbessert, selbstverständlicher.
Deine Probleme von vor der Reise sind durch die Reise dennoch nicht gelöst worden. An ihnen wirst du aktiv arbeiten müssen - wenn du es denn willst. Allerdings hast du durch die Erlebnisse und neuen Erfahrungen jetzt vielleicht eine andere Sicht darauf und findest eine Lösung. Mit Abstand löst man keine Probleme, aber man verändert vielleicht seine Sichtweise.

Außerdem ist so eine Reise, die Eindrücke und Erfahrungen, ja auch erst mal zu verarbeiten. Und man muss mit der Traurigkeit klarkommen, die das Ende der Reise mit sich bringt - wie jedes Ende auch Traurigkeit bedeutet.

Andere, die das nie erlebt haben, verstehen das nicht - können sie auch nicht. Das ist natürlich schade, denn man möchte soviel teilen und erzählen und findet kaum jemanden, der es nachvollziehen kann. Erfahrungen sind maßgeschneidet, sie passen nur dem, der sie macht... Sie sind dein Schatz! ...

Nimm dir die Zeit, alles in Ruhe zu verarbeiten, bevor du dich in neue Abenteuer stürzt.
Wenn dein Freund dich wirklich liebt, dann kann er warten, bis es für dich richtig ist oder eben nicht. Wenn er dich wirklich liebt, dann will er, dass du glücklich bist - mit ihm oder ohne ihn!
Kläre erst deine Zweifel, denn sonst fühlt es sich vielleicht ein Leben lang falsch an.

Falls es dich tröstet, von den Erfahrungen anderer zu lesen:

- Wi(e)derintegration: habe Harmonie und Lächeln verloren
-> Wiedereingliederung in den Alltag nach Langzeitreisen o.ä.
-> Zurueck - orientierungslos - und irgendwie verloren...
-> Nach der Reise, vor der Reise oder: Was will ich eigentlich?
-> wie betäubt - zurück in Deutschland - nach 2 1/2 Jahren
- Rückkehr, Kulturschock und Arbeitssuche


bunteGrüße
deineSteffi
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ReiseRiese007
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Halbes Jahr im Ausland - zurück - inneres Chaos

Ungelesener Beitrag von ReiseRiese007 »

Hey Sommersonne,

ich mache das Chaos nach der Rückkehr bereits zum zweiten Mal mit. Das erste Mal nach einem Jahr im Ausland und nun nach 1,5 Jahren. Ich kenne viele andere Weltenbummler, denen es genauso erging. Die meisten fangen sich nach einiger Zeit und gliedern sich wieder ein. Aber in der Regel bleiben gewisse Veränderungen immer erhalten, denn diese Zeit hat dich auf ewig geprägt! Meine Lebenseinstellung hat sich schon nach den ersten 3 Monaten komplett verändert, blieb genauso bis heute erhalten (seit 6 Jahren) und wird sich wohl auch nicht mehr ändern! Manchmal macht es einem das Leben schwerer aber dafür auch deutlich aufregender ;)

In Deutschland ist die Stimmung wirklich ganz anders als im Ausland. Solltest du nochmal DE verlassen und längere Zeit im Ausland leben, wirst du jedoch feststellen, dass einige Dinge hier gar nicht so schlecht sind! Andere wiederum total nervig, aber so ist das im Grunde überall auf der Welt - sonst wärs ja auch total langweilig!

Mach einfach immer weiter und gib nie auf!
Bleib dir treu und vertraue deinem Gefühl!

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute und hoffe, dass es dir bald wieder besser geht!

Liebe Grüße

ReiseRiese007

:)
Sommersonne
Kiebitz
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Halbes Jahr im Ausland - zurück - inneres Chaos

Ungelesener Beitrag von Sommersonne »

Vielen Dank für die vielen Antworten!

Es tut gut zu hören, dass es anderen ähnlich geht.

In Australien habe ich für mich gemerkt, wie unglücklich ich eigentlich vor der Reise war - wie sehr mich die innere Zerrissenheit im Bezug auf meine Beziehung unglücklich und kaputt gemacht hat. So fühle ich mich jetzt wieder. Manchmal ist es so, als wäre ich nie weg gewesen. Vom Kopf her ist alles so schön, aber ich fühle mich nicht glücklich... würde am liebsten wieder weg.

Ich weiß, ich mache mir durch meine Gedanken mein Leben nur selbst schwer. Aber wie stellt man Gefühle ab? Indem man sie "durchlebt"?

... ich merke wie selbst wieder ein Teil dieser nörgelnden und unzufriedenen Gesellschaft werde
... ich habe ständig Bauch- und Kopfschmerzen, wache nachts auf und kann nicht mehr schlafen, habe ein Stechen in der Brust und will einfach nur weg, ich fühle mich eingeengt im gemeinsamen Bett - dabei liebe ich ihn.
... ich will was erreichen, doch das was ich derzeit tue, ist nur purer Stress. Von morgens acht bis abend halb sechs im Büro arbeiten und dann drei mal die Woche noch zur SChule. Ich bin dann um 22 Uhr zu Hause. Ich bin eigentlich sehr ehrgeizig, aber ich habe das leben so genossen in Australien und jetzt noch über drei Jahre DAS?
... ich bin so unglücklich in meinem Beruf, dass ich manchmal denke, ich würde am liebsten eine neue Ausbildung machen... aber mit 26, bzw. nächsten Sommer 27? Als wüsste mein Herz plötzlich genau was es will - Kinderkrankenschwester. Ich habe auch einen immer größer werdenden Kinderwunsch, was sich mit einer zweiten Ausbildung irgendwie nicht vereinbaren lässt. Zudem wollen wir nächstes Jahr heiraten und das koste Geld.
... Ja die Hochzeit hier im Dorf :( Ich finde es schön, aber sobald ich in einer größeren Stadt bin lacht mein Herz.
... ich lese als Tipp immer wieder neue Reise planen - das würde ich so gern. Aber mein Freund hat das Bedürfnis gar nicht und wenn wir ein Haus kaufen (was sein Traum ist), kann man nicht mal eben für ein paar Wochen weg, so "reich" sind wir nicht. Ich war schon immer etwas anders als andere. Nachdenklicher und tiefsinniger. Ich brauche das nicht, ein Haus, was ich Jahre lang abzahle, ich wäre lieber frei und unabhängig - das kann man auch als Paar und mit Kind oder? Ein Haus bindet ein leben lang. Ich weiß ich bin schon 26, aber vielleicht habe ich in meiner Jugend einfach zu viel verpasst (17 - 24), da ich krank war - dass ich einfach noch nicht bereit für sowas bin. Ich will schon, aber es fühlt sich komisch an.
... ich merke wie ich rückwärts laufe und all das verliere, was ich in dem halben Jahr gewonnen hatte
... ich vermisse meinen Kater. Ich und mein Freund haben uns nach meienr Reise auf meinen Wunsch hin zwei Kater "angeschafft". Nachdem mein Freund gemerkt hat, wieviel Arbeit und Quatsch die beiden machen, musste ich mich letztendlich entscheiden: entweder er zieht aus oder die Kater... ich könnte mir in ** beißen, dass ich mich so unter Druck setzten lassen habe... die beiden sind jetzt bei meinen Eltern aufm Hof, sie haben es sehr gut dort, aber sie fehlen mir SEHR :(

Würde ich meinen Freund verlassen (was ich vermutlich nie schaffen/tun werde), wäre ich wieder unglücklich, weil ich sehr an ihm hänge und liebe. Wäre er doch ein wenig weltoffener und spontaner!

Am liebsten würde ich sofort meinen Simba nach Hause holen, meine WEiterbildung schmeißen und mir stattdessen für abends nach der Arbeit ein Hobby suchen... sparen, reisen. Würde ich tatsächlich eine neue Ausbildung machen, hätte ich wiederum kein Geld zum reisen.

Hilfe, ich bin gerade überfordert mit mir. In Australien war ich so frei und unabhänigig, ich wusste immer was ich will, habe es getan und war glücklich damit.
Julu
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Halbes Jahr im Ausland - zurück - inneres Chaos

Ungelesener Beitrag von Julu »

Hallo Sommersonne !

Bei vielem was du geschrieben hast, habe ich mich wiedererkannt. Auch ich hatte in meiner Jugend Probleme ( 14-18 ) und habe dann schließlich während meiner letzten Jahre in der Schule entschieden dieser ganzen "kranken" Gesellschaft zu entkommen, da ich auch einfach "anders" war als andere. So abgedroschen das jetzt klingt, jedoch habe ich mich bereits in diesen Jahren mit welpolitischen und weltwirtschaftlichen Themen auseinandergesetzt und bin darüber Zynist geworden.

Meine Beziehung, die ich über 3 Jahre geführt habe war am Ende einfach nur noch unglücklich und trotzdem konnte ich mich einfach nicht von ihr lossagen, hatte Angst niemanden mehr zu finden der mich attraktiv finden könnte, die Klassiker also !
Trotz dieser Angst und ihrer Drohung mich zu verlassen wenn ich fliege, habe ich mich dazu durchgerungen und bin in den ersten zwei Monaten häufig fast durchgedreht und habe nach 2 Monaten das Gefühl gehabt ich muss nach Hause fliegen um die Beziehung wieder zu kitten.
Glücklicherweise hat meine Mutter mir den Kopf gewaschen und ich habe mit vielen Tränen und Schmerz die Beziehung beendet, einer der Hauptgründe war auch für mich das meine Freundin keinerlei Reiseambitionen hatte.
Die ersten Wochen waren der absolute Horror, vor allem weil durchgesickert ist ( selbst über 15000 km ) das sie einen neuen Freund hat etc. pp allerdings ist mir nach kurzer Zeit aufgegangen wie dumm ich gewesen bin, dass ich nicht einfach die Beziehung beendet habe und mich nur an dieses Bild der Idealen Beziehung geklammert habe, dass ich über Jahre hatte. Diese Verblendung hat zu jahrelangen Kämpfen um ihre Liebe und Schmerz geführt.
Mir hat besonders geholfen, dass ich mich wieder von anderen Menschen des weiblichen Geschlechtes als attraktiv befunden wurde ;)


Natürlich ist mir bewusst, dass du schon in einer anderen Situation stehst, besonders da du bald heiraten wirst, jedoch solltest du dich fragen ob du bereit bist so viele Kompromisse einzugehen ? Jede Beziehung hat ihre Tücken und du musst dir einfach darüber im klaren seien, dass du deinen Partner nicht ändern kannst und sich seine Einstellung (!) vermutlich (!) nicht ändern wird, ebenso nicht wie seine anderen Macken.
Du musst dich also entscheiden ob du ein Leben lang damit leben kannst das er dich "einengt" oder du eher nach etwas freierem und lockeren Verhältniss suchst, denn länge einer Beziehung ist kein Maß für ihre Qualität !

Was deinen Job angeht, solltest du dir eigentlich ähnliches überlegen :

Du bist jetzt bald 27 und wenn dein Freund wirklich nicht so irre viel verdient, dann musst du dich mit dem Gedanken anfreunden, dass du vermutlich dein ganzes Leben lang noch arbeiten musst. Das würde heißen das dir noch c.a. 40 Jahre arbeit ins Haus stehen.
Es ist dir selbst überlassen diese Situation zu beurteilen, aber ich würde sagen 40 Jahre in einem Job zu arbeiten den ich hasse halte ich persönlich nicht nur für Schwachsinn, sondern auch für gefährlich, da Burn-Out in so einem Fall nicht unwahrscheinlich ist.

Mein Fazit ist also simpel : Versuch dir darüber klar zu werden was du möchtest und das geht meiner Meinung nur wenn du einfach kurze Zeit abstand von deinem normalen Leben nimmst. Beispielsweise einfach 2 Wochen "Urlaub" bei deinen Eltern oder natürlich im sonnigen Ausland, je nachdem was der Geldbeutel zulässt. Wichtig ist sicherlich in der Zeit einfach keinen Kontakt zu deinem zukünftigen Mann oder Freunden zu haben sondern einfach in dich selbst hineinzuhorchen !

Ich wünsche dir viel Glück und vor allem das du deinen Weg findest ! Ich habe auch lange gebraucht, bin mir aber inzwischen sicher das Richtige zu tun auch wenn es nicht immer leicht war :)
dieSteffi
WRF-Moderator
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Halbes Jahr im Ausland - zurück - inneres Chaos

Ungelesener Beitrag von dieSteffi »

Hallo Sommersonne!

Ganz ehrlich? Wenn Du Dich noch nicht wesentlich besser fühlst (?), würde ich mir an deiner Stelle professionelle Hilfe suchen, zum Beispiel bei einem Psychotherapeuten, um mir über meine Gefühle klar zu werden.
Ich selbst habe bereits eine Therapie gemacht, die mir unglaublich gut getan hat. Es fällt leichter mit einem fremden Menschen, einer außenstehenden Person zu sprechen, die für genau das ausgebildet ist: Menschen zu helfen mit ihren Gefühlen umzugehen und Ordnung ins Chaos zu bringen.

bunteGrüße
deineSteffi
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Tina28
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Ungelesener Beitrag von Tina28 »

Hallo,

ich kann dein Gefühlschaos nur allzu gut verstehen, und ich glaube auch, so blöd das jetzt klingt, dass es "ganz normal" ist und jeder nach einem längeren Auslandsaufenthalt diese Phase der Orientierungslosigkeit durchmacht. Man selbst verändert sich auf der Reise, aber alle anderen zu Hause bleiben gleich. Da fehlt es gegenseitig an Verständnis, und man braucht erstmal eine gewisse Zeit, um das zu überwinden. Ich hoffe, das schaffst du bald.

Einen herzlichen Gruß von Tina
MikeB
Kiebitz
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Registriert: 15 Aug 13 14:40

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Ungelesener Beitrag von MikeB »

Ich war auch ein Jahr im AUsland und kenne das Gefühl. Man braucht Zeit, sich in die neue Welt einzufinden und danach ist es genauso, wenn man wieder nach Hause kommt. Es ist alles ungewöhnlich und die Gefühle spielen verrückt. Mit der Zeit wird alles wieder und du wirst deinen Weg finden!
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